Der Kübelreiter spielt in einem eiskalten Winter. Ein Mann besitzt keine Kohle mehr im Haus und er wird erfrieren. Er hofft jedoch, dass der Kohlenhändler ihm etwas Kohle gibt. Und er beschließt auf seinem leeren Kübel zu seinem Kohlenhändler zu reiten. Der Händler wollte dem Mann helfen, aber dessen Frau hält ihn zurück. Sie vertreibt mit der Schürze unseren armen Helden. Also bekommt er nichts: Er verliert sich in «den Regionen der Eisgebirge auf Nimmerwiedersehen». So sieht kurz der Inhalt dieser Erzählung aus. [...]
Franz Kafka «Der Kübelreiter»
(Analyse)
«Kübelreiter» ist eine Parabel von F.Kafka aus dem Jahr 1917. Das zentrale Motiv ist die Kälte.
Der Kübelreiter spielt in einem eiskalten Winter. Ein Mann besitzt keine Kohle mehr im Haus und er wird erfrieren. Er hofft jedoch, dass der Kohlenhändler ihm etwas Kohle gibt. Und er beschließt auf seinem leeren Kübel zu seinem Kohlenhändler zu reiten. Der Händler wollte dem Mann helfen, aber dessen Frau hält ihn zurück. Sie vertreibt mit der Schürze unseren armen Helden. Also bekommt er nichts: Er verliert sich in «den Regionen der Eisgebirge auf Nimmerwiedersehen». So sieht kurz der Inhalt dieser Erzählung aus.
Ort und Zeit sind ein wenig im Text zu bemerken. Die Handlung spielt sich in einer unbekannten Stadt im kalten Winter ab. Unser Ich-Erzähler ist auch namenslos. Er ist die Hauptfigur in der Parabel. Wir können nur vermuten, wer er ist: ein Künstler oder ein Student. Es ist nur sicher, dass er sehr arm ist und im Moment eine hoffnungslose Situation hat. Er ist bereit, um ein wenig Kohle zu betteln.
Noch zwei Figuren werden in der Parabel beschrieben. Der Kohlenhändler ist ein schwerhöriger Mensch, der an diesem Abend krank ist und stark hustet. Dem Charakter nach scheint er gutmütig und gutherzig zu sein. Er schätzt seine Kunden. Aber er wird bestimmt von seiner Frau dominiert und gehorcht ihr völlig.
Die Frau dagegen wird hartherzig, hinterlistig, sehr negativ geschildert. Der Kübelreiter nennt sie am Ende «Böse!» Die Kohlenhändlerin will unseren Helden weder hören, noch sehen, weil der Kübelreiter für sie kein Kunde ist. Sie ignoriert die Bitten des Armen. Er ist ein Nichts! Sie hat das Wort «nichts» dreimal wiederholt. «Es ist ja nichts; ich sehe nichts; ich höre nichts;» Die Frau verachtet ihn. Sie sitzt im warmen Keller, strickt und will nicht gestört werden. Das Paar lässt sogar die Tür offen, um die übergroße Hitze abzulassen Diese Hitze im Keller stellt uns Kafka dem festgefrorenen Zimmer von Kübelreiter gegenüber.
Zwischen dem Paar herrscht eine merkwürdige Arbeitsteilung. Er «kauert und schreibt», sagt den Kunden Preise, Sortiment. Sie bedient die Kunden. Sie haben die Rollen getauscht.
Diese Erzählung besteht mindestens aus drei Teilen, dem Anfang (die Entscheidung des Helden, um Kohle betteln zu gehen), der Mitte (er verwirklicht das) und dem Ende (er bleibt ohne Kohle). So klassisch – Exposition, Krise, Katastrophe.
Die Geschichte beginnt mit einer kleinen Exposition. Der Held klärt mit kurzen, unvollständigen Sätzen seine Lebensumstände «verbraucht alle Kohle; leer der Kübel; sinnlos die Schaufel; Kälte atmend der Ofen; das Zimmer vollgeblasen von Frost» Kälte, Frost, Winter, Verzweiflung sind Symbole dieser Parabel.
Der Ich-Erzähler muss dringend Kohle haben! Hier sehen wir seinen inneren Monolog, seine Gedanken. Und wir erfahren, dass der Mann in einem Zimmer sitzt, wo der Ofen kalt ist. Die Handlung läuft weiter. Der namenlose Held sucht Hilfe, Mitleid. Er kommt auf die Idee, auf seinem leeren Kübel zum Kohlenhändler zu reiten. Und er schwebt durch die verschneite Stadt. Dieses Bild ist halb realistisch, halb fantastisch. So ein surreales Bild ist typisch für Kafka.
Der Höhepunkt kommt, wenn diese kindlich-naive Persönlichkeit «um eine Schaufel von der schlechtesten Kohle» bettelt!
In letzten zwei Absätzen können wir das traurige Ende dieser Geschichte beobachten. Die Welt ist erbarmungslos. Viele Menschen haben leider innere Kälte. Der Kübelreiter ist Einzelgänger, er fühlt sich verloren, er sucht nach der Wärme der menschlichen Gesellschaft. Vergeblich. Er ist isoliert und ist gezwungen, Abschied von dieser Welt zu nehmen.
Viele Interpreten haben die soziale Kälte in dieser Erzählung betont. Das fühlt man zwischen den Zeilen. Mit der Kälte des Winters benutzt Kafka eine starke Metapher für die soziale Kälte und soziales Ignorieren der Menschen. In der Parabel gibt es Parallelen zu Kafkas Leben (sein Platz in der Gesellschaft, nicht einfache Beziehungen mit den Eltern usw.). Vielleicht ist das Kältemotiv bei Kafka biografisch motiviert? Vielleicht hat er uns die Visionen seines einsamen Lebens gebracht?
Die Geschichte wird im Präsens erzählt. Das macht alles lebendiger. Hier gibt es Monologe und Dialoge. Man kann die Elemente der Ironie (die Frau sitzt trotz der Hitze am Ofen) , der Personifikationen (der Ofen atmet), («das Zimmer vollgeblasen von Frost»), der Vergleiche (die Hauptfigur vergleicht den Kübel mit einem Kamel, damit betont er die Hitze im Zimmer) treffen. Der Mann sagt: «Ich muss kommen wie der Bettler, der röchelnd vor Hunger an der Türschwelle verenden will»... Selbst der Titel der Parabel ist eine echte Metapher! Sein Kübel ist so leer, dass er auf ihm reiten und schweben kann.
Die sind die Merkmale dieser lehrreichen Parabel.
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- Quote paper
- Zoja Nikanorova (Author), 2016, "Der Kübelreiter" von Franz Kafka. Eine kurze Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368942
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