Titus Flavius Domitianus, Sohn des vergöttlichten Vespasian, geboren am 24. Oktober 51 n. Chr. und mit Hilfe seiner Frau Domitia Longina und anderen Verschwörern ermordet am 18. September 96 n. Chr. und anschließender „damnatio memoriae“, war der letzte und am meist umstrittenste der drei flavischen Kaiser. Er wuchs im Gegensatz zu Titus, seinem Bruder und kaiserlich- dynastischem Vorgänger, in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach den Unruhen des Vierkaiserjahres (69 n. Chr.) ließ sich sein Vater zum Kaiser akklamarieren und wurde somit als potentieller Thronerbe wenig später auch an den kaiserlichen Hof geholt. Dort folgte nach dem Tod des Vaters und dem kurzen kaiserlichen Intermezzo des Bruders seine eigene imperatorische Akklamation durch die Prätorianer am 13. September 81 n. Chr. Ein Tag später wird dies auch durch den Senat mittels Übertragung des Augustustitels bestätigt und durch die Annahme weiterer Titel in scheinbar normale Bahnen gelenkt.
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Inhalt
I. EINLEITUNG
II. HAUPTTEIL
II. 1. Antike Autoren
1.1 Statius „Silvae“
1.2 Martial „Epigramme“
1.3 Sueton „Kaiserbiographien“
1.4 Tacitus „Agricola“
2. Moderne Autoren
2.1 Betrachtungen von Christ, K.; Jacques, F./ Scheid, J.; Scarre, C.; Witschel, C.; u.a
III. SCHLUSSBETRACHTUNG
IV. BIBLIOGRAPHIE
I. EINLEITUNG
Titus Flavius Domitianus, Sohn des vergöttlichten Vespasian, geboren am 24. Oktober 51 n. Chr. und mit Hilfe seiner Frau Domitia Longina und anderen Verschwörern ermordet am 18. September 96 n. Chr. und anschließender „damnatio memoriae“, war der letzte und am meist umstrittenste der drei flavischen Kaiser. Er wuchs im Gegensatz zu Titus, seinem Bruder und kaiserlich- dynastischem Vorgänger, in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach den Unruhen des Vierkaiserjahres (69 n. Chr.) ließ sich sein Vater zum Kaiser akklamarieren und wurde somit als potentieller Thronerbe wenig später auch an den kaiserlichen Hof geholt. Dort folgte nach dem Tod des Vaters und dem kurzen kaiserlichen Intermezzo des Bruders seine eigene imperatorische Akklamation durch die Prätorianer am 13. September 81 n. Chr. Ein Tag später wird dies auch durch den Senat mittels Übertragung des Augustustitels bestätigt und durch die Annahme weiterer Titel in scheinbar normale Bahnen gelenkt.
Aufgrund der relativ friedlichen Zeit seit dem Ende des Bürgerkrieges, gab es für Domitian nur wenig Möglichkeiten sich als guter Herrscher zu profilieren. So ist festzuhalten, dass bis auf Feldzüge in Germanien, Pannonien und der Niederschlagung des Saturniusaufstandes (89 n. Chr.) ihm außenpolitisch nur minimale Erfolge gelangen. Innenpolitisch hingegen sind die „ludi saeculares“ (Juni 88 n. Chr.), Wiedereinschärfung diverser alten Gesetze, Schaffung neuer Gesetze zur Verbesserung der Sitten, sowie eine Reihe von Restaurationen zerstörter Bauwerken einerseits und eine Vielzahl an prunkvollen Neubauten andererseits, zu nennen.
Domitians machtpolitischen Aspekten ist anzumerken, dass Autoren – antiker und moderner Prägung – zwei Zeitepochen untergliedern würden, nämlich die ersten Jahre seine Herrschaft und die Zeit der Schreckensherrschaft (93 n. Chr.), die ihre Ursache zu größtem Teil in finanziellen Engpässen, entstanden durch verschwenderische Ausgaben in Bauprojekten, durch Erhöhung des Soldes der römischen Soldaten – was dennoch ein wichtiger Machtfaktor der domitianischen Herrschaft darstellte –, den ausschweifenden Spielen in und außerhalb des Amphitheaters und nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Spenden ans Volk, hatten.
Die Quellenlage zu diesen beiden Untergliederungen sind diametral. Antike Autoren sehen zwar auch die positiven Aspekte der Anfangszeit, kommen jedoch nach Betrachtung der folgenden Jahren zu einem verheerendem Urteil, indem das Positive berücksichtigt, aber durch ausführliche deskriptiv- subjektive Eindrücke an den Rand gedrückt wird.
Dem gegenüber sehen moderne Autoren die Situation der domitianischen Herrschaft sachlich nüchterner. Dies geschieht durch Einbeziehung verschiedenster Faktoren, die darauf abzielen, nicht wie in der antiken Sichtweise, den Princeps und seine Handlungen mehr oder weniger alleine zu betrachten, sondern ihn zeitgeschichtlich einzuordnen und dabei nicht alleine seine negativen Seiten über zu betonen. Denn aller Geringschätzung seines menschenunwürdigen- autokratischem Handelns und der angeblichen Selbstbezeichnung als „dominus et deus“ soweit überliefert zum Trotz, ist den modernen Autoren anzumerken, dass diese ihn nicht a priori auf die Stufe eines Neros oder Caligulas stellen, sondern ihn mit all seinen Facetten betrachten.
