Eine Zusammenfassung der Kapitel 1-3 und 5 des ersten Buches der Nikomachischen Ethik des Aristoteles.
Warum handelt der Mensch so, wie er es tut, und was will er damit überhaupt erreichen? Eine Frage, die sich schon viele Menschen jeglicher Epochen gestellt haben und es auch in der Gegenwart noch tun. Aristoteles beschäftigte sich bereits in der Antike mit der Frage nach den Gründen des menschlichen Handelns. Damals, wie heute ist es das Glück, das der Mensch in all seinem Tun sucht und das ihn antreibt. Was aber ist Glück eigentlich und wie kann man es bekommen, bzw. glücklich werden? Aristoteles schrieb seine Thesen dazu in der Nikomachischen Ethik nieder, deren Beginn im folgenden doxographischen Text wiedergeben wird.
Über die aristotelischen Ziele und das Glück des Menschen
Warum handelt der Mensch so, wie er es tut, und was will er damit überhaupt erreichen? Eine Frage, die sich schon viele Menschen jeglicher Epochen gestellt haben und es auch in der Gegenwart noch tun. Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) beschäftigte sich bereits in der Antike mit der Frage nach den Gründen des menschlichen Handelns. Der Mensch handelt, weil er Ziele hat, die er sich anhand der ihm gegebenen Möglichkeiten setzt. Mit jeder Handlung soll etwas erreicht werden, das einen gewissen Nutzen bringt, bestenfalls aber zusätzlich etwas im Menschen bewirkt, das ihm ein gutes Gefühl gibt. Damals, wie heute ist es das Glück, das der Mensch in all seinem Tun sucht und das ihn antreibt. Was aber ist Glück eigentlich und wie kann man es bekommen, bzw. glücklich werden? Aristoteles schrieb seine Thesen dazu in der Nikomachischen Ethik nieder, deren Beginn im folgenden doxographischen Text wiedergeben wird. Sie wird als teleologische Ethik (abgeleitet von Teleologie – wörtlich: Lehre der Ziele) bezeichnet, da ihre Grundlage die Ausrichtung auf ein bestimmtes Ziel (telos) ist; diese Bezeichnung ist jedoch nicht auf Aristoteles zurückzuführen, sondern eine allgemein philosophische. Es ist eine sogenannte esoterische Schrift, die für den Gebrauch innerhalb (eso) der Schule und nicht zur Veröffentlichung der breiten Masse vorgesehen war; letztere Schriften werden als exoterisch (abgeleitet von exo – außerhalb) bezeichnet. Anfangend mit der aristotelischen Lehre von den Zielen des Menschen, werden danach die Merkmale der Glückseligkeit und die verschieden Auffassungen des Glücks anhand exemplarischer Lebensformen (bioi) beschrieben. Letzteres bildet zugleich den Anfang der Suche nach der Glückseligkeit.
„Jede Kunst und jeder Lehre, ebenso jede Handlung und jeder Entschluss scheint irgendein Gut zu erstreben.“ (N.E. I.1, 1094a 1-2). Dies ist der Eröffnungssatz der Schrift, der auf den ihr grundlegenden Ansatz der Teleologie hinweist. Dabei ist das Wort „Gut“ (N.E. I.1, 1094a 2) in diesem Zusammenhang als moralisch unterbewertetes Ziel einer Tätigkeit zu verstehen, auf das ein Mensch mit der Ausübung dieser Tätigkeit abzielt. Als solches wird dieses angestrebte Ziel nun „mit Recht das Gute“ (N.E. I.1, 1094a 3) genannt; kurz gesagt ist es generell gut ein Ziel zu haben, das verfolgt werden kann, dessen moralische Bewertung an sich aber außen vor bleibt. In diesen „Zielen“ (N.E. I.1, 1094a 4) zeigen sich jedoch eine hierarchische Ordnung und ein Unterschied.
