In der folgenden Arbeit wird das V. Gedicht des Peregrina-Zyklus analysiert und die zyklische Bindung zu den übrigen Gedichten dargestellt. Zu Beginn wird die formale und inhaltliche Analyse des V. Gedichts vorgenommen und diese dabei in Bezug zu den übrigen Gedichten gestellt, um die zyklische Bindung zu zeigen.
In der folgenden Arbeit wird das V. Gedicht des Peregrina -Zyklus analysiert und die zyklische Bindung zu den übrigen Gedichten dargestellt. Zu Beginn wird die formale und inhaltliche Analyse des V. Gedichts vorgenommen und diese dabei in Bezug zu den übrigen Gedichten gestellt, um die zyklische Bindung zu zeigen.
Formal ist das V. Gedicht des Peregrina zyklus ein Sonett. Im ersten Quartett wird in allgemeiner Form der Beweggrund des lyrischen Ichs erklärt. Im zweiten Quartett wird die Verzweiflung und die Klage des lyrischen Ichs mit den Worten ,,Ach Peregrinen hab’ ich so gefunden!’’ (V.5) eingeleitet und spezifiziert. Durch die strenge Form des Sonetts wirkt es distanzierend. Diese Distanz erzeugt auch die allgemeine Formel ,,sagt man’’ (V.1). Nach dem zweiten Quartett ist mit Beginn des ersten Terzetts eine Zäsur zu verorten, denn nach der Verzweiflung und Klage kommt hier die Hoffnung zum Ausdruck und die Vision der Vereinigung wird vergegenwärtigt. Abschließend im zweiten Terzett wird diese Erregung, die das lyrische Ich in einem kurzen Moment der Hoffnung auf Vereinigung hat, erlischt, als die Geliebte sich endgültige abkehrt und damit der endgültige Verlust der Liebe gezeigt wird. So wird die anfangs geschilderte Distanz durchbrochen, wo das lyrische Ich im ersten Terzett durch die Hoffnung total erregt ist und seine Emotionen mit Fragezeichen und Ausrufezeichen zum Ausdruck bringt. Aber am Ende wird die Quintessenz aller Peregrina gedichte kurz und allgemein zum Ausdruck gebracht: ,,Sie kehrt sich ab, und kehrt mir nie zurück’’ (V.14). So werden die Gedichte miteinander verbunden. Bei der formalen Analyse der übrigen Gedichte fällt auf, dass nur das I. Gedicht ebenfalls eine strenge Strophenform hat, nämlich die Form der Stanze. Durch die rhythmische Gleichheit und die Länge der Verse wirkt es wie das Schlussgedicht distanzierend und reflektierend. Das II. und III. Gedicht jedoch ist in reimlosen, freien Rhythmen geschrieben, die Strophen sind von unterschiedlicher Verszahl und die Verse sind unterschiedlich lang. Im IV. Gedicht ist zwar keine strenge Strophenform wie das Anfangs- und Endgedicht, aber immerhin gereimt. Da das vorherige III. Gedicht ungereimt und in freien Rhythmen verfasst ist, verändert sich in Abfolge mit dem IV. Gedicht in Ton und Form. Durch die formale Analyse der einzelnen Gedichte kann man eine zyklische Bindung zwischen den Gedichten feststellen. So bilden Anfangs- und Endgedicht einen Rahmen durch die gemeinsame und strenge Strophenform, die reflektierend und eher distanzierend wirkt. Die starke Emotionen im II. Gedichtes durch die Hochzeit und die ebenfalls starken Emotionen des III. Gedichts durch die schmerzvolle Trennung passen mit