In dieser Untersuchung soll die Beziehung zwischen Mensch und Berg anhand ausgewählter Szenen aus dem Film "Nanga Parbat" beleuchtet werden. Dabei stellt vor allem Reinhold Messner eine Schlüsselfigur dar. Es geht um die Frage, wie die Auseinandersetzung mit dem Berg den Menschen verändert, ob ihm Kräfte zuwachsen oder er sich der Macht der Naturgewalten beugen muss. Zu klären ist auch, wie die Filmästhetik das Geschehen intensiviert.
1895 beginnt die Eroberung des Nanga Parbat durch Mummery. Doch der erste Versuch missglückt. In der Mitte des 20. Jahrhunderts unternehmen Willy Merkl, Karl Maria Herrligkoffers Halbbruder, und seine Bergkameraden den zweiten Versuch der Besteigung. Ohne Erfolg. Den Tod Willy Merkls nimmt Karl zum Anlass, die Planung, Organisation und Leitung der Besteigung des Nanga Parbat zu übernehmen. Beim ersten Expeditionsversuch gelingt es dem deutschen Hermann Buhl, entgegen Karls Willen, den Gipfel im Alleingang zu erreichen. Karl empfindet dies als Verrat an seinem Halbbruder, da für ihn nur die Gemeinschaftsleistung zählt. Er organisiert deshalb eine zweite Expedition, an der auch Reinhold Messner teilnehmen soll. Messners Motivation ist vor allem die Bewältigung der noch unbestiegenen Rupal-Wand. Der Gipfel selbst war ja schon von Buhl erreicht worden. Als einer der Teilnehmer der Herrligkoffer-Expedition abspringt, gelingt es Reinhold, seinem Bruder Günther einen Platz zu verschaffen. Damit beginnt die Tragödie der Messner-Brüder am Nanga Parbat, die der gleichnamige Film thematisiert.
Inhalt
1. Vorgeschichte
2. Der Berg lockt
3. Der Berg fasziniert und fordert heraus
4. Der Berg droht
5. Der Berg siegt
6. Fazit
7. Bibliographie
1. Vorgeschichte
1895 beginnt die Eroberung des Nanga Parbat durch A. F. Mummery.[1] Doch der erste Versuch missglückt. In der Mitte des 20. Jahrhunderts unternehmen Willy Merkl, Karl Maria Herrligkoffers Halbbruder, und seine Bergkameraden den zweiten Versuch der Besteigung.[2] Ohne Erfolg.
Den Tod Willy Merkls nimmt Karl zum Anlass, die Planung, Organisation und Leitung der Nanga Parbat Besteigung zu übernehmen.[3] Beim ersten Expeditionsversuch gelingt es dem deutschen Hermann Buhl, entgegen Karls Willen, den Gipfel im Alleingang zu erreichen.[4] Karl empfindet dies als Verrat an seinem Halbbruder, da für ihn nur die Gemeinschaftsleistung zählt. Er organisiert deshalb eine zweite Expedition, an der auch Reinhold Messner teilnehmen soll. Messners Motivation ist vor allem die Bewältigung der noch unbestiegenen Rupal-Wand. Der Gipfel selbst war ja schon von Buhl erreicht worden. Als einer der Teilnehmer der Herrligkoffer-Expedition abspringt, gelingt es Reinhold, seinen Bruder Günther einen Platz zu verschaffen.[5]
Damit beginnt die Tragödie der Messner Brüder am Nanga Parbat, die der gleichnamige Film thematisiert.
In der vorliegenden Untersuchung soll die Beziehung zwischen Mensch und Berg anhand ausgewählter Szenen beleuchtet werden. Dabei stellt vor allem Reinhold Messner eine Schlüsselfigur dar. Es geht um die Frage, wie die Auseinandersetzung mit dem Berg den Menschen verändert, ob ihm Kräfte zuwachsen oder er sich der Macht der Naturgewalten beugen muss. Zu klären ist auch, wie die Filmästhetik das Geschehen intensiviert.
2. Der Berg lockt
Die Kindheit der Messnerbrüder ließ keinen anderen Weg zu, als sich den Bergen zu verschreiben. Aufgewachsen im Villnöß-Tal zu Fuße der Geisler-Spitzen wurde ihnen durch den bergbegeisterten Vater das Klettern und Bergsteigen schon früh nahegebracht und zu einem festen Bestandteil ihres Lebens. Vor allem mit den Brüdern Reinhold und Günther unternahm der Vater viele Touren. Er vermittelte ihnen schon sehr früh die Technik des Bergsteigens. So gewannen seine Söhne an Sicherheit, konnten einen großen Erfahrungsschatz sammeln und entwickelten später als junge Männer einen Instinkt, der ihnen half, Gefahren und Wetterumstürze zu erkennen, richtig einzuschätzen und die besten Aufstiegswege zu finden. An die Behauptung, dass es in den Dolomiten noch undurchsteigbare Wände gäbe, glaubte vor allem Reinhold nicht. Schon damals kündigte sich an, dass gerade das Unbezwingbare ihn herausforderte. „Ich habe damals in der Senkrechten gelebt“, so Reinhold.[6] Mit dieser Einstellung überwand er alle angeblich unbezwingbaren Wände und entwickelte das Gefühl, dass für ihn nichts Unmöglich wäre.[7]
In den anfänglichen Szenen im Film Nanga Parbat wird die Leidenschaft der Jungen für das Bergsteigen deutlich. Gekonnt arbeitet Georg Vilsmaier hier „von unten nach oben“: ein senkrechter Aufstieg über die Kirchenmauer (TC 0:07:00) und während des Gottesdienstes die imaginäre Vorstellung Reinholds, wie die Kuppel über dem Altar zu besteigen wäre (TC 0:10:48). Nach einer rasanten Jagd auf die Spitze des Kirchturms und dem Blick auf die Berge werden ihre Träume zum ersten Mal in Worte gefasst: Nanga Parbat! (TC 0:12:45)
Noch lässt sich dieses Ziel nicht verwirklichen, aber die bergsteigerischen Fähigkeiten wachsen und entwickeln sich zu einem hohen Selbstvertrauen, gepaart mit jugendlichem Überschwang und der Vorstellung, dass alles gelingen kann. Sichtbar wird diese Entwicklung in einer Kletterszene in den Dolomiten, und bewusst die wichtige Verteilung der Rollen zwischen den Brüdern eingeleitet, eine entscheidende Tatsache für das weitere Geschehen im Film. Reinhold klettert ohne genügend Sicherungsseil voraus. Auch auf die Warnung seines Bruders hin kehrt er nicht um und erklimmt das Plateau übermütig lachend. Günthers anfängliche Vorwürfe schwinden und sein strahlendes Gesicht zeigt, wie sich bedingungsloses Vertrauen in Reinholds Fähigkeiten anbahnt (TC 0:04:11). In dieser Sequenz wird deutlich, dass dieser die treibende Kraft in den künftigen Geschehnissen sein wird.
