„Su obra es la de un novelista inmerso de lleno únicamente en la literatura, ajeno al mundillo y a los medios de comunicación y capaz de guardar en el cajón originales que entusiasmaban a sus editores“ Rafael Chirbes wurde 1949 in Tabernas de Volldigna geboren. Er studiert an der Universität in Madrid Neuere und Neueste Geschichte und ist anschließend als Journalist tätig. Schwerpunkt seiner journalistischen Arbeit sind Reisereportagen und Kritiken. Erst im Alter von vierzig Jahren widmet Chirbes sich der Schriftstellerei und verfasst seinen ersten Roman „Mimoun“. Diesem Erstlingswerk folgen drei weitere viel gelobte Romane: „En la lucha final“, „La buena letra“ und „Los disparos del Cazador“. Sein aktuellster Roman ist „La caída de Madrid“, in dem er sich dem Spanien während der Transición widmet. Mit „La larga marcha“ verfasst Chirbes 1996 einen Roman, der sich intensiv der Auseinandersetzung mit dem Spanischen Bürgerkrieg und dessen Folgen für die Bevölkerung Spaniens auseinandersetzt. Auch in seinem Roman „La buena letra“ thematisiert er intensiv die Auswirkungen des Spanischen Bürgerkriegs auf individuelle Schicksale. Der Autor selbst gehört der Nachkriegsgeneration an, deren Eltern den Bürgerkrieg mit all seinen Schrecken miterlebt haben. Chirbes versteht es, in „La larga marcha“ fast zehn verschiedene Familienschicksale derart miteinander zu verknüpfen, dass die Erlebnisse miteinander verschwimmen und wie ein großes Schicksal der traumatischen Ereignisse während des Bürgerkrieges und der sich anschließenden Diktatur erscheinen. „La larga marcha“ gliedert sich in zwei große Teile: in „El ejército del Ebro“ führt der Autor den Leser in die Geschichte und die aktuelle Situation, Anfang der 40er Jahre, innerhalb der einzelnen Familien ein. Den zweiten Teil, „La jóven Guardia“, widmet er den Kindern, die sich alle auf die eine oder andere Weise an der Universität in Madrid treffen. In diesem Teil wird besonders der Widerstand der Studenten in den 60er Jahren gegen das Franco-Regime verdeutlicht. Im Folgenden soll anhand dreier ausgewählter Familien untersucht werden, wie Chirbes mit Hilfe kompositorischer Techniken die spanische Vergangenheit in seinem Roman verarbeitet. In der Analyse der einzelnen Figuren wird die individuelle Verarbeitung der Bürgerkriegserlebnisse mit berücksichtigt. Chirbes selbst äußert sich zum Thema der Vergangenheitsbewältigung in einem Interview folgendermaßen: [...]
Inhaltsverzeichnis:
