Die Globalisierung ist zweifelsfrei das Kennzeichen eines sich wandelnden Unternehmensumfeldes. Damit einher geht eine zunehmende Konkurrenz der Unternehmen auch auf den Kapitalmärkten, die sich einem Wettbewerb um die knappe Ressource Kapital ausgesetzt sehen. Eigenkapitalgeber wollen eine marktgerechte Verzinsung ihres Kapitals erzielen, dazu suchen sie sich Anlagemöglichkeiten, die diesem Ziel entsprechen. Aus diesem Grund wird eine Ausrichtung am Shareholder Value vermehrt auch in Deutschland als übergeordnetes Unternehmensziel akzeptiert. Wichtig ist es dabei, den Shareholder Value Gedanken auch mit Inhalt zu füllen und ein Steuerungskonzept für die Unternehmung zu entwerfen. „Ein erfolgreiches wertorientiertes Steuerungskonzept muss drei wichtige Komponenten beinhalten: Erstens eine Maßzahl, die es erlaubt, den Beitrag zum Unternehmenswert zu quantifizieren; zweitens einen Mechanismus, der Konsequenzen an das gemessene Ergebnis knüpft; und drittens ein Informationssystem, das die erforderlichen „Daten“ zur Verfügung stellt.“ Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit zwei dieser Maßzahlen, dem Discounted Cash Flow und dem Economic Value Added. Die im Shareholder Value-Ansatz postulierte Kapitalmarktorientierung der Unternehmensführung verlangt eine Bewertungsmethode, die diesem Ansatz entspricht. Die Discounted Cash Flow-Methode basiert auf der investitionstheoretischen Kapitalwertmethode und diskontiert Zahlungsüberschüsse. Das Economic Value Added-Konzept beruht ebenfalls auf dem Kapitalwertkriterium, diskontiert wird jedoch eine modifizierte Buchwertgröße aus dem externen Rechnungswesen. Im folgenden wird Schwerpunktmäßig die Verbindung der beiden wertorientierten Maßzahlen dargestellt. Dabei geht es um die formale Verbindung durch das Lücke-Theorem. Es wird eine Möglichkeit aufgezeigt, langfristige Entscheidungen, nicht nur durch die Abzinsung von Zahlungsüberschüssen, sondern auch anhand von diskontierten Gewinnen bzw. Residualgewinnen zu treffen. Nach einer Einführung in die DCFMethode und das EVA-Konzept im zweiten Kapitel wird im dritten Kapitel das Lücke-Theorem als Voraussetzung für die Identität der Ergebnisse beider Methoden betrachtet, bewiesen und an einem kurzen Beispiel dargestellt. Anschließend wird in Kapitel 4 auf Sinn und Zweck der Verbindung von DCF und EVA eingegangen. Kapitel 5 beschließt die Arbeit mit einer Zusammenfassung .
Inhaltsverzeichnis:
1 Discounted Cash Flow (DCF) und Economic Value Added (EVA) im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung
2 Kennzeichnung von Discounted Cash Flow und Economic Value Added
2.1 Discounted Cash Flow
2.2 Economic Value Added
3 Bedeutung des Lücke-Theorems für die Verbindung von DCF und EVA
3.1 Bedingungen des Lücke-Theorems
3.2 Beweis des Lücke-Theorems und seine Implikationen
4 Schlussfolgerungen aus der Verbindung von DCF und EVA Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
5 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis:
Nr.1 Ermittlung des Free Cash Flow
Nr. 2 Kapitalwertberechnung für DCF und EVA unter Beachtung des Lücke-Theorems
Abkürzungsverzeichnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Discounted Cash Flow (DCF) und Economic Value Added (EVA) im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung
Die Globalisierung ist zweifelsfrei das Kennzeichen eines sich wandelnden Unternehmensumfeldes. Damit einher geht eine zunehmende Konkurrenz der Unternehmen auch auf den Kapitalmärkten, die sich einem Wettbewerb um die knappe Ressource Kapital ausgesetzt sehen. Eigenkapitalgeber wollen eine marktgerechte Verzinsung ihres Kapitals erzielen, dazu suchen sie sich Anlagemöglichkeiten, die diesem Ziel entsprechen. Aus diesem Grund wird eine Ausrichtung am Shareholder Value vermehrt auch in Deutschland als übergeordnetes Unternehmensziel akzeptiert. Wichtig ist es dabei, den Shareholder Value Gedanken auch mit Inhalt zu füllen und ein Steuerungskonzept für die Unternehmung zu entwerfen. „Ein erfolgreiches wertorientiertes Steuerungskonzept muss drei wichtige Komponenten beinhalten: Erstens eine Maßzahl, die es erlaubt, den Beitrag zum Unternehmenswert zu quantifizieren; zweitens einen Mechanismus, der Konsequenzen an das gemessene Ergebnis knüpft; und drittens ein Informationssystem, das die erforderlichen „Daten“ zur Verfügung stellt.