Mit der Reform des Kindschaftsrechts im Jahr 1998 wurde verstärkt darauf geachtet, Kinder gerade bei Trennungs- und Scheidungsangelegenheiten mehr in den Fokus zu stellen. Gerade da wo es zu einer Einigung über den Umgang nur erschwert kommt, soll dem Recht auf Umgang verstärkt nachgeholfen werden. Dementsprechende Hilfsangebote können Unterstützung bieten.
Der begleitete Umgang ist hierbei eine wichtige Maßnahme, welche dazu da ist, gerade die Beziehung zwischen Kind und wichtigen Bezugspersonen auch nach einer Trennung oder Scheidung aufzubauen, wiederherzustellen oder fortzuführen. Dieses Angebot ist hierbei vor allem darauf bedacht, das Kind mit seinen Bedarfen in den Vordergrund zu stellen. Doch wird dies in der Praxis so auch berücksichtigt?
In dieser Arbeit soll nun erforscht werden, wie begleiteter Umgang gestaltet werden muss, damit Kinder dort gut unterstützt werden können.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Anmerkungen zur spezifischen Situation von Trennungs- und Scheidungskinder
2.1 Phasen von Scheidung und Trennung
2.1.1 Ambivalenzphase
2.1.2 Trennungs- und Scheidungsphase
2.1.3 Nachscheidungsphase
2.2 Hochkonflikthafte Trennung und Scheidung
2.3 Reaktionen der Kinder bei Trennung und Scheidung
2.3.1 Alters- und Entwicklungsbedingte Reaktionen
2.3.2 Geschlechterbedingte Reaktionen
2.4 Hilfsangebote
2.5 Fazit
3. Begleiteter Umgang: Ein Hilfsangebot in Angelegenheiten des Umgangsrechts
3.1 Begriffsbestimmung
3.2 Rechtliche Grundlagen
3.3 Indikationen für begleiteten Umgang
3.3.1 Indikationen, bei denen die Kontinuität der Kontakte im Vordergrund steht
3.3.2 Indikationen, bei denen die Sicherheit des Kindes im Vordergrund steht
3.4 Ziele
3.5 Formen
3.5.1 Formen nach den „Deutschen Standards zum begleiteten Umgang“
3.5.2 Weitere Form des Hilfsangebots
3.6 Ablauf der Maßnahme
3.6.1 Beanspruchung
3.6.2 Vorbereitungs-/Abklärungsphase
3.6.3 Durchführungsphase
3.6.4 Abschluss und Neuvereinbarung
3.6.5. Nachbetreuung
3.7 Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
3.8 Fazit
4. Wie Kinder begleiteten Umgang erleben: Exemplarische Darstellung
4.1 Hinführung
4.2 Informationen zur Befragung
4.2.1 Rahmenbedingungen
4.2.2 Kurze Klientelbeschreibung
4.2.3 Ablauf der Befragung
4.3 Auswertung der Ergebnisse
4.4 Eigene Interpretation der Ergebnisse
4.5 Fazit
5. Das Schlussresümee - Wie begleiteter Umgang gestaltet werden sollte, damit Kinder dort gut unterstützt werden
5.1 Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
5.2 Umgang mit den Ergebnissen
5.3 Bezug zur Sozialen Arbeit
5.4 Fazit
6. Ausblick
7. Literaturverzeichnis
ANHANG
I. Ausführung der verwendeten Paragraphen
II Fallbeispiele für begleiteten Umgang
III. Fragebogen
IV. Darstellung der Befragungen
Vorwort
Während eines freiwilligen Praktikums im Frühjahr dieses Jahres, welches ich im Jugendamt absolviert habe, konnte ich zum ersten Mal die Problematik erkennen, welcher gerade Kinder von Trennungs- und Scheidungsfamilien ausgesetzt sind. Bei den Elterngesprächen, welche meist sehr konfliktreich verliefen, bemerkte ich, dass die Eltern ihre Kinder oft gar nicht mehr im Blick hatten. Viel zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt. Vor allem wenn es um Angelegenheiten in Sachen Umgangsrecht ging, nutzten die Eltern oft jede Möglichkeit aus, dem/der Ex-PartnerIn eins auszuwischen. Wieder wurden die Kinder hier nicht in den Fokus des Geschehens gestellt.
Für mich war aus dieser Erfahrung heraus schnell klar, dass ich mich mit diesem Thema näher auseinandersetzten möchte. Nach einigen Recherchen kam ich dann auch auf das Hilfsangebot des “Begleiteten Umgangs”, welches sich vor allem auf das Umgangsrecht, gerade von Trennungs- und Scheidungskinder, fixiert.
Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, meine Bachelorthesis zum Thema “Kinder im begleiteten Umgang“ zu schreiben.
Doch bevor es nun näher in den Inhalt geht, möchte ich mich an dieser Stelle zunächst noch bei einigen Leuten bedanken, durch die eine Bearbeitung zu diesem Thema erst möglich geworden ist:
Zunächst ergeht mein Dank an das Jugendamt Weißenburg-Gunzenhausen, hier vor allem Frau Susanne Marthol, durch welche ich die Möglichkeit hatte, das Praktikum im Jugendamt zu absolvieren. Dadurch wurde ich zum Thema meiner Thesis inspiriert. Ein weiteres Dankeschön möchte ich den MitarbeiterInnen des Kinderschutzbundes Ludwigsburg, besonders Frau Hanna Lormann aussprechen, durch welche ich die Möglichkeit bekam, eine Befragung von ehemaligen TeilnehmerInnen des begleiteten Umgangs zu machen. Zudem stand sie mir bei Fragen bezüglich des Hilfeangebots stets zu Verfügung.
Auch den beiden Teilnehmenden der Befragung sei gedankt. Sie hatten mir dadurch die Chance gegeben, einen Eindruck darüber zu gewinnen, was Kindern im begleiteten Umgang erleben.
Mein weiterer Dank ergeht zudem meinen Erstkorrektor Herr Reinhard Schubert, der mich durch seine Anregungen stets weiter gebracht hat. Bei Fragen konnte ich mich immer an ihn wenden.
Ludwigsburg, im Dezember 2012
Einleitung
„ Am Ende hat der Richter es entschieden,
Scheidung, da sie sich ja nicht mehr lieben.
Jetzt begann der Kampf um das Kind,
jeder wollte es haben und das geschwind.
Keiner dachte einen Moment nur daran,
was man damit dem Kind angetan.
Sie feilschten um Uhrzeit und Besuchertage,
der Wille des Kindes war hierüberhaupt keine Frage.
Die Anw ä lte schrieben Briefe hin und her,
an das Wohl des Kindes dachte keiner mehr.
Das wollte nur die Eltern zusammen sehen, aber die konnten oder wollten das gar nicht verstehen.
So führten sie Krieg auf brechen und biegen, keiner sollte vom Kind zu viel kriegen.
So zerrten sie hin und zerrten sie her, den Zustand seiner Seele sah wohl keiner mehr “
Scheidungskinder, Ursula Geiger 1
In diesem Teil des Gedichtes „Scheidungskinder“ von Ursula Geiger wird deutlich, was passieren kann, wenn sich ein Paar dafür entscheidet, sich zu trennen. Die Zeit, in der man sich geliebt hat und die Partnerschaft durch ein Kind vervollständigen wollte, ist Vergangenheit. Nun zählt es nur noch sich schnellst möglichst zu trennen bzw. zu scheiden.
In diesen Versen wird zudem sehr deutlich, was mit den Kindern in solch einem Prozess passieren kann. Sie stehen in all diesen Verhandlungen und Entscheidungen nicht gerade im Mittelpunkt. Ihre Bedürfnisse finden dabei oft gar keinen Raum.
