Der lernende Mensch verfolgt die Absicht, Bildung zu erhalten, damit er sich mit deren Hilfe selbst verwirklichen kann. Im weiteren Sinne unterliegt der Handlungsspielraum des Erziehers somit der Verpflichtung, die Lernziele seiner Erziehungsmaßnahmen auf die, von einer Generation zur nächsten, variierenden Bedürfnisse seiner Edukanden abzustimmen, um diesen Zugang zu der für sie gesellschaftlich relevanten Bildung zu verschaffen, sodass ihre Selbstentfaltung realistisch umsetzbar ist. In dieser schriftlichen Ausarbeitung wird zunächst näher darauf eingegangen, wo Lernprozesse stattfinden und wie sie sich begründen lassen, sowie des Weiteren untersucht, welche Aufgaben den Erzieher und die Edukanden in diesen Abläufen erwarten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Lernen im familiären, institutionellen und gesellschaftlichen Kontext
Lernen im familiären Kontext
Lernen im institutionellen Kontext
Lernen im gesellschaftlichen Kontext
Darstellung verschiedener Lernparadigmen
Der Behaviorismus als Erfahrungslernen
Der Kognitivismus als Beobachtungslernen
Der Konstruktivismus als soziales Lernen
Die Aufgaben des Erziehers und des zu Erziehenden im Lernprozess
Aufgaben des Erziehers im Lernprozess
Aufgaben des zu Erziehenden im Lernprozess
Schluss
Literaturverzeichnis
Einleitung
In der heutigen Zeit ist der Mensch, als Mitglied einer modernen Gesellschaft, darauf angewiesen, dass er Wege und Mittel tradiert bekommt, die ihn dazu befähigen, seinem genuin von Egoismus und Asozialismus geprägtem Charakter, moralische und soziale Züge anzueignen (vgl. Durkheim 1984, S. 9). Denn abgesehen von den endogen erfolgenden Reaktionsweisen, biologischen Reifungsprozessen und Erweiterungen des empirischen Wissenshorizontes, aufgrund sich auf den Organismus beziehenden Veränderungen, bedarf es zudem externer Eingriffe, welche explizit dafür Sorge tragen, dass das zu integrierende Individuum lernt, sich in einer soziokulturell vielschichtigen Umwelt sowohl zurechtzufinden, als auch in dieser interagieren zu können (vgl. Weber, 1986, S. 23f). Die Aufgabe des Erziehers ist es hierbei in erster Linie das Lernen zu ermöglichen (vgl. Giesecke, 2013, S. 24). Wobei mit Lernen ein hypothetischer Prozess bezeichnet wird, der zum einen, im Gegensatz zu dem Lernergebnis nicht beobachtbarist, zum anderen von dem Erzieher intendiert, aber auch von dem zu Erziehenden unbeabsichtigt hervorgerufen werden kann, und der durch die Verarbeitung von äußeren Reizen zu einer, mindestens für einen gewissen Zeitraum, anhaltenden Beeinflussung des psychischen Dispositionsgefüges führt (vgl. Brezinka, 1977, S. 178f). Der Mensch als „homo discens“, d. h. als lernender Mensch, kann und muss, im Gegensatz zu anderen Lebewesen, in überaus großem und ihn beanspruchendem Ausmaß, durch seine Natur bedingt, lebenslang lernen (vgl. Weber, 1996, S. 216f). Der hohe Stellenwert, welcher der Fähigkeit Lernen zu können, im Leben des Menschen hiermit eingeräumt wird, lässt sich u. a. damit rechtfertigen, dass sie dazu genutzt werden kann und soll, um Bildung zu erhalten. Diese wiederum ist, einem Zitat Humboldt zufolge, „[...] der wahre Zweck des Menschen [...]“, und „[...] besteht darin, sich aus sich selbst in seiner Eigentümlichkeit zu entwickeln.“ (Giesinger, 2016, S. 29). Der lernende Mensch verfolgt demnach die Absicht Bildung zu erhalten, damit er sich mit deren Hilfe selbst verwirklichen kann. Im weiteren Sinne unterliegt der Handlungsspielraum des Erziehers somit der Verpflichtung, die Lernziele seiner Erziehungsmaßnahmen auf die, von einer Generation zur nächsten, variierenden Bedürfnisse seiner Edukanden abzustimmen, um diesen Zugang zu der für sie gesellschaftlich, relevanten Bildung zu verschaffen, sodass ihre Selbstentfaltung realistisch umsetzbar ist. In der nun folgenden schriftlichen Ausarbeitung wird zunächst näher darauf eingegangen, wo Lernprozesse stattfinden und wie sie sich begründen lassen, sowie des Weiteren untersucht, welche Aufgaben den Erzieher und die Edukanden in diesen Abläufen erwarten.
