Ein Zeichen für Fundamentalisten im allgemeinen ist unter anderem, die reaktionäre Art und Weise, wie sie gegen die Zeichen der Aufklärung und der modernen Zeit vorgehen, sodass gesagt werden kann, dass der Fundamentalismus durchaus auch durch selbstgefällige Einstellung der Aufklärung entstanden ist. Das Bild der Aufklärung, von einer Vernunftbetonten Welt, in der die Religion kaum noch bzw. keinen Platz mehr haben würde, hat durchaus religiöse Eiferer mobilisiert, die alles das, was in ihren Augen dieser neuen „religionsfreien“ Bewegung Vorschub leistet zu bekämpfen, nicht indem man sich zurückzieht, sondern indem man die eigenen Mittel der modernen Zeit nutzt, um sie zu besiegen.
Eine Besonderheit stellt dabei der jüdische Fundamentalismus dar, wenn man von „religiös- zionistischen“ Strömungen spricht. Erst durch die säkulare Bewegung des Zionismus, zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jh. konnten sich die Juden emanzipieren und begannen wieder in der Diaspora an den Gesellschaften, die sie umgaben mitzuwirken, letztendlich natürlich mit dem Ziel, einen eigenen jüdischen Staat gründen zu können. Aus dieser, der Aufklärung entstammenden Bewegung, sollte sich durch religiösen Einfluss auch bedeutende jüdische Fundamentalisten entwickeln, die bis heute im Nah-Ost- Konflikt eine bedeutende Rolle spielen. Natürlich ist ihnen ein weltlicher, säkularer Staat ebenso ein Dorn im Auge, wie anderen Fundamentalisten in der restlichen Welt auch, ohne den Zionismus allerdings, würde es sie so nicht geben. Die wichtigste und einflussreichste Gruppe unter diesen Fundamentalisten sind die „Gusch Emunim“, um die es in dieser Arbeit gehen soll. Natürlich sind sie nur eine von mehreren Gruppen, die auf radikale Weise versuchen, Einfluss auf die israelische Gesellschaft zu nehme, um aber den Rahmen der nicht zu sprengen, kann ich nicht auf alle fundamentalistischen Zweige in Israel eingehen und muss die Ultraorthodoxie völlig außen vor lassen.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Der Zionismus
2.1 Die Haskala
2.2 Theodor Herzl
3. Der religiöse Zionismus
3.1 Rav Abraham Isaac Ha-Hohen Kuk
3.2 Die Gusch Emunim
3.3 Radikalisierung und der Beginn des Terrors
3.4 Die Gusch Emunim nach 1984
4. Resümee
1. Einleidung
Ein Zeichen für Fundamentalisten im allgemeinen ist unter anderem, die reaktionäre Art und Weise, wie sie gegen die Zeichen der Aufklärung und der modernen Zeit vorgehen, sodass gesagt werden kann, dass der Fundamentalismus durchaus auch durch selbstgefällige Einstellung der Aufklärung entstanden ist. Das Bild der Aufklärung, von einer Vernunftbetonten Welt, in der die Religion kaum noch bzw. keinen Platz mehr haben würde, hat durchaus religiöse Eiferer mobilisiert, die alles das, was in ihren Augen dieser neuen „religionsfreien“ Bewegung Vorschub leistet zu bekämpfen, nicht indem man sich zurückzieht, sondern indem man die eigenen Mittel der modernen Zeit nutzt, um sie zu besiegen.
Eine Besonderheit stellt dabei der jüdische Fundamentalismus dar, wenn man von „religiös-zionistischen“ Strömungen spricht. Erst durch die säkulare Bewegung des Zionismus, zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jh. konnten sich die Juden emanzipieren und begannen wieder in der Diaspora an den Gesellschaften, die sie umgaben mitzuwirken, letztendlich natürlich mit dem Ziel, einen eigenen jüdischen Staat gründen zu können. Aus dieser, der Aufklärung entstammenden Bewegung, sollte sich durch religiösen Einfluss auch bedeutende jüdische Fundamentalisten entwickeln, die bis heute im Nah-Ost-Konflikt eine bedeutende Rolle spielen. Natürlich ist ihnen ein weltlicher, säkularer Staat ebenso ein Dorn im Auge, wie anderen Fundamentalisten in der restlichen Welt auch, ohne den Zionismus allerdings, würde es sie so nicht geben.
Die wichtigste und einflussreichste Gruppe unter diesen Fundamentalisten sind die „Gusch Emunim“, um die es in dieser Arbeit gehen soll. Natürlich sind sie nur eine von mehreren Gruppen, die auf radikale Weise versuchen, Einfluss auf die israelische Gesellschaft zu nehme, um aber den Rahmen der nicht zu sprengen, kann ich nicht auf alle fundamentalistischen Zweige in Israel eingehen und muss die Ultraorthodoxie völlig außen vor lassen.
2. Der Zionismus
Der Zionismus stellt jüdisches Gedankengut dar, das sich Ende des 19.Jh als rein säkular, politische Bewegung zu entwickeln begann. Die Grundidee dieser Bewegung war die Überzeugung, das alles, was die Juden an Repressalien, Benachteiligungen und nicht zuletzt an Verfolgung in den letzten Jahrhunderten auf dem europäischen Kontinent über sich haben ergehen lassen, nur durch Selbstbestimmung und nationale Souveränität überwunden werden konnte, also nur durch einen eigenen souveränen jüdischen Staat.
