What about the long run? - In the long run we are all dead.
John Maynard Keynes
Mit diesem Bonmot verdeutlicht Keynes die Bedeutung der kurzfristigen Anpassungsdynamik
beim Übergang zwischen langfristigen Gleichgewichtspunkten. Diese Dynamik wird normalerweise
bei komparativ-statischen Analysen vernachlässigt. Dabei darf nicht übersehen werden,
daß auch Anpassungsvorgänge nicht von heute auf morgen vor sich gehen. Für die Reaktion
der Inflationsrate auf Eingriffe der Zentralbank zum Beispiel wird üblicherweise von einer Dauer
von 1-2 Jahren ausgegangen. Das führt zu der Frage, wie sich die Variablen eines makroökonomischen
Modells verhalten, wenn man nicht nur Ausgangs- und Endpunkt untersucht, sondern
auch die Anpassungszeitpfade zwischen den Gleichgewichtspunkten.
Am 1. Januar 1999 trat die dritte Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
in Kraft. Damit übernahm die Europäische Zentralbank in Frankfurt die Verantwortung für die
Geldpolitik in den Teilnehmerstaaten der Währungsunion. Nach Artikel 105 des EG-Vertrages ist ihr vorrangiges Ziel, die Preisstabilität zu gewährleisten. Wenn dieses Ziel nicht gefährdet ist, soll sie die Wirtschaftspolitik der EU unterstützen. Entsprechend dieser Aufgabenstellung der EZB soll im folgenden untersucht werden, welchen Einfluß die Geldpolitik auf das Sozialprodukt, die terms-of-trade, Real- und Nominalzins und die Inflationsrate hat.
Hierzu wird im zweiten Abschnitt ein dynamisches Modell für den Geldmarkt und die Gütermärkte
einer kleinen, aus 2 Staaten bestehenden Währungsunion entwickelt. Im dritten Abschnitt
wird für dieses Modell das langfristige Gleichgewicht auf dem Geld- und den Gütermärkten
ermittelt, welches der Ausgangspunkt für die Entwicklung und Analyse eines dynamischen
Systems der aggregierten Variablen der Union im vierten Abschnitt ist. Dieser Abschnitt stellt
den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit dar. Abschließend werden die theoretisch ermittelten
Ergebnisse kurz mit einer empirischen Untersuchung der europäischen Währungsunion verglichen.
Im fünften Abschnitt dann werden die Ergebnisse zusammengefaßt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Makroökonomisches dynamisches Modell der Währungsunion
2.1. Modellgleichungen
2.2. Aoki-Methode
3. Langfristige Beziehungen
3.1. Steady-state der Aggregatvariablen
3.2. Verteilungswirkung der Geldpolitik
4. Dynamisches Verhalten des Modells
4.1. Zustandsgleichungen für terms-of-trade und reale Geldmenge
4.2. Anpassungszeitpfad
4.3. Dynamik der terms-of-trade und der realen Geldmenge
4.4. Dynamik des Sozialprodukt
4.5. Empirische Ergebnisse
5. Zusammenfassung
Abbildungsverzeichnis
1. Anpassungsprozeß einer Steigerung der Geldmengenwachstumsrate, Quelle: Eigene Erstellung, nach Wohltmann (1994, S. 104)
2. Anpassungsprozeß des aggregierten Sozialproduktes infolge einer Steigerung der Geldmengenwachstumsrate, Quelle: Eigene Erstellung
1. Einleitung
What about the long run? - In the long run we are all dead.
John Maynard Keynes
Mit diesem Bonmot verdeutlicht Keynes die Bedeutung der kurzfristigen Anpassungsdynamik beim Übergang zwischen langfristigen Gleichgewichtspunkten. Diese Dynamik wird normalerweise bei komparativ-statischen Analysen vernachlässigt. Dabei darf nicht übersehen werden, daß auch Anpassungsvorgänge nicht von heute auf morgen vor sich gehen. Für die Reaktion der Inflationsrate auf Eingriffe der Zentralbank zum Beispiel wird üblicherweise von einer Dauer von 1-2 Jahren ausgegangen. Das führt zu der Frage, wie sich die Variablen eines makroökonomischen Modells verhalten, wenn man nicht nur Ausgangs- und Endpunkt untersucht, sondern auch die Anpassungszeitpfade zwischen den Gleichgewichtspunkten.
