Die folgende Arbeit untersucht die Bezogenheit der Mockumentary auf den Dokumentarfilm. Die Mockumentary ist eine Schnittstelle zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Sie hat zwar die Form eines typischen Dokumentarfilms, ihr Inhalt ist jedoch rein fiktiv. Die starre Trennung der Bereiche Spielfilm und Dokumentation wird hier aufgehoben: Das Reale wird inszeniert und die Fiktion weist eine Eigenrealität auf. Das gleichzeitige Aussenden dokumentarischer und fiktionaler Signale dieser hybriden Form kann unterschiedlichen Intentionen des Filmemachers folgen. So kann die Mockumentary zum einen unterhaltend und belustigend auf den Rezipienten wirken, oder aber sie verwirrt ihn und führt ihm buchstäblich vor Augen, wie schnell er an die Grenzen seiner Medienkompetenz stößt.
„Film, das ist 24 Mal Wahrheit pro Sekunde.“ Diesen Satz ließ Jean Luc-Godard einen seiner Charaktere in seinem Film »Le Petit Soldat« (1960/1963) sagen. Einige Zeit später entgegnete ihm daraufhin der Regisseur Brian De Palma mit seiner Behauptung, die Kamera würde 24 Mal die Sekunde lügen.
Diese beiden provokativ formulierten Aussagen spiegeln den Diskurs wieder, der das Medium Film seit seiner Entstehung umgibt: Kann Film die Wirklichkeit abbilden, wiedergeben und vermitteln? Kann Film lügen? Und wie funktionieren die Mechanismen, die zum Wirklichkeitseindruck eines Films beitragen?
Das Kino entstand als Jahrmarktsattraktion. Seine Herkunft verleugnet es bis heute nicht, verspricht es uns doch nach wie vor mit großem Werbeaufwand stets Neues, unglaubliche Sensationen und noch nie Dagewesenes zu zeigen. Bei der ‚Verwirklichung’ solcher Wunder steht dem Spielfilm, durch die digitale Technik, eine breite Palette offen. Auch der Dokumentarfilm arbeitet mit Illusionen, doch verwischt er die Spuren der Manipulation geschickt. Ähnlich der Photographie besteht an ihn jedoch der Anspruch Sachverhalte objektiv, unverfälscht und glaubwürdig wiederzugeben.
Im gesellschaftlichen Diskurs werden diese Form des Wirklichkeitsbezugs und die damit zusammenhängenden Strategien und Probleme immer wieder thematisiert. So haben wir als Mitglieder einer modernen Mediengesellschaft gelernt, dass Filme „irgendwie“ immer subjektiv sind und es die Wahrheit nicht gibt. Wir glauben längst nicht mehr alles, was uns das Fernsehen präsentiert und sind, so nehmen wir an, in der Lage zwischen der Darstellung von Wirklichkeit (im Dokumentarfilm) und der Darstellung fiktiver Welten (im Spielfilm) zu unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen zur Mockumentary
- Herleitung des Begriffes und Definitionsversuch
- Abgrenzung zu anderen Film-Genres
- Medientheoretische Einbettung der Mockumentary
- Die Wirklichkeit des Films
- Bezugspunkt Dokumentarfilm
- Inszenierung von Authentizität
- Exkurs: Fälschung oder Fake?
- Strategien und Intentionen der Mockumentary
- (Pseudo-)Authentisierungsstrategien der Mockumentary
- Die „Mock-docness“ der Mockumentary
- Filmbeispiele
- Beispiel 1: DAS FEST DES HUHNES
- Beispiel 2: TOD EINES PRÄSIDENTEN
- Beispiel 3: MUXMÄUSCHENSTILL
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Mockumentary als hybrides Genre zwischen Fiktion und Dokumentation. Ziel ist es, die Beziehung der Mockumentary zum Dokumentarfilm zu analysieren und die Strategien zu beleuchten, mit denen Authentizität simuliert wird. Die Arbeit beleuchtet die medientheoretischen Grundlagen und untersucht verschiedene Beispiele, um die Bandbreite des Genres zu veranschaulichen.
- Definition und Abgrenzung der Mockumentary
- Medientheoretische Einordnung und der Umgang mit Wirklichkeit
- Strategien zur Inszenierung von Authentizität
- Analyse von Filmbeispielen und deren „Mock-docness“
- Zusammenfassende Betrachtung der Ergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Frage nach der Abbildung von Wirklichkeit im Film. Sie kontrastiert die Ansichten von Godard und De Palma und führt zur Mockumentary als Schnittstelle zwischen Fiktion und Dokumentation, die im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht wird.
Grundlagen zur Mockumentary: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Mockumentary“ und grenzt ihn von anderen Filmgenres ab. Es legt die Basis für das Verständnis des hybriden Charakters dieses Genres.