Gerade in heutiger Zeit, in der sich immer mehr Familien trennen oder scheiden, kommt es vermehrt auch zu Konflikten in Bezug der Umgangsregelung.2 Wie auch in diesem Gedicht deutlich wird, sind die Eltern kaum bereit sich darüber einigen zu werden. Eigene Vorstellungen und das Bedürfnis, dem ehemaligen Partner eins auszuwischen, stehen viel mehr im Vordergrund als die Gefühle und Wünsche des Sohns oder der Tochter. Wie dieser/diese unter der ganzen Situation leidet, erkennen die meisten Eltern nicht. Doch gerade das Kind sollten während dieses ganzen Prozesses nicht vergessen werden.
Mit der Reform des Kindschaftsrechts im Jahr 1998 wurde verstärkt darauf geachtet, Kinder gerade bei Trennungs- und Scheidungsangelegenheiten mehr in den Fokus zu stellen.3 Gerade da wo es zu einer Einigung über den Umgang nur erschwert kommt, soll dem Recht auf Umgang verstärkt nachgeholfen werden. Dementsprechende Hilfsangebote können Unterstützung bieten.
Der begleitete Umgang ist hierbei eine wichtige Maßnahme, welche dazu da ist, gerade die Beziehung zwischen Kind und wichtigen Bezugspersonen auch nach einer Trennung oder Scheidung aufzubauen, wiederherzustellen oder fortzuführen. Dieses Angebot ist hierbei vor allem darauf bedacht, das Kind mit seinen Bedarfen in den Vordergrund zu stellen. Doch wird dies in der Praxis so auch berücksichtigt?
In dieser Arbeit soll nun erforscht werden, wie begleiteter Umgang gestaltet werden muss, damit Kinder dort gut unterstützt werden können.
Damit hierbei erkenntlich wird, welche Klientel hiervon Gebrauch macht, wird im ersten Teil der Arbeit zuerst einmal die spezifische Situation von Trennungs- und Scheidungskindern vorgestellt. Im dritten Kapitel findet dann eine ausführliche Beschreibung und Vorstellung der Maßnahme des „Begleiteten Umgangs“ statt. Hierbei ist noch anzumerken, dass in dieser Arbeit ausschließlich auf den Bereich von Trennungs- und Scheidungskindern eingegangen wird. Begleiteter Umgang bei Pflegefamilien wäre ein weiteres Arbeitsfeld, welches in dieser Arbeit aber nicht explizit dargestellt wird. Da in dieser Arbeit der Blick verstärkt auf Kinder im begleiteten Umgang liegt, findet in Kapitel vier eine praktische Einsicht in das Thema statt. Anhand einer Befragung ehemaliger TeilnehmerInnen des begleiteten Umgangs wird hier exemplarisch dargestellt, wie Kinder die Maßnahme erleben. Schließlich findet eine Auswertung der Ergebnisse statt. Das fünfte Kapitel dieser Arbeit dient dem allgemeinen Resümee, in dem nochmals der Forschungsfrage hier aus der Einleitung nachgegangen wird. Dort werden auch Hinweise gegeben, wie mit den Erkenntnissen aus der Ausgangsfrage umgegangen werden kann. Das Thema „Kinder im begleitetet Umgang“ wird hierbei auch aus sozialarbeiterischer Sicht erörtert, wodurch die Relevanz dieses Angebots für die Soziale Arbeit verdeutlicht werden soll. Am Schluss der Arbeit findet noch ein kurzer Ausblick statt.
Wie muss begleiteter Umgang also gestaltet werden, damit Kinder dort gut unterstützt werden können?
Dieser Frage wird nun in dieser Arbeit nachgegangen.
2 Anmerkungen zur spezifischen Situation von Trennungs- und Scheidungskindern
Von einer Familie wird immer dann gesprochen, wenn mindestens ein Kind und eine erwachsene Person eine Gruppe darstellen, welche zudem durch eine „biologisch-soziale Doppelnatur und die Übernahme von Reproduktions- und Sozialisationsfunktionen gekennzeichnet sind“4 Dies sieht zumindest Nave-Herz so. Pädagogen, wie etwa Luhmann, sehen Familie als ein System, welches sich auflösen und verändern kann.5 Dennoch streben Menschen, gerade diejenigen, welche sich entschlossen haben, als Paar zusammen zu leben, nach einer glücklichen Familie. Durch ein Kind soll das Ganze dann das Gefühl der Zusammengehörigkeit bekommen. Schließlich kann dann der Entschluss gefasst werden, das Leben gemeinsam zu gestalten.6
Doch leider klappt dies nicht immer und die Beziehung der Eltern geht in die Brüche. Unter dieser Trennung bzw. Scheidung sind dann vor allem die Kinder betroffen. In diesem Kapitel, in dem spezifisch auf die Situation von Trennungs- und Scheidungskindern eingegangen wird, nehmen die ersten Punkten zunächst Bezug auf die verschiedenen Phasen und die Konflikthaftigkeit von Trennung und Scheidung. Im dritten Punkt werden dann speziell die Reaktionen von Kindern in der Trennungs- und Scheidungssituation beschrieben.
Da eine Konfliktbewältigung bei Trennung und Scheidung vor allem für Kinder oft nicht alleine zu bewältigen ist, werden im vorletzten Teil dieses Kapitels entsprechende Hilfsangebote beschrieben.
Anschließend findet ein Fazit statt, in dem die Bedarfe für Trennungs- und Scheidungskinder herausgearbeitet werden.
2.1 Phasen von Scheidung und Trennung
Allgemein stellt eine Trennung bzw. eine Scheidung einen Prozess dar, welcher sich über mehrere Jahre ziehen kann. Diese Zeit ist durch viele Veränderungen geprägt und beginnt bereits schon lange vor dem eigentlichen Ereignis Scheidung.7 Allgemein ist dies sehr prägend für alle am Prozess Beteiligten. Auch wenn jeder Fall ganz unterschiedlich in seiner Dauer und Intensität sein kann, wird der Scheidungsprozess generell in verschiedene Phasen geteilt und dadurch charakterisiert. In diesem Punkt werden dazu die wichtigsten Merkmale der jeweiligen Abschnitte näher vorgestellt.
2.1.1 Ambivalenzphase
Wie schon benannt, beginnt die eigentliche Trennung bzw. Scheidung schon viel früher als die entscheidende Wende, eine Partnerschaft zu lösen. Dies kann sich über mehrere Jahre ziehen. Damit es generell erst soweit kommt, braucht es in der Beziehung erst einen Auslöser, der den Prozess ins Rollen bringt. Dieser kann aber sehr unterschiedliche Ursachen haben.
Im Allgemeinen hoffen Partner am Anfang des Prozesses noch sehr darauf, dass sich ihr Verhältnis mit der Zeit wieder verbessert. So denken viele, dass gerade durch ein Kind Veränderungen in der Gemeinschaft stattfinden können. Ein Kind soll etwa ein Wendepunkt im Leben sein, um sich etwa aus der eigenen Herkunftsfamilie zu lösen oder jemanden ein besseres Leben zu geben, als das, welches man selber in seiner Kindheit hatte.8 Jedoch ist dann anschließend auch gerade ein Kind oft der Auslöser für eine Trennung. Durch den Zuwachs merkt man, dass man nun sehr abhängig voneinander ist. Der Wunsch nach Ablösung wird dabei immer größer. Hierbei kann es immer wieder zu Konflikten kommen, da man den eigenen Wünschen und Bedürfnissen nicht mehr so viel Raum geben kann. Gegebenheiten wie Misstrauen, Auseinandersetzungen, Unentschlossenheit, Ängste oder Verunsicherung begleiten die Partner während dieser Phase. Diese Zustände lassen die Partner oft spalten.9 Gedanken einer Trennung werden immer größer.
Um die Entscheidung einer Trennung bzw. Scheidung endgültig zu treffen, greifen Paare immer wieder darauf zurück, bei einer „Paarberatung“ Unterstützung zu finden. Schließlich will man ja versuchen, doch noch einen Weg zueinander zu finden, vor allem wegen den Kindern. Dennoch kann aus solch einer „Paarberatung“ auch schnell eine „Trennungsberatung“ werden, da man merkt, dass die Partnerschaft doch nicht mehr klappt und es das Beste ist, einen Schlussstrich zu ziehen.10 Erst dann kann die eigentliche Trennung bzw. Scheidung vollzogen werden.
