Die Neurodermitis ist die häufigste allergische Erkrankung im Kleinkindalter und äußert sich in einem oft unerträglichen Juckreiz. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Krankheitsbild, den Symptomen, Merkmalen, Komplikationen und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung. Dabei wird besonders auf den Umgang mit der Neurodermitis in Bezug auf Kinder und Jugendliche eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Allgemeines
1.1 Krankheitsbild
1.2 Ursachen
1.3 Komplikationen
1.4 Behandlungsmöglichkeiten
2. Umgang mit Neurodermitis im sozialpädagogischen Umfeld
3. Wo bekomme ich Informationen und Hilfestellungen?
4. Quellenverzeichnis
4.1 Literaturquellen
4.2 Internetquellen
Handout
1. Allgemeines
1.1 Krankheitsbild
„Die häufigste allergische (atopische) Erkrankung bei Kleinkindern ist die Neurodermitis mit dem typischen, oft unerträglichen Juckreiz.“ (Hellermann 2004, S. 9) Es handelt sich dabei um eine Hautentzündung, die ihren Ursprung in erster Linie in einer Störung des Nervensystems hat. Psychische Belastungen und Stress führen unter anderem deshalb oft zu einer Verstärkung der Symptome (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 17). Meist treten die ersten Anzeichen dieser Hauterkrankung bereits bei Säuglingen auf, es kommt jedoch im Erwachsenenalter oft zur vollständigen Heilung der Krankheit (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 26).
Die Neurodermitis weist typische Unterschiede und Merkmale im Vergleich zu anderen Hautkrankheiten auf, wobei nicht alle charakteristischen Anzeichen bei einer Neurodermitikerin/einem Neurodermitiker auftreten müssen. Der Juckreiz bildet das unangenehmste Symptom dieser Erkrankung, da es dadurch für die Betroffenen zu einer Einschränkung der Lebensqualität kommt. Bei an Neurodermitis erkrankten Kindern äußert sich dies vor allem im Spiel und während des Schlafens. Durch das ständige Jucken und den damit einhergehenden Kratzbewegungen können sie sich nicht vollständig dem Spiel widmen, da sie abgelenkt sind und die Hände zur Linderung des Juckreizes benötigen. Dies beeinflusst auch das Verhalten des betroffenen Kindes erheblich und führt zu Unzufriedenheit und Anspannung. Weitere Anzeichen für Neurodermitis sind Rötungen, Schwellungen und nasse Stellen, die im Säuglingsalter vor allem im Gesicht und am Hals, sowie an den Armen und Beinen sichtbar werden. Bei Kindern sind meist sowohl die Ellbeugen und Kniekehlen, als auch der Mundbereich betroffen. Risse im Bereich der Ohrläppchen und Mundwinkel, sowie Bläschen auf Händen und Füßen sind ebenfalls typische Anzeichen der Neurodermitis. Das Auftreten einer doppelten Unterlidfalte und nach außen verdünnte Augenbrauen weisen auf eine sogenannte Atopie hin. Man versteht darunter die durch Vererbung verursachte Neurodermitis in Kombination eines hohen Allergierisikos. Die Haut einer Neurodermitikerin/eines Neurodermitikers reagiert anders auf mechanische Reize, wie zum Beispiel Kratzen, als die Haut gesunder Personen. Anstatt roter Striche sind weiße Linien auf der Haut erkennbar, weshalb man bei diesem Symptom vom ‚weißen Dermographismus‘ spricht. Die Hautveränderungen, auch Ekzeme genannt, treten schubweise auf, die in ihrer Intensität variieren (vgl. Hellermann 2004, S. 10). Weitere Merkmale der Erkrankung sind unter anderem trockene, blasse und schuppende Haut mit geringer Bräunungswahrscheinlichkeit, Schatten unter den Augen, Nahrungsmittel-, Woll- und Umweltunverträglichkeiten, Augenerkrankungen und ein erhöhtes Risiko in Bezug auf Hautinfektionen (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 34f).
Die Haut betroffener Kinder weist am Beginn eines Schubes meist entzündete und aufgrund des Kratzens verletzte Rötungen auf. In Folge dessen kommt es zur Bildung von Knötchen und Bläschen. Durch das darauffolgende Platzen der Bläschen entstehen nasse Stellen, die dann verkrusten (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 27). Dadurch ist die Haut weniger elastisch und es kann zu Schmerzen bei diversen Bewegungen kommen (vgl. Hellermann 2004, S. 11). Im nächsten Schritt stellt sich die Heilung der betroffenen Stelle ein. Sie ist wiederum von Rötungen, aber auch von Schuppen gekennzeichnet. Im Anschluss nimmt die Haut das ursprüngliche Erscheinungsbild an. Dieser Prozess kann erheblich verkürzt werden, wenn die betreffenden Hautpartien behandelt werden (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 27).
