Diese Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklungshilfe der DDR in Mosambik und wird in diesem Zusammenhang näher auf das gemeinsame Entwicklungsprojekt der Schule der Freundschaft eingehen. Durch mein Referat, das ich zum Thema Entwicklungshilfe in Mosambik halten durfte, habe ich mich näher mit der Entwicklungspolitik der DDR befasst. Dabei bin ich auf das Projekt der Schule der Freundschaft gestoßen. Der Ansatz des Projektes, Kinder in einem fremden Land unter besseren Voraussetzungen auszubilden, um die Wirtschaft ihres Heimatlandes voranzubringen hat mich dabei sehr fasziniert. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, mich in dieser Hausarbeit genauer mit dem Thema zu befassen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hinführung
3. Hauptteil
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklungshilfe der DDR in Mosambik und wird in diesem Zusammenhang näher auf das gemeinsame Entwicklungsprojekt der Schule der Freundschaft eingehen. Durch mein Referat, dass ich in ihrem Seminar über die Entwicklungshilfe in Mosambik halten durfte, habe ich mich näher mit der Entwicklungspolitik der DDR befasst. Dabei bin ich auf das Projekt der Schule der Freundschaft gestoßen. Der Ansatz des Projektes, Kinder in einem fremden Land unter besseren Voraussetzungen auszubilden um die Wirtschaft ihres Heimatlandes voranzubringen hat mich dabei sehr fasziniert. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen mich in dieser Hausarbeit genauer mit dem Thema zu befassen.
Zu diesem Thema lassen sich viele interessante Fragen stellen. Was war die Schule der Freundschaft? Welche Ziele wurden mit ihr verfolgt? Wie wurde mit den Kindern umgegangen und wie haben sie sich während des Projekts gefühlt? Ist das Projekt gescheitert? Im Folgenden werde ich versuchen auf alle diese Fragen Antworten zu finden. Nachdem ich kurz auf die verwendeten Primärquellen eingehe und etwas zum aktuellen Forschungsstand sage, wird das Thema in einen historischen Kontext eingeordnet, die gestellten Fragen analysiert und schlussendlich ein Fazit abgegeben.
Als Primärquellen dient der Hausarbeit ein Vortrag von Sergio Clemente Taero, einem ehemaligen Schüler der Schule der Freundschaft. Taero hielt den Vortrag im Februar 2004 auf der Tagung „Freundschaftsbande und Beziehungskisten“ anlässlich des 25. Jahrestages der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags zwischen Mosambik und der DDR.[1]
Mittlerweile gibt es zur DDR-Entwicklungspolitik einige Werke, jedoch sollte bei der Bearbeitung dieses Themas darauf geachtet werden, dass man die wenigen Quellen, die vorhanden sind, mit Vorsicht benutzen sollte da es sich zumeist um östliche Quellen handelt, welche nicht aus neutraler Sichtweise über Dinge berichten.[2] Speziell zur Aufarbeitung der Geschichte der Schule der Freundschaft dagegen gibt es „nur wenige Ansätze.“[3]
2. Hinführung
Im Zuge der Aufteilung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg von den Kolonialmächten in Ost und West, entwickelte sich der kalte Krieg[4]. Die BRD gehörte dem Westmächten an und die DDR dem Ostblock, sie war sozusagen „eine Geburt von zwei Eltern mit zwei Geburtsorten, Berlin und Moskau“[5]. Dies führte dazu, dass die politische Ausrichtung der DDR stark von der UdSSR und dem Kommunismus beeinflusst wurde. So kam es, dass die DDR zu einem Vorreiter Land des Sozialismus wurde. Die DDR machte also eine komplizierte Phase durch, auch weil es galt die Spuren, die der Faschismus hinterlassen hatte, zu beseitigen[6]. Zu einem der Ziele der DDR wurde es, mithilfe ihrer Außenpolitik den Sozialismus zu verbreiten und gute Voraussetzungen für ihn zu schaffen.