Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert ist die Kolonialisierung eines der wichtigsten Problemfelder der deustchen Literatur. Eine Entwicklungsgeschichte des Kolonialen in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts vorzulegen, wäre trotzdem „Vermessen“.
Daniel Kehlmann beschreibt in seinem erfolgreichen Roman mit dem Titel „Die Vermessung der Welt” die Reise der historischen Figur Alexanders von Humboldt, die als Ziel die Vermessung der Welt hat. Ganz literarisch und mit historisch beweisbaren Ereignisse kann man die legendären Figuren von Alexander von Humboldt und seinem Bruder Wilhelm von Humboldt, den berühmten Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß und dessen Sohn Eugen Gauß sowie den Botaniker und Reisebegleiter Humboldts, Aime Bonpland, kennenlernen.
Wenn man das Buch liest, steht man vielen Problematiken gegenüber. Aus persönlicher Erfahrung konnte ich sofort den Willen, die Seelen, die Charaktere und die Leben der wichtigen historischen Personen verstehen, analysieren und gleichzeitig fragte ich mich, welcher der Sinn im Vermessen liege. Spielte nur die persönlche Motivation Humboldts eine Rolle oder gibt es noch weitere Gründe, warum sie die Welt vermessen? Welches Ziel hat diese Messung und hat die Vermessung die Kolonialisierung geboren?
In dieser Arbeit folgt ein Versuch all diese Fragen in meinem Ermessen und mit Hilfe von zahlreichen Quellen zu beantworten.
[Die Autorin ist keine Muttersprachlerin. Wir bitten die Fehler im Text zu entschuldigen.]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Daniel Kehlmann: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Daniel Kehlmanns Rezeption für „Die Vermessung der Welt”
2.3 Historischer Hintergrund des Romans “Die Vermessung der Welt”
2.4 Sprache und Stil
2.5 Realität und Fiktion
3. Personenkonstellation , Charakteristiken und historischer Vergleich der Hauptfiguren
3.1 Charakterisierung und historischer Vergleich Alexanders von Humboldt
3.2 Charakterisierung und historischer Vergleich von Carl Friedrich Gauß
4. Eine indirekte Kolonialisierung?
4.1 Warum Vermessen Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß?
4.2 Sinn der Kolonialisierung – Geht es um eine indirekte Kolonialisierung?
5. Schluss
6. Literatur
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Internetquellen
1. Einleitung
Vom 18. bis dem 20. Jahrhundert ist die Koloniale ein der wichtigsten Problemfelden der deustchen Literatur. Eine Entwicklungsgeschichte des Kolonialen in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts vorzulegen, wäre trotzdem „Vermessen“[1].
Daniel Kehlmann beschreibt in seinem erfolgreichen Roman mit dem Titel „Die Vermessung der Welt” die Reise der historischen Figur Alexanders von Humboldt, die als Ziel die Vermessung der Welt hat. Ganz literarisch und mit historisch beweisbaren Ereignisse kann man die legenden Figuren von Alexander von Humboldt und ihren Bruder Wilhelm von Humboldt, den berühmten Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß und ihren Sohn Eugen Gauß, und noch den Botaniker und Reisebegleiter Humboldts, Aime Bonpland kennenlernen.
Wenn man das Buch liest, steht man mit vielen Problematik gegenüber. Aus persönlicher Erfahrung, hatte ich sofort die Wille die Seele, den Charakter und das Leben der so wichtigen historischen Personen zu verstehen, zu analysieren und gleichzeitig wurde zu mir die Frage geboren, welcher der Sinn des Vermessens sei. Spielte nur die persönlche Motivation Humboldts eine Rolle oder gibt es noch weitere Gründe, warum sie die Welt vermessen? Welchen Ziel hat diese Messung und noch, hat die Vermessung die Kolonialisierung geboren?
Hier folgt einer Versuch all diese Fragen mit meinem Erachten und mit Hilfe von zahlreichen Quellen zu antworten.