Am 1. Januar 1999 trat die dritte Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion in Kraft. Damit übernahm die Europäische Zentralbank in Frankfurt die Verantwortung für die Geldpolitik in den Teilnehmerstaaten der Währungsunion.
Nach Artikel 105 des EG-Vertrages ist ihr vorrangiges Ziel, die Preisstabilität zu gewährlei- sten. Wenn dieses Ziel nicht gefährdet ist, soll sie die Wirtschaftspolitik der EU unterstützen. Entsprechend dieser Aufgabenstellung der EZB soll im folgenden untersucht werden, welchen Einfluß die Geldpolitik auf das Sozialprodukt, die terms-of-trade, Real- und Nominalzins und die Inflationsrate hat.
Hierzu wird im zweiten Abschnitt ein dynamisches Modell für den Geldmarkt und die Gü- termärkte einer kleinen, aus 2 Staaten bestehenden Währungsunion entwickelt. Im dritten Ab- schnitt wird für dieses Modell das langfristige Gleichgewicht auf dem Geld- und den Gütermärk- ten ermittelt, welches der Ausgangspunkt für die Entwicklung und Analyse eines dynamischen Systems der aggregierten Variablen der Union im vierten Abschnitt ist. Dieser Abschnitt stellt den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit dar. Abschließend werden die theoretisch ermittelten Ergebnisse kurz mit einer empirischen Untersuchung der europäischen Währungsunion vergli- chen. Im fünften Abschnitt dann werden die Ergebnisse zusammengefaßt.
2. Makroökonomisches dynamisches Modell der Währungsunion
2.1. Modellgleichungen
Ausgangspunkt für die Untersuchung der Auswirkungen der Geldpolitik ist das Modell für eine symmetrische und im Vergleich zum Ausland kleine Währungsunion1.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für dieses Modell soll im folgenden eine ökonomische Begründung gegeben werden.
Im Gleichgewicht entspricht das von der Europäischen Zentralbank gesteuerte Geldangebot der zins- und einkommensabhängigen Geldnachfrage der Wirtschaftssubjekte in den beiden Unionsländern (Gl. 1).
Der für beide Länder gleiche Zinssatz i wird von der ungedeckten Zinsparität bestimmt (Gl.
2). Das heißt, daß aufgrund der vollständigen Kapitalmobilität zwischen den Modelländern sich der inländische Zinssatz nur durch die erwartete Abwertungsrate vom ausländischen Zinssatz unterscheidet.
2. Makroökonomisches dynamisches Modell der Währungsunion
Für die Abwertungsrate werden rationale Erwartungen in bezug auf den Wechselkurs unter- stellt. Das heißt, daß die erwartete Wechselkursänderung ständig an die Differenz zwischen dem langfristig erwarteten WechselkursE und dem aktuellen Wechselkurs E angepaßt wird (Gl. 3).
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich aus der einkommensabhängigen privaten Absorption, den realzinsabhängigen Investitionen, den Staatsausgaben und dem Außenbeitrag zusammen (Gl. 4, 5). Es wird angenommen, daß Löhne und Güterpreise in der kurzen Frist fest sind und erst mittel- und langfristig variieren (sticky-price-Annahme). Dies führt dazu, daß die Produzenten kurzfristig ihr Güterangebot der Güternachfrage anpassen.
Das gleichgewichtige Sozialprodukt ist in positiver Weise von den relativen Preisen τi und (p1 − p2) abhängig. Dies unterstellt für die lange Frist eine neoklassische Produktionsfunktion und flexible Reallöhne (Gl. 6, 7).
Die Preisänderungsrate ergibt sich aus der rational erwarteten Änderungsrate des Konsumentenpreisindex und dem Auslastungsgrad der heimischen Produktion (Gl. 8, 9). Der Konsumentenpreisindex pVi setztsichausdemgewogenenMittelderin-undausländi- schen Preisniveaus zusammen (Gl. 10 , 11 ).
Die terms-of-trade entsprechen der Differenz von inländischem und ausländischem Preisniveau, berechnet in der Inlandswährung. Es wird von einer Normalreaktion des Außenbeitrags in bezug auf die terms-of-trade ausgegangen (Gl. 12 ).
