Die grosse deutsche Minderheit in Brasilien war kaum in die brasilianische Gesellschaft integriert. Diesen Umstand versuchten die deutschen Behörden zu nutzen, um ihre ideologische Propaganda in der deutschen Gemeinde zu verankern.
Von den europäischen Staaten wurde Hitlers rassistische Ideologie zwar nicht mit Gleichgültigkeit betrachtet, aber eine breite Schicht der Gesellschaft tolerierte und förderte sie bisweilen sogar. In Ländern, in denen deutsche Minderheiten lebten, führten Hitlers brutale Aktionen gegen die Juden aber zu Verwirrung und Verunsicherung, da zum Beispiel in Brasilien Enteignungen und Plünderungen fremd waren. Das offizielle Brasilien machte sich jedoch darüber keine Gedanken.
Im Vordergrund standen vielmehr andere Aspekte: die Intensivierung der Handels-beziehungen und der Kampf gegen den Kommunismus.
Inhaltsverzeichnis
1. Die deutsche Minderheit zwischen staatsbürgerlicher Loyalität und Nationalsozialismus
1.1. Brasiliens Rolle für Deutschland
1.2. Hitlers Pläne für Südamerika
1.2.1. „Liebling“ Argentinien
1.3. Die NSDAP-AO: Organisation und Struktur
1.3.1. Auswirkungen in Brasilien
1.3.2. Die Nationalisierung in Brasilien von 1930 bis 1937
1.4. NS-Ideologie contra Integralismus
2. Der heimliche Krieg
2.1. Die Fünfte Kolonne
2.2. Deutsche Spionage im Überblick
2.2.1. Europäische „Exoten“: eine ungarische Spionageeinheit
2.2.2. Der Superspion
2.3. Konsequenzen der geheimdienstlichen Aktivitäten
3. Quellen und weiterführende Literatur
3.1. Bibliographie
3.2. Zeitschriftenartikel und Aufsätze
3.3. Internetquellen
1. Die deutsche Minderheit zwischen staatsbürgerlicher Loyalität und Nationalsozialismus
Die grosse deutsche Minderheit in Brasilien war, wie schon ausgeführt, kaum in die brasilianische Gesellschaft integriert.
Diesen Umstand versuchten die deutschen Behörden zu nutzen, um ihre ideologische Propaganda in der deutschen Gemeinde zu verankern.
Von den europäischen Staaten wurde Hitlers rassistische Ideologie zwar nicht mit Gleichgültigkeit betrachtet, aber eine breite Schicht der Gesellschaft tolerierte und förderte sie bisweilen sogar.
In Ländern, in denen deutsche Minderheiten lebten, führten Hitlers brutale Aktionen gegen die Juden aber zu Verwirrung und Verunsicherung, da zum Beispiel in Brasilien Enteignungen und Plünderungen fremd waren. Das offizielle Brasilien machte sich jedoch darüber keine Gedanken.
Im Vordergrund standen vielmehr andere Aspekte: die Intensivierung der Handelsbeziehungen und der Kampf gegen den Kommunismus.
Schon 1936 kam es zu den ersten Schwierigkeiten in der deutsch-brasilianischen Beziehung: Das brasilianische Aussenministerium liess durch seine Botschaft in Berlin ausrichten, dass es ihm missfalle, dass gebürtige Brasilianer mit deutscher Herkunft als Deutsche angesehen würden. Der Hintergrund dieses ersten Streits war folgender:
Mit dem Gesetz vom 21. Mai 1935 wurden deutsche Staatsbürger, unabhängig des Geburtsortes oder Wohnsitzes verpflichtet, den Wehrdienst in Deutschland zu verrichten.[1]
Deutschland berief sich in diesem Fall auf das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz aus dem Jahr 1913.
Dieses bis in die 1990er Jahre im Kern gültige Gesetz besagte, dass sich die Staatsangehörigkeit von der nationalen, also der „blutsmässigen“ Abstammung, dem „ius sanguis“[2] herleite, und nicht nach dem „ius soli“ das Geburtsland massgeblich sein könne.
Nach dieser Auslegung waren nicht nur die 89.000 gebürtigen Deutschen, die als Ausländer in Brasilien registriert waren, deutsche Staatsbürger, sondern die gesamte deutsche Minderheit in Brasilien. Somit wurden auch jene, die als Kinder deutscher Eltern in Brasilien geboren waren, in Berlin als Deutsche betrachtet, erfasst und zum Militärdienst einberufen.
Um den Disput beizulegen, schlug Brasilien vor, das „ius solis“ anzuwenden, was von Deutschland selbstverständlich abgelehnt wurde. Diese Auslegung würde für Deutschland den Verlust vieler Staatsangehöriger des Dritten Reiches bedeuten.
Auf der Suche nach einer diplomatischen Lösung schlug Berlin eine Vereinbarung vor, wonach beide Staaten nach und nach das Recht auf die Einberufung der Bürger zum Militärdienst haben könnten.
Hitlers Kalkül war so berechnet, dass er die zur Wehrmacht einberufenen Brasilianer, sofern sie überlebten, nach dem Krieg wieder nach Brasilien zurückschicken würde.