[7] Schon in den 60er Jahren entstanden dann die ersten Beziehungen zu afrikanischen Staaten, die geprägt waren durch die gemeinsame Abneigung gegenüber des westlichen Gesellschaftssystems, des Rassismus und des Kolonialismus. Außerdem wollte die Führung der DDR durch ihre Außenpolitik ihr internationales Ansehen steigern. Die DDR selbst bezeichnete ihre Außenpolitik als sozialistische Hilfe, damit wollte sie sich von den imperialistischen Ländern abgrenzen. Die Entwicklung der Beziehung zu Mosambik wurde während des Befreiungskampfes Mosambiks(1962- 1975) dann immer komplexer und verfestigte sich schließlich 1975, als Mosambik unter der Führung der Freilimo[8] Kolonialfreiheit erlangte und somit völkerrechtlich anerkannt wurde. Als Ausgangspunkt der Beziehung galt die antiimperialistische Solidarität der beiden Länder. Außerdem sah Mosambik im Sozialismus den richtigen Weg für die Zukunft und so kam es, dass die Beziehungen nun auf politischer, wirtschaftlicher, technischer und kultureller Ebene vertieft wurden.[9] Die beiden Länder waren sich einig, dass die gemeinsamen Interessen und die solidarische Hilfe mit einem gemeinsamen Vorteil verbunden werden mussten, so kam es dann 1979 zur Schließung des Vertrages über Freundschaft und Zusammenarbeit und zu dem Programm über die langfristige wirtschaftliche Zusammenarbeit der DDR und Mosambik[10]. Das war der Startschuss für eine intensive Zusammenarbeit der beiden Länder. Diese Zusammenarbeit scheiterte jedoch aus verschiedenen Gründen. Der durch die Renamo[11] geführte Bandenkrieg destabilisierte alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und erschwerte die Durchführung gemeinsamer Projekte. Mosambik hatte gerade erst Kolonialfreiheit erlangt und war als Staat noch nicht gefestigt genug, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit zu erfüllen. Außerdem hatte die DDR eigene finanzielle Schwierigkeiten, Großprojekte wurden falsch eingeschätzt und das System des Sozialismus an sich stieß an seine Grenzen.[12] Trotzdem brachte die Zusammenarbeit der beiden Länder mehrere interessante Ansätze der Entwicklungshilfe hervor. Einer dieser Ansätze ist die Schule der Freundschaft auf die nun näher eingegangen wird.
3. Hauptteil
Zuerst werde ich aber eine Quellenkritik vornehmen. Die von mir ausgewählte Quelle ist ein Vortrag von Sergio Clemente Taero, gehalten im Februar 2004 auf der Tagung „Freundschaftsbande und Beziehungskisten“ anlässlich des 25. Jahrestages der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags zwischen Mosambik und der DDR, der vollständig in das Buch „Freundschaftsbanden und Beziehungskisten“ aufgenommen wurde. Taero ist ein ehemaliger Schüler der Schule der Freundschaft. Er wurde 1968 in Maganja da Costa (Mosambik) geboren und kam mit 13 auf die Schule der Freundschaft. Taero wird auf dem Gipfel mit vielen Informationen konfrontiert, die ihm während seiner Zeit auf der Schule der Freundschaft vorenthalten wurden. Diese Informationen sorgen dafür, dass er noch einen andere Sichtweise auf die geschehen Dinge bekommt und dafür, dass er emotional wird. Diese Emotionalität spiegelt sich auch deutlich in seinem Vortrag wieder und steigert die Glaubwürdigkeit seiner Worte[13]. Allerdings schildert die Quelle nur die subjektiven Empfindungen einer einzelnen Person in Bezug auf das Leben in und nach der Schule der Freundschaft.
Nun komme ich zum analytischen Teil meiner Hausarbeit, in dem nun zuerst auf die Fragen eingegangen wird, was die Schule der Freundschaft überhaupt war und welche Ziele sie verfolgte. Die Schule der Freundschaft in Straßfurt[14] war ein von der DDR im Rahmen der Zusammenarbeit mit Mosambik durchgeführtes bildungspolitisches Projekt, bei dem ca.900 Kinder, 200 Mädchen und 700 Jungen, aus Mosambik beschult worden sind.[15] Die Gründung der Schule wurde am 14.01.1981 beschlossen, als das Sekretariat des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands dem Plan zustimmte. Bereits im Juli 1982 wurde der Bau der Schule abgeschlossen und die ersten Schüler, zwischen 12 und 14 Jahre alt, konnten mit ihrer Schulausbildung beginnen.
