Zur Einführung
Ein freier Austausch von Informationen und Meinungen ist einer der Grundpfeiler eines modernen demokratischen Verfassungsstaats. An diesem Austausch nehmen politische Akteure teil, die vor allem darauf bedacht sein müssen, dem Wahlbürger ihre Nachrichten und Botschaften möglichst vollständig und überzeugend zu vermitteln. Die Massenmedien fungieren als Überbringer und Kritiker, stellen dadurch politische Öffentlichkeit her. Ohne diese meinungsbildende Öffentlichkeit kann das Spiel der "checks and balances", können der Dualismus von Regierung und Opposition, der Wettbewerb zwischen den Parteien und die Kontrolle der Massenmedien nicht funktionieren. Publizität und Transparenz sind zentrale Kriterien, die zum Maßstab für die demokratische Qualität eines politischen Systems hergenommen werden. Die Sicherstellung der politischen Urteils- und Mitwirkungsfähigkeit von Bürgern ist das aus der demokratietheoretischen Vorstellung abgeleitete Hauptziel politischer Bildung.
Jedes demokratische System bedarf Verfahren und Institutionen, durch die Politik zwischen Führungseliten und Bürgern vermittelt wird, da politisches Handeln abhängig von der Zustimmung der Bürger ist. Infolgedessen bedarf Politik öffentlicher Darstellung, Begründung und Rechtfertigung. Legitimität politischer Entscheidungen resultiert wesentlich aus der Fähigkeit politischer Akteure, die Bürger an Beratung, Konsensfindung und Entscheidung teilhaben zu lassen. Der Glaube jedoch, dass sich in der öffentlichen Meinung automatisch ein auf das Gemeinwohl verpflichtender Wille manifestiert und demokratische Politik bestimmt, verkennt die Realität.
Die veröffentlichte Meinung von Politikern ist in hohem Maße ein kommunikatives Kunstprodukt, welches von ihnen selbst erzeugt wird. Sie sind "Regisseur" und "Hauptdarsteller" auf der Bühne, die ihnen die Medien bereitet. Politische Realität hingegen, worunter das reine Entscheidungshandeln politischer Eliten verstanden werden kann, ist für den Bürger kaum ersichtlich, ist kein unmittelbar erlebtes Ereignis. Sie kommt meist vermittelt über Kanäle der Information zu ihm. Für den Bürger ist Politik die Darstellung von Politik, vielfach inszeniert und dramatisiert. Dabei scheint sich das politische Marketing in vergangener Zeit an die kommerzielle Marktwerbung angeglichen zu haben. Als Teil des politischen Systems inszeniert es mediengerechte Ereignisse in Form von Ritualen, Symbolen und Images.
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Inhaltsverzeichnis
- Zur Einführung
- Zum Aufbau der Arbeit
- Begriffliche Grundlagen und ihre Bewertung
- Die Definition des Symbolbegriffs
- Die Funktionen politischer Symbole
- Definitionsbemühungen um symbolische Politik
- Die Abgrenzung zur „realen" Politik
- Die Bedeutungszunahme symbolischer Politik
- Erhöhte politische Mobilität
- Das Bedürfnis nach Politikbeteiligung
- Das wachsende Darstellungsproblem von realer Politik
- Die fehlenden Alternativen in der Politik
- Von der Parteien- zur Mediendemokratie?
- Drei Modelle der Politikvermittlung
- Wer dominiert wen im Vermittlungsprozess?
- Demokratietheoretische Überlegungen zum Einsatz symbolischer Politik
- Realistische und normative Sichtweise von Demokratie
- Anforderungen an symbolische Politik
- Gleichheit der Zugangschancen zur Arena öffentlicher Kommunikation
- Offenheit für unterschiedliche Themen und Meinungen
- Rationaler Diskurs öffentlicher Kommunikation
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der symbolischen Politik und ihrer Bedeutung für den demokratischen Staat. Sie untersucht die Entstehung und Entwicklung der symbolischen Politik im Kontext des gesellschaftlichen und medialen Wandels. Die Arbeit analysiert die Funktionen politischer Symbole und die Auswirkungen der symbolischen Politik auf die politische Kommunikation und Meinungsbildung.
- Die Bedeutung von Symbolen in der Politik
- Die Zunahme symbolischer Politik in westlichen Industrienationen
- Die Rolle der Medien in der Politikvermittlung
- Die Auswirkungen der symbolischen Politik auf die demokratische Kommunikation
- Demokratietheoretische Anforderungen an die symbolische Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine einführende Darstellung der symbolischen Politik, die sich mit dem Wandel der politischen Kommunikation und der wachsenden Bedeutung der medialen Vermittlung von Politik befasst. Es wird die These aufgestellt, dass die Politik zunehmend als Inszenierung und mediengerechtes Ereignis wahrgenommen wird, wobei die symbolische Verdichtung komplexer Sachverhalte im Vordergrund steht.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Gründe für die Zunahme symbolischer Politik. Es werden Faktoren wie die erhöhte politische Mobilität, das Bedürfnis nach Politikbeteiligung, das wachsende Darstellungsproblem von realer Politik und die fehlenden Alternativen in der Politik analysiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den begrifflichen Grundlagen der symbolischen Politik. Es definiert den Symbolbegriff und erläutert die Funktionen politischer Symbole. Des Weiteren werden verschiedene Definitionsbemühungen um symbolische Politik vorgestellt und die Abgrenzung zur „realen" Politik diskutiert.
Das vierte Kapitel analysiert die drei Modelle der Politikvermittlung: das „top-down-Modell", das „Mediokratie-Modell" und das „bottom-up-Modell". Es wird die Frage aufgeworfen, wer die politische Agenda bestimmt, die Parteien, die Medien oder das Publikum selbst.
Das fünfte Kapitel widmet sich den demokratietheoretischen Überlegungen zum Einsatz symbolischer Politik. Es werden Kriterien für eine demokratische Politikvermittlung unter den Bedingungen der Mediengesellschaft definiert. Die Anforderungen an die symbolische Politik hinsichtlich der Gleichheit der Zugangschancen zur Arena öffentlicher Kommunikation, der Offenheit für unterschiedliche Themen und Meinungen sowie des rationalen Diskurses öffentlicher Kommunikation werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen symbolische Politik, mediale Vermittlung von Politik, Politikvermittlung, Demokratie, politische Kommunikation, Meinungsbildung, Mediendemokratie, Nachrichtenfaktoren, Komplexitätsreduktion, Integration, politische Bildung, politische Urteils- und Mitwirkungsfähigkeit.
- Citation du texte
- Patrick Hafner (Auteur), 2001, Symbolische Politik. Die Bedeutung für den demokratischen Staat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3675
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