Gerade Kinder sind in der Zeit dieser Phase, welche mit viel Ungewissheit belastet ist, sehr betroffen. Sie bekommen die oft konfliktreichen Situationen zwischen den Eltern hautnah mit. Auch werden sie in diesem Ereignis gerne in andere Rollen gesteckt. So wird ein Kind schnell zum „Bündnispartner“, zum Partnerersatz, zum Kummerkasten oder zum Vermittler zwischen den Eltern. Dieser Funktion sind die Kinder oft nicht gewachsen. Zudem können sie ihren eigenen Wünschen einer Wiedervereinigung, in der sie als Helfer positioniert sind, nicht gerecht werden.11 Auch sind Kinder häufig dazu gezwungen, meist auch von Seiten eines Elternteils, sich für einen von Beiden, zu entscheiden. Der andere Partner wird hierbei oft schlecht gemacht (Triangulierungsverbot). Diese Entscheidung fällt den Kindern aber sehr schwer und sie haben mit sich selbst zu kämpfen (Loyalitätskonflikte). Sie haben das Gefühl nur wenig Hilfe und Unterstützung zu bekommen. Gerade Jugendliche ziehen sich deshalb häufig innerhalb der Familie zurück.12
Dennoch wäre es gerade in der Ambivalenzphase wichtig, mit den Kindern in einem altersgemäßen Gespräch über die Situation in der Familie zu sprechen und ihnen deutlich zu machen, dass es eventuell zu einer Trennung der Eltern kommen kann. Hierbei ist es stets wichtig, auch wenn es eventuell schwer fällt, dass beide Elternteile für das Kind AnsprechpartnerIn sind. Erst dadurch können die Kinder lernen, mit der Situation umzugehen.13 Sie sollen erkennen, dass sie hierbei nicht alleine gelassen werden und auf emotionale Unterstützung hoffen können.14
2.1.2 Trennungs- und Scheidungsphase
Nachdem sich ein Paar entschieden hat sich zu trennen und sich gegebenenfalls scheiden zu lassen, findet im Normalfall erst einmal eine räumliche Trennung statt. Dies bringt auch gerade für die Kinder Neuigkeiten mit sich. Das Reden über diese zukünftigen Veränderungen, aber noch mehr über Nicht-Veränderungen (z. B. Verbleib des eigenen Zimmers, Kindergarten-/ Schulort) sollen dem Kind Kenntnis und Sicherheit darüber geben, was die Trennung und Scheidung für sie bedeutet.15
Leider ist es jedoch so, dass Kinder nur zögerlich in die ganze Thematik mit hinein bezogen werden. Deshalb erleben sie die ganze familiäre Atmosphäre mit Bitterkeit, Rache oder Hass. Diese Emotionen werden von den Eltern oft dann dazu ausgenutzt, um den anderen Elternteil schlecht zu machen. Kinder werden dadurch zum Spielball zwischen den Eltern, womit sie oft überfordert sind. Auch werden sie in manchen Fällen zu Schuldigen erklärt („Nur deinetwegen haben wir geheiratet!“, „Nur wegen dir sind wir zusammen geblieben!“), wodurch sie sich in dieser Phase oft allein gefühlt lassen.16
Dieses Alleinsein zeigt sich aber auch dadurch, dass die Eltern gerade jetzt mit ihren Gefühlen zu sehr in sich verwurzelt sind und dadurch keine Zeit und keinen Nerv für die Kinder haben. Da aber die Kinder nach Aufmerksamkeit und Zuwendung suchen, entsteht leicht die Gefahr, dass Kinder durch den Ausdruck von Verhaltensauffälligkeiten diese Bedürfnisse zurückgewinnen wollen. Hierbei reagiert jedes Kind ganz unterschiedlich (siehe Punkt 2.3).17 Es kann nun hilfreich sein, bestimmte Angebote zur Unterstützung und Beratung der Kinder in dieser schweren Zeit in Anspruch zu nehmen (Angebote siehe Punkt 2.4).
In dieser Phase ist es zudem bedeutungsvoll, das Umfeld der Familie über die Trennung zu informieren. Dies bringt oft ein Einmischen, Parteilichkeit oder Rückzug Anderer mit sich.18 Doch gerade das Benachrichtigen der Lebenswelt der Kindern ist wichtig, da hierbei etwa in Kindergarten oder Schule erst deutlich wird, warum das Kind in dieser Zeit eventuell verändertes Verhalten aufzeigt.
Bei einer Scheidung ist in diesem Abschnitt des Prozesshergangs zudem die Einleitung der juristischen Schwerpunkte relevant. Zentrale Schwerpunkte sind hierbei die Regelungen des Sorgerechts, des Unterhalts, des Vermögens und vor allem auch des Umgangs.19 Gerade hier kann es zu weiteren tiefgreifenden Konflikten kommen, da jeder Elternteil seine Wünsche und Vorstellungen realisieren möchte. Falls die Entscheidung dieser Inhalte nicht im friedlichen Einvernehmen geschieht, kann es hier durchaus zu gegnerischen Prozessen kommen, welche nicht immer im Einklang verlaufen. Dennoch sollten Eltern stets bedenken, dass Kinder das Recht auf Umgang mit beiden Eltern haben, was gegebenenfalls gerichtlich gelöst werden muss (siehe Punkt 3.2).20
Somit wird erkennbar, dass diese Phase besonders durch die Entscheidung und Umsetzung der Veränderungen, welche eine Trennung bzw. Scheidung mit sich bringt, gekennzeichnet ist.
2.1.3 Nachscheidungsphase
In der Nachscheidungsphase geht es hauptsächlich darum, dass der neue Lebensstil, welchen die Trennung bzw. Scheidung mit sich gebracht hat, stabilisiert wird. Dennoch fällt dies nicht immer leicht, da eine Scheidung emotional oft erst nach ein paar Jahren oder auch nie überwunden wird.21
Zudem werden in diesem Abschnitt die Veränderungen, mit denen man von nun an leben muss, erst richtig deutlich. Gerade der Zerfall der finanziellen Situation, der Verlust des vertrauten Beziehungsnetzwerkes, die Überforderung der Kinder mit der neuen Situation klar zu kommen, können Folgen der neuen Lebenslage sein.22
Durch diese Änderungen, welche gerade in der Anfangszeit noch viel Klärung und Routine bedürfen, kann es durchaus zu weiteren Konflikten kommen. Und das obwohl man durch eine Trennung oder Scheidung genau dem aus dem Weg gehen wollte. Aber hiermit verbunden ist, dass der/die Expartner/in trotz der Partnerauflösung, weiterhin Bestandteil im Leben bleibt und somit auch im Alltag der Familie präsent ist. Hierbei kann es durchaus zu weiteren Spannungen kommen, die vor allem auch die Kinder betreffen. So laufen sie schnell Gefahr bei etwaigen Auseinandersetzungen, von dem verbleibenden Elternteil mit dem Weggeschiedenen verglichen zu werden. Aussagen wie „Du bist genau wie dein Vater!“, können für das Kind sehr verletzend sein.23
Ein weiterer Aspekt ist, dass der Elternteil, bei dem sich das Kind überwiegend aufhält, aus Angst zu versagen versucht, alles richtig zu machen. So wird dem Kind schnell alles erlaubt, wodurch sich ein inkonsequentes Erziehungsverhalten einschleichen kann.24 Dieses überführsorgliche Verhalten hat aber häufig auch damit zu tun, dass der gebliebene Elternteil zudem Sorge hat, sein Kind doch noch an den anderen Elternteil zu verlieren. Hierbei kann es durchaus vorkommen, dass sich beide Eltern bei den Kindern weiterhin gegenseitig schlecht machen und dadurch ausspielen wollen. Sie wollen den/die ExpartnerIn nicht als weiteren Elternteil anerkennen und verweigern die Zusammenarbeit mit ihm. Doch gerade in Hinblick auf die Kinder wäre eine Zusammenarbeit durchaus bedeutend, da diese somit die Trennung bzw. Scheidung leichter verarbeiten könnten. Schließlich sollten sich die Eltern stets bewusst machen, dass das Kind ein Recht auf beide Elternteile hat und dies dem Kind auch ermöglichen.25
Deshalb sollten die Eltern trotz aller vergangenen Vorkommnisse versuchen, dem Kind klar zu machen, dass beide Elternteile für ihn wichtig sind. Hierbei ist es zentral, Konflikte, welche sich auf der Paarebene berufen, von der Elternebene zu trennen. Die Eltern sind gefragt, Verständnis zu zeigen und sollten versuchen, gemeinsam zu kooperieren.26 So kann die Nachscheidungsphase, welche vor allem durch die innere Verarbeitung der Scheidung und den Scheidungsfolgen gekennzeichnet ist, für alle einigermaßen verträglich bearbeitet werden. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn es zu der Gründung einer „neuen“ Familie kommt. Denn wenn hier die alten Konflikte mit in die Beziehung hinein genommen werden, kann es durchaus vorkommen, dass diese dort durchaus wiederholt werden oder daran angeknüpft wird. Gerade der Kinder wegen, sollte solch eine Gefahr vermieden werden.27 Deshalb bedarf die Nachscheidungsphase der Nutzung, mit den Konflikten aus der Vergangenheit abzuschließen, um sich einer gemeinsamen kooperativen Zukunft öffnen zu können.