Auswahlkriterien für die Schüler waren schulische Leistungen, der Gesundheitszustand, das Sozialverhalten und der Elternwille.[16]
Die Schüler absolvierten auf der Schule der Freundschaft eine vierjährige allgemeine Schulausbildung, mit einer anschließenden zweijährigen Berufsausbildung.[17] Die Schüler wurden sozialistische ausgebildet und sollten vor allem eine starke Bindung zur Volksrepublik Mosambik und der Freilimo bekommen.[18] Im November 1988 war die Ausbildung beendet und die Schüler kehrten nach Mosambik zurück.
Mit dem Projekt der Schule der Freundschaft wurden zwei Ziele verfolgt, zum einen die Ausbildung von Arbeitskräften, die in Mosambik in führenden Stellen beschäftigt werden sollte und zum anderen um die Ausbildung spezieller Fachkräfte für gemeinsame Projekte.[19]
Nun beginnt die Analyse von Taeros Vortrag, die die restlichen in der Einleitung formulierten Fragestellungen beantworten soll. Die ausgewählten Schüler kamen mit großen Hoffnungen auf die Schule der Freundschaft, wurden dann aber enttäuscht. So dachte Taero, er würde an einem Projekt teilnehmen, auf das „die ganze Welt“[20] schaut. Während des Projekts wurden die Schüler immer wieder im Unklaren über ihre Situation gelassen, z.B. darüber, dass das Projekt viel Geld benötigte und die Schüler einen Teil davon selbst mitfinanzieren mussten. Dadurch entstanden Unruhen auf der Schule.[21] Die Nachricht über diese Unruhen wiederrum erreichte auch schnell Mosambik und sollte die in der Zukunft geplante Reintegration der Schüler in Mosambik noch weiter erschweren. Außerdem wurde ihnen verschwiegen, dass sich schon während des Projektes abzeichnete, dass die geplante Einbindung der Schüler in Mosambik höchstwahrscheinlich nicht so wie geplant ablaufen konnte.[22] Immer wieder fällt in seinem Vortrag der Satz: „man ließ mich träumen um mich wieder fallen zu lassen“[23]. Dieser Satz zeigt wie sehr mit den Hoffnungen der Schüler gespielt wurde und wie sehr sie im Nachhinein enttäuscht wurden. Aus den bisherigen Analysen lässt sich schließen, dass die DDR mit den Schülern und der Schule wie mit eine Versuchsobjekten umgegangen ist, die Schule der Freundschaft wurde größtenteils vor der Öffentlichkeit verheimlicht, sodass das Projekt keine große Aufmerksamkeit erregen konnte. Die Aussage Taeros „Ich bin doch kein Projekt, ich bin ein Mensch!“[24] stützt diese These. Die Schicksale der einzelnen Schüler waren der DDR, so scheint es, relativ egal. Dennoch muss man auch sagen, dass Taero und die anderen Schüler während ihrer Zeit in Straßfurt auf der Schule der Freundschaft gut behandelt wurden. Sie erhielten eine gute Betreuung, hatten sicherlich einen höheren Lebensstandard als sie in Mosambik hatten und brauchten sich nicht vor einem Krieg zu fürchten. So betont Taero auch, dass die Zeit, die er auf der Schule der Freundschaft verbracht hat, eine „wunderschöne“[25] war. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht auch interessant zu erwähnen, dass soagr einige von ihnen nach Deutschland zurückgekehrt sind. Heute sind noch ca. 60 ehemalige Schüler in Deutschland lebhaft, einer von ihnen ist Taero.[26] Jedoch änderte sich das Leben nach der Schule der Freundschaft für die Schüler drastisch, denn sie wurden entsandt, ohne ausreichend auf die prekäre Situation in Mosambik vorbereitet gewesen zu sein.[27]
Als die Schüler dann nach Abschluss ihrer Ausbildung in Mosambik eintrafen, musste sie feststellen, dass es dort einige Änderungen gab und wurden mit der harten Realität konfrontiert. Die Schulabschlüsse die die Schüler auf der Schule der Freundschaft erworben haben, finden bis heute keine Anerkennung in Mosambik.[28] Das führte, wie Taero in seinem Vortrag berichtet, zu großen Problemen bei den Schülern der Freundschaft sich wieder in Mosambik zu integrieren.[29] Die Schüler kamen mit großen Hoffnungen zurück nach Mosambik, wollten die Entwicklung dort vorantreiben und wurden nun in Mosambik sogar als „Schulabbrecher“[30]
[...]