“[1] Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit zwei dieser Maßzahlen, dem Discounted Cash Flow und dem Economic Value Added. Die im Shareholder Value-Ansatz postulierte Kapitalmarktorientierung der Unternehmensführung verlangt eine Bewertungsmethode, die diesem Ansatz entspricht. Die Discounted Cash Flow-Methode basiert auf der investitionstheoretischen Kapitalwertmethode und diskontiert Zahlungsüberschüsse. Das Economic Value Added-Konzept beruht ebenfalls auf dem Kapitalwertkriterium, diskontiert wird jedoch eine modifizierte Buchwertgröße aus dem externen Rechnungswesen. Im folgenden wird Schwerpunktmäßig die Verbindung der beiden wertorientierten Maßzahlen dargestellt. Dabei geht es um die formale Verbindung durch das Lücke-Theorem. Es wird eine Möglichkeit aufgezeigt, langfristige Entscheidungen, nicht nur durch die Abzinsung von Zahlungsüberschüssen, sondern auch anhand von diskontierten Gewinnen bzw. Residualgewinnen zu treffen. Nach einer Einführung in die DCF-Methode und das EVA-Konzept im zweiten Kapitel wird im dritten Kapitel das Lücke-Theorem als Voraussetzung für die Identität der Ergebnisse beider Methoden betrachtet, bewiesen und an einem kurzen Beispiel dargestellt. Anschließend wird in Kapitel 4 auf Sinn und Zweck der Verbindung von DCF und EVA eingegangen. Kapitel 5 beschließt die Arbeit mit einer Zusammenfassung .
2 Kennzeichnung von Discounted Cash Flow und Economic Value Added
Im folgenden sollen sowohl DCF als auch EVA erörtert werden. Das Kapitel bildet damit eine Grundlage für die anschließend in Kapitel drei behandelte Verbindung beider Konzepte. Beide Methoden bzw. die der Rechnung zugrunde liegenden Determinanten sollen an dieser Stelle erörtert werden. Stellvertretend für die DCF-Methoden wird der Weighted Average Cost of Capital-Ansatz dargestellt.[2]
2.1 Discounted Cash Flow
Der DCF ist von zentraler Bedeutung für die wertorientierte Unternehmensführung. Als Kapitalmarkttheoretisches Konzept ist der DCF ein quantitatives Maß zur Vorteilhaftigkeitsbeurteilung und zur Entscheidungsunterstützung für Investitionen sowie Unternehmensbewertungen. Die DCF-Methode bzw. der WACC-Ansatz ermitteln den Barwert aller zukünftig erwarteten Zahlungsüberschüsse mit einem Diskontierungssatz, der als gewogener Durchschnitt sowohl die Fremdkapitalkosten als auch die Eigenkapitalkosten umfasst. Für ein Unternehmen führt nicht nur die Fremdkapitalaufnahme zu Zinsbelastungen, sondern auch die Eigenkapitalgeber stellen dem Unternehmen ihr Kapital nicht kostenlos zur Verfügung. Sie wollen für ihren Konsumverzicht eine angemessene Entschädigung. Daher ist es wichtig, die Kosten des Gesamtkapitals als Opportunitätskosten dem eingesetzten Kapital gegenüberzustellen. Im WACC-Ansatz werden sowohl die Fremdkapital- als auch die Eigenkapitalkomponente beachtet. Die Fremdkapitalkosten entsprechen der Renditeforderung der Fremdkapitalgeber, und die Eigenkapitalkosten entsprechen der erwarteten Rendite einer Anlagealternative mit gleichem Risiko.[3] Zur Bestimmung der Eigenkapitalkosten wird das Capital Asset Pricing Model verwendet, dass sich aus einem Basiszins und einem Risikozuschlag zusammensetzt.[4] Im WACC-Ansatz werden die Eigen- und Fremdkapitalkosten zur Ermittlung der gewogenen durchschnittlichen Kapitalkosten zusammengeführt. Reduziert werden die Kapitalkosten durch die Erfassung des Steuervorteils der Fremdfinanzierung, da dieser bei der Ermittlung der Cash Flows (s.u.) unberücksichtigt bleibt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Cash Flows sind erwartete Zahlungsüberschüsse nach Investition und Steuern, aber vor Finanzierung und deshalb auch als Free Cash Flows zu bezeichnen.[5] Man kann die Cash Flows direkt über Planzahlungsrechungen oder indirekt mit Plan-Bilanzen und Plan-GuVs ermitteln. Stellvertretend wird eine häufig in der Praxis verwandte vereinfachte indirekte Ermittlung dargestellt[6]:
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Abb. 1: Ermittlung des Free Cash Flows
Im WACC-Ansatz wird bei der Ermittlung des Free Cash Flow eine vollständige Eigenfinanzierung unterstellt, um Finanzierungseffekte auszublenden. Der entgangene Steuervorteil einer Fremdfinanzierung wird, wie bereits dargestellt, im Kalkulationszinsfuß erfasst, da Fremdkapitalzinsen als Betriebsausgabe abzugsfähig sind.
Der WACC-Ansatz wird auch als Entity-Ansatz bezeichnet. Er ermittelt den Wert des Gesamtkapitals, indem er die durch das Gesamtkapital erwirtschafteten Free Cash Flows den gewogenen Kosten für das Gesamtkapital gegenübergestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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Um zum Eingangs erwähnten Shareholder Value zu gelangen muss, vom Marktwert des Gesamtkapitals der Marktwert des Fremdkapitals abgezogen werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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2.2 Economic Value Added
Der Economic Value Added wurde 1991 von der Beratungsgesellschaft Stern Stewart & Co in New York entwickelt. Die Idee des EVA basiert auf den Überlegungen des Residualgewinns und errechnet sich aus dem Periodengewinn vor Zinsen und nach Steuern (NOPAT = net operating profit after taxes) und den Zinskosten auf Basis des WACC. Die Ableitung des EVA erfolgt aus den Daten des externen Rechnungswesens, wobei der zugrunde gelegte Gewinn und das investierte Kapital nicht eins zu eins übernommen werden. Durch die Vornahme einiger Anpassungen, auch Conversions genannt, werden der operative Gewinn sowie das investierte Kapital bzw. gebundene Kapital in die für die Berechnung notwendigen betriebswirtschaftlichen Größen umgewandelt werden. Es handelt sich dabei um eine Vielzahl von Korrekturen, Stern Stewart & Co schlagen bis zu 160 solcher Bereinigungsschritte vor. Hierzu gehören Maßnahmen, die die Auswirkungen des Vorsichtsprinzips eliminieren sowie Bilanzpolitik rückgängig machen und zur Vermeidung der Fortführung früherer Bilanzierungsfehler beitragen.[7] Beispielhaft wären hier der Verzicht auf Verlustantizipation, die Aktivierung von Auszahlungen für Forschung und Entwicklung , kein Ansatz von Garantierückstellungen sowie die Bereinigung um außerordentliche Gewinne zu nennen.
Das investierte Kapital setzt sich aus dem Buchwert des Eigenkapitals und dem verzinslichen Fremdkapital zusammen. Durch die Annahme, dass das Eigenkapital nicht kostenlos zur Verfügung steht, werden bei der Berechnung des Economic Value Added durch die Berechnung der Zinskosten mit dem WACC die gesamten Kapitalkosten berücksichtigt. Es wird daher erst ein EVA generiert, wenn der Periodengewinn die Fremd- und Eigenkapitalkosten übersteigt. „ Damit wird deutlich, dass ein positiver Gewinn oder Rendite allein noch keine Wertsteigerung bedeutet; es müssen vielmehr die Überlassungskosten des Kapitals beachtet werden, um den Erfolg des Unternehmens zu bestimmen.“[8]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der EVA ist eine Periodengröße und gibt den Mehrwert über die Kapitalkosten an. Zunächst einmal ist der EVA von seiner Intention her rückwärtsgerichtet und misst die Performance der abgelaufen Periode. Werden die zukünftig erwarteten EVA mit dem gewogenen Kapitalkostensatz diskontiert, erhält man den Market Value Added (MVA)[9]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um wie bei der DCF-Methode zum Marktwert des Gesamtkapitals (GK) zu gelangen, muss das zu Beginn des Planungszeitraums investierte Kapital (KB0) hinzuaddiert werden:
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Im Folgenden soll gezeigt werden, wie beide dargestellten Bewertungsmethoden so miteinander verknüpft werden können, dass sie zum selben Ergebnis führen.