Lernen im familiären, institutionellen und gesellschaftlichen Kontext
Lernen im familiären Kontext
Die Eltern sind, als Erziehungsberechtigte, ergo bis zur Volljährigkeit, inklusive dem Erhalt der Mündigkeit ihres Kindes, nicht nur im Recht, sondern auch in der Pflicht ihrem Kind, gemäß der Deutung von Artikel 2, Absatz 1 des Grundgesetzes, durch das Bundesverfassungsgesetz, Lernhilfe zu geben, d. h. ein sicheres Lernumfeld, sowie die Möglichkeit Lernen zu können, zu gewährleisten (vgl. Schickhardt, 2012, S. 34). Das tatsächliche Lernen in der Familie wird dann, je nach Erziehungsstil, in, mal mehr, mal weniger vorgegebene, Bahnen gelenkt. So kann der Lernprozess von den Eltern bspw. dadurch beeinflusst werden, indem das Lernverhalten des Kindes kontrolliert und ihm lediglich ein bestimmtes Maß an Autonomie zugestanden wird. Außerdem kann durch zusprechendes Lob bzw. abwertende Kritik die Lernmotivation des Kindes gesteigert oder gedämpft und durch klare Vorgaben von Leistungserwartungen, das Kind unter Druck gesetzt werden. Aber auch die familieninterne Kommunikation, die Konstellation der Familie, sowie der sozioökonomische Status der Eltern, spielen eine eminente Rollefür den Verlauf des kindlichen Lernweges (vgl. Seel, 2003, S. 132f).
Lernen im institutionellen Kontext
Als Nächstes fungiert das Lernen im institutionellen Rahmen als Gegenstand der Arbeit.
Hier wird der Fokus auf die Institution Schule gerichtet, in welcher nach den vom Staat vorgeschriebenen Bildungsplänen gelehrt und gelernt wird. Die strikte Befolgung der Pläne gilt gleichermaßen für die Lehrkräfte, wie auch für die Schüler, und kann bei Nichtbeachtung ggf. durch die Staatsgewalt geahndet werden (vgl. Renz-Polster, 2014, S. 111). Aufgrund dieser inszenierten Bedingungen ist es fraglich, ob das Lernen hier den gewünschten Erfolg: den breit gefächerten Erwerb von Kompetenzen, mit sich bringt, oder ob der Wissenstransfer letztendlich auf Kosten der Verlagerung der Priorität, auf eine angemessene Reaktion bzgl. der Befehle der Lehrer, respektive in zweiter Instanz, des Staates, auf der Strecke bleibt, damit die Schule als Organisationsform funktioniert. Ungeachtet dieser, auf die Struktur bezogenen, Zweifel, können in der Schule definitiv Erfahrungen gesammelt werden, aus denen individuell gelernt werden kann, und die den Schülern dabei behilflich sein können, Sicherheit bzgl. ihres öffentlichen und sozialen Auftretens zu erlangen und zu festigen, sodass der weitere Lebenslauf autonom gestalten werden kann (vgl. Gruschka, 2004, S. 87).
Lernen im gesellschaftlichen Kontext
Außer in der Familie und in den traditionellen Lernorten wie Kindergarten, Schule oder Universität kommt es auch im Alltag zu, wenn auch nicht unter professioneller Obhut geleiteten, Lernsituationen. Allein durch das Leben an sich, und das Beisammensein mitanderen, wird automatisch, und das meist unterbewusst, sprich unreflektiert, gelernt. Deshalb sollen die dadurch erzeugten Lernvorgänge, zumal sie den Großteil dessen ausmachen, was der Mensch lernt, hier Berücksichtigung finden, und nun das Lernen in der Gesellschaft besser durchleuchtet werden (vgl. Giesecke, 2013, S. 45). Denn obgleich sich die Logik der Gestaltung des sozialen Miteinanders, über die Zeit, alsrelativ unverändert erwiesen hat, sind die Werte und Normen, an die sich die Mitglieder einer Gesellschaft anzupassen haben, an die jeweiligen, prädominierenden gesellschaftspolitischen Erwartungen geknüpft, und können dementsprechend nicht direkt von der einen an die andere Generation weitergeben werden, sondern müssen vorbereitend durch Erziehung, sowie durch eine aktive Sozialisierung, gelernt werden. Dies hat zur Folge, dass der nach Moral strebende Lernprozess gegenwartsbezogen und gemeinsam mit anderen erfolgen muss (vgl. Durkheim 1984, S. 46, 100). Das Erfahrungslernen wird dabei zwar bereits durch Wertvorstellungen und Gesetzmäßigkeiten in gewisse Schranken gewiesen, es sollte allerdings, zum Schutz der eigenen Sicherheit sowie dem Erhalt der persönlichen Integrität, zudem die Perspektive der Erwachsenenwelt respektiert und beachtet werden, da somit Wiederholungsfehler oder Handlungen, welche der bloßen Bedürfnisbefriedigung dienen sollen, obwohl sie schon in der Vergangenheit negative Folgen nach sich gezogen haben, vermieden werden können (vgl. Gruschka, 2004, S. 86).
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- Arbeit zitieren
- Jana Bauer (Autor:in), 2015, Lernen im familiären, institutionellen und gesellschaftlichen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367872
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