Wenn die Haut bei Säuglingen nach der Geburt gerötet und geschuppt ist, darf dies noch nicht als besorgniserregendes Anzeichen für eine Neurodermitis gewertet werden, da die Haut der Neugeborenen unmittelbar nach der Entbindung durchaus die eben genannten Symptome als natürliche Folgen der neuen Umgebung aufweisen kann. Die ersten Anzeichen der Erkrankung werden meist nach den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt bemerkbar. Neben geröteten Hautpartien im Gesicht und am Kopf, kann der sogenannte Milchschorf (gerötete und schuppende Kopfhaut) auf eine Neurodermitis hinweisen. Selbiger entsteht aufgrund des Eintrocknens nasser Stellen, die durch die Rötungen verursacht werden (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 27f). Dieser Begriff weist jedoch nicht auf eine Milchunverträglichkeit hin, sondern sieht lediglich aus wie abgestandene Milch (vgl. Hellermann 2004, S. 17).
1.2 Ursachen
Die Ursachen einer Neurodermitis können sehr vielfältig sein. Häufig hat diese Erkrankung erbliche Gründe, aber auch psychische oder soziale Faktoren, wie zum Beispiel Stress, sowie belastende Umwelteinflüsse und Nahrungsmittelallergien können die Auslöser sein (vgl. Hellermann 2004, S. 9ff). Zur Strukturierung der zahlreichen Ursachen werden dieselben in drei Teilbereiche gegliedert, nämlich die Erblichkeit, die inneren Faktoren, wie zum Beispiel Stress, sowie die äußere Faktoren, worunter man beispielsweise ungünstiges Klima versteht (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 60).
Die Vererbung erfolgt meist über einen Elternteil. Da es sich bei der Neurodermitis um einen dominanten Erbgang handelt, setzt sich die Erbanlage des dominanten Elternteils gegenüber jener des gesunden Elternteils durch. Nach diesem Prinzip müssten die Hälfte aller Kinder mit einem erkrankten Elternteil ebenfalls von der Neurodermitis betroffen sein. In der Realität kommt es allerdings nur in zwölf Prozent der Fälle zur Erkrankung, da Faktoren wie zum Beispiel die Entwicklung des Immunsystems in den ersten drei Lebensmonaten in Bezug auf den Ausbruch der Erkrankung von Bedeutung sind (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 56).
Klimatisch gesehen tritt die Neurodermitis im nationalen Umfeld vermehrt in Talregionen und luftverschmutzten Industriegebieten auf. In globaler Hinsicht begünstigen lichtarme Länder das Erkranken an Neurodermitis. Der Aufenthalt an Küsten und in Hochgebirgen, sowie radikale Klimawechsel können bei bereits Erkrankten die Symptome lindern, sowie bei gesunden Personen das Risiko zu erkranken vermindern (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 52).
Heftig umstritten ist nach wie vor die Tatsache, ob Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu den Ursachen der Neurodermitis zählen. Grundsätzlich handelt es sich bei der Erkrankung nicht um eine Nahrungsmittelallergie (vgl. Hellermann 2004, S. 65), die Realität zeigt jedoch, dass Unverträglichkeiten in Bezug auf bestimmte Nahrungsmittelgruppen sehr häufig in Kombination mit der Neurodermitis auftreten und die Symptome verschlimmern (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 53). Oft handelt es sich dabei um Lebensmittel wie Kuhmilch, Nüsse, Eier, diverse Gewürze und Kräuter, Weizen- und Sojaprodukte und einige Fischarten (vgl. Hellermann 2004, S. 65), wie zum Beispiel Karpfen (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 53). Auch auf Obstsorten, die viele Säuren enthalten, reagieren Neurodermitikerinnen/Neurodermitiker oft allergisch. Darunter fallen beispielsweise Zitrusfrüchte, Kiwis, Stachel- und Johannisbeeren, Rhabarber, sowie Fruchtsäfte und Essig. Aber auch bei Süßungsmitteln, wie Zucker, Honig oder Dicksäften und Süßigkeiten kommt es im Körper zur Bildung von Säuren, wodurch sie durchaus ein Allergierisiko bei Neurodermitiserkrankten darstellen. Ebenso Lebensmittel, die große Mengen an Histamin enthalten, wie zum Beispiel Sauerkraut, Tomaten, geräucherter Fisch, Fischkonserven und Käse, aber auch Getränke, wie Alkohol, Kaffee und schwarzer Tee können zu einem schlechteren Hautbild bei an Neurodermitis erkrankten Personen führen (vgl. Hellermann 2004, S. 65).
Einen weiteren Auslöser für die Neurodermitis bildet die neurovegetative Störung, worunter man das gegenteilige Verhalten der Blutgefäße versteht. Die Haut reagiert bei Neurodermitikerinnen/Neurodermitikern anders auf bestimmte Reize als jene gesunder Personen. Diese Störung wird diagnostiziert, indem die Rachenwand mit einem Holzspatel berührt wird. Wenn der Würgereiz ausbleibt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Neurodermitiserkrankung relativ hoch (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 61).