3 Bedeutung des Lücke-Theorems für die Verbindung von DCF und EVA
Im dritten Kapitel soll die Verbindung von DCF und EVA dargestellt werden. Für diesen Zusammenhang ist das Lücke-Theorem von grundlegender Bedeutung, da es den mathematischen Hintergrund bildet. Sind die Bedingungen des Lücke-Theorems erfüllt, stimmen der Kapitalwert auf Basis von Residualgewinnen mit dem Kapitalwert auf Basis von Zahlungsüberschüssen überein, und das obwohl sich Gewinngrößen, kalkulatorische wie pagatorische, durch die Periodisierung von Zahlungen von Zahlungsüberschüssen unterscheiden können. „Damit bietet dieses Theorem ein Instrument, um Periodenerfolgsgrößen und Zahlungen ineinander zu überführen und aus beiden dieselben Kapitalwerte zu ermitteln.“[10]
3.1 Bedingungen des Lücke-Theorems
Für die Identität der Kapitalwerte von DCF und EVA müssen die Bedingungen des Lücke-Theorems erfüllt sein. Zum einen das Kongruenzprinzip, dem die Annahme zugrunde liegt, dass die Differenzen zwischen Zahlungsüberschüssen und Gewinnen auf der unterschiedlichen Periodisierung der Zahlungen beruhen. Über die gesamte Betrachtungsperiode muss die Summe der Zahlungsüberschüsse der Summe der Gewinne entsprechen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum anderen müssen die durch das Ignorieren des Zahlungsanfalls entstehenden Zinseffekte ausgeglichen werden, indem die Periodengewinne durch Abzug von kalkulatorischen Zinsen auf den Kapitalbestand am Anfang der Periode verringert werden. Unter der Annahme, dass der Kapitalbestand am Anfang der Periode dem Kapitalbestand zum Ende der Vorperiode entspricht, stellt die Kapitalbindung die Differenz aus bis zur Vorperiode kumulierten Gewinnen und kumulierten Zahlungsüberschüssen dar:
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Durch die Ermittlung der Kapitalbindung können nun die Periodengewinne um die Zinsen des in der jeweiligen Periode gebundenen Kapitals bereinigt werden, und man gelangt zum Residualgewinn. Zu beachten ist hierbei, dass die Zinsen nicht schon bei der Ermittlung des Periodengewinns berücksichtigt wurden, um eine doppelte Erfassung zu vermeiden. „Das Lücke-Theorem besagt nun, dass bei Geltung des [...] Kongruenzprinzips der Kapitalwert der Residualgewinne dem Kapitalwert auf der Basis von Zahlungsüberschüssen entspricht:“[11]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2 Beweis des Lücke-Theorems und seine Implikationen
Die folgende Herleitung des Lücke-Theorems soll die Identität der Kapitalwerte von Residualgewinnen und Zahlungsüberschüssen bei Einhaltung des Kongruenzprinzips verdeutlichen[12]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Lücke-Theorem zeigt die Verbindung von periodisierten Erfolgsgrößen über die Verzinsung des Kapitalbestandes mit Zahlungsgrößen, so dass man dieselben Kapitalwerte erhält. Somit können alle Erfolgsgrößen, wie Kosten und Erlöse sowie Aufwendungen und Erträge, durch Zinskorrekturen umgeformt werden, dass auch sie die Vorteilhaftigkeit einer längerfristigen Entscheidung quantifizieren können. Dieses Ergebnis impliziert, dass bei der Diskontierung von EVA mit dem gewichteten Kapitalkostensatz der Kapitalwert dem der DCF-Methode entspricht, sofern das Kongruenzprinzip beachtet wird. Der EVA ist als Residualgewinn eine Erfolgsgröße, welche um die Zinskosten des in der Periode gebundenen Kapitals reduziert wird (s. Formel 0.4). Damit wird die zweite Bedingung des Lücke-Theorems berücksichtigt und Zinseffekte durch unterschiedliche Periodisierung von Aufwand und Ertrag und den korrespondierenden Zahlungen eliminiert. Durch den Beweis des Lücke-Theorems gilt unter Einhaltung seiner Bedingungen die schon am Ende von Kapitel zwei aufgestellte Formel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Barwert der künftigen EVA stimmt mit dem Kapitalwert der Free Cash Flows überein.[13] Ein stark vereinfachtes Zahlenbeispiel soll zur Unterstützung der Aussagen herangezogen werden.