Die Hierarchie der Ziele ist ein Resultat ihrer Vielfalt, die sich wiederum aus der Vielzahl der „Handlungen, Künste und Wissenschaften“ (N.E. I.1, 1094a 7-8), also dem großen Repertoire an möglichen Tätigkeiten ergibt. Das Ziel der „Sattlerei“ (N.E. I.1, 1094a 12) beispielsweise ist die Herstellung eines Sattels, dabei ist die Kunst der Sattlerei selbst jedoch der sie und andere Künste - zum Beispiel das Schmiedehandwerk, die Pferdezucht und -haltung - leitenden „Reitkunst“ (N.E. I.1, 1094a 12) untergeordnet. Der Grund dieser Unterordnung ist in den Zielen der Reitkunst begründet, da zu deren Erreichen die Sattlerei sozusagen als Werkzeug dient; so dienen Instrumentenbauer, Instrumentalist und Komponist in einem anderen Beispiel der Musikkunst. Da „das Streben […] leer und sinnlos“ (N.E. I.1, 1094a 23-24) ist, wenn man eine Tätigkeit ausübt, um damit das Ziel einer übergeordneten Tätigkeit zu erreichen, tritt an dieser Stelle ein Regressverbot in Kraft, welches einen unendliches Fortschreiten und einen endlosen Kreislauf des Strebens unterbindet, damit die Reihe der Ziele und gleichzeitig die Hierarchie abgeschlossen werden können. Daher muss es also etwas geben, das sich an der Spitze dieser Hierarchie der Ziele befindet, ein Ziel allen Handelns überhaupt - das oberste aller Ziele, das an der Spitze der Zielhierarchie steht und welches „das Beste“ (N.E. I.1, 1094a 24) ist. Der Unterschied liegt in der Art der Ziele selbst. Diese können zum einen die bloßen „Tätigkeiten“ (N.E. I.1, 1094a 5), zum anderen „bestimmte Werke“ (N.E. I.1, 1094a 5) außerhalb der ausgeführten Tätigkeit sein, wie beispielsweise ein handwerklich erstelltes Produkt. Dieses Produkt – wenn es das vorrangige Ziel der ausgeübten Tätigkeit ist – ist jedoch besser zu bewerten, als die dazu führende Tätigkeit (vgl. N.E. I.1, 1094a 7). Bei diesen Zielen ist die Handlung also nur ein Mittel zum Zwecke der Herstellung oder Produktion, die auf ein materielles Resultat hinausläuft.
Zum anderen kann aber auch die Tätigkeit selbst das Ziel einer Handlung sein, die dadurch zum reinen Selbstzweck wird. Kurz, die Fertigstellung eines Musikinstrumentes ist dem Instrumentenbauer ein höheres Ziel, als die Tätigkeit dessen Fertigung, wohingegen dem Instrumentalisten, der dieses Instrument spielt, die Tätigkeit des reinen Musizierens das vorrangige und daher bessere Ziel ist. Es ist jedoch zusätzlich auch eine Art Mischziel aus beidem möglich, bei denen die Handlung Mittel und zugleich Zweck ist. So kann zum Beispiel das Klavierspiel eines Musikers anfangs ein Mittel zum Komponieren eines Stückes, danach aber der Zweck, welcher in der Darbietung des Stückes, also dem Klavierspiel selbst liegt.
Das gesuchte „vollkommen Gute scheint aber ein Endziel (teleion) zu sein“ (N.E. I.5, 1097a 30-31). Vollkommen bedeutet, dass es „um seiner selbst willen“ (N.E. I.5, 1097a 34) erstrebt und „niemals um eines andern willen“ (N.E. I.5, 1097a 35f.) gesucht wird. Es bezweckt sich also selbst, indem es die Handlung selbst zum Ziel hat. Da diese Teleologie sich auf das generelle Streben bezieht, ist dieses Endziel des Handelns auch in jedem Menschen verankert - ihm also intrinsisch - und kann daher auch nicht verloren werden.
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- Citar trabajo
- Bennet Ludwig (Autor), 2013, Über die Ziele und das Glück des Menschen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370570