der freien Strophenform dieser Gedichte überein. Das darauf folgende IV. Gedichte erhält eine strengere Strophenform durch die Reime und führt zu der sehr strengen Form des Sonnets hin. So ist auch formal eine chronologische Verbindung der Gedichte gezeigt und die zyklische Bindung greifbar gemacht. Nach der formalen Analyse wird nun der Fokus auf den Inhalt des V. Gedichtes gesetzt. Das fünfte Gedicht vermittelt in dem ersten Vers bereits die wehmütige Stimmung des Gedichts, da die Liebe ,,am Pfahl gebunden’’ (V.1) steht. Dieser Pfahl erinnert an die Kreuzigung Jesus Christus[1], der sich unschuldig opfert und damit seine Liebe zu den Menschen bezeugt. ,,Die Liebe […] steht am Pfahl gebunden’’ ähnelt inhaltlich dem ambivalenten Vers ,,o Bildniß mitleid-schöner Qual’’ (V.8) aus dem IV. Gedicht und ist ebenfalls mit Jesus Kreuzigung zu verknüpfen. Da Jesus unschuldig Opfer wurde, wird ,,mitleid’’ (V.8) empfunden. Einerseits erleidet er eine ,,Qual’’ (V.8) durch die Kreuzigung und andererseits opfert er sich für etwas Schönes, nämlich wegen der Liebe zu den Menschen. In dem Gedicht ist das Opfer die Liebe selbst. Denn ,,endlich’’ (V.2) ist sie ,,arm’’ (V.2). ,,Endlich’’ (V.2) bezeichnet das Ende einer langen Zeit und impliziert auch einen Anfang als Ausgangspunkt. Die Liebe ist somit gegenwärtig ,,arm’’ (V.2) und impliziert in der Vergangenheit reichlich vorhanden zu sein. Genau an dieser Stelle sind inhaltliche Bezüge zu den vorherigen Gedicht zu bezeugen. Denn die Liebe war mal in früherer Zeit stark und groß. Es begann mit dem Kennenlernen im I. Gedicht des Peregrina zyklus. Die Liebe wurde stärker und endet in dem II. Gedicht des Zyklus in einer Hochzeit. Im III. Gedicht des Zyklus ist die Trennung der Liebenden bezeugt, wobei die Liebe noch empfunden wird. Im IV. Gedicht wird der Liebesschmerz über die Trennung geäußert und im letzten Gedicht ist die Liebe aufgrund der endlichen Trennung und der hoffnungslose Vereinigung nun ,,arm’’. Die Liebe ist aber nicht nur ,,arm’’ (V.2), sondern auch ,,zerrüttet’’ (V.2), das bedeutet, dass die Liebe belastet und erschöpft ist. Die Erschöpfung und Belastung einer Liebe ist mit Problemen oder Trennung verbunden. Auch diese Entwicklung der Erschöpfung der Liebe durch Probleme und Trennung sind im III. Gedicht mit ,,Betrug’’ (V.3, III. Gedicht) als Problem und der Trennung als Reaktion darauf bezeugt. So wird mir ,,zerrüttet’’ (V.2) auf die vorherigen Gedichte Bezug genommen. Dass die Liebe nun ,,unbeschuht’’ (V.2) ist, gibt der Liebe erneut eine religiöse Verknüpfung. Das Ablegen der Fußbekleidung gilt als Geste der Frömmigkeit und der Ehrerbietung, ganz besonders beim Betreten heiliger Plätze. Dass die personifizierte Liebe nun unbeschuht ist, kann man damit verbinden, dass die Liebenden nun gänzlich getrennt sind, die Liebe keinen ,,Kelch der Sünden’’ (V.8, I. Gedicht) mehr darstellt, wie im I. Gedicht, denn sie dringt unbeschuht in die religiöse Welt ein und die ehemals sündhafte Liebe ist nun durch die Trennung ,,arm’’(V.2, V. Gedicht).