Das Beispiel betrachtet eine Investition in t = 0 mit einer Anfangsauszahlung von 10 GE und erwarteten FCF von 8 GE in t = 1 und 7 GE in t = 2. Bei einem WACC von 10% ergibt sich ein positiver Kapitalwert von 3,06 GE für die auf Zahlungen basierende Rechnung. In der Erfolgsrechnung wird die Anfangsauszahlung als Vermögensgegenstand aktiviert und linear über zwei Perioden abgeschrieben. Die GuV bleibt zunächst unberührt und am Ende von Periode t = 0 steht ein NOPAT sowie eine Kapitalbindung von 0 GE zu Buche. In den Folgeperioden werden durch die Investition NOPAT realisiert, die, wie im EVA-Konzept sowie durch das Lücke-Theorem gefordert, um kalkulatorische Zinsen auf das gebundene Kapital zu Beginn der jeweiligen Periode reduziert werden. Das gebundene Kapital wird durch die lineare Abschreibung von je 5 GE in Periode t=1 und t=2 gemindert. Berechnet man nun den Kapitalwert der EVA, gelangt man ebenfalls zu einem Wert von 3,06. Vorraussetzung war die Einhaltung des Kongruenzprinzips, denn die Summe der Zahlungsüberschüsse (Σ FCF = -10 + 8 + 7 = 5) entspricht der Summe der Gewinne (Σ NOPAT = 0 + 3 + 2 = 5).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Kapitalwertberechnung für DCF und EVA unter Beachtung des Lücke-Theorems.
Nicht entscheidend für die Verbindung von EVA und DCF ist der Zeitpunkt des Anfallens der Gewinne im EVA-Konzept, d.h. wie der EVA aus den Daten des Jahresabschlusses ermittelt wird, interessiert für die Verbindung der Kennzahlen nur soweit, dass über die Totalperiode die Summe der NOPAT der Summe der FCF entsprechen muss (Kongruenzprinzip). Ansonsten kann die Erfolgszurechnung zu jedem beliebigen Zeitpunkt erfolgen, wovon das Ergebnis unberührt bleibt. Vielmehr ist die korrekte Erfassung des gebundenen Kapitals und der darauf zu berechnenden Zinsen zu beachten. Das Lücke-Theorem verlangt den Abzug von kalkulatorischen Zinsen auf das am Anfang der Periode gebundene Kapital vom NOPAT. Im Jahresabschluss sind aber nur die tatsächlich gezahlten Fremdkapitalzinsen enthalten, so dass „[..]Vermögensbestände und die kalkulatorischen Zinsen über eine kontinuierlich weitergeführte Zusatzrechnung zu bestimmen[.]“[14] wären.