In Brasilien fand dieser Plan keinen Anklang und war der erste Schritt zu weiteren Schwierigkeiten.
Die Differenzen zwischen den beiden Ländern waren nicht nur auf eine unterschiedliche Anschauung der Staatszugehörigkeitsdoktrin zurückzuführen, sondern auf die Sorge Brasiliens, sich gegen deutsche Ansprüche im eigenen Land wehren zu müssen. Ausserdem war die Absicht Berlins klar zu erkennen: Man wollte die eigene Macht und Ideologie in Brasilien stärken.
Die nationalsozialistische Beeinflussung in Brasilien begann aber nicht erst mit der Machtergreifung Hitlers 1933, sondern schon 1929, und auch zuvor wurde die NS- Ideologie von deutschen Immigranten, die Anhänger der NSDAP waren, innerhalb der deutschen Kolonie verbreitet.
Diese Aktionen wurden nach 1933 intensiviert und mit einer eigenen Auslandsorganisation der NSDAP institutionell verankert. Ende 1934 schickte man Hans von Kossel nach São Paulo, um die NSDAP vor Ort zu leiten.
Zu diesem Zeitpunkt verfügten die Deutschen bereits über ein gut ausgebautes Spionagenetz und verübten subversive Handlungen, die mitunter anti-brasilianische Züge trugen.
Eines der wichtigsten Instrumente deutscher Propaganda war es, die deutschsprachige Presse in Brasilien weiter auszubauen, mit dem Ziel sie pro-nazistisch auszurichten. Neben Neugründungen wie der „Deutschen Zeitung“ und der „Deutsche Morgen“ in São Paulo oder der „Neuen Deutschen Zeitung“ in Porto Alegre, lagen auf der deutschen Botschaft noch rund 10.000 Reichsmark im Jahr für die Förderung brasilianischer Zeitungen bereit.
Innerhalb der deutschen Kolonien gab es schon eigene deutschsprachige Zeitungen, die sich Berlin nach und nach einverleibte und unter ideologischem Einfluss weiterführte.
Noch immer kamen auch „linke“ bzw. NS-kritische Blätter heraus, wie beispielsweise das traditionsreiche „Deutsche Volksblatt“ in Porto Alegre, das von 1870 bis 1941 erschien.
Die deutschen Auslandsvertretungen in Brasilien versuchten, diese Blätter mit gezielter Verleumdung innerhalb der deutschen Gemeinschaft und gegenüber staatlichen Kontrollstellen zu diskreditieren, und es gelang ihnen auch, einige davon auszuschalten.
Die brasilianischen Behörden wussten in den ersten Jahren nach 1933 nichts über die intensiven nazistischen Umtriebe in Brasilien.
Erst 1942 wurden aufgrund beschlagnahmter Dokumente die Aktivitäten zwischen den Jahren 1933 und 1937 bekannt. Es kamen immer wieder einzelne Warnungen, wie die der Polizeibehörden aus Santa Catarina und Rio Grande do Sul oder die des Sekretärs für Bildung und Kultur von Porto Alegre.
Das gesamte System erstreckte sich von der Zentrale in São Paulo über Zweigstellen in Rio de Janeiro, Paraná, Santa Catarina, Rio Grande do Sul, Bahia und Pernambuco.
Die Aktivitäten der NSDAP in Brasilien waren vielschichtig und zahlreich.
Neben der Organisation von Freizeit- und Sportveranstaltungen wurden auch karitative Veranstaltungen organisiert.
Vor allem fanden unter dem Deckmantel friedlichen Vereinslebens auch subversive und anti-brasilianische Aktionen statt: Brasilianische Nazi-Gegner wurden sabotiert, es gab paramilitärische Übungen, der Hitler-Gruss wurde eingeführt, Ordensverleihungszeremonien in Anerkennung besonderer Verdienste für das Dritte Reich wurden öffentlich abgehalten.
Mit diesen Veranstaltungen beabsichtigte Deutschland eine vollständige Beeinflussung und Kontrolle der deutschstämmigen Brasilianer.
Der schnelle Aufbau der NSDAP in Brasilien zwischen 1932 und 1937 zeigt, wie stark die deutsche Ideologie angenommen wurde.
Bis 1937 waren rund 3.000 Personen als NSDAP-Mitglieder registriert. Es gibt zwar Zahlen der brasilianischen Behörden, die von
41.000 Mitgliedern sprechen, diese dürften aber zu hoch gefasst sein. Fakt ist, dass der Nationalsozialismus im Süden Brasiliens sehr schnell Fuss fassen konnte.[3]
Ana Maria Dietrich, die sich mit der Rolle der NSDAP in Brasilien intensiv befasste, nennt folgende Zahlen:
O Brasil foi o país que contou com o maior número de filiados do partido nazista fora da Alemanha – com 2.900 membros espalhados entre 17 estados brasileiros.
Entre eles, o maior grupo foi o de São Paulo, com 785 membros, seguido por Santa Catarina, com 528, e Rio de Janeiro, com 447.[4] /[5]
Nicht nur in der Presse, auch bei der Luftfahrt machte sich der deutsche Einfluss bemerkbar. Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa kontrollierte zum Teil brasilianische Fluglinien, wie zum Beispiel die später geschlossene Condor oder die bis heute existierende VARIG[6].
1933 bzw. 1934[7] wurde in São Paulo die VASP[8] durch brasilianische Staatsbürger deutscher Herkunft ins Leben gerufen.
Deutschland besass die Kapitalmehrheit dieser Fluglinie und leitete somit das Unternehmen, das mit deutschen Navigationsinstrumenten und technischem Personal aus Deutschland ausgestattet war. Die Konzessionen, die an VASP und VARIG vergeben wurden, deckten die Küste in Richtung Westen ab.
Die wichtigste Konzession ging an die Condor, die von Natal bis Buenos Aires, mit Zwischenstopps in allen wichtigen Städten auf dieser Strecke, 5.000 Kilometer abdeckte. Das Liniennetz unter deutschem Einfluss deckte somit 75% der Fluggebiete in Südamerika ab. Damit erlangte Deutschland praktisch die Kontrolle über das zukunftsträchtige Kommunikations- und Transportmittel.
NS-Propaganda erstreckte sich natürlich auch auf Bildung und Kultur, einer idealen Platform zur Verbreitung der Ideologie in Südamerika. Für alle deutschen Siedlungen, in der Stadt, wie auch auf dem Land, stellte Berlin Gelder zur Verfügung. Diese Einmischung konnte Brasilien nicht effektiv bekämpfen, da Brasilien kein flächendeckend durchorganisiertes Schulsystem besass.
Bildungseinrichtungen waren weitgehend Sache der Gemeinden, die jede Unterstützung, egal woher sie kam, gerne annahmen.
Deutsche Immigranten gründeten bald nach ihrer Ankunft in Brasilien eigene Schulen mit deutschen Lehrern, damit die Kinder ihre Muttersprache pflegen konnten.
Für die NS-Propaganda war dies ein fruchtbarer Boden, da es rund 50.000 deutschstämmige Schüler gab.
Der Unterricht wurde auf Deutsch abgehalten, ab und an wurde Portugiesisch als Lernfach angeboten. In den Schulen wurde die deutsche Nationalhymne gesungen, und ab 1933 in einigen sogar die Fahne mit dem Hakenkreuz und Bilder von Adolf Hitler gehisst.
Die brasilianischen Behörden kontrollierten die deutschen Schulen nicht, die somit freie Hand in der Gestaltung des Lehrplans, der Entfaltung aussengerichteter Aktivitäten und der Verwendung der finanziellen Mittel aus Berlin hatten.
Das Deutsche Reich sandte NS-Schulmaterial und Propagandamaterial für deutsche Firmen sowie Zeitungen und UFA-Filme nach Brasilien.
Deutsche Schulen, Turn-, Gesangs- und Geselligkeitsvereine hissten Hakenkreuzflaggen und benützten NS-Symbole zur Dekoration von Vereinsheimen.[9]
Die Situation wurde aus der Sicht der brasilianischen Behörden erst untragbar, als Hitler die Schulen offensichtlich als Instrument zur Verbreitung der Naziideologie missbrauchte.
Ab diesem Punkt begann Brasilien zu reagieren.
Im Jahr 1937 wurde General Manuel de Cerqueira Daltro Filho nach Porto Alegre geschickt, um die Situation zu beurteilen.
Er erkannte das Gefahrenpotential und sein alarmierender Bericht weckte die Behörden schliesslich auf. Die grossen Freiräume für die Deutschen im Bildungssektor wurden deutlich reduziert.
Doch Brasilien war nicht daran interessiert, den Nazismus völlig zu neutralisieren, vielmehr wollte man die Strukturen der Integralisten nach nationalsozialistischem Vorbild stärken.
In ihrer Haltung zum Integralismus waren Deutschland und Italien geteilter Ansicht.
Die italienische Diplomatie sah die Annäherung der totalitären Staaten Europas mit den Integralisten Brasiliens positiv.
Diese Entwicklung wurde von der deutschen Diplomatie mit Reserviertheit beobachtet, und die Berichte nach Deutschland fielen negativ aus.
Der wichtigste Grund für diese ablehnende Haltung der deutschen Diplomatie gegenüber dieser und anderer rechtsgerichteter politischer Bewegungen ist leicht nachvollziehbar:
Der brasilianische Integralismus stand für einen von seinen Repräsentanten und Inhalten eindeutig brasilianischen, Minderheiten ignorierenden oder integrierenden Nationalismus. Somit war klar, dass den deutschen Gemeinden bezüglich ihrer kulturellen Entwicklung auch innerhalb ihrer Kolonien Steine in den Weg gelegt werden würden.
Die deutsche Reichsführung ging davon aus, dass die Integralisten an die Macht kommen würden. Diese Erwartung und Befürchtung erfüllte sich nicht, da Vargas seinen Machtanspruch festigen konnte, ohne auf die Integralisten zurückgreifen zu müssen.
Der Vargaismus führte eine eigene Ideologie in Brasilien ein, die zwar nazifreundlich, aber auch schwer berechenbar mit ihren taktisch oder opportunistisch anmutenden Winkelzügen war.
Für die Braunhemden vor Ort war die neue nationalistisch brasilianische und kirchenfreundliche Strömung in ihrer Ausrichtung mit der eigenen unvereinbar, trotz von oben ausgestrahlter freundlicher Atmosphäre eher zwiespältig und verunsichernd.
Für die deutsche Vertretung in Brasilien bedeutete diese dennoch weniger Sorgen und wurde nicht als Unglück betrachtet. Die Basis der NS-Anhänger in Brasilien hatte sich ohne profundes Verständnis des rassistischen Blut- und Bodentheorems von Beginn an als Gesinnungsgenossen der brasilianischen Nationalisten verstanden und sich auch am Integralismus orientiert, also im Widerspruch zu den „deutschen“ Vorstellungen.
Trotz der starken Beteiligung der Nazis an den Gemeindewahlen 1936 halfen diese damit auch den Integralisten.
Zusammenfassend bedeuten diese Entwicklungen, dass die Verbindungen auf den höheren Ebenen zwischen den Integralisten und Nationalsozialisten in Deutschland nur gering und von gegenseitigem Misstrauen gekennzeichnet waren, an der Basis diese Kluft jedoch als geringer empfunden wurde und lange unsichtbar blieb. In den ersten Monaten des Jahres 1938 sollte die Situation aber eskalieren.
Hitlers Machtzuwachs resultierte in einer wachsenden Vermischung von Aktivitäten der NSDAP und der deutschen Regierung. Das bedeutete, dass es immer wieder zu politischen subversiven Tätigkeiten kam, die einmal legal, einmal illegal waren.
1937 übernahm Bohle die diplomatischen Aufgaben.
Ab diesem Zeitpunkt sollte die NSDAP eine wichtigere Rolle gegenüber den deutschstämmigen Brasilianern spielen. Dies fiel zeitlich mit einer verstärkten Umsetzung ideologischer Ziele in der Aussenpolitik zusammen.
Die Hoffnung auf das Primat der Diplomatie sollte sich dennoch erfüllen, da der fünfte Kongress der AO der NSDAP 1937 entschieden hatte, dass die deutsche Regierung das bestimmende Element in der Aussenpolitik sei und somit die Deutschen im Ausland auch direkt betreuen sollte.
Im Fall Brasiliens hatten die Differenzen zwischen der NSDAP und der Wilhelmstrasse einen rein theoretischen Charakter, da sich in der Praxis die diplomatischen und politischen Aktivitäten Berlins in Brasilien überschnitten.
1.1. Brasiliens Rolle für Deutschland
Für Deutschland hatten die südamerikanischen Staaten Brasilien, Chile und Argentinien einen hohen Stellenwert, was ein Engagement der Deutschen in diesen Ländern erklärt.
Um die Situation differenzierter betrachten zu können, müssen die politischen und historischen Hintergründe vor Kriegsausbruch genauer beleuchtet werden.
Folgende Fakten zeigen die Wichtigkeit von Brasilien für Deutschland auf zwei unterschiedlichen Ebenen auf: Im Bezug auf den internationalen Handel war Brasilien bis zum Ende der 30er des 20. Jahrhunderts Deutschlands bedeutendster Importeur für Wolle, Kaffee und Kautschuk.
Was den Handel betrifft, lag Brasilien zudem noch an einer strategisch wichtigen Position an den atlantischen Schiffsrouten.
Der zweite Faktor, der für Deutschland in Brasilien von Bedeutung war, war die hohe Anzahl deutschstämmiger Einwanderer, die damals bei rund 1 Million Menschen lag.
Jeder vierte Einwohner von Santa Catarina war gebürtiger Deutscher; in Rio Grande do Sul fiel auf jeden sechsten Einwohner ein gebürtiger Deutscher; in Paraná fiel auf jede achte Person ein Deutscher.[10]
Die Konsulate deklarierten die deutschen Einwanderer als „Volksdeutsche“, was der Bedeutung von Sudetendeutschen oder Galiziendeutschen gleich kam. Da es von Seiten Brasiliens gestattet war, behielten viele Deutsche ihre eigentliche Staatsbürgerschaft bei.
Aufgrund der vielen deutschen Immigranten, verstärkt durch die 1920er als Jahrzehnt mit der stärksten deutschen Zuwanderung, ging es mit der Integration eher rückwärts.
Es gab eine beträchtliche Zahl von Deutschschülern, die in eigenen Schulen unterrichtet wurden. Hier gab es von Seiten Berlins finanzielle Unterstützung wie auch für Auslandsreisen der Schüler von Brasilien nach Deutschland.
Mit der Machtergreifung Hitlers wurde die finanzielle Hilfe drastisch verstärkt, und für die Schulen selbst die Unabhängigkeit vom Budget der zuständigen Gemeinde erwirkt.
Die finanzielle Besserstellung der deutschen Schulen im Vergleich zu den heimischen in Brasilien, aber auch in Chile und Argentinien, wurde auffällig, da die deutschen Schulen gerade in Krisenzeiten kontinuierlich aufblühten und expandierten, ständig lagen sie über dem anderen Schulen zugeteilten Budget.
Es waren amerikanische Diplomaten, denen diese Diskrepanz ins Auge stach und die ihre Beobachtungen auch nach Washington meldeten.
Aus einem dieser Berichte ging hervor, dass die Schulen von Rio Grande do Sul wohl das meiste Geld in Südamerika verbrauchten und rund 40 % über dem dort üblichen Budget lagen.
Aufgestockt wurden die Mittel konkret durch zwei Fonds, die vom Bildungsministerium in Berlin unter anderem unter dem Titel „Subsidien für die Ausbildung von Deutschen und Deutschkindern in Lateinamerika“[11] in Leben gerufen wurden.
Insgesamt stellten die beiden Fonds im Jahr 1937 rund 7 Millionen Reichsmark zur Verfügung.
Südamerika galt für das Dritte Reich aufgrund der relativ grossen Zahl emigrierter Deutscher als eine langfristige Zukunftsperspektive in Übersee.
Daher wurden die deutschstämmigen Südamerikaner in Berlin als „Volksdeutsche“ geführt und standen somit unter dem Schutz von Deutschland.
Es interessierte Deutschland nicht, dass die Deutschen in Brasilien aufgrund ihres Geburtsortes[12] jedoch als Brasilianer betrachtet wurden. Für Deutschland zählte nur die Tatsache, dass laut statischen Erhebungen 1940 rund 600.000 Brasilianer Deutsch als ihre erste Sprache angaben.[13]
Um die Verbreitung der Sprache zu forcieren, begann das Deutsche Reich neben den bereits erwähnten Schulen auch deutschsprachige Zeitungen (unter anderem die
„Deutsche Zeitung“ und der „Deutsche Morgen“ aus São Paulo oder die „Neue Deutsche Zeitung“ aus Porto Alegre) zu unterstützen.
Unter Hitler wurden die Zeitungen zu Propagandainstrumenten umfunktioniert, was die Vermutung über die Bildung der „Fünften Kolonne“ bestärkte.
Das Dritte Reich blieb mit seiner Ideologie nicht nur auf die europäischen Gebiete, in denen deutsche Minderheiten lebten, beschränkt. Es wandte zumindest bis zum Kriegsbeginn seine Aufmerksamkeit ebenso stark den Ländern in Übersee zu.
So galt Brasilien bald als „schutzbedürftig“. Diese Schutzbedürftigkeit fand in der Gründung der ersten NSDAP-Zweigstelle in São Paulo ihren Ausdruck, die von Hans Menning von Kossel geleitet wurde und für ganz Brasilien zuständig war.
Solche Zweigstellen sollten in allen Ländern errichtet werden, in denen deutsche Auswanderer lebten. Auch nach dem Muster des Mutterlandes wurden parallel semi- unabhängige Organisationen der Partei unter der Kontrolle der Berliner Abteilung „Auslandsorganisationen“ gegründet, wie die „Deutsch-Brasilianische Jugend“ (HLBDM) und die „Vereinigung der Nationalsozialistischen Lehrer Brasiliens“ (NSLB) oder die „Deutsche Arbeiterfront (DAF)“.[14]
Die Integralisten im Süden Brasiliens identifizierten sich zwar mit dem Nazismus, dennoch blieb Deutschland dieser Organisation gegenüber misstrauisch.
Nachdem die Integralisten 1936 bei einer Wahl in Santa Catarina in Gebieten mit hohem Deutschanteil ein gutes Ergebnis erzielt hatten, kam es sogar zum Bruch mit der Leitung in Berlin.
Der deutsche Konsul schrieb sogar:
Ein Deutscher, der ein grünes Hemd[15] anzieht, ist langfristig der Totengräber seines eigenen Deutschtums.[16] /[17]
1.2. Hitlers Pläne für Südamerika
Schon früh, zwischen 1932 und 1934, hatte Hitler Pläne für eine Expansion in Nord- und Südamerika einem seiner Vertrauten, Hermann Rauschning, vorgelegt.[18]
Dieser konnte mit diesem Plan zum damaligen Zeitpunkt ebenso wenig anfangen wie mit der Idee, sich in Richtung Osteuropa auszudehnen.
Hitler war schon beim Antritt seiner Regierung im Jahr 1933 der Meinung, dass sich Südamerika ohne deutsche Einmischung nicht richtig entwickeln würde.
Insbesondere hatte er Brasilien ins Auge gefasst, das seiner Ansicht nach schon reif für einen neuen, einen deutschen Weg wäre.
Seine Idee war es, das Land von den mestiços[19] und von korrupten Kreisen zu säubern und aus ihm eine „Festung“ nach deutschem Vorbild zu machen.
Adolf Hitler glaubte, dass die Einflussnahme und Führungsrolle, die Spanien und Portugal über Jahrhunderte am südamerikanischen Kontinent inne gehabt hatte, von ihm übernommen werden könnte. In der Zwischenzeit war jedoch der Einfluss von Nordamerika auf der Südhälfte des Kontinents beträchtlich gestiegen.
Hitler war sich dieser Tatsache bewusst und wollte die US-amerikanischen Ideen wieder zurückdrängen. Dabei nahm er an, dass die Einwohner Lateinamerikas von der Einmischung Nordamerikas ohnehin genug hatten.
Zu Hitlers festen Überzeugungen gehörte auch, dass Demokratie wohl nirgends auf der Welt so fehl am Platze sei wie in Südamerika.
Seit der Kolonisationszeit entwickelte sich das Prinzip der Demokratie nur schleppend:
In vielen Staaten regierten nach Abtritt der Monarchen, teils in kontinuierlicher Folge bis in den Untersuchungszeitraum hinein die schon erwähnten „Caudilhos“[20].
In Teilen Südamerikas, auch in Brasilien, kam es immer wieder zu Aufständen der unterprivilegierten Schichten und ethnischen Minderheiten, die hier in aussergewöhnlicher Zahl aus rezenten Völkerverbindungen der Kolonialzeit hervorgegangen waren; diese richteten sich gleichermassen gegen die Monarchie, wie Ende des 19. Jahrhunderts gegen die junge Republik. Hitler erkannte die Möglichkeiten, die Südamerika bot, und nach seinen Plänen sollten in Übersee befreundete totalitäre Staaten nach deutschem Muster entstehen.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die Einwohner der südamerikanischen Staaten soviel Unterstützung von aussen bekommen wie sie für den Sturz von Liberalismus und Demokratie benötigten.
Hitler beschrieb die Methode zur Durchsetzung seiner subversiven Absichten folgendermassen:
Wir werden nicht wie Wilhelm, der Eroberer, Truppen nach Brasilien senden, um mit Waffen die Macht zu übernehmen. Unsere Waffen sind nicht sichtbar.
Unsere Eroberer […] haben eine anspruchsvollere Aufgabe, deswegen werden sie auch andere Waffen brauchen.[21]
Hans-Jürgen Schröder dazu:
Die von der nationalsozialistischen Politik ausgehende Bedrohung manifestierte sich zum Teil dramatisch in der Haltung des Dritten Reiches gegenüber Lateinamerika, das sich seit Mitte der dreissiger Jahre zu einem wichtigen Konfliktherd zwischen Washington und Berlin entwickelte.[22]
Schon ab 1933 begann Hitler, die Vorteile von Aktivitäten in Mittelamerika zu sehen. Besonderes Interesse erweckte der Panamakanal, der eine wichtige Meeresverbindung zwischen dem Pazifischen und Atlantischen Ozean darstellte.
Seit 1935 wimmelte es nur so von deutschen Spionen in Südamerika, doch es waren ebenfalls Agenten aus Japan, Italien und Russland in der Region tätig.
Der Aufbau des deutschen Netzwerkes erfolgte unter der Leitung von Hermann Menzel, der für alle Spionagetätigkeiten im Bereich der Marine verantwortlich war.
Das Hauptaugenmerk galt, wie schon erwähnt, dem Panamakanal (Projekt 14 genannt). Er wurde kartografiert, um sein verschlungenes Netz aus Kanälen und Schleusen zu verstehen und diese nach Befehl aus Deutschland gegebenenfalls zu sprengen.
So weit ist es zwar nie gekommen, doch die Nazis hielten die Pläne des Kanals bereits in Händen.
Auch wenn die Alliierten nicht sicher sein konnten, welche Aktivitäten die Deutschen in Südamerika geplant hatten, erhöhten sie ihren Einsatz in der Region.
Eine Annahme des amerikanischen Geheimdienstes war, dass die Nazis Luftangriffe auf den Panamakanal geplant hätten, was das Vorhandensein von Start- und Landepisten auf dem südamerikanischen Halbkontinent implizierte (im Norden Brasiliens, Bolivien und/oder Kolumbien).
Deutschland hatte diesen Plan wirklich verfolgt. Als strategischer Stützpunkt für eine solche Aktion wurde Kolumbien ausgewählt. Das Land verfügte aufgrund seiner gebirgsreichen geographischen Gegebenheiten über eine schlecht entwickelte Infrastruktur.
Um diese zu verbessern, bot Hitler dem Land Flugzeuge, Piloten und alle anderen notwendigen Anschaffungen und Bauprojekte an, um eine eigene Airline zu gründen.[23]
Doch Hitler war natürlich nicht daran gelegen „Entwicklungshilfe“ für Kolumbien zu leisten, sondern für ihn stellte das Land ein optimales Aufmarschgebiet für seine Angriffspläne in Südamerika und Mittelamerika dar.
Um das Netz auszuweiten, begannen in Kolumbien ansässige Deutsche Land zu kaufen, vor allem in Gebieten, die sich für Landepisten eigneten.[24]
Die Besetzung Kolumbiens durch die Deutschen wurde 1940 so offensichtlich, dass sich die kolumbianische Regierung gezwungen sah, der von den Deutschen errichteten Airline, die staatliche Konzession zu entziehen.
Die Deutschen schienen aber auf jede Eventualität vorbereitet zu sein, da sie bereits eine zweite Privatfluglinie aufgebaut hatten. Das private Flugunternehmen verfügte über kleine Flughäfen, die als Zwischenlandeplätze für die möglichen Angriffe auf den Panamakanal gedacht waren. Doch auch diese Fluglinie wurde bald eingestellt.
Jedoch war Kolumbien nicht das einzige strategische Zielland auf dem Kontinent, das für Deutschland interessant war. Costa Rica und Mexiko gerieten aus unterschiedlichen Gründen in den deutschen Fokus.
Von Costa Ricas Hauptstadt aus war Panama per Flugzeug in eineinhalb Stunden zu erreichen, und die deutsche Gemeinschaft im Land war ganz auf die Parteilinie eingeschworen.[25]
Die wichtigsten Posten in Handel und Industrie waren mit Deutschen besetzt, und die deutschen Schulen wurden zu 75% von Berlin unterhalten.
Mexiko war interessant, da es den USA seit jeher feindselig gegenüberstand, insbesondere seit die Gebiete von Texas, New Mexiko und Arizona an die USA gefallen waren.
Deutschland wollte diese Antipathie instrumentalisieren und als Hintertür zu den Vereinigten Staaten nutzen. Da an eine Unterwanderung des britisch geprägten Kanada nicht zu denken war, bestand an dem südlichen Nachbarn der USA auch ein besonderes Interesse.
Bisher wenig bekannt ist auch über das sogenannte „Guyana-Projekt“ unter der Leitung des deutschen Zoologen Otto Schulz-Kampfhenkel, der während einer Erkundungsreise in Brasiliens Norden gemeinsam mit seinem Kollegen Gerd Kahle den Plan hatte, Französisch-Guyana, sowie die benachbarten britischen und niederländischen Kolonien (heute Guyana, bzw. Surinam) als Siedlungsgebiet für das Deutsche Reich zu annektieren.
Es bleibe also nur Südamerika als Siedlungsgebiet für das „Volk ohne Raum", folgerte Schulz-Kampfhenkel: Bei wachsender Bevölkerungszahl der Erde dürfe ein „derart naturbegünstigter, dabei unterbevölkerter", aber „für die höheren weissen Völker hervorragend bewohnbarer" Landstrich und „hervorragend als tropische Ausbeutungskolonie nutzbarer Erdteil" nicht im Besitz der „rassisch wie zivilisatorisch an Deutschland oder England messen geradezu unterwertigen Völker bleiben, die ihn heute beherrschen ohne ihn zu erfüllen".
Ohnehin würden in Südamerika bereits „über 1 Million Deutsche in geschlossenen Siedlungsgebieten leben".
Ein deutscher Brückenkopf in Südamerika würde auch dem Einfluss der USA in der Region entgegenwirken, so der selbsternannte Geostratege:
Aus diesen Gründen halte ich es angesichts des kategorischen Imperativs des Weltmachtsanspruchs des fähigsten Volkes, das heisst der unter Deutschlands Führung geeinten höheren Rassen Europas, für ein zwingendes Gebot, rechtzeitig auf der westlichen Halbkuge Fuss zu fassen.[26]
Heinrich Himmler zeigte jedoch nur wenig Interesse und liess Schulz-Kampfhenkel ausrichten, dass er den Vorschlag zu gegebener Zeit wieder vorlegen werde.
1.2.1. „Liebling“ Argentinien
Innerhalb der südamerikanischen Staaten folgte Argentinien als einer der ersten einer offen pro-deutschen Linie.
Nach dem Putsch von 1943, der den Präsidenten Argentiniens und dessen Bundeskanzler Enrique Ruiz Guiñazú von der Macht vertrieb, sprachen die neuen militärischen Machthaber ohne Scheu über ihre Sympathie für Nazi-Deutschland. Es kam sogar zu Treffen mit deutschen Agenten und lokalen Sympathisanten.
Für die bilateralen Beziehungen zu Brasilien bedeutete der Putsch vorerst einen Bruch.
Für die Entwicklung der Haltung der südamerikanischen Länder war vor allem die Konferenz 1942 in Rio de Janeiro richtungsweisend.
Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor im Dezember 1941 hatte sich besonders der eingangs erwähnte argentinische Kanzler Ruiz Guiñazú dafür eingesetzt, dass die diplomatischen Beziehungen zu den Achsenmächten Deutschland, Japan und Italien nicht abgebrochen wurden, sondern im Gegenteil, es sollte die Solidarität mit den USA eingeschränkt werden.
Sollte es nach Ruiz Guiñazú gehen, dann würde Südamerika eine streng neutrale Position in diesem Krieg einnehmen, was wiederum Deutschland zugute gekommen wäre.
So schrieb auch das Time Magazine (mit dem Konterfei des brasilianischen Aussenministers Oswaldo Aranha auf der Titelseite) zur argentinischen Haltung:
Argentina's Policy. For reasons both psychological and geographical, Argentina has opposed U.S. policy consistently since Franklin Roosevelt gave the first diplomatic twist to the words Good Neighbor nine years ago come April. Argentina is nationalistic, European- minded, antagonistic to U.S.—or any other—leadership, jealous of its own leadership in the southern end of the hemisphere. Foreign Minister Enrique Ruiz Guiñazú said just before the Conference last week: "This America of ours must be preserved for peace."
Translated from the diplomatic, this meant that Argentina might oppose Mr. Welles's program.[27]
Angesichts der ursprünglichen Herkunft der meisten Argentinier fühlte sich die Bevölkerung nach dem Kriegsbeginn in Europa eher Italien bzw. Spanien, das unter der Regierung des Generals Francisco Franco stand, verbunden, nicht den Alliierten. Auch das Offizierskorps hegte Sympathien für die Achsenmächte.[28]
Bei der besagten Konferenz in Rio de Janeiro drängten neben Brasilien noch weitere Staaten darauf, Position für die USA zu beziehen.
Erwartungsgemäss zogen Argentinien und auch Chile bei diesem Versuch nicht mit. Brasilien, repräsentiert durch seinen Aussenminister Oswaldo Aranha, strebte einen Konsens an, da es sich von der isolierten Haltung Argentiniens nichts Gutes für die eigenen Interessen versprach.
So befürchtete die brasilianische Regierung, dass Argentinien die Situation ausnützen könnte, um kriegerische Einfälle in Nachbarstaaten, vor allem aber im Süden Brasiliens, zu unternehmen.
Der argentinische Generalstab erörtete ernsthaft einen Militärschlag gegen Brasilien. Zugleich intensivierte das Militär die Bemühungen zum Aufbau einer staatlichen Rüstungsindustrie.[29]
1.3. Die NSDAP-AO: Organisation und Struktur
Bevor die Nazis ihre Spione und Sympathisanten in Südamerika aussenden bzw. unterstützen konnten, musste die gesamte Organisation in Deutschland aufgebaut werden. Das geschah über die Auslandsabteilung der Partei seit Anfang der 1930er Jahre. Bis dahin wurden die im Ausland ansässigen Parteimitglieder direkt bei der Reichsleitung der NSDAP in München als Einzelmitglieder geführt.[30]
Jedoch bereits [...] im April 1928 gründete der Augenarzt Dr. Hans Asanger in Timbó bei Blumenau die erste Ortsgruppe der NSDAP und bewarb die Ideologie, indem er bei den deutschsprachigen von Haus zu Haus ging.
Am 1. Juli 1928 wurde seine Ortsgruppe als erste auf der Welt bestätigt. Sie war finanziell schwach gestellt, aber die Mitglieder galten als besonders „zuverlässig“.[31]
[...]
[1] Vgl. Seitenfus, A entrada do Brasil S. 129
[2] Unter „Ius Sanguis“ versteht man das Recht, die Staatsbürgerschaft an seine Kinder weiterzugeben, unabhängig davon, wo diese geboren wurden. Dies im Gegensatz zum „Ius Soli“, bei dem das Geburtsortprinzip angewandt wird.
[3] Vgl. Seitenfus, A entrada do Brasil S. 133
[4] Dietrich, Juventude hitlerista S. 74
[5] Sinngemässe Übersetzung: Brasilien war das Land, in dem man die grösse Anzahl von Zweigstellen der Auslandsorganisation der Nazis zählte – 2.900 Mitgliedern verteilt auf 17 brasilianische Bundesstaaten. Die grösste Gruppe befand sich in São Paulo mit 785 Mitgliedern, gefolgt von Santa Catarina mit 528 und Rio de Janeiro mit 447.
[6] V iacão A érea RI o- G randense. Das bis 2006 selbständige Unternehmen wurde am 3. Februar 1927 (andere Quellen geben das Gründungsdatum mit 7. Mai 1927 an) von dem aus Hannover nach Brasilien eingewanderten Ernst Otto Mayer gegründet, der im 1. Weltkrieg Pilot an der Ostfront war.
[7] Divergierende Gründungsdaten
[8] V iação A érea S ão P aulo
[9] Prutsch, Brasilien 1889 - 1985 S. 60
[10] Vgl. Alberto Peenkamp, Die deutsche Sprache in Südbrasilien (Joinville 1973) S. 112f.
[11] Vgl. Peenkamp, Die deutsche Sprache S. 116
[12] In Brasilien, wie in den USA und Frankreich, im Gegenteil zu vielen anderen europäischen Ländern gilt bis heute das „ius Solis“ (statt des „ius Sanguis“), wonach jede Person, die in Brasilien geboren wurde, automatisch die brasilianische Staatsbürgerschaft, unabhängig von ihrer Abstammung, erhielt.
[13] Peenkamp, Die deutsche Sprache S. 114
[14] Peenkamp, Die deutsche Sprache S. 119
[15] Das Grüne Hemd war das Symbol der Integralisten in Brasilien.
[16] Peenkamp, Die deutsche Sprache S. 133f.
[17] Ursula Prutsch bemerkt dazu in ihrem Werk „Brasilien 1889 - 1985“ S. 35, Folgendes, und verweist zudem auf Ricardo Benzaquen de Araújo, Totalitarismo e Revolução. O Integralismo de Plínio Salgado (Rio de Janeiro 1987), Heinz Sanke (Hg.), Der deutsche Faschismus in Lateinamerika 1933-1943 (Berlin 1966), Hélgio Trindade, La tentation fasciste au Brésil dans les années trente (Paris 1988): In der DDR-Forschung wurde lange Zeit diskutiert, ob die Integralisten finanzielle Unterstützung von der NSDAP erhielten. Die Integralisten unterhielten Kontakte zur NSDAP, wandten sich aber gegen die Charakterisierung ihrer Bewegung als brasilianische Variante des Nationalsozialismus, da sie vor allem die These der völkischen Überlegenheit ablehnten und den Mestizen (caboclo) als Symbol der neuen Rasse