2. Daniel Kehlmann: Leben und Werk
2.1 Biografie
Daniel Kehlmann ist am 13.01.1975 in München, als Sohn des Fernseh- und Theaterregisseurs und Schauspielers Michael Kehlmann und der Schauspielerin und Malerin Dagmar Mettler, geboren. Im Jahr 1981 zieht er mit seiner Familie nach Wien um, und dort besucht er das Kalksburg Kollegium. Zwölf Jahre später findet sein Schulabschluss und Beginn seines Studiums der Philosophie und Germanistik an der Universität Wien statt. Nach seinem Studium steht Kehlmann fest, dass das Schreiben „zu den wichtigsten Unterfragen gehört, denn ein Mensch sich in seinem kurzen Leben hingeben kann und dass in dieser gefallenen Welt kaum etwas so viel Hingabe verdient wie die Literatur“[2].
Im Jahr 1997 macht er sein Debüt mit dem Roman „Beerholms Vorstellung“, für den er in 1998 den Förderpreis des Kulturkreises beim Bundesverband der Deutschen Industrie erhält. Danach, bekommt Kehlmann ein Stipendium des Literarischen Colloquiums in Berlin. Die Veröffentlichung weiterer Erzählungen, Romane und Essays findet ab 2011 statt. Zusätzlich, wird zu ihm die Arbeitsstelle als Poetikdozent in Mainz im Jahr 2011, in Wiesbaden während 2005-2006 und in Göttingen im Jahr 2006 geboten. In 2003 wird er mit dem Förderpreis des Österreichischen Bundeskanzleramtes dominiert. „Die Vermessung der Welt“ erscheint im Jahr 2005. Dieses Werk gilt als sein bisher erfolgreichstes Werk für das er in 2005 den Candide-Preis des Literarischen Vereins Minden dominiert wurde. Zum Kehlmann wird noch die Verleihung des Preises der Konrad- Adenauer-Stiftung und des Kleist-Preises[3] gewidmet. Die Verleihung noch eines Preises, und zwar des WELT- Literaturpreises[4] für die „Vermessung der Welt“ passierte im Jahr 2007, während ein Jahr später gewinnt er das Thomas – Mann Preis[5]. In 2009 veröffentlicht er sein Roman mit dem Titel „Ruhm“. Im Jahr 2011 erscheint der Stück „Geistes im Princeton“ im Schauspielhaus Graz.
2.2 Daniel Kehlmanns Rezeption für „Die Vermessung der Welt”
Der Roman „Die Vermessung der Welt” stand 37 Wochen auf Platz 1 der SPIEGEL- Bestsellerliste. Bis Mitte 2008 wurden allein von der deutschen Ausgabe mehr als 1,4 Millionen Exemplare verkauft. Nicht nur das Publikum, aber auch die Literaturkritik reagierte überwiegend enthusiastisch. Evelyne Polt-Heinzl attestierte Kehlmann, er sei nahe an seinen Figuren dran und wisse „in jedem Moment, was sie denken, fühlen und sagen”[6]. Für Martin Lüdke in der „Frankfurter Rundschau“ war der Roman ein „Geniestreich“ und nicht nur ein schönes, packendes und spannendes, sondern auch ein großes Buch[7]. Hubert Spiegel unterstrich in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“(FAZ), dass man mit dem Roman auf so „subtitle, intelligente und witzige Weise unterhalten“, was niemals in der deutschsprachigen Literatur existierte[8]. Dennoch, gab es auch einige kritische Stimmen. Hubert Winkels schrieb in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“, dass man Kehlmann Respekt zollen müsse was die Organisation des reichhaltigen Materials anbelangt. Und doch fehle es ihm „an literarischen Mut, an Spiellaune, Erfindungsfreude und Gegenwartsbezug“[9].