3. Der Berg fasziniert und fordert heraus
Die Vorbereitungsszenen zur Expedition verdeutlichen, dass Reinhold Karl Herrligkoffers Begeisterung für öffentlich wirksame Teamarbeit nicht teilt. Seine Faszination am Berg liegt im Alleingang. Wie wichtig ihm das ist zeigt sich bei der ersten Begegnung mit Karl: „Wir müssen ihn [den Berg] ja nicht gleich besiegen, mir reicht [es] schon ihn zu besteigen“ (TC 0:18:29). Diese Aussage Messners macht klar, dass für ihn nicht Aufmerksamkeit und Kommerz im Vordergrund stehen, sondern dass Bergsteigen die Befriedigung eines tiefen Bedürfnisses ist, wo Vorbereitung und Instinkt zusammenspielen müssen. Diese These wird im Gespräch mit der Reporterin am Marienplatz (TC 0:20:44) aufgegriffen und ganz besonders beim Abendessen mit Senator Burda in Rawalpindi thematisiert (TC 0:24:24). Für Reinhold erscheint das Bergsteigen nur dann sinnvoll, wenn er seine eigenen Wege geht und das Bergsteigen für sich neu erfinden kann:
„Wenn ich nicht fähig werde in jede meiner Touren, in jede meiner Besteigungen Sinnhaftigkeit hineinzulegen, dann würde ich nicht weit kommen … [der Sinn] er erlaubt mir die Tour zu machen im Bewusstsein, dass sie zu dieser Zeit sinnvoller ist als alles andere.“[8]
Aber eines ist in diesem Zusammenhang wichtig: es müssen immer neue Wege, neue Herausforderungen sein, um diese Sinnhaftigkeit zu gewährleisten. Dazu gehört für ihn, mit so wenig Ausrüstung und Technik wie möglich auszukommen, sich vor allem auf seinen Instinkt zu verlassen und z.B. den Gipfel des Nanga Parbat nicht auf der von Buhl bestiegenen Route, sondern über die noch unbezwungene Rupal-Wand zu erreichen. Das Gespräch beim Abendessen in Rawalpindi bringt dann doch einen überraschende Gedankengang Messners ans Licht: Bergsteigen ist für ihn Kunst und der Bergsteiger ein Egoist wie jeder Künstler (TC 0:27:26).
Die Expedition beginnt im Film harmonisch bei auffallend schönem Wetter. Grüne Landschaften auf denen Tiere weiden, darüber der blaue Himmel und die klare Sicht auf die schneebedeckten Berge im Wechselspiel mit Momentaufnahmen der Einheimischen und dem freudigen Aufmarsch des Teams suggerieren ein beabsichtigtes Wohlgefühl, das im Kontrast steht zu dem was kommt (TC 0:28:17).
4. Der Berg droht
Abrupt wechselt die Musik von gefälligen Melodien der Sherpagesänge zu abenteuerlichen Klängen, Schlechtwetterwolken ziehen vor den Berg (TC 0:29:23). Karls Blick durchs Fernglas wird unterstützt durch die Kameraführung, die den Nanga Parbat vom Gipfel bis ins Tal abfährt und schafft so eine Verbindung zur Seilschaft, die auf halber Höhe aufsteigt (TC 0:29:34). Die Musik kündigt einen Umbruch. Auch im Tal lassen zunehmende Windböen die Bedrohung wachsen, das Wetter schlägt um (TC 0:30:20).
[...]
[1] Messner, Reinhold: Der nackte Berg. Nanga Parbat – Bruder, Tod und Einsamkeit. München 2002. S. 43
[2] Messner: Der nackte Berg. München 2002. S. 66
[3] Messner: Der nackte Berg. München 2002. S. 69
[4] Messner: Der nackte Berg. München 2002. S. 20-21
[5] Nanga Parbat. Regie: Joseph Vilsmaier. Drehbuch: Reinhard Klooss, Sven Severin. DE 2010. Fassung: DVD. 99 Min. TC 0:19:17
[6] Messner, Reinhold: Mein Weg. Bilanz eines Grenzgängers. München 2006. S. 20
[7] Messner: Mein Weg. München 2006. S. 17-23
[8] Messner: Mein Weg. München 2006. S. 13
- Quote paper
- Marie-Lyce Plaschka (Author), 2017, Der Berg siegt? Die Beziehung zwischen Mensch und Berg im Film "Nanga Parbat", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366548
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