Paradigmatisch hierfür kommt Scarre zum Schluss, dass Domitian den Nachteil hatte der Letzte seiner Dynastie zu sein und den Senat, wenn auch nur pro forma, in seinen Entscheidungen nicht mit einzubeziehen. Resultierend hieraus ist nur allzu verständlich, dass die öffentliche – geschriebene und verbale – Meinung über den Princeps, geprägt durch eben diese Senatoren, nicht allzu gut ausfallen konnte.
Dem hinzufügend möchte ich anmerken, dass bis auf Tacitus, Statius, Martial und Sueton, deren Werk und Bewertung durch moderne Forscher von mir dargestellt werden, nicht dem Senatorenstand angehörten, sondern – zumindest die beiden erstgenannten – der zweiten Quellengruppe der Dichter mit Abhängigkeit zum senatorischen- oder kaiserlichen Stand zu zuordnen sind. Sueton ist hierbei als Biograph ritterlicher Herkunft zu sehen und gehört somit zur dritten Quellengruppe der Biographen. Als letzte Gruppe sind Schriftsteller aus der provinzialen Aristokratie zu sehen, welche aufgrund ihrer räumlichen Entfernung zum Princeps, in dieser Arbeit nicht exemplarisch vertreten sind.
Dabei verweise ich darauf, dass die Auswahl der antiken Autoren keine Perspektive bevorzugen soll, sondern vielmehr Ausdruck einer unterschiedlichen Darstellung des domitianischen Herrscherbildes nahe kommen soll. Entscheidend für die von mir gewählte Reihenfolge ist die räumliche und persönliche Nähe der antiken Autoren zu Domitian.
Statius und Martial sind als Hofdichter der flavischen Epoche zwar nicht zu beneiden, dennoch sehr aussagekräftig von unmittelbaren Eindrücken – unabhängig von deren objektiven Wert – des Princeps im Speziellen. Sueton ist als Biograph vieler Kaiser unverzichtbar für eine Arbeit, die Domitian als Behandlungsgrundlage hat, doch aufgrund der Veröffentlichung nach dessen Tod nur an dritter Stelle betrachtet wird. Dem gegenüber Tacitus den Abschluss bildet, da er als Senator und Herausgeber seiner Werke, wartend auf die nachdomitianische Zeit, ebenso wie Sueton nachbetrachtend wirkt.
Diese Arbeit hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dies unterstreichend ist die Auswahl der modernen Autoren eine rein Zufällige und besitzt keinerlei Intension der Bevorzugung irgendeiner speziell kritischen oder anderweitigen Darstellung Domitians.
Schwerpunkt stellt hierbei den bereits im Titel genannten Versuchansatz der Rehabilitierung Domitians mittels der Provinzialverwaltung und Moralgesetzgebung.
II. HAUPTTEIL
II. 1. Antike Autoren
1.1 Statius „Silvae“
Publius Papinius Statius ist als Hofdichter Domitians allseits anerkannt und darüber hinaus zeigt sein Werk „Silvae“ ein Spiegelbild der charakteristischen Ideen des Kaiserkultes, jedoch ist nicht zu verkennen, dass das Werk stark opportunistische Züge enthält und der Autor dies auch zum größten Teil nicht verbarg.[1]
Doch ist es modernen Forschungsarbeiten zu verdanken, dass Helm ihm ein Funken Maß an Würde zugesteht und ihn zu den achtbarsten Dichtern des ersten Jahrhunderts zählt.1 Dem bestätigend bescheinigt auch Scott, seine [Statius'] Schmeicheleien seien nicht vergleichbar mit der übertriebenen Art eines Martial oder Quintilian.1 So vermutet Garthwaite, dass Statius ebenso wie Martial nicht angenommen haben Domitian ( abgekürzt: D.) mit ihrem Lob zu täuschen, sondern vielmehr, dass versteckte Kritik eher annehmbar für diesen gewesen sei.[2]
Statius' Gedichte sind für den Wissensstand der domitianischen Zeit überaus von großem Wert, geschmälert lediglich nur durch bereits o.g. offensichtlichen Opportunismus und dem Versuch der Gunstbeweisung[3] nicht nur bei dem eigens durch Domitian eingerichteten albanischen Agon, bei dem Statius mit einem „panegryicus“ siegte[4], sondern auch durch Verherrlichung des Kaisers in anderen Werken. Dem desto trotz findet sich nicht viel über den Untersuchungsansatz von Provinzialverwaltung und Moralgesetzgebung, sowie der Frage nach dem wertschöpfenden Charakter seiner Herrschaft.