Auf die Rolle der Naturwissenschaften gingen fast alle Kritiker ein. In der FAZ fragte Hubert Spiegel: „Welche Opfer verlangt die Wissenschaft? Warum ist so vielen Genies jedes menschliche Mitgefühl fremd? Was treibt den Forscher wirklich an? Warum sind so viele Söhne genialer Männer die Opfer ihrer Väter? Wo eigentlich liegt der Punkt, an dem das hehre Projekt der Aufklärung in die Entzauberung der Welt umkippte und ihre Bewohner ins Joch von Fortschritt und instrumenteller Vernunft gezwungen wurden?“[10]
Im Gespräch mit der FAZ machte Daniel Kehlmann darauf aufmerksam, dass sein Roman gerade auch bei vielen naturwissenschaftlich gebildeten Menschen Anklang finde, und überhaupt von vielen Menschen gelesen werde, die sich sonst nicht für Gegewartsliteratur interessierten. Für den Autor sei ein „Grundirrtum der Medienwelt unserer Tage, das es für Dinge mit Niveau und Anspruch keine Leser gebe“[11].
Viel Anerkennung erfuhr Kehlmanns Roman auch in anderen Ländern und Sprachräumen („Die Vermessung der Welt“ ist in über 20 Sprachen übersetzt). Im Jahr 2012 kam eine Verfilmung des Romans in die Kinos bei dem Regisseur Detlev Buck.
2.3 Historischer Hintergrund des Romans “Die Vermessung der Welt”
Kehlmanns Roman spielt vor dem Hintergrund der Weimarer Klassik und der späten Aufklärung nach der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776) und der Französischen Revolution (1789), aber auch vor dem Hintergrund der napoleonischen Kriege nach 1800 und der anschließenden Restauration. Die Zeit ist von den Leitideen der Harmonie und der Humanität und der Vernunft als Richtschnur von Denken und Handeln. Während diese Periode wurde auch starke Kritik an der Gesellschaftordnung und an dem religiösen Einfluss geübt. Kehlmanns Roman folgt den historischen Lebensstationen seiner Protagonisten, erfindet jedoch auch frei und ist als ein literarischen Spiel zwischen Dichtung und Realität anzusehen.
2.4 Sprache und Stil
Kennzeichend für Kehlmanns Roman sind die Verständlichkeit seiner Sprache durch einfachen Satzbau, die Aussagen der Personen in der indirekten Rede, die Verwendung des epischen Präteritums und der ironisch-komische Grundton seines Romans durch die Verwendung unterschiedlicher Motiven und Symbolen.
Bei der Verwendung von Dialogen, die zwar in direkter Rede geschrieben sind, sind die Anführungszeichen bewusst weggelassen. Zum Beispiel: „Dann eben links, sagte Humboldt. / Wieso links, fragte Bonpland. / Also rechts, sagte Humboldt. /Aber warum rechts?“ (S. 73). Kehlmann spielt mit der ineinander übergehenden Verwendung von direkter und der viel häufiger indirekten Rede im Konjuktiv. Der Erzähler scheint direkt in die Handlung involviert zu sein. „Der Diplomat tat es mit einer Verneigung. Er sei übrigens auch Forscher! / Neugierig beugte Gauß sich vor. / Εr untersuchte alte Sprachen. (…)” (S. 159)
Kennzeichend für Kehlmanns Sprache ist auch, dass episches Präteritum verwendet, das dem Roman seinen fiktionalen Charakter verleiht. „Bonpland setzte einen Fuß vor den anderen. Scheinbar stundenlang hörte er den Schnee knirschen und wusste, dass zwischen ihm und dem Abgrund nur Wasserkristalle waren. Bis zum Ende seines Lebens, mittellos und gefangen in der Einsamkeit Paraguays, konnte er sich die Bilder bis ins Kleinste zurückrufen (…).“ (S. 174)
Der Grundton des Buches ist oft komisch-ironisch und löst beim Leser Heiterkeit aus. Dies lässt schon der Romananfang erkennen: „Im September 1828 verließ der größte Mathematiker des Landes zum ersten Mal seit Jahren seine Heimatstadt, um am Deutschen Naturforscherkongress in Berlin teilzunehmen. Selbstverständlich wollte er nicht dorthin.” (S. 7)
Kehlmann benutzt zusätzlich viele Motive und Symbole. Die mehr schwerwiegende von denen sind die folgende und zwar:
Humboldt ist Symbol der Weimarer Klassik. Dass der Vermessung der Welt eine kritische Auseinandersetzung mit der Weimarer Klassik eingeschrieben ist, hat Daniel Kehlmann selbst mehrfach betont: „Humboldt vertritt das Weltbild der Klassik, aber eben ohne jenes durchheiternde spielerische Element der Befreiung durch Kunst, um dessentwillen man ihr dann doch die Striktheit und Humorlosigkeit gerne verzeiht “[12].