Medientheoretische Einbettung der Mockumentary: Dieser Abschnitt beleuchtet die medientheoretischen Aspekte der Mockumentary. Er analysiert den Umgang mit der Wirklichkeit im Film, den Bezugspunkt Dokumentarfilm mit seinen Ansprüchen und Erwartungen des Publikums, sowie die Strategien der Inszenierung von Authentizität. Ein Exkurs zur Fälschung und das Beispiel der Born-Affäre verdeutlichen die Komplexität des Themas.
Strategien und Intentionen der Mockumentary: Hier werden die (Pseudo-)Authentisierungsstrategien der Mockumentary detailliert analysiert. Der Begriff „Mock-docness“ wird eingeführt und in drei Grade (Parodie, Kritik, Dekonstruktion) unterteilt, welche die verschiedenen Intentionen und Wirkungsmöglichkeiten des Genres veranschaulichen.
Filmbeispiele: Dieser Teil präsentiert detaillierte Analysen von drei ausgewählten Mockumentaries („Das Fest des Huhnes“, „Tod eines Präsidenten“, „Muxmäuschen Stille“). Für jedes Beispiel werden Daten, Kurzinhalt, Sequenzprotokolle, (Pseudo-)Authentisierungsstrategien und der Grad der „Mock-docness“ untersucht und eingeordnet.
Schlüsselwörter
Mockumentary, Dokumentarfilm, Fiktion, Hybridgenre, Authentizität, Inszenierung, Medientheorie, Filmgenres, (Pseudo-)Authentisierungsstrategien, Mock-docness, Parodie, Kritik, Dekonstruktion, Filmbeispielanalyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Mockumentary-Arbeit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Mockumentary als hybrides Genre zwischen Fiktion und Dokumentation. Sie untersucht die Beziehung der Mockumentary zum Dokumentarfilm und beleuchtet die Strategien, mit denen Authentizität simuliert wird. Die Arbeit betrachtet medientheoretische Grundlagen und analysiert verschiedene Filmbeispiele, um die Bandbreite des Genres zu veranschaulichen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Abgrenzung der Mockumentary, medientheoretische Einordnung und der Umgang mit Wirklichkeit, Strategien zur Inszenierung von Authentizität, Analyse von Filmbeispielen und deren „Mock-docness“, sowie eine zusammenfassende Betrachtung der Ergebnisse. Konkret werden die Begriffe „Mock-docness“ und (Pseudo-)Authentisierungsstrategien detailliert untersucht und anhand von Beispielfilmen illustriert.
Welche Filmbeispiele werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Mockumentaries „Das Fest des Huhnes“, „Tod eines Präsidenten“ und „Muxmäuschen Stille“. Für jedes Beispiel werden Daten, Kurzinhalt, Sequenzprotokolle, (Pseudo-)Authentisierungsstrategien und der Grad der „Mock-docness“ untersucht und eingeordnet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Grundlagen der Mockumentary, ein Kapitel zur medientheoretischen Einbettung, ein Kapitel zu Strategien und Intentionen der Mockumentary, ein Kapitel mit Filmbeispielanalysen und ein Resümee. Das Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Mockumentary als Filmgenre zu definieren und zu analysieren, ihren Bezug zum Dokumentarfilm herauszuarbeiten und die Methoden der Authentizitätsinszenierung zu untersuchen. Die Analyse der Filmbeispiele soll die Bandbreite und die verschiedenen Strategien des Genres verdeutlichen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Mockumentary, Dokumentarfilm, Fiktion, Hybridgenre, Authentizität, Inszenierung, Medientheorie, Filmgenres, (Pseudo-)Authentisierungsstrategien, Mock-docness, Parodie, Kritik, Dekonstruktion, und Filmbeispielanalyse.
Wie wird Authentizität in Mockumentaries simuliert?
Die Arbeit untersucht verschiedene Strategien zur Simulation von Authentizität in Mockumentaries. Dies umfasst die Analyse von (Pseudo-)Authentisierungsstrategien und deren Beitrag zur „Mock-docness“ des jeweiligen Films. Die drei Grade der „Mock-docness“ (Parodie, Kritik, Dekonstruktion) werden dabei als wichtige Unterscheidungskriterien verwendet.
Was ist „Mock-docness“?
„Mock-docness“ beschreibt den Grad der Nähe einer Mockumentary zum Dokumentarfilm und die Art und Weise, wie die Fiktionalität inszeniert wird. Die Arbeit differenziert zwischen drei Graden von „Mock-docness“: Parodie, Kritik und Dekonstruktion.
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- Janina Pszola (Author), 2012, Schnittstelle Mockumentary. Ein hybrides Genre zwischen Fakt und Fiktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371689