2.2. Aoki-Methode
Die Symmetrieannahme des Modells erlaubt es nun, das Gesamtmodell in zwei dynamische Systeme zu überführen. Diese beiden Systeme sind noch mit einfachen Mitteln analytisch zu bearbeiten. Das erste System beschreibt dabei die aggregierten Variablen, während das zweite System die Differenzen zwischen den Unionsländern darstellt2.
Als erstes Gleichungssystem ergibt sich folglich3:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Gleichung für das Unionseinkommen (13) ergibt sich als Addition der beiden IS-Gleichungen
(4) und (5). Die unionsweiten terms-of-trade (14) ergeben sich aus (12). Die aggregierten Nomi- nalzinsen (15) folgen aus der Bedingung für die ungedeckte Zinsparität (2). (16) folgt aus (8) bis (11). Das aggregierte Vollbeschäftigungseinkommen (17) folgt aus der Zusammenfassung von (6) und (7). Mit Hilfe dieses Gleichungssystems wird in Abschnitt 4 das dynamische Verhalten der aggregierten Variablen hergeleitet.
Das zweite Gleichungssystem erfaßt die Differenzen bei der Einkommens- und Inflationsratenentwicklung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Analog zum Aggregation ergeben sich die Differenzen innerhalb der Währungsunion. (18) folgt aus (4) und (5). Die Abweichung bei der Preisniveauentwicklung (19) ergibt sich aus (8) bis (11).
(20) beschreibt die Differenz der Vollbeschäftigungseinkommen (Gl. 6) und 7. In Abschnitt 3.2 werden anhand dieses Gleichungssystems die Verteilungswirkungen der Geldpolitik erläutert.
3. Langfristige Beziehungen
3.1. Steady-state der Aggregatvariablen
Für das langfristige Gleichgewicht gilt im vorliegenden Modell ohne technischen Fortschritt und konstanten Kapitalstock, daß sich ein stationärer Gleichgewichtswert für das reale Sozialprodukt ergibt, d. h. im Gleichgewicht ist yi gleich Null.
Bei einer positiven, konstanten Geldmengensteigerungsrate folgt daraus, daß im Gleichgewicht Inflations- und Abwertungsrate konstant sind (pi =Ë = 0). Aufgrund der Zinssatzpariät ergibt sich daraus wiederum eine Konstanz der Nominalzinssätze ii = 0.
Aus ( 1) und ( 13) kann man schließen4, daß im Gleichgewicht die terms-of-trade-Änderungsrate sowie die reale Geldmengenwachstumsrate gleich Null sind. Demzufolge determiniert die nominale Geldmengenwachstumsrate die aggregierte Inflationsrate.
˙τ = m− (p1 + p2) = 0. (21)
Aufgrund dieser steady-state-Bedingung ergibt sich, daß das langfristig gleichgewichtige Sozialprodukt mit dem Vollbeschäftigungssozialprodukt yi übereinstimmt. Gleichfalls erhält man für den aggregierten Realzins ra einen konstanten Term:
ra = (i1 + i2) − ( p1 + p2) = 2i∗ − ˙τ ⇒ ra =0 (22)
Es lassen sich in bezug auf die zu betrachtende geldpolitische Maßnahme, die Erhöhung der Geldmengenwachstumsrate, folgende Schlüsse für das langfristige Gleichgewicht ziehen:
1. Das Gleichgewichtssozialprodukt und der Realzinssatz bleiben unverändert.
[...]
1 Der Aufbau des Modells geht zurück auf Dornbusch (1976), in dieser Form bei Wohltmann (1994). Es werden die folgenden Symbole und Kurzschreibweisen verwendet: E: logarithmierter Wechselkurs; g: logarithmierte Staatsausgaben; i: Zinssatz; m: logarithmierte Geldmenge; p: logarithmiertes Preisniveau; y: logarithmiertes So- zialprodukt. x kennzeichnet den langfristigen Gleichgewichtswert und x den Wert für das große Ausland. x ist eine Kurzschreibweise für die Ableitung der Variablen x nach der Zeit ( ∂x ∂t).
2 Diese Analysemethode geht auf Aoki (1981) zurück.
3 Zu den aggregierten Größen gehört natürlich auch die in ( 1) beschriebene Geldmengengleichung.
4 Vgl. Wohltmann (1994, S. 98).
- Citation du texte
- Owe Jessen (Auteur), 2001, Die intertemporären Auswirkungen der Geldpolitik in einem dynamischen Modell der Währungsunion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36719
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