Ziel der Weimarer Klassik (1786-1832) war die Humanität, das Schöne, das Gute und das Wahre. Der Mensch sollte ein Ideal zustreben. Man müsste „Harmonie” und „Totalität” besitzen und zwar alle menschlichen Kräfte und Fertigkeiten sollten ausgebildet werden. Gefühl und Verstand, künstlerisches Empfinden und wissenschaftliches Denken, theoretisches Erfassen und praktische Umsetzung sollten eine Harmonie bilden. Die Figur von Alexander von Humboldt vereinbart nicht nur im Kehlmanns Roman, sondern auch in der Wirklichkeit beide Ideale der Weimarer Klassik. Beide Bruder, Alexander und Wilhelm, haben eine spezielle Bildung, die sowohl den Geist als auch das Herz wertvolle Unterrichte und Reize bietet. „In Henriettes Salon trafen sich einmal in der Woche gebildete Leute, sprachen über Gott und ihre Gefühle, weinten ein wenig, schrieben einander Briefe und nannten sich selbst die Tugenbündler. (…) Es diene die Herzensbildung“ (S.23).
Wissenschaftliches, theoretisches Erfassen und praktische Umsetzung sind auch etwas, mit dem Alexander und Wilhelm in Kontakt gekommen sind. „In Physik und Philosophie unterrichtete sie Marcus Herz, (…). Wann immer einen die Dinge erschreckten, sei es eine gute Idee, sie zu messen“ (S. 22). Der fiktive Alexander hat trotzdem, einen Unterschied mit dem realen. Im Buch Kehlmanns erscheint Humboldt nur an einer Stelle als jemand, der Ruhm von Toleranz bevorzugt.
Bei der Besteigerung des Chimborazos geraten Humboldt und Bonpland in Lebensgefahr. Unter äußerster Anstrengung führt Humboldt seine Messungen durch, „18.690 Fuß hoch sind sie gestiegen“ (176 ff. ) – so hoch ist noch nie jemand vorgedrungen. Bonpland will noch auf den Gipfel, was Humboldt für unmöglich erklärt. Bonpland weiß sich zu helfen. „Man könnte ja einfach sagen, man wäre oben gewesen“ (177/30 f. ) Humboldt lehnt das ab, gesteht jedoch, dass „niemand das kontrollieren könnte“ (178/4 f. ). Das werde bleiben, was auch immer in ihrem Leben noch geschehe.“ (179/18-20). Bei dem historischen Figur Alexanders ist aber diese „Entgleisung“ nicht stattgefunden[13].
Der Vergänglichkeit des Lebens setzt Kehlmann in seinem Roman den Drachenbaum auf Teneriffa entgegen, den Humboldt als „ riesenhaft und wohl Jahrtausende alt “ bezeichnet: „ Er war dagewesen vor Christus und Buddha, Platon und Tamerlan.“ (beide S. 47). Er symbolisiert die Ewigkeit. Er stellt weiter fest: „ Alles starb, alle Menschen, alle Tiere, immerzu. Nur einer nicht .“ (edb. )
Das Buch beschäftigt sich an vielen Stellen mit Alter und Tod Motiv, dem auch die beiden genialen Wissenschaftler nicht entfliehen können. Der Tod macht keinen Unterschied zwischen den Menschen.