Das ,,edle Haupt’’ (V.3) der personifizierte Liebe hat nichts ,,mehr, wo es ruht’’ (V.3). Genau in diesem Vers wird deutlich, wer mit der personifizierten Liebe gemeint ist, nämlich die Geliebte. Dies wird nur dann deutlich, wenn man das II. Gedicht mit einbezieht, wo das lyrische Ich von ihrem ,,liebe[n] Haupt’’ auf seinem ,,Schooß’' in der Hochzeitsnacht träumt (V.36). Die Frage ist, was dass edle Haupt vorher hatte, wo es ruhen konnte. Mit Bezug auf das II. Gedicht wird deutlich, dass das entscheidende die Liebe ist, das in ,,liebe Haupt’’ (V.36) vermittelt wird. Zur Ruhe fehlt die Liebe. Die völlige körperliche und seelische Belastung wird im nächsten Vers deutlich: ,,Mit Thränen netzet sie der Füße Wunden’’ (V.4). Hier stehen die Tränen für die seelische Belastung und die Wunden der Füße für die körperliche Belastung der Liebeserfahrung.
Im 2. Quartett wird die Klage und der Ausdruck des Schmerzes des lyrischen Ichs durch ,,ach Pereginen’’ (V.5) gezeigt. ,,Schön war ihr Wahnsinn, ihrer Wange Gluth’’ (V.6). Die Vergangenheitsform zeigt, dass diese Wahrnehmungen und Ereignisse zeitlich zurückliegenden sind. Zudem wird die Geliebte zum ersten Mal per Namen gennant. Im I. Gedicht ist die Rede von dem ,,Unwissend Kind’’(V.6) mit den ,,treuen, braunen Augen’’ (V.1). Im II. Gedicht erfährt man mehr über sie, nämlich dass sie eine ,,Braut’’ (V.10) und ,,das seltsame Kind’’ (V.44) ist, mit einem ,,zierlichen Kopf’’ (V.18) und ,,schwarzen Haaren’’ (V.25). Im III. Gedicht wird sie als ein ,,zauberhaftes Mädchen’’ (V.6) mit ,,hoher Stirn’’ (V.8) beschrieben. Im IV. Gedicht spricht das lyrische Ich von der ,,Geliebten’’ (V.1) und im letzten Gedicht erfahren wir, wer diese geheimnisvolle Frau ist, nämlich die schöne Peregrina (V.5, V.9). So wird von Gedicht zu Gedicht immer mehr Attribute der Geliebten offenkundig gemach und schlussendlich ihre Identität im letzten Gedicht offenbart. Die ,,wilden Kränze’’ (V.8) im Haar der Geliebten lassen wieder eine religiöse Konnotation zu. Im Christentum gilt ein Kranz als Symbol für Hoffnung und Unendlichkeit. Kränze begleiten Christen ihr ganzes Leben lang. Manche Kinder tragen schon bei der Taufe ein Kopfkränzchen als Zeichen des Neubeginns. Zur Kommunion schmücken kunstvolle Blütenkränze die Köpfe der Mädchen. Die nächste Gelegenheit, bei einem kirchlichen Fest einen Kranz im Haar zu tragen, bekommt die Braut bei ihrer Hochzeit. Und schließlich wird den Toten der Kranz als letzter Gruß mitgegeben. Im Gedicht ist diese Chronologie beibehalten, wobei wir nur die letzten Phasen der Kranz-Begleitung verfolgen können, nämlich bei der Hochzeit und anschließend im V. Gedicht, was die letze Phase darstellt, nämlich der Kranz für die Toten. So ist die Liebe im Schlussgedicht verstorben. Diese Todeskonnotation im V. Gedicht mit dem Kranz knüpft an das I. Gedicht an, da die Liebe und Geliebte ihm ,,den Tod’’ (V.8) reicht.