Auch ein erhöhter IgE-Serumspiegel kann ein Hinweis auf Neurodermitis sein, da achtzig Prozent der Neurodermitikerinnen/Neurodermitiker davon betroffen sind. Es handelt sich hierbei um Substanzen aus der Mastzelle, die aufgrund von für den jeweiligen Organismus negativen Umwelteinflüssen austreten und in weiterer Folge Juckreiz und Entzündungen auf der Haut freisetzen. Ein Allergietest (RAST-Verfahren) kann auf eine Allergie dahingehend hinweisen (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 62).
Die Neurodermitis steht in engem Zusammenhang mit der Psyche der Betroffenen/des Betroffenen. Negative Einflüsse, wie Ärger, große psychische Belastungen und Misserfolge können das Hautbild stark beeinflussen und zu einer ungünstigen Entwicklung des Ekzems führen. Es besteht laut einiger Ärztinnen/Ärzte und Psychologinnen/Psychologen auch die Möglichkeit, dass ein gestörtes Mutter-Kind-Verhältnis die Krankheit auslösen kann. Jedoch gibt es dahingehend keine wissenschaftlichen Beweise, da dieser mögliche Zusammenhang nicht messbar ist. Außerdem zeigt die Realität, dass die Eltern von Kindern, die an Neurodermitis erkrankt sind, ihr Kind sehr umsichtig versorgen und ihm viel Liebe, Aufmerksamkeit und Verständnis entgegenbringen. Gegenteiliges entspricht klar der Ausnahme (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 65).
Die in den vorangegangenen Abschnitten behandelten Ursachen sind als Beispiele zu betrachten, da die Auslöser dieser Erkrankung sehr vielseitig sind und den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden. Selbiges gilt auch für nachfolgendes Kapitel.
1.3 Komplikationen
Komplikationen können in jedem Alter der Erkrankten/des Erkrankten auftreten. Meist handelt es sich dabei um individuelle Eigenheiten des Immunsystems. Die Haut einer Neurodermitikerin/eines Neurodermitikers ist aufgrund der Entzündungen der perfekte Nährboden diverser Bakterien, Viren und Pilze. Die Vermehrung derselben wird dadurch begünstigt, was eine ideale Voraussetzung diverser Infektionen ist (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 39).
Eine relativ häufige Komplikation die bei Neurodermitiserkrankten auftreten kann ist der Furunkel. Man versteht darunter einen entzündeten Haarfollikel (umgibt die Haarwurzel), welcher sich ausbreitet, sowie eitrig und sehr schmerzhaft ist. Im frühen Stadium ist die Behandlung des Furunkels mit Cremes und Salben möglich, wenn er jedoch bereits eingeschmolzen ist, muss durch mechanisches Öffnen der Eiter entfernt werden. Dies sollte aber unbedingt durch eine Ärztin/einen Arzt erfolgen. Furunkel im Gesicht, besonders in der Nähe der Nase und der Augen sind besonders gefährlich, da die Erreger so ins Gehirn gelangen können. Wenn zusätzlich Fieber auftritt, ist eine ambulante Behandlung notwendig. Die Furunkel können an einer Stelle auch vermehrt auftreten. In diesem Fall spricht man von einem Karbunkel (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 40f).
Die Wundrose bildet eine weitere mit der Neurodermitis einhergehende Komplikation. Aufgrund der verletzten und entzündeten Haut der Erkrankten/des Erkrankten können Streptokokken (Bakterien) in die sich in der Haut befindenden Lymphgefäße vordringen und zu schmerzhaften Rötungen führen. Bei auftretenden Symptomen wie Fieber und schnellem Temperaturanstieg, sowie heftigem, den ganzen Körper betreffenden Schüttelfrost, muss sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 41f).
In Verbindung mit Komplikationen in Bezug auf die Neurodermitis muss auch Lungenasthma und allergischer Schnupfen erwähnt werden. Neurodermitis und Asthma stehen in vielen Fällen in einem abwechselnden Verhältnis zueinander. Wenn sich die Neurodermitis in einem Stadium des Schubes befindet, kann man bei vielen Patientinnen/Patienten davon ausgehen, dass die Asthmabeschwerden nachlassen. Bei starker Atemnot weist die Haut der Betroffenen/des Betroffenen oft kaum entzündete Stellen auf. Dieses abwechselnde Verhältnis muss jedoch nicht bei jeder Betroffenen/jedem Betroffenen zutreffen. Eine Klimaveränderung ist zur Behandlung beider Erkrankungen, sowie bei allergischem Schnupfen zu empfehlen (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 44f).
Weitere Komplikationen, die bei Erkrankten auftreten können sind unter anderem Grauer Star (Trübung der Augenlinse), Pilzinfektionen, Herpes (schmerzhafte Bläschen meist auf den Lippen) und durch Viren verursachte Warzen (vgl. Harnack und Meffert 1995, S. 42ff).
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- Arbeit zitieren
- Stefanie Loibingdorfer (Autor:in), 2016, Neurodermitis. Ein medizinischer Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371265
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