Gauß erfährt dies bereits in jungen Jahren am Beispiel seiner Mutter, denn ihm fällt schon früh auf, dass sie altert: „Ihre Haut verlor an Spannung, ihr Körper seine Form, ihre Augen hatten immer weniger Glanz, und jedes Jahr waren auf ihrem Gesicht neue Falten. (…)” (S. 54). Auch in seinem weiteren Leben wird sich Gauß der eigenen Vergänglichkeit immer wieder bewusst.
„Schuld am Tod sind die „Naturgesetze“, die Gauß als die „wahren Tyrannen „ bezeichnet (alle S. 219f.) Später, setzt er auf einen Erkenntnisgewinn im Tod: „Der Tod würde kommen als eine Erkenntnis von Unwirklichkeit. Dann würde er begreifen, was Raum und Zeit waren, was die Natur einer Linie, was das Wesen der Zahl.“ (S. 282)
Auch Humboldt empfindet das allmähliche Altern als Last, wenn er bemerkt: „ Es sei das Alter.(…) Früher habe er jeden überzeugen können. Habe jede Blockade überwunden und jeden Pass bekommen, den er gewollt habe. Ihm habe niemand widerstanden.“ ( S. 260 ). Humboldt definiert den Tod als “jene sich über Jahre dehnende Erschlaffung; die Zeit in der ein Mensch noch da ist und zugleich nicht mehr und in der er, ist auch sein Größe lange dahin, noch vorgeben kann, es gäbe ihn.” (S.263) Nach seiner Meinung hat die Natur das Sterben „umsichtig“ eingerichtet, und der Tod ist für ihn ein unaufhaltsamer Prozess und Teil des Lebens (vgl. S. 263).
Ebenfalls, sind die Tropen Symbol der Sexualität. Innerhalb der Vermessung der Welt ist es Alexander von Humboldt, der sich „unentwegt der Fremde aussetzt“[14]. Dabei ist das Fremde und Unheimliche für ihn weiblich kodiert: Unter Sauerstoffmangel sieht der ohnmächtige Humboldt „tropische Schlingpflanzen, welche unter seinem Blick zu Frauenkörpern“ werden, und „entwickelt sogleich eine Respirationsmaschine, die derartige Haluzinationen unterbindet“[15].
2.5 Realität und Fiktion
Die „Vermessung der Welt“ befindet sich zwischen Realität und Fiktion. Ein Vergleich mit den Biografien der historischen Personen Gauß uns Humboldt zeigt, dass sich Kehlmann zwar weitgehend an den Lebensstationen der Helden hält, aber auch, dass es gravierende Abweichungen gibt.
Ein Beispiel für die erzählerischen Freiheiten Kehlmanns ,der keinen historischen Roman im Sinne einer möglichst wahrheitsgetreuen Abbildung schaffen wollte, ist die Ignorierung eines Reisebegleiters von Humboldt und Bonpland im Roman: Carlos Montùfar (1780-1816) hatte die beiden ab Januar 1802 begleitet, hatte mit ihnen sogar den Gipfel Chimborazo bestiegen.
Montùfars Beitrag an der Expedition wurde von Humboldt ausführlich in seinem Bericht gewürdigt. Kehlmann schreibt dazu: „Als ich begann, meinen Roman über Gauß, Humboldt und die quantifizierende Erfassung der Welt zu schreiben (…) wurde mir schnell klar, dass ich erfinden musste. (…) Besonders die Darstellung der zweiten Hauptfigur, des wunderlichen Barons Alexander von Humboldt, jener Kreuzung aus Don Quixote und Hindenburg, verlangte noch Übersteigerung, Verknappung und Zuspitzung. Hatte er in Wirklichkeit eine eher undramatische Rundreise von über sechs Jahren Dauer gemacht, so musste ich, um davon erzählen zu können, nicht nur sehr viel weglasssen, sondern Verbindungen schaffen und aus isolierten Begebenheiten zusammenhängende Geschichten bauen./So verwandelte ich den Assistenten des Barons, den treuen und vermutlich eher unscheinbaren Botaniker Aime Bonpland in seinen aufmüpfigen Widerpart. In Wirklichkeit war Humboldt meist inmitten einer sich ständig verändernden Gruppe gereist(…) Also musste ich auf Carlos Montùfar verzichten (…).“[16]
Kehlmann selbst spricht von einem „Gegenwartsroman, der in der Vergangenheit spielt”, der so klingen sollte, “wie ein seriöser Historiker schreiben würde, wenn er plötzlich verrückt geworden wäre”[17].