Im Terzett wird die Reue des lyrischen Ichs deutlich, die Geliebte verlassen zu haben und sieht sein ,,Glück’’ (V.10) in der Vergangenheit mit der Geliebten. Im nachfolgenden Vers: ,,O komm, in diese Arme dich zu fassen!’’ (V.11), schwindet die Verzweiflung und die Klage. Stattdessen hat das lyrische Ich Hoffnung mit der Geliebten vereint zu werden. Diese Hoffnung in dem letzten Terzett erlischt, denn dem lyrischen Ich ist klar: ,,Sie kehrt sich ab, und kehrt […] nie zurück’’(V.14). ,,Was soll mir dieser Blick’’ (V.12) knüpft wieder an das I. Gedicht an, denn alles beginnt mit dem Blick. Der Blick ist der Ursprung der Liebe. Die Augen öffnen den Weg zur Liebe. Wenn der Blick der Geliebten sich abkehrt und nie mehr zurückkehrt, dann weist die Geliebte damit auch die Liebe des lyrischen Ichs zurück.
Interessant sind die Farbmotive des Zyklus. Im I. Gedicht taucht die Farbe Gold (V. 2, 4) symbolisch für die Sonne auf. Mit der Sonne ist ein Neuanfang zu verknüpfen. So stellt die ,,Nacht des Blickes’’ (V.5) einen Neuanfang dar. Im II. Gedicht ist der Neuanfang glücklich gelungen. Es kommen nämlich lichterhelle (V.2), bunte (V.2) und grüne (V.5) Farben vor. Alle Farben implizieren eine Fröhlichkeit und die grüne Farbe die Hoffnung. Diese Farben unterstützen den Inhalt der Feierlichkeit. Im III. Gedicht gehören die bunten ,,Mondscheingärten’’ (V.1) nun der Vergangenheit an und die Farbe ,,grau’’ (V.11) taucht auf. Diesen Farben stimmen mit den Geschehnissen des III. Gedichts, nämlich mit der Trennung überein. Im IV. Gedicht ist nur noch vom ,,hellen Kindersaal’’(V.5) die Rede. Die Helligkeit verweist auf die Hoffnung des lyrischen Ichs auf das ,,Wir’’ (V. 12). Schließlich ist im V. Gedicht keine Rede von Farben, von Dunkelheit oder Helligkeit, denn die Hoffnung auf eine Vereinigung ist endgültig erlischt. Zum Schluss ist die Ambivalenz in allen Gedichten des Zyklus zu erwähnen. Im I. Gedicht in der ,,Nacht des Blickes’’(V.5) ist die Rede von den ,,treuen braunen Augen’’ (V.1) der Geliebten, aber im weiteren Verlauf reicht sie ,,lächelnd’’ ihm ,,den Tod im Kelch der Sünden!’’ (V.8). Ein weiteres Beispiel ist im III. Gedicht, wo die Augen der Geliebten ,,treuherzig’’ (V.22) sind, aber wiederum auch von dieser Person ,,Betrug’’ (V.3) ausgeht. Treue und Betrug stehen sich somit entgegen. Diese Ambivalenzen kommen in allen Gedichten des Zyklus vor und erklärt sich durch die Reflexion. Das lyrische Ich erlebt das in den Gedichten Geschilderte nicht gegenwärtig, sondern reflektiert Vergangenes. So ist die starke Ambivalenz zu Beginn des Zyklus auch zu erklären: Die Geliebte mit den ,,treuen, braunen Augen’’ (V.1) wird ihm,, den Tod im Kelch der Sünden!’’ (V.8) reichen, da sie sich schlussendlich von ihm abkehrt (V.19, V. Gedicht). Durch die vorliegende Analyse des V. Gedichts wurde die zyklische Bindung und die Reihenfolge der Gedichte dargestellt.
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[1] Die altgriechischen Fassung des Neuen Testaments kennt zwei Begriffe, die im Deutschen oft mit Kreuz wiedergegeben werden. Der seltener gebrauchte Begriff hat die Bedeutung Holz im Sinne von Baum, Pfahl und Balken.
- Citation du texte
- F. Y. (Auteur), 2017, Lyrische Zyklen. V. Gedicht des Peregrina-Zyklus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368985