- Im Allgemeinen wird erkennbar, dass der Prozess einer Scheidung ganz unterschiedlich verlaufen kann. Dennoch werden sich scheidende Paare in allen dieser beschriebenen Phasen befindet und diese durchleben. Hierbei muss noch erwähnt werden, dass der Verlauf einer Scheidung auch durchaus etwas mit der Art des Konflikts und der Bereitschaft zur Konfliktbewältigung zu tun hat. Schließlich bestimmt dies, wie und ob ein Konflikt verarbeitet wird und welche Konsequenzen dies gerade im Umgang mit den Kindern mit sich bringt.
2.2 Hochkonflikthafte Trennung und Scheidung
Wie schon benannt laufen Trennungen bzw. Scheidungen ganz unterschiedlich ab. In den meisten Fällen liegt aber eine konfliktreiche Zeit voraus. Die Intensität dieser ist somit ausschlaggebend dafür, dass es dann schließlich bis zum endgültigen Punkt des Auseinanderlebens, spricht der Trennung bzw. Scheidung kommt.
In Deutschland konnte man hierbei feststellen, dass die Anzahl an Scheidungen, aber auch Trennungen von nichtverheirateten Paaren mit Kindern stark zugenommen hat. Auch wenn immer weniger Paare heiraten, wird dennoch mittlerweile jede zweite Eheschließung geschieden.28 Hinzu kommt, dass laut ExpertInnen in Fachbereich von Scheidungs- und Trennungsberatung das Klientel an strittig und hochkonflikthaften Paaren in den letzten Jahren auffallend zugenommen hat.29
Doch was bedeutet Hochkonflikthaftigkeit auf den Bezug von Trennung und Scheidung genau?
Allgemein muss hierbei erst einmal erwähnt werden, dass es die Hochkonflikthaftigkeit überhaupt nicht gibt. Schließlich kann sie weder diagnostisch kategorisiert, noch bestimmen überprüfbaren Symptomen zugeordnet werden.30 Vielmehr legt man heute in Deutschland Hochkonflikthaftigkeit an bestimmten Merkmalen fest. Hierzu gehören etwa (1) die Existenz fortgesetzter juristischer Streitigkeiten, (2) das Bestehen emotionaler Themen im Vordergrund, (3) das Instrumentalisieren der Kinder für die Bedürfnisse der Eltern und (4) das Fehlschlagen von Versuchen außergerichtlicher Einigungen.31 Damit man Hochkonflikthaftigkeit dennoch irgendwie zuordnen kann, wird heutzutage versucht die Eskalation von Konflikten in bestimmten Modellen einzustufen, wie etwa dem Neunstufenmodell von Glasl. In diesem wird die Eskalation differenziert beschrieben und hierfür sinnvolle bzw. nicht mehr zielführende Interventionen für das entsprechende Konfliktniveau benannt. Dennoch finden sich in diesem Modell keine klaren Grenzen von „normalen“ und „hohen“ Konflikten.32
Aus dem Modell von Glasl heraus, hat Aberstötter ein vereinfachtes Eskalationsmodell entwickelt, welches drei Niveaus aufzeigt („(1) zeitweilig gegeneinander gerichtetes Reden und Tun, (2) Verletzendes Agieren, Ausweiten des Konfliktfeldes, sowie (3)
Beziehungskrieg - Kampf um jeden Preis.“33 ). Dennoch können auch hier die Merkmale nicht eindeutig definiert werden, was erkennen lässt, dass Hochkonflikthaftigkeit nicht so einfach zugeordnet werden kann.
Jedoch wird aus vielen Untersuchungen und den bereits benannten Merkmalen deutlich, dass Hochkonflikthaftigkeit sehr die Lebensweise der Paare kennzeichnet. Hierbei liegt vor allem ein hohes Konfliktniveau untereinander vor, was das Verhalten und/oder die Persönlichkeit eines oder beider Elternteile beeinträchtigt und wodurch eine Nutzung von institutionellen Hilfen nötig ist. Beratung alleine reicht hier oft gar nicht mehr aus. Hinzu kommt, dass es bei diesen Ausmaßen von Konflikten schnell zu einer Kindeswohlgefährdung kommen kann, was schließlich dementsprechend Folgen für die Familie mit sich bringt.34
Da es den meisten Paaren, welche in solcher Situation sind, nicht möglich ist ihre Konflikt selbst zu reduzieren bzw. Fragen zum weiteren Alltag zu klären, werden Entscheidungen meist juristisch geklärt, wobei andere Institutionen wie etwa das Jugendamt involviert werden (So auch beim begleiteten Umgang (siehe Kapitel 3)). Interesse dieser Gerichtsentscheidung liegt vor allem am Wohl der Kinder. Schließlich sind die Kinder die Leidtragenden, welche die elterlichen Konflikte, im Ernstfall auch körperliche Gewalt, miterleben mussten. Folgen wie Angstzustände, Schuldgefühle, Entwicklungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und vieles mehr sind Reaktionen und Folgen, mit denen Kindern auch noch lange nach einer Scheidung zu kämpfen haben (mehr dazu siehe Punkt 2.3). Gerade in Familien mit fortbestehe und insbesondere auch offen ausgetragenen Konflikten kommen diese Erscheinungen durch die zu hohe Belastung der Situation nicht selten vor.35
Um dies so gering wie möglich zu halten, sind Familiengerichte durchaus bedacht, dass Wohl der Kinder stets zu sichern, was notfalls durch dementsprechende Interventionen wie etwa die Inanspruchnahme einer Jugendhilfeleistung, die genaue Entscheidung über das Sorgerecht, über Besuchskontakten oder dem Umgang mit dem Kind (notfalls Ausschluss oder Einschränkung) oder das Einsetzungen von UmgangspflegerInnen oder UmgangsbegleiterInnen erfolgen kann. Zudem soll dem Kind selber Unterstützung geboten werden, indem es etwa an geeignete Gruppen- oder Einzelangebote vermittelt wird (näheres siehe Punkt 2.4).36
Somit wird erkennbar, dass Familien, welche im Trennungs- und Scheidungsprozess als hochkonflikthaft eingestuft werden, häufig davon abhängig sind, was das Gericht und das involvierte Jugendamt über sie entscheiden. Das es hierbei bei Unzufriedenheit über die Entscheidungen durchaus zu weiteren schwerwiegenden Konflikten kommen kann, sollte stets im Bewusstsein bleiben.