[...]
[1] Vgl. “Ins Fremde schreiben-Gegenwartsliteratur auf den Spuren historischer und fantastischer Entdeckungsreisen” von Friedhelm Marx, S. 167.
[2] Vgl. http://www.news.de/medien/855065828/der-starautor-packts-aus/1/[Stand: 12.6.2012]
[3] Vgl. http://www.welt.de/kultur/article95666/Daniel-Kehlmann-ausgezeichnet.html
[4] Vgl. http://www.welt.de/kultur/article1236923/WELT-Literaturpreis-geht-an-Daniel-Kehlmann.html
[5] Vgl. http://www.stadtbibliothek-springe.de/2008/10/19/daniel-kehlmann-mit-thomas-mann-preis-geehrt/
[6] Zitiert nach: Zeyringer, Klaus: Vermessen. Zur deustchsprachigen Rezeption der „Vermessung der Welt“. In: Gunther Nickl (Hrsg.): Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“, S. 79.
[7] Vgl. edb. , S.80.
[8] Zitiert nach: edb.
[9] Zitiert nach: edb. , S. 81.
[10] Zitiert nach: edb. , S. 85.
[11] Zitiert nach: edb. , S. 86
[12] Zitiert nach: Friedhelm Marx “Ins Fremde-Gegenwartsliteratur auf den Spuren historischer und fantastischer Entdeckungsreisen“ S. 106: Daniel Kehlmann, diese sehr ernsten Scherze. Poetikvorlesungen, Göttingen 2007, S.40. Zum spielerischen Element des Romans vgl. Stephanie Catani, Formen und Funktionen des Witzes, der Satire und der Ironie in „Die Vermessung der Welt”, in: Daniel Kehlmanns „Die Vermessung de Welt. Materialien, Dokumente, Interpretationen“ S.198-215.
[13] Vgl. Friedhelm Marx “Ins Fremde-Gegenwartsliteratur auf den Spuren historischer und fantastischer Entdeckungsreisen“, S. 113.
[14] Vgl. Friedhelm Marx “Ins Fremde-Gegenwartsliteratur auf den Spuren historischer und fantastischer Entdeckungsreisen“, S. 104, Zitat nach: Markus Gasser hat darauf hingewiesen, dass im Grunde alle Gestalten Daniel Kehlmanns auf ihre Weise das Weite suchen, „das Licht und die Leihtigkeit, eine fünfte Himmelsrichtung, ihr Ultima Thule”(…) Daniel Kehlmann S. 12-29, hier S. 13. Das gilt jedenfalls auch für Kehlmanns jüngsten Roman „Ruhm” von 2009, in dem etwa eine Schriftstellerin hoffnungslos in der Fremde Asiens verschwindet.
[15] Vgl. Friedhelm Marx “Ins Fremde-Gegenwartsliteratur auf den Spuren historischer und fantastischer Entdeckungsreisen“, S. 104-105
[16] Daniel Kehlmann, „Wo ist Carlos Montùfar ?“, S. 14-16.
[17] Zitiert nach: Nickel (Hrsg.) : Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“, S. 32 f. „Ich wollte schreiben wie ein verrückts gewordener Historiker”. In „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 9. Februar 2006.
- Quote paper
- Ioanna Delliou (Author), 2014, Analyse des Romans "Die Vermesseung der Welt". Wird eine indirekte Kolonialisierung thematisiert?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367329
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