4 Schlussfolgerungen aus der Verbindung von DCF und EVA Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die DCF-Methode gilt wegen seiner Kapitalmarktorientierung als die Referenzgröße der Wertsteigerungsanalyse. Der DCF unterliegt keinen gewinnpolitischen Manipulationen und gibt über die zukünftige finanzielle Wertgenerierung durch seine Zahlungsstromorientierung bestens Auskunft. Das EVA-Konzept wird seit einigen Jahren im Rahmen des wertorientierten Managements vermehrt eingesetzt. Ein Vorteil des EVA-Konzept liegt in seiner flexiblen Anwendbarkeit sowohl für zukunftsbezogene Entscheidungen als auch zur vergangenheitsorientierten Performancemessung[15]. Das Lücke-Theorem bietet nun eine systematische Verknüpfung zweier Rechnungssysteme und zeigt, dass langfristige Entscheidungen nicht nur durch die investitionstheoretische Kapitalwertrechnung (DCF-Methode), sondern auch mittels einer auf Residualgewinnen basierenden Kapitalwertrechnung (EVA-Konzept) getroffen werden können. Der Unterschied zwischen EVA und DCF liegt in einer abweichenden zeitlichen Zuordnung der Zahlungsströme. Im EVA-Konzept werden Zahlungsströme periodisiert, was für einen besseren Einblick in die Entwicklung der Periodenerfolge spricht[16], die DCF-Methode hingegen orientiert sich an Ein- und Auszahlungen. Durch die Möglichkeit, auch die kurzfristige Zielgröße EVA für längerfristige Entscheidungen anzuwenden, wird es Unternehmen möglich, auf dasselbe Rechnungssystem für unterschiedliche Entscheidungen zurückzugreifen.[17] Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Einsatz des EVA-Konzeptes im Bereich der Management-Entlohnung. Werden Prämienzahlungen an den EVA gekoppelt, wird der Manager versuchen, einen möglichst hohen EVA zu erzielen und trägt damit automatisch zur Steigerung des Unternehmenswertes bei. Vorteil des EVA ist, dass er aus Werten der abgelaufenen Periode ermittelt wird und somit keinen mit Unsicherheit behafteten Schätzungen unterliegt. Zudem besteht unter Einhaltung des Lücke-Theorems der Bezug zum übergeordneten Unternehmensziel.[18] Das Argument, der EVA wäre zu bevorzugen, da er durch einige wenige Adjustierungen der Zahlen des Externen Rechnungswesen zu ermitteln sei, ist jedoch nicht stichhaltig, denn um die korrekte Kapitalbindung zu berechnen, benötigt man wiederum die exakte Zahlungsreihe.
Durch die Verbindung der DCF-Methode mit dem EVA-Konzept wird im Rahmen des Shareholder Value Gedankens eine Möglichkeit aufgezeigt, das übergeordnete Unternehmensziel auch durch Diskontierung einer Erfolgsgröße zu verfolgen. Kurzfristige Entscheidungen und Steuerungsfragen können nun in Bezug zum langfristigen Unternehmensziel gesetzt werden und stehen in keinem Widerspruch mehr zu diesem. Zu beachten bleibt jedoch, dass durch das Lücke-Theorem ausschließlich der formale Zusammenhang zwischen EVA und DCF bewiesen wird, aber keine neuen Erkenntnisse für die Periodisierung der Zahlungen geliefert werden. Grund ist der tautologische Charakter des Lücke-Theorems, so dass keine Gestaltungsfragen einer Periodenrechnung gelöst werden.[19] Aus der Verbindung von DCF und EVA durch das Lücke-Theorem ist ausschließlich abzuleiten, dass man unter Berücksichtigung des Kongruenzprinzips bei Diskontierung von EVA stets den richtigen Kapitalwert erhält. Beide Methoden sind in der Lage sowohl den Wertbeitrag einzelner Projekte als auch einen Unternehmensgesamtwert zu messen. Die Anwendung der Maßzahlen muss fallbezogen erfolgen. Tendenziell wird der EVA eher für ex post Beurteilungen herangezogen, da er sich aus den Daten des externen Rechnungswesen der abgelaufen Periode errechnet. Durch die Schätzung und Diskontierung zukünftiger EVAs ist gleich der DCF-Methode ebenso eine ex ante Beurteilung durch den MVA möglich.[20]
Abschließend bleibt festzuhalten, dass durch die Verbindung von DCF und EVA das Instrumentarium einer wertorientierten Unternehmensführung erweitert wurde. Das Lücke-Theorem ermöglicht es auch den gewinnorientierten EVA für langfristige Entscheidungen heranzuziehen. Es bleibt jedoch fraglich, ob die entscheidenden Prämissen des Lücke-Theorems, vor allem die korrekte Ermittlung der Kapitalbindung, in der Realität erfüllt sind. Anderenfalls würden beide Methoden nicht zu identischen Ergebnissen führen und somit die Gefahr von Fehlallokationen bestehen.