2.3 Reaktionen der Kinder bei Trennung und Scheidung
Bei einer Trennung bzw. Scheidung sind in Familien besonders die Kinder betroffen. Der oft jahrelange Konflikt wird als schwerer Einbruch im Leben empfunden, bei dem die Kinder meist hilflos sind. Hierbei reagieren sie auf ganz unterschiedliche Art, was zum Teil auch mit dem Alter bzw. dem Entwicklungsstand und dem Geschlecht der Kinder zusammenhängt. Welche Reaktionen dies sind, wird in diesem Punkt näher beschrieben. Allgemein ist hierbei aber noch zu erwähnen, dass die Reaktion eines Kindes individuell verläuft, da auch jede Trennung bzw. Scheidung verschiedenartig vollzogen wird (auch bei Geschwisterkinder). Deshalb sind diese aufgezeigten Verhaltensweisen nicht auf jedes Trennungs- bzw. Scheidungskind zuzuordnen. Sie stellen aber die auffälligsten und am häufigsten vorkommenden Haltungen dar.
2.3.1 Alters- und Entwicklungsbedingte Reaktionen
Kinder können bei der Trennung bzw. der Scheidung ihrer Eltern unterschiedlich alt sein. Dementsprechend reagieren sie auch anders auf die vorherrschende Situation. In diesem Punkt werden die verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen näher vorgestellt.
Kleinkinder (0-3 Jahre)
Kinder in den ersten Lebensjahren brauchen besonderen Schutz und Hilfe, um sich entwickeln zu können. Hierbei spielen wichtigste Bezugspersonen eine zentrale Rolle, da diese die gewisse sichernde Basis vermitteln.
Bei einer Trennung bzw. Scheidung kann es deshalb vorkommen, dass dem Kind diese Bindung entzogen wird. Da dies ein sehr einschneidendes Erlebnis auch schon in sehr jungen Jahren ist, reagiert das Kind auf diesen Beziehungsverlust dementsprechend. Durch etwaiges Anklammern an den bleibenden Elternteil, versucht das Kind einen weiteren Verlust zu vermeiden.37
Zudem können weitere veränderte Verhaltensweisen, wie etwa die Tendenz einer erhöhten Weinerlichkeit, Irritiertheit und Krankheitsanfälligkeit, oder der Verlust von erworbenen Fähigkeiten verzeichnet werden. Hierbei besteht dann oft die Gefahr, dass dieses Verhalten als psychische Störung oder Verhaltensauffälligkeit abgestempelt wird, was jedoch zu vermeiden ist.38 Schließlich sind Reaktionen auf eine veränderte Situation, wie etwa einer Trennung der Eltern, ein durchaus „normales“ Verhalten.
Dennoch ist es wichtig, dass man auf diese Verhaltensänderungen reagiert und sie nicht ignoriert. Für das Kind ist es deshalb am besten, dass das Beziehungsgefüge trotz veränderter Rahmenbedingungen so stabil wie möglich gehalten wird.39 Aus diesem Grund sollte man darauf achten, dass der Umgang zu beiden Elternteilen so gut wie möglich erhalten bleibt und dadurch die wichtigen Bindungen nicht verloren gehen (z. B. Häufige und kurze Besuchskontakte).40
Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter
Kinder ab circa drei Jahren haben es bei einer Trennung bzw. Scheidung ihrer Eltern erkennbar schwerer als Kleinkinder. Zwar sind sie in diesem Alter vermehrt in der Lage mit Trennungen umzugehen (z. B. Ist eine Trennung der Eltern während des Kindergartenbesuchs möglich), dennoch wird eine langfristige Trennung auch als Liebesentzug gedeutet. Dadurch entwickeln Kinder in diesem Alter bei einer Trennung schnell Schuldgefühle, da sie denken, sie haben etwas falsch gemacht und werden deshalb mit der Abwesenheit der Eltern bestraft.41
Aus diesen Erfahrungen heraus, sind Kinder im Kindergartenalter sehr bemüht, ihren Schuldgefühlen entgegen zu wirken und versuchen bei einer Trennung der Eltern diese dazu zu bringen, wieder zusammen zu kommen. Der Gedanke einer Wiederversöhnung ist deshalb sehr groß. Da diese Versuche in den meisten Fällen aber scheitern, kann das Wohlverhalten schnell in Wut und Aggressivität übergehen, was oft auf beide Elternteile bezogen ist. Dabei merken sie, dass ihre Bemühungen einer Wiedervereinigung vergebens sind, wodurch es dann schließlich zu einer Anklammerung zumindest eines Elternteils kommt. Kinder wollen somit verhindern, dass sie von dem gebliebenen Elternteil nicht auch noch verlassen werden.42
Somit wird erkennbar, dass Kinder in dieser Altersspanne auf eine Trennung bzw. Scheidung mit sehr großer Angst vor dem „Verlassen werden“ reagieren. Zudem können neben den Schuld- und Angstgefühlen weitere Verhaltensweisen wie erhöhte Aggressivität, verstärktes Weinen, Rückfall von Erworbenen (z. B. Bettnässen) genauso wie bei den Kleinkindern Begleiterscheinungen der neuen Situation sein. Laut Longfellow kommen diese Reaktionsweisen deshalb zustande, da die „Ich-zentrierte“ Sichtweise der Kinder in diesem Alter sehr hoch ist und die Trennung somit von der eigenen Person herkommend erlebt wird.43 Aus diesem Grund ist es wichtig, den Kindern Kontakt zu beiden Eltern zu gewährt, um dadurch klar zu machen, dass beide Eltern für das Kind da sind. Dadurch kann den Schuld- und Angstgefühlen auch ein Stück weit entgegengewirkt werden, da die Kinder dadurch Gewissheit gewinnen können, dass beide Eltern an ihm interessiert sind. Deshalb sollte im Umgang ein regelmäßiger Kontakt zu beiden Eltern stattfinden, was bei längeren Aufenthalten (z. B. Ferien bei einem Elternteil) etwa durch Telefonanrufe gepflegt werden kann.44
Kinder im Grundschulalter
Im Alter ab der Einschulung, und somit der Beginn der Schullaufbahn, sind Kinder bereit, gezielter und rationeller über Situationen nachzudenken und diese zu bearbeiten. So erkennen sie unter anderem, dass ihre Empfindungen anders sein können, als die anderer Menschen (z. B. Auch wenn der Vater über die Mutter traurig ist, kann das Kind dennoch beide Elternteile lieb haben).45
Durch diese Erkenntnis, Empfindungen wahrzunehmen, versuchen Scheidungskinder gerne die Gefühle ihrer Eltern zu optimieren. Durch das eigene Verhalten wollen sie somit die Situation verbessern und ihren Eltern wieder Freude schenken. Auch wenn sie sich in diesem Alter nicht mehr als Schuldige/r oder Verursacher/in der Scheidung sehen, besteht hier dennoch die Gefahr, dass die Kinder mit ihrer Überzeugung es allen Recht machen zu müssen, überfordert werden und diesem Druck nicht Stand halten können.46 Diese Verhaltensweise kommt hauptsächlich dadurch zustande, da die Kinder in diesem Alter auch noch den sehr hohen Wunsch einer Wiederversöhnung haben. Auch wenn in dieser Altersstufe eigene Gefühle verbal geäußert werden können, machen Mädchen und Jungen dies in dieser Phase nicht unbedingt vor den Eltern. So werden die Gedanken einer Wiedervereinigung der Eltern eher anderen wohlwollenden Personen anvertraut.47 In den meisten Fällen müssen die Kinder aber erkennen, dass ihre Wünsche und Bemühungen einer Wiederzusammenkunft der Eltern nicht gelingen. Hieraus resultieren dann Verhaltensweisen und Emotionen wie etwa Trauer, Hoffnungslosigkeit, Zorn oder kindliche Depressionen. Zudem begleiten Angstzustände, steigende Aggressionsneigung, Absinken der Belastbarkeitsgrenze, aber auch das Überbindungsbedürfnis zum gebliebenen Elternteil die Gefühlswelt der Kinder.48
Eine weitere Folge, mit der Scheidungskinder in diesem Alter zu kämpfen haben, ist der Umgang mit den schulischen Leistungen. Durch die stark emotionalen Belastungen, mit denen die Kinder nun zu kämpfen haben, bekommt das Thema Schule eine ganz andere Gewichtung. Somit wird Schule vernachlässigt, was sich oft durch den Abfall der Leistungen und der Unfähigkeit dem Klassenverband und den Lerninhalten Stand zu halten, bemerkbar macht. Leistungsverweigerung, Konzentrationsschwäche und Lernstörungen sind ein Teil der Auswirkungen, die auf die Kinder zukommen.49 Aus diesem Grund ist es wichtig den Kindern zu zeigen, dass beide Eltern für sie da sind. Auch in Bezug auf die schulischen Leistungen, sollten sich die Eltern bewusst machen, dass ein Abfall in dieser schweren Zeit durchaus „normal“ ist und das Kind durch Bestrafungen oder übermäßigen Lerndruck nicht noch zusätzlich zu verurteilen. Hierzu, aber auch zu anderen Themen, kann mit den Kindern in diesem Alter, welche ja durchaus in der Lage sind, eigene Bedürfnisse zu formulieren, in gemeinsamen Gesprächen über die Situation geredet werden. Es ist durchaus möglich, jedoch in Abhängigkeit von Alter und Reife des Kindes, dieses bei kleinen Entscheidungen, auch in Bezug auf den Besuchskontakt mit einzubinden. Dabei sollte aber stets darauf geachtet werden, dass diese das Kind nicht überfordern, da es sonst zu eigenen starken Loyalitätskonflikten kommen kann.50
Jugendliche ab der Pubertät Kindern bzw. Jugendlichen, welche in das Alter der Pubertät kommen, sind Freundschaften zu Gleichaltrigen sehr wichtig. Hierbei wird der Kontakt zu den Eltern sehr reduziert. Ein Loslösungsprozess findet statt.