I. Rafael Chirbes und sein Werk „La larga marcha“
II. Die Bedeutung der Komposition bei der Erzählung der Einzelschicksale in „La larga marcha“
1. Analyse der Verarbeitung der Bürgerkriegserlebnisse anhand ausgewählter Personengruppen
1.1 Die Elterngeneration im ersten Teil – El ejército del Ebro
1.1.1 Don Vincente Tabarca – La muerte civil
1.1.2 Luis Coronado
1.1.3 Gloria Seseña Giner – Emanzipation während des Bürgerkrieges?
1.2 Fortführung der Schicksale der Kindergeneration
1.2.1 Helena Tabarca – Eine junge Widerstandskämpferin
1.2.2 Luis Coronado
1.2.3 Gloria Giner – Weltoffene Studentin?
2. Die Komposition in „La larga marcha“
2.1 Phasenbildung
2.2 Handlungsstränge
2.3 Handlungsverlagerungen
2.4 Erzähleinsatz und Rückwendungen
2.5 Verknüpfungen
III. Zusammenfassung
VI. Literaturverzeichnis
I. Rafael Chirbes und sein Werk „La larga marcha“
„Su obra es la de un novelista inmerso de lleno únicamente en la literatura, ajeno al mundillo y a los medios de comunicación y capaz de guardar en el cajón originales que entusiasmaban a sus editores“[1]
Rafael Chirbes wurde 1949 in Tabernas de Volldigna geboren. Er studiert an der Universität in Madrid Neuere und Neueste Geschichte und ist anschließend als Journalist tätig. Schwerpunkt seiner journalistischen Arbeit sind Reisereportagen und Kritiken. Erst im Alter von vierzig Jahren widmet Chirbes sich der Schriftstellerei und verfasst seinen ersten Roman „Mimoun“.
Diesem Erstlingswerk folgen drei weitere viel gelobte Romane: „En la lucha final“, „La buena letra“ und „Los disparos del Cazador“. Sein aktuellster Roman ist „La caída de Madrid“, in dem er sich dem Spanien während der Transición widmet.
Mit „La larga marcha“ verfasst Chirbes 1996 einen Roman, der sich intensiv der Auseinandersetzung mit dem Spanischen Bürgerkrieg und dessen Folgen für die Bevölkerung Spaniens auseinandersetzt. Auch in seinem Roman „La buena letra“ thematisiert er intensiv die Auswirkungen des Spanischen Bürgerkriegs auf individuelle Schicksale.
Der Autor selbst gehört der Nachkriegsgeneration an, deren Eltern den Bürgerkrieg mit all seinen Schrecken miterlebt haben.
Chirbes versteht es, in „La larga marcha“ fast zehn verschiedene Familienschicksale derart miteinander zu verknüpfen, dass die Erlebnisse miteinander verschwimmen und wie ein großes Schicksal der traumatischen Ereignisse während des Bürgerkrieges und der sich anschließenden Diktatur erscheinen.
„La larga marcha“ gliedert sich in zwei große Teile: in „El ejército del Ebro“ führt der Autor den Leser in die Geschichte und die aktuelle Situation, Anfang der 40er Jahre, innerhalb der einzelnen Familien ein.
Den zweiten Teil, „La jóven Guardia“, widmet er den Kindern, die sich alle auf die eine oder andere Weise an der Universität in Madrid treffen.
In diesem Teil wird besonders der Widerstand der Studenten in den 60er Jahren gegen das Franco-Regime verdeutlicht.
Im Folgenden soll anhand dreier ausgewählter Familien untersucht werden, wie Chirbes mit Hilfe kompositorischer Techniken die spanische Vergangenheit in seinem Roman verarbeitet.
In der Analyse der einzelnen Figuren wird die individuelle Verarbeitung der Bürgerkriegserlebnisse mit berücksichtigt.
Chirbes selbst äußert sich zum Thema der Vergangenheitsbewältigung in einem Interview folgendermaßen:
„Mis novelas no son tratados filosóficos ni políticos. Intento desmontar mis argumentos. No me interesa discutir ideológicamente. Hablo de lo que conozco, de lo que me preocupa, e intento que eso se convierta en un mundo”[2]
Inwieweit dies für sein Werk „La larga marcha“ zutrifft, soll in der Zusammenfassung abschließend beantwortet werden.
II. Die Bedeutung der Komposition bei der Erzählung der Einzelschicksale in „La larga marcha
Oft genug wird Chirbes´ „La larga marcha“ als eine bewundernswerte Komposition von Einzelschicksalen bezeichnet[3].
Aber wie ordnet Chirbes die Schicksale in seinem Werk an, welche Bedeutung hat die Aneinanderreihung der Darstellung der einzelnen Figuren?
Um zu untersuchen, welche Techniken der Komposition Chirbes anwendet, sollen vorab ausgewählten Familien und deren Erlebnisse während und nach dem Bürgerkrieg näher analysiert werden.
Aufbauend auf den Erlebnissen und Erfahrungen der Eltern werden die Schicksale der Kinder während der franquistischen Diktatur dargestellt.
Dabei soll zudem der Aspekt der individuellen Vergangenheitsbewältigung kurz angesprochen werden.