Ansätze für ein positives Bild der Provinzialverwaltung finden sich jedoch in: Stat. silv. I 4, 78-100, indem die Genesung eines homo novus, der Provinzstatthalter in Asien war, exemplarisch in „Silvae“ aufgenommen wurde. Oder auch in Stat. silv. III Vorwort, 1-27, wo sich der Autor einem „trefflichen und mir [Statius] höchst sympathischen jungen Maecius Celer ...“ widmet, der vermutlich als Offizier zur wichtigen syrischen Legion geschickt wurde. Wohin gegen in Stat. silv. IV, 3, 61-100 und 9, 1-28 nicht eindeutig feststellbar ist, ob im erst genannten Beispiel mit der Danksagung eines Flusses als Metapher für Provinzialbewohner oder römische Bürger herhalten muss. Dem gegenüber im zweiten Beispiel ersichtlich ist, dass es sich um einen Beamten für die „Sequenti annonae“ handelt, aber seine Abstammung, die auf eine funktionierende Provinzialverwaltung hindeuten könnte, nicht eindeutig zu zuordnen ist.
Die Moralgesetzgebung betreffend ist die Ausbeute wie bereits erwähnt sehr spärlich: So findet sich streng genommen lediglich in Stat. silv. IV, 8, 1-30 eine berechtigtes Lob des Autors über diesen zweiten Behandlungsansatz, nämlich dem von Domitian erlassenen „ius trium liberorum“, der finanzielle Vorteile nach sich zog. Außer Frage steht, dass Statius den Princeps für „die goldene Zeit“[5] lobt, was indirekt auf eine funktionierende Moralgesetzgebung und Provinzialverwaltung hindeuten könnte. Gleichzeitig kritisiert er jedoch auch die schlecht (militärisch) ausgebildeten und trägen jungen Männer, sowie „leichte Mädchen ... oder ... drallen Lydierinnen“ und Männer „mit vollen Gewandbausch“[6], was die positiven Ansätze in relativierende Sichtweise erscheinen lässt.
So kann man als Zwischenfazit ziehen, dass Statius wie bereits oben erwähnt eine wichtige Rolle bei der geschichtlichen Betrachtung der Herrschaft Domitians darstellt, aber aufgrund der mannigfaltigen Schmeicheleien[7] nicht entscheidend für, die dieser Arbeit behandelnden Frage sein kann und andererseits in den Bereichen der Rehabilitierungsansätzen wenig bis gar nichts Faktischem hergibt.
Als eigenen wissenschaftlichen Ansatz, der unterdes nicht meinen Versuch der objektiveren Darstellung der domitianischen Herrschaft, d.h. einen positiveren als es die antiken Autoren zu Papier gebracht haben, unterstützt, aber dennoch als Pflicht der Vernunft zur Genauigkeit zu verstehen ist. So möchte ich nun auf, meiner Meinung nach, 'oberflächlich betrachteten' positiven Bewertungen Statius' in drei Beispielen eingehen, welche nach genauerer literarisch- satzgefügebetreffender Betrachtung in einem anderen Licht erscheinen dürften.
Zum einen fällt auf, dass diese in Fragmenten vorliegen, die in eigentlichen Lobzeilen versteckt sind. Zum anderen gibt es weitere Beispiele, die ich noch näher erläutern werde, welche zwischen den Zeilen hervor zu stechen scheinen.
Als ersten Versuch der satzgefügebetreffenden Kritik kann man in Stat. silv. I, 4, 1- 23 finden: Dargestellt wird der Herrscher als „im Himmel beliebt ...“ und als „göttlicher Germanicus (Domitian) ...“, aber gleichzeitig erwähnt der Autor kurz zuvor sinngemäß, dass „Gallicus ... hatte gezweifelt ...“, welcher wie bereits schon erwähnt domitianischer Provinzstatthalter in Asien war. Zum anderen folgt die entscheidende Umrahmung und damit Konterkarierung dieses o.g. Lobes : „Fortuna schämt sich ...“.
In weiterer Betrachtung ist festzustellen, dass dieses Rahmenmuster sich auch in Stat. silv. III, 3, 150- 180 wiederfinden lässt: „Germanicus...,deine Milde, gutmütigster Führer...“ ist das gerahmte Kompliment und ein paar Zeilen zuvor findet sich wieder die Schicksalsgöttin, wobei die „gütige Fortuna sich entschlossen hatte, ihn zu verlassen.“, auch wenn in diesem Zusammenhang das Verlassen des Claudius Etruscus – die Hauptperson in diesem Trostgedicht – gemeint ist, möchte ich dennoch nicht die Intension der versteckten Kritik verneinen lassen, was sich, meiner Meinung nach, mit dem zweiten Rahmenteil „Und nun ist seine Zeit zu Ende, ...“ nun vollends bestätigen lässt.
[...]
[1] Vgl. C. Urner, S. 31.
[2] Ebd., S. 30.
[3] Stat. V praef. silv.
[4] Ebd., IV 2, 66.
[5] Vgl. Statius, Silvae, S. 37.
[6] Ebd., S. 38.
[7] Ebd., S. 9ff., 28, 31, 37, 86, 98- 107, 119 (vgl. S.121), 131f.
- Arbeit zitieren
- Martin Dietrich (Autor:in), 2005, Domitian ein schlechter Princeps? , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36966
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