[1] In: Freundschaftsbande und Beziehungskisten, S.110-114.
[2] Vgl. Lamm, Hans-Siegfried: DDR und dritte Welt, Einführung.
[3] Scheunpflug, Anette: Die Schule der Freundschaft- ein Bildungsexperiment der DDR, S.34.
[4] Der Begriff „Kalter Krieg“ wurde im Jahre 1947 von dem amerikanischen Publizisten und Wissenschaftler Walter Lippmann geprägt, um die Beziehungen zwischen den Supermächten USA und UdSSR zu charakterisieren.
[5] Döring, Hans-Joachim: Freundschaftsbande und Beziehungskisten, S.40.
[6] Vgl. Hahn, Gerhard: Außenpolitik der DDR- für Sozialismus und Frieden, S.8.
[7] Vgl. Doernberg, Stefan: Außenpolitik der DDR, S.12.
[8] Die Frente de Libertação de Moçambique war die damals herrschende Partei in Mosambik.
[9] Vgl. Voß, Matthias: Wir haben Spuren hinterlassen!, S.19
[10] Vgl. Döring, Hans-Joachim: Freundschaftsbande und Beziehungskisten, S.47.
[11] Die Resistência Nacional Moçambicana war die Opposition zur Freilimo, sie wurde von Rhodesien gegründet und kämpfte mit Unterstützung westlicher Kräfte gegen die Freilimo.
[12] Vgl. Döring, Hans-Joachim: Freundschaftbande und Beziehungskisten, S.49.
[13] Vgl. Taero, Sergio Clemente: Ich bin ein Straßfurter!, S.110.
[14] Staßfurt ist eine Stadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.
[15] Vgl. Scheunpflug, Anette: Die Schule der Freundschaft- ein Bildungsexperiment in der DDR, S.7.
[16] Vgl. Reuter, Lutz R.: Schule der Freundschaft, S.44ff.
[17] Vgl. Reuter, Lutz R.: Schulabschlüsse der Schule der Freundschaft (DDR) und der Sekundarschulen in Mosambik im Vergleich, S.11.
[18] Vgl. Scheunpflug, Anette: Die Schule der Freundschaft- ein Bildungsexperimetn in der DDR , S.50.
[19] Vgl. Döring, Hans-Joachim: Freundschaftsbande und Beziehungskisten, S.91.
[20] Taero, Sergio Clemente: Ich bin ein Straßfurter!, S.111.
[21] Vgl. Taero, Sergio Clemente: Ich bin ein Straßfurter!, S.113.
[22] Vgl. Reuter, Lutz R.: Die Schule der Freundschaft, S.247.
[23] Taero, Sergio Clemente: Ich bin ein Straßfurter!, S.112.
[24] Taero, Sergio Clemente: Ich bin ein Straßfurter!, S.113.
[25] Taero, Sergio Clemente: Ich bin ein Straßfurter!, S.111.
[26] Vgl. Reuter, Lutz: Die Schule der Freundschaft, S.73.
[27] Vgl. Reuter, Lutz R.: Die Schule der Freundschaft, S.69.
[28] Vgl. Reuter, Lutz R.: Die Schule der Freundschaft, S.161.
[29] Vgl. Taero, Sergio Clemente: Ich bin ein Straßfurter!, S.112.
[30] Reuter, Lutz R.: Die Schule der Freundschaft, S.161.
- Citation du texte
- Bennet Eickhoff (Auteur), 2015, Die Schule der Freundschaft. Entwicklungshilfe der DDR in Mosambik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372363
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