Wichtige Vertreter und geistige Vordenker dieser Bewegung waren unter anderen Leo Pinsker, welcher der Auswanderung aus dem Zarenreich Vorschub verlieh, um dem massiven russischen Repressalien zu entkommen, und ganz besonders auch Theodor Herzl, der dieser Bewegung Namen und Organisationsform gab.[1] Die 1895 erschienene Broschüre „Der Judenstaat“, war Beginn und geistige Grundlage einer Entwicklung, die 1948 zu Gründung des Staates Israel führen sollte.[2]
Im folgendem soll kurz auf diese Entwicklung eingegangen werden, da in dieser politischen Bewegung auch die Wurzeln für den religiös motivierten fundamentalistischen Zionismus liegen und die ultraorthodox Gläubigen nun einen Staat haben, den sie versuchen können, zu ihren Gunsten zu beeinflussen, auch wenn sie den Zionismus im Grunde ablehnen.
2.1 Die Haskala
Grundlage für eine Entwicklung wie sie der Zionismus durchgemacht hat, dürfte unbestritten die jüdische Aufklärung, die Haskala sein, deren ersten Ideen schon weit vor den ersten Zionistischen Gedanken im europäischen Judentum auftauchten. Neben vielen anderen neuen Denkansätzen, die sich durch die Aufklärung Bahn verschaffen konnten, tauchte nun auch im Judentum ein säkulares Staats- und Politikverständnis auf[3], Voraussetzung also für ein Vorhaben, wie es der Zionismus Ende des 19. Jh. war.
Als die herausragende Gestalt der Haskala, kann wohl ohne Zweifel Moses Mendelson benannt werden, ein Jude der sich voll und ganz der Aufklärung verpflichtet sah. Hatte noch ein Jahrhundert zuvor der jüdische Philosoph Baruch de Spinoza alles daran gegeben, ein neues Bild von Gott und so auch ein neues Verständnis des Verhältnisses zwischen Mensch und Gott zu kreieren[4], so sah sich Mendelson doch eher beauftragt die Stellung der Juden in ihrer jeweiligen Gesellschaft neu zu definieren. Der Jude nicht mehr nur als Mensch, sondern auch als Bürger, nicht mehr nur als „religiöses Wesen“, einzig und allein dem Gesetz verpflichtet, sonder auch als aufgeklärter Mitbürger, angepasst an die Bedingungen seiner Zeit.[5]
Dabei blieb Mendelson nicht bei einem rein wissenschaftlichen Diskurs, sondern er setzte sich aktiv für die Sache der Juden ein. So sorgte er für die Verbreitung der hebräischen Sprache, half verfolgten und vertrieben jüdischen Familien und versuchte die Toleranz zwischen Christen und Juden zu verbessern. Sein Ziel war es, die Juden aus der selbst gewählten Gettoisierung heraus und in die moderne Kultur hinein zu holen, um an der Gesellschaft die sie umgab, teilnehmen zu können.[6]
Sicher waren die jüdischen Aufklärer des 18. und 19. Jh. noch keine Zionisten und hatten auch kein Interesse an einem eigenen israelischen Staat, aber durch die Veränderungen, die sie versucht haben auf den Weg zu bringen, haben sie die entscheidende Grundlage geschaffen, die den Zionismus auf den Weg bringen konnten, auch wenn das durchaus heißt, das Juden bei ihrem Versuch, sich in die Gesellschaft zu integrieren, durch Antisemitismus zeitweise auch schmerzlich gescheitert sind. Das Gedankengut aber, das dem menschlichen Verstand eine hohe Stellung sicherte, dem Menschen einen freien Willen billigte und ein säkulares Bild von Staat und Politik mit sich brachte, war für den Zionismus unabdingbar.
2.2 Theodor Herzl
Theodor Herzl (1860 – 1904) war ein aufgeklärter und äußerst pragmatisch denkender Jude aus Wien. Nach anfänglichen Versuchen, die Juden seiner Zeit besser in die europäischen Gesellschaften zu integrieren, gab er diese allerdings auf, als er feststellen musste, dass der immer wieder aufkochende Antisemitismus, eine Assimilation nicht zulassen würde. Spätestens seit dem Dreyfus-Prozess in Paris und dem anschließenden Beifall der französischen Bevölkerung, während der Degradierung, war für Herzl klar, dass die Lösung der Judenfrage nur mit einem eigenen Staat der Juden herbeigeführt werden kann, da die Juden scheinbar, je mehr sie sich emanzipierten, um so bedrohlicher für die Gesellschaft erschienen, in die sie sich integrieren wollen.[7]
Für Herzl selbst stand die Religion dabei im Hintergrund. Nicht ein „jüdischer Staat“ sollte entstehen, sondern ein „Staat für Juden“, der in erster Linie für politische Souveränität sorgen sollte. Auch die Frage nach dem geographischen Ort, der Staatsgründung, stand für Herzl nicht im Vordergrund, seiner Meinung nach musste es nicht unbedingt Palästina sein. Im Vordergrund stand, dass die Gründung eines Staates gut organisiert sein müsste und nicht durch illegale und allmähliche Infiltration vorangetrieben wird. Das Israel dann tatsächlich in Palästina gegründet wurde, lag daran, dass sich Herzl mit vielen Interessengruppen auseinander setzen musste, von denen viele Israel nur in diesem „historisch jüdischem“ Gebiet sehen wollten. Ein Kompromiss also.
Er selbst erlebte es allerdings nicht mehr mit, wie das, was mit ihm begonnen wurde, dann auch Realität wurde.
[...]
[1] Vgl. Trepp S. 62
[2] Vgl. Schoeps S. 7
[3] Vgl. Küng S. 241
[4] Vgl. ebd. S. 344
[5] Vgl. ebd. S. 351
[6] Vgl. ebd. S. 351
[7] Vgl. ebd. S. 352
- Citar trabajo
- Marko Tomasini (Autor), 2004, Das Reich Daniel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37232
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