Bei einer Trennung bzw. Scheidung kann dieser wichtige Entwicklungsschritt aber gestört werden. Denn auch wenn sich die Kinder gerne von ihren Eltern ablösen möchten, ist dies nun nicht mehr so leicht möglich.51 Aus Sorge über die Trennung wollen die Jugendlichen nun für ihre Familie da sein. So übernehmen sie schnell viel Verantwortung im Haushalt oder kümmern sich um jüngere Geschwister. Es wird alles gemacht, um das Wohlergehen der Eltern so gut wie möglich zu gestalten. Dabei stoßen die Heranwachsenden oft an die Grenze ihrer Belastbarkeit.52 Oft wird dieses fürsorglich Verhalten nicht als auffällig wahrgenommen, wodurch die Gefahr besteht, dass Kontakte zu FreundInnen aber auch Interessen vernachlässigt werden. Die Jugendlichen tun alles um die Situation in der Familie zu verbessern. Dabei versuchen sie auch oft den Eltern gegenüber Trost und Hilfe zu geben und übernehmen hierbei sehr viel Verantwortung. Neben den Einschränkungen im Ablöseprozess kann es hierbei auch zu einer Unterbrechung in der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit kommen. Schließlich ist alles andere wichtiger, als die Auseinandersetzung mit dem eigenen „Ich“.53
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Jugendlichen bei Gesprächen miteinzubinden und
ihnen dort die Möglichkeiten zu geben, ihre Gefühle und Eindrücke zu benennen. Dadurch können dann Emotionen wie Zorn, Trauer, Schmerz oder Scham vor der Situation ausgesprochen und bearbeitet werden. Auch kann hierbei klar aufgezeigt werden, was die eigentlichen Gründe der Trennung sind, was die Jugendlichen in diesem Alter durchaus verstehen.54
Dennoch kann es aber in dieser Altersgruppe durchaus auch vorkommen, dass die Jugendlichen sich innerhalb der Familie zurückziehen oder den Ablösungsprozess frühzeitig durchführen. Eltern sollten hier für die Kinder da sein und aufzeigen, dass sie weiterhin für sie da sind. Ansonsten kann es schnell zu einer Koalitionsbildung (es wird sich einen Elternteil angeschlossen) kommen, wobei Wut und Trauer über den Zerfall des liebgewonnenen Bezugssystems zum Ausbruch kommen.55
Somit wird erkennbar, dass Jugendliche auf Scheidung sehr widersprüchlich reagieren. Zum einen können sie die Situation und Gründe durchaus verstehen und nachvollziehen. Zum anderen reagieren sie aber auch dementsprechend, wobei ist oft denken, sie müssen schneller erwachsener werden, als sie wollen.56 Somit ist auch für Jugendliche die Scheidung der Eltern nicht einfach, auch wenn viele Familien mit einer Trennung warten wollen, bis die Kinder größer sind und diese verstehen.
- Allgemein wird erkennbar, dass Kinder und Jugendliche in jedem Alter und in jeder Entwicklungsstufe auf Scheidung und Trennung reagieren. Einmal sind diese Reaktionen deutlich, ein anderes Mal sind sie nicht so leicht erkennbar und werden deshalb wegen ihrer Unauffälligkeit nicht wahrgenommen. Dennoch ist es stets wichtig, die Kinder in der Zeit des Scheidungsprozesses zu begleiten und sie zu unterstützen, notfalls durch professionelle Hilfe. Und eines sollten Eltern hierbei immer bedenken: „Nicht die Trennung lässt das Kind leiden, sondern die Art und Weise, wie Eltern und Kinder mit der Scheidung umgehen!“57
2.3.2 Geschlechterbedingte Reaktionen
Immer wieder stellt man sich die Frage, wie Mädchen und Jungen jeweils auf Trennung bzw. Scheidung ihrer Eltern reagieren und ob hierbei Unterschiede bestehen. Allgemein kann gesagt werden, dass beide Geschlechter sehr wohl auf diese Thematik reagieren, jedoch zeigt sich dies in der Regel sehr unterschiedlich und wird deshalb auch differenziert bewertet. Welche Verhaltensweisen eher Jungen und welche eher Mädchen äußern, wird nun näher erörtert.
Jungen
Jungen, welche die Trennung bzw. Scheidung ihrer Eltern miterleben, reagieren oft sehr auffällig. Aggressivität, Ungehorsam oder erhöhte Abhängigkeit sind ein Teil der Verhaltensweisen, welche dieses Geschlecht in dieser Situation aufzeigt.58 Alle diese Handlungsweisen sind von außen her sehr leicht erkennbar und werden deshalb auch dementsprechend wahrgenommen. Oft werden Jungen somit als „verhaltensauffällig“ beschrieben. Dennoch wird dieses Verhalten auch gerne toleriert, da man ja davon ausgeht, dass diese von Natur aus viel lebhafter sind. Dies führt nicht selten dazu, dass sich ihre Handlungen noch mehr verstärken. Somit kann eine Trennung oder Scheidung der Eltern für Buben sehr stressreich sein.59
Nach Untersuchungen haben es Jungen zudem schwerer, wenn sie bei der Mutter bleiben. Schnell werden sie hier, besonders wenn es durch ihr markantes Verhalten öfter zu Konflikten kommt, mit dem Vater verglichen. Anderseits kann es vorkommen, dass sie als Partnerersatz dienen, was die ganze Situation auch nicht erleichtert.60 Deshalb ist es sinnvoll, wenn Jungen einen regelmäßigen Kontakt zu ihrem Vater haben, da dies ihre Haltung verbessern kann.61 Bei einer Wiederheirat der Mutter kann das Verhalten auch optimiert werden, da nun ein männliches Vorbild und Ansprechpartner in der Familie ist. Somit kann gesagt werden, dass Jungen in der Regel eher externalisiert reagieren (Drücken Gefühle wie Angst oder Hilflosigkeit durch Aggressivität oder andere Verhaltensweisen aus), was als störend wahrgenommen wird. Da dies oft eher langfristige Auswirkungen sind, kann die Erziehung mit dem Kind sehr erschweren werden.62 Deshalb ist es als Eltern wichtig, vor allem als der Teil, bei dem das Kind lebt, diese Äußerungen ernst zu nehmen und gegebenenfalls Hilfsangebote wahrzunehmen.