5 Literaturverzeichnis
Ballwieser, Wolfgang Unternehmensbewertung mit Discounted Cash Flow-Verfahren, in: Die Wirtschaftsprüfung, (50) 1998, S. 81-92.
Bärtel, Oliver (2001): Wertorientierte Unternehmenssteuerung in: Betriebswirtschaftliche Studien Rechnungs- und Finanzwesen, Organisation und Institution, hrsg. von Wolfgang Ballwieser, Christoph Kuhner und Dieter Ordelheide, Frankfurt am Main 2001.
Ewert, Ralf/Wagenhofer, Alfred (2000): Interne Unternehmensrechnung, 4. Auflage, Berlin et al. 2000.
Hachmeister, Dirk (1999): Der Discounted Cash Flow als Maß der Unternehmenswertseigerung in: Betriebswirtschaftliche Studien Rechnungs- und Finanzwesen, Organisation und Institution, hrsg. von Wolfgang Ballwieser und Dieter Ordelheide, 3. Auflage, Frankfurt am Main 1999.
Küpper, Hans-Ulrich (1998): Marktwertorientierung – neue und realisierbare Ausrichtungen für die interne Unternehmensrechnung?, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, (50) 1998, S. 517-539.
Küpper, Hans-Ulrich (2001): Controlling – Konzepte, 3. Auflage, Stuttgart 2001.
Schweitzer, Marcell/Küpper, Hans-Ulrich (1998): Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, 7. Auflage, München 1998.
Steiner, Manfred/Wallmeier, Martin (1999) Discounted Cash-Flow-Methode und Economic Value Added, in: Finanz Betrieb, (1) 1999, S. 1-10.
[...]
[1] Bärtel (Wertorientierte Unternehmenssteuerung 2001), S. 71.
[2] Für eine umfassende Analyse der DCF-Methoden vgl. Hachmeister (Der Discounted Cash Flow als Maß der Unternehmenswertsteigerung 1999).
[3] Vgl. Schweitzer/Küpper (Systeme der Kosten- und Erlösrechnung 2003), S. 113.
[4] Auf eine eingehendere Darstellung des CAPM wird aus Relevanzgründen verzichtet und auf Hachmeister (Der Discounted Cash Flow als Maß der Unternehmenswertsteigerung 1999), S. 160-164 verwiesen.
[5] Vgl. Ballwieser (Unternehmensbewertung mit Discounted Cash Flow-Verfahren 1998), S. 84.
[6] Vgl. Steiner/Wallmeier (Unternehmensbewertung mit Discounted Cash Flow-Methoden und dem Economic Value Added-Konzept 1999), S. 2.
[7] Vgl. Ewert/Wagenhofer (Interne Unternehmensrechnung 2000), S. 536.
[8] Hachmeister (Der Discounted Cash Flow als Maß der Unternehmenswertsteigerung 1999), S.148.
[9] Vgl. Bärtel (Wertorientierte Unternehmenssteuereung 2001), S. 58.
[10] Schweitzer/Küpper (Systeme der Kosten- und Erlösrechnung 2003), S. 230.
[11] Ewert/Wagenhofer (Interne Unternehmensrechnung 2000), S. 76.
[12] Vgl. Küpper (Controlling 2001), S. 127.
[13] Vgl. Küpper (Controlling 2001), S. 239.
[14] Küpper (Controlling 2001) S. 239.
[15] Vgl. Steiner/Wallmeier (Unternehmensbewertung mit Discounted Cash Flow-Methoden und dem Economic Value Added-Konzept 1999), S. 7.
[16] Vgl. Steiner/Wallmeier (Unternehmensbewertung mit Discounted Cash Flow-Methoden und dem Economic Value Added-Konzept 1999), S. 9.
[17] Vgl. Ewert/Wagenhofer (Interne Unternehmensrechnung 2000), S. 77.
[18] Vgl. Küpper (Marktwertorientierung 1998), S. 528.
[19] Vgl. Küpper (Marktwertorientierung 1998), S. 534.
[20] Vgl. Bärtel (Wertorientierte Unternehmenssteuerung 2001), S. 58.
- Citar trabajo
- Andreas Lante (Autor), 2004, Die Verbindung von Discounted Cash Flow und Economic Value Added, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36954
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