1. Analyse der Verarbeitung der Bürgerkriegserlebnisse anhand ausgewählter Personengruppen
Der Bürgerkrieg hat besonders die Elterngeneration, die im ersten Teil des Romans, „El ejército del Ebro“, dargestellt wird beeinflusst und ihr weiteres Leben nachhaltig geprägt. Ihnen entgeht die Möglichkeit, ihre Zukunft nach dem Bürgerkrieg so zu gestalten, wie sie es sich vorstellen.
Deshalb versuchen sie ihren Kindern, die den Bürgerkrieg zwar nicht mehr selbst miterlebt haben, aber mit seinen Folgen konfrontiert werden, ein „besseres“ Leben zu ermöglichen.
Der Roman spiegelt die Ereignisse innerhalb der Familien von Anfang der 40er bis Ende der der 60er Jahre wieder.
Eigentlicher Schwerpunkt der Handlungszeit ist somit nicht der Bürgerkrieg selbst, sondern die Folgejahre nach dem Sieg Francos. Zudem spiegelt die Schlussphase des Romans die studentischen Revolutionsbewegungen zum Ende der 60er Jahre in Madrid wieder.
Interessant dabei ist zu beobachten, dass Rafael Chirbes in seinem Roman keine Typologisierung verschiedener Bevölkerungsschichten vornimmt.
Vielmehr versteht er es, die Gemeinsamkeiten der Charaktere und deren Einzelschicksale, sowie deren politische und ideologische Gesinnung, dem Leser näher zu bringen.
1.1 Die Elterngeneration im ersten Teil – “El ejército del Ebro ”
Die drei Familien, die im Folgenden analysiert werden, stellen einen Querschnitt der spanischen Bevölkerung dar.
Es finden sich darunter sowohl ein ehemals angesehener Arzt, ein einfacher Zigarettenverkäufer und Tagelöhner als auch eine „moderne“ junge Frau aus gutem Hause.
Zudem spiegeln die angeführten Figuren die unterschiedlichen politischen Einstellungen der Bevölkerung wieder. Interessant dabei ist der verschiedenartige Umgang mit den Erlebnissen des Bürgerkrieges.
Dieser differenzierte Prozess der Vergangenheitsbewältigung ist für jeden einzelnen Charakter prägend.
Gemeinsam ist allen Charakteren, dass sie gesteigerten Wert auf die Wahrung des äußeren Scheins legen. Unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Lebensstandard vor dem Bürgerkrieg, den Erlebnisse während des Krieges und ihrer politischen Gesinnung, verstehen sie es, sich nach außen nicht ihrem Schicksal hinzugeben. Innerlich resigniert und desillusioniert, versuchen sie dies vor ihrer Umwelt zu verstecken.
Erst die Generation der Kinder unternimmt den Versuch, sich gegen dieses Verhalten aufzulehnen.
1.1.1 Don Vincente Tabarca – La muerte civil
“Vivir para dejar de ser uno mismo.”[4]
Mit diesen Worten beschreibt Don Vincente Tabarca sein Schicksal nach Beendigung des Bürgerkrieges. Sein bisheriges Leben als einer der jüngsten und begabtesten Chirurgen in Madrid findet durch den Bürgerkrieg ein jähes Ende.
Er empfindet seine Degradierung zum einfachen Praktiker mit nur wenigen Patienten schlimmer als den Tod. Seine Situation bezeichnet er als „muerte civil“.
Don Vincente hat fünf Jahre im Gefängnis verbracht und ist als Gegner des Regimes bei der Guardia civil und dem Geheimdienst bekannt[5]. Seine Überzeugungen und Ideale, für die er leidenschaftlich eingestanden ist, sind ihm nach dem Krieg abhanden gekommen.
Er durchlebt, wie er sich selbst eingesteht einen Identitätsverlust[6]. Dieser zeigt sich auch in der Auseinandersetzung mit seiner Tochter Helena. Er verleugnet seine Ideale um sie zu schützen. In dieser Situation wird er sich und seinem früheren Leben untreu.
Don Vincente ist mit Luisa Montalbán verheiratet und hat mit ihr zwei Töchter.
Seine Frau muss in einer Schneiderei arbeiten, um der Familie ein Lebensminimum ermöglichen zu können, da die wenigen Patienten, die zu Don Vincente kommen, nicht ausreichen, um seine Frau und seine Töchter zu ernähren[7]. Zudem behandelt Don Vincente fast alle seiner wenigen Patienten kostenlos oder gegen Ratenzahlungen. In seinem Verhalten gegenüber seinen Patienten spiegelt sich Don Vincentes ausgeprägtes soziales Engagement wieder. Er behandelt bedürftige und verarmte Personen, die sich einen Besuch in einer „offiziellen“ Arztpraxis nicht leisten können. Seine Hilfsbereitschaft richtet sich aber insbesondere an Menschen aus der unteren Gesellschaftsschicht, die wie er unter der Grausamkeit des Bürgerkrieges und seinen Folgen zu leiden haben.
Eine zusätzliche Demütigung sieht er eben darin, dass er alleine die Familie nicht zu ernähren vermag. Dies bestärkt ihn zusätzlich in seiner republikanischen und somit regimefeindlichen Einstellung.
Der ehemals hoch angesehene Mediziner träumt in seiner unfreiwillig freien Zeit davon, wieder als praktizierender Chirurg tätig zu sein, wissenschaftlich zu arbeiten und sich mit Kollegen aus aller Welt auszutauschen.
Die vielen freien Stunden verbringt er mit der Lektüre der Werke Calderóns, Dostojewskis, Tolstois und Cervantes´. Er fürchtet sich vor seiner eigenen Zukunft als verarmter alternder Mann. Besonders aber plagt ihn die Nagst um die Zukunft seiner Töchter, insbesondere um das Leben von Helena.[8]
Diese Zukunftsangst resultiert dem Anschein nach auch aus dem erlittenen Identitätsverlust, der ihm seine geistige Lebensgrundlage genommen hat.
Seine tiefe Rachsucht gegenüber dem Regime wird deutlich, als er den Namen seiner zweiten Tochter, Helena, begründet: Sie soll als „mano impuesta“[9] an seiner Stelle fungieren.
Helena, deren Name er der griechischen Mythologie entnommen hat und zudem auf die im Spanischen ungebräuchliche Schreibweise beharrt, soll das Schicksal ihres Vaters rächen.
Don Vincente Tabarca verschweigt seinen Groll und seine Trauer über die Ereignisse nicht vor seiner Familie.
In seinen Auseinandersetzungen mit Helena, die als Studentin in einer revolutionären Gruppe an der Universität aktiv ist, wird deutlich, wie sehr er eigentlich ihr Engagement befürwortet, gleichzeitig aber aufgrund seiner Vergangenheit um die Gefahren, denen seine Tochter sich aussetzt weiß[10].
Dennoch begibt auch er sich in riskante Situationen. So zu Beispiel, als er eine der ersten illegalen Abtreibungen in seiner Praxis vornimmt.
[...]
[1] http://www.babab.com/no11/rafael_chirbes.htm, Abrufdatum: 12.01.2004.
[2] In: http://www.literonauta.com/recort/chirbes.html, Abrufdatum: 14.01.2003.
[3] Vgl.: http://www.litart.ch/rezensionen/chirbmarsch.htm, Abrufdatum: 12.01.2003.
[4] In: Chirbes, Rafael: La larga marcha, S. 91.
[5] Vgl.: ebda., S. 44.
[6] Vgl.: ebda., S. 91.
[7] Vgl.: ebda., S. 43.
[8] Vgl.: Chirbes, Rafael: La larga marcha, S. 48.
[9] Vgl.: ebda., S. 51.
[10] Vgl.: ebda., S. 277.
- Citar trabajo
- Dr. Maria Dorn (Autor), 2003, La larga marcha, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37077
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