Mädchen
Anders wie bei Jungen reagieren Mädchen eher unauffälliger auf Trennung und Scheidung der Eltern. Ihre internalisierten Verhaltensweisen äußern sich eher durch ein Zurückziehen oder durch den Versuch einer Überanpassung allen Erwartungen gerecht zu werden. Dies sind alles Reaktionen, welche nicht als „störend“ wahrgenommen werden.63
Da dieses „vernünftige“ Verhalten nicht so auffällig ist, besteht die Gefahr, die Gefühle der Mädchen zu übersehen und dabei zu verdrängen, dass Mädchen genauso an einer Scheidung leiden, wie etwa Jungen.64 Schließlich reagieren sie auch, nur eben anders.
Erkennbar werden die Verhaltensweisen bei Mädchen vor allem bei Schwellensituationen, wie etwa dem Schulbeginn (z. B. Ängstlichkeit oder Schüchternheit) oder des Eintreten der Adoleszenz.65 Gerade hier werden Mädchen dann besonders vorsichtig behandelt. Langfristig betrachtet können Mädchen im zunehmenden Alter durch Trennung oder Scheidung Anpassungsschwierigkeiten mit sich bringen. So kann es bei den Heranwachsenden etwa zu erhöhter verbaler Aggressivität, zu Lügen, frühe sexuelle Aktivität, aber auch zu Schulschwänzen kommen.66 Deshalb ist es wichtig, dass Eltern die Reaktionen, auch wenn sie unscheinbar sind, ihrer Töchter wahrnehmen. Durch gemeinsame Gespräche kann etwa die Gefühlswelt der Mädchen deutlich gemacht und somit eventuelle Probleme erkennbar werden.
Diese Gespräche sind auch wichtig, wenn es darum geht, wo das Kind aufwachsen soll. Schließlich, so laut Untersuchungen, tun sich Mädchen viel schwerer und reagieren dadurch auch auffälliger, wenn sie bei ihren Vater leben. Hier sollte dann ausreichend Kontakt zur Mutter ermöglicht werden. Lebt das Mädchen bei der Mutter, gestaltet sich dies zwar einfacher, dennoch kann eine Wiederheirat der Mutter für das Mädchen auch sehr schwierig sein.67
Es wird somit erkennbar, dass Mädchen sehr wohl unter einer Trennung und Scheidung ihrer Eltern leiden, und dies auch im späteren Leben der Mädchen noch nachhaltig sein kann.
- Allgemein kann gesagt werden, dass Jungen wie auch Mädchen auf Scheidung und Trennung reagieren. Jedoch wird es nicht bei jedem Geschlecht gleich wahrgenommen und somit einer ausgeprägten Reaktion zugeordnet. Da Eltern diese Handlungen oft nicht erkennen, werden sie meist von LehrerInnen, ErzieherInnen oder PädagogInnen von anderen Einrichtungen darauf aufmerksam gemacht.68 Als Eltern sollte man dann zumindest diese Hinweise erwidern. Denn schließlich kann eine Ignoranz dieser Auswirkungen spätere Folgen im Leben der Kinder mit sich bringen. Hierbei ist noch anzumerken, dass diese „männlichen“ und „weiblichen“ Verhaltensweisen hauptsächlich bei jüngeren Kindern auftreten. Scheidungskinder ab etwa 13 Jahren zeigen kaum geschlechtsspezifischen Merkmale, da diese mit der Situation anders umgehen (siehe Punkt 2.3.1 Jugendliche). Dennoch sollte man stets bedenken, dass Bewertungen von geschlechtsspezifischen Reaktionen immer unter Berücksichtigung der Begleitumstände gesehen werden müssen.69
2.4 Hilfsangebote
Da bei einer Trennung bzw. Scheidung im Normalfall alle aus der Familie betroffen sind, fällt es den einzelnen Familienmitgliedern oft schwer, sich gegenseitig Zuwendung, Hilfe und Unterstützung zu geben. Hierbei ist es dann sinnvoll auf die angebotenen Hilfeleistungen verschiedener Anbieter zurückzugreifen, um so mit der Situation besser umgehen zu können. Auch für Kinder gibt es hier spezielle Angebote, von denen hier nun zwei etwas näher vorgestellt werden und Weitere erwähnt.
So liegen an erster Stelle etwas die Beratungsangebote. Scheidungskinder haben oft das Bedürfnis, über ihre Gefühle und Gedanken in der vorherrschenden Situation, in der sie sich während des Scheidungsprozesses befinden, zu reden. Hierbei fehlt ihnen aber oft ein/e vertraute/r Gesprächspartner/in. Denn an die Eltern, welche selber in diese Thematik eingebunden und dabei mit sich selbst beschäftigt sind, wollen und können sich die meisten Kinder und Jugendliche nicht wenden.
Hierbei besteht nun das Angebot einer Beratung in verschiedenen Einrichtungen (z. B. Jugendamt), bei der die Kinder alleine, mit einem Elternteil zusammen, mit beiden Eltern oder der ganzen Familie teilnehmen können.70 Nun können die Kinder das zu Aussprache bringen, was sie bewegt. Hierbei fühlen sie sich oft zum ersten Mal ernst genommen. Umgekehrt kann der/ die BeraterIn den Kindern aber auch aufzeigen, was die Zukunft für sie alles mit sich bringt und dabei Fragen klären. Dadurch können die Gefühle der Kinder erleichtert werden. Somit wird der/die Beraterin oft zum/r ErmittlerIn zwischen den Eltern und dem Kind.71
Ein weiteres Hilfsangebot, an dem Scheidungskinder teilnehmen können, sind verschiedene Kindergruppenarbeiten, in denen das Thema „Trennung und Scheidung“ zusammen erarbeitet wird. Je nach Konzeption findet dieses Angebot über mehrere Wochen/Monate statt. Hierbei kommen die Kinder etwa einmal wöchentlich für etwa zwei Stunde in einer festen (geschlechtsgemischten) Kleingruppe (etwa acht bis 12 Kinder) zusammen. Je nach Programm dürfen Geschwister zusammen an diesem Kurs teilnehmen oder auch nicht.
Ob ein Kind an diesem Angebot teilnimmt, ist zum einen von ihm selbst abhängig. Nur durch die eigene Freiwilligkeit zur Teilnahme kann das Kind dieses Angebot nutzen.72 Zum anderen ist die Teilnahme aber auch von der Bereitschaft, dem Zeitkontingent und der Motivation der Eltern abhängig.73 Damit den Eltern aber aufgezeigt werden kann, was die Kinder bei diesem Angebot erwartet, finden im Voraus, aber auch während des Programms Gespräche statt, bei denen über die Inhalte über diesen Kurs gesprochen wird. Hierbei haben die Eltern die Möglichkeit ihre eigene Situation zu schildern, was deshalb von Vorteil ist, da die GruppenleiterInnen dadurch in den Kindergruppenarbeitssitzungen individueller auf das Kind eingehen können.
- Neben diesen sehr oft angewandten Hilfsangeboten besteht für Kinder zudem die Möglichkeit an einer (Familien-) Mediation (Form der eigenständigen Konfliktbearbeitung, bei der eine Vermittlungsperson (Mediator/Mediatorin) beim Prozess der Lösungsfindung zur Verfügung steht74 ) oder diversen Therapien teilzunehmen. Wie schon erkenntlich wird, können diese Angebote aber nur wirken, wenn zum einen das Kind selbst, aber auch die Eltern damit einverstanden sind. Dies setzt voraus, dass die Eltern auch während einer (Hoch-)Konflikthaftigkeit zumindest soweit in der Lage sind, über solche Entscheidungen zu kooperieren und somit mit und für das Kind das Bestmöglichste in der Scheidungssituation zu machen.
Allerdings gibt es auch Fälle, in denen eine Beziehung untereinander soweit gestört ist, dass das Kind und dessen Rechte kaum gedeutet werden. Hierbei ist es dann wichtig ein Angebot zu finden, welches nicht nur das Kind alleine sieht und behandelt, sondern vor allem am System und auf der Beziehungsebene der Familie arbeitet. Hierbei kann der begleitete Umgang, welcher im nächsten Kapitel explizit beschrieben wird, eine weitgehende Hilfsmaßnahme sein.
2.5 Fazit
Wie im Kapitel zwei erkennbar wird, ist eine Trennung bzw. Scheidung ein Ereignis, unter dem vor allem die Kinder einer Familie betroffen sind. Je nachdem, wie die Eltern mit der Situation umgehen, können die Jungen und Mädchen mit den Ereignis und den damit verbunden Veränderungen umgehen.
Damit dies einigermaßen positiv verlaufen kann ist es stets wichtig, die Situation offen darzustellen. Kinder können eine Trennung bzw. Scheidung eher handhaben, wenn sie darüber Bescheid wissen und dabei auch Fragen stellen können. Väter und Mütter sollten hier stets AnsprechpartnerInnen sein und ihre Kinder, soweit es geht Unterstützung bieten. Falls die Eltern dafür nicht in der Lage sind, da sie selbst zu sehr unter der Situation leiden, sollten sie es ihren Kindern ermöglichen, ein Hilfsangebot wahrzunehmen. So kann bei einer konkreten Offenheit, bei gegenseitiger Unterstützung und ausführlichen Gesprächen, der Prozess der Scheidung Best möglichst gestaltet werden, was zu einer positiven Lösungsfindung für die Veränderungen, welche eine Trennung bzw. Scheidung mit sich bringt, beitragen kann.
Somit liegen die Bedarfe von Trennungs- bzw. Scheidungskindern vor allen bei der Verfügung einer Ansprechperson, der Offenheit zum Thema, der Mitsprache an Entscheidungen, der Partizipation am Geschehen und dem Einverständnis zur Teilnahme an Hilfeleistungen.
Doch leider gelingt es Eltern nicht immer auf diese Bedarfe einzugehen, und Konflikte bleiben weiterhin bestehen oder verdichten sich sogar noch mehr. Gerade die Fragen nach dem Aufenthalt, dem Umgang oder den Unterhalt des Kindes lassen Eltern oft nicht die eigentlichen Bedürfnisse ihrer Kinder erkennen. Beide sind schließlich nicht in der Lage, selbständig Entscheidungen zu treffen.75 Dennoch sind Klärungen, gerade hinsichtlich des Umgangs zu beiden Elternteilen wichtig. Wie unter anderem im Punkt 2.1 und 2.3 deutlich wurde, sollte die Umgangsregelung individuell auf das Kind (Alter, Geschlecht, Entwicklung) abgestimmt werden, wobei die Entscheidung auch im Interesse des Kindes sein sollte.
In schwerwiegenden Fällen, in denen eine selbständige Vereinbarung der Umgangskontakte nicht möglich ist, kann es durchaus zu der Maßnahme des begleiteten Umgangs kommen. Oft ist dies die letzte Chance den Kindern die Möglichkeit zu geben, den Umgang zu beiden Elternteilen in einen für ihn geschützten Rahmen zu geben. Was der begleitete Umgang genau ist und was dieser alles beinhaltet, wird im nächsten Kapitel ausführlich beschrieben.
[...]
1 Gedicht zitiert: Geiger (2005), o. S.
2 Vgl.: Walper/Fichtner (2011), S.91
3 Vgl.: Fthenakis/Gödde/Reichert-Garschhammer/Walbiner (2011), S.6.
4 Zitat: Ballhoff (1996), S.32.
5 Vgl.: Ballhoff (1996), S.33.
6 Vgl.: Stein-Hilbers (1996), 15.
7 Vgl.: Suess (1993), S167.
8 Vgl.: Bauers (1993), S.42.
9 Vgl.: Bauers (1993), S.43.
10 Vgl.: Niesel/Griebel (1996), S.19.
11 Vgl.: Bauers (1993), S.44.
12 Vgl.: Bauers (1993), S.45-47.
13 Vgl.: Lederle/Niesel/Salzgeber/Schönfeld (o. J.), S.8.
14 Vgl.: Niesel/Griebel (1996), S.19.
15 Vgl.: Lederle/Niesel/Salzgeber/Schönfeld (o. J.), S.8.
16 Vgl.: Bauers (1993), S.48.
17 Vgl.: Bauers (1993), S.49.
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18 Vgl.: Niesel/Griebel (1996), S.20.
19 Vgl.: Niesel/Griebel (1996), S.20.
20 Vgl.: Röchling (2006), S.46.
21 Vgl.: Bauers (1993), S.52.
22 Vgl.: Bauers (1993), S.53.
23 Vgl.: Bauers (1993), S.54.
24 Vgl.: Bauers (1993), S.54.
25 Vgl.: Lederle/Niesel/Salzgeber/Schönfeld (o. J.), S.7.
26 Vgl.: Niesel/Griebel (1996), S.21.
27 Vgl.: Bauers (1993), S.55.
28 Vgl.: Walper/Fichtner (2011), S.91.
29 Vgl.: Walper/Fichtner/Normann (2011), S.7.
30 Vgl.: Fichtner/Halatcheva/Sandner (2011), S.39.
31 Vgl.: Bröning (2011), S.21.
32 Vgl.: Fichtner/Halatcheva/Sandner (2011), S.39.
33 Zitat: Bröning (2011), S.21.
34 Vgl.: Fichtner/Halatcheva/Sandner (2011), S.40+41.
35 Vgl.: Walper/Fichtner (2011), S.96.
36 Vgl.: Gerber (2011), S.82ff.
37 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.38.
38 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.38.
39 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.38.
40 Vgl.: Fthenakis: Umgangsmodelle und kindliche Entwicklung (1996), S.91.
41 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.39.
42 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.39.
43 Vgl.: Napp-Peters (1988), S.38.
44 Vgl.: Fthenakis: Umgangsmodelle und kindliche Entwicklung (1996), S.94.
45 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.40.
46 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.40+41.
47 Vgl.: Gaier (1991), S.49.
48 Vgl.: Gaier (1991), S.72.
49 Vgl.: Gaier (1991), S.73.
50 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.41.
51 Vgl.: Fthenakis: Umgangsmodelle und kindliche Entwicklung (1996), S.96.
52 Vgl.: Lederle/Niesel/Salzgeber/Schönfeld (o. J.), S.11
53 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.44.
54 Vgl.: Obersdorfer (1996), S.44.
55 Vgl.: Gaier (1991), S.85.
56 Vgl.: Lederle/Niesel/Salzgeber/Schönfeld (o. J.), S.11.
57 Zitat: Gaier (1991), S.74.
58 Vgl.: Kirchhoff (1996), S.47.
59 Vgl.: Walbiner (1996), S.54.
60 Vgl.: Bauers (1993), S.41.
61 Vgl.: Kirchhoff (1996), S.47.
62 Vgl.: Napp-Peters (1988), S.40.
63 Vgl.: Walbiner (1996), S.53.
64 Vgl.: Lederle/Niesel/Salzgeber/Schönfeld (o. J.), S.10.
65 Vgl.: Bauers (1993), S.41.
66 Vgl.: Napp-Peters (1988), S.40.
67 Vgl.: Kirchhoff (1996), S.48.
68 Vgl.: Napp-Peters (1988), S.41.
69 Vgl.: Walbiner (1996), S.54.
70 Vgl.: Suess (1993), S.168.
71 Vgl.: Ballhoff (1996), S.41.
72 Vgl.: Reinartz (1996), S.162.
73 Vgl.: Reinartz (1996), S.163.
74 Vgl.: von zur Gathen/Kretzschmar/Maywald (2011), S.71.
75 Vgl.: Klotmann (2011), S.139.
- Citar trabajo
- Iris Schleußinger (Autor), 2012, Trennungs- und Scheidungskinder. Kinder im begleiteten Umgang. Anspruch, Praxis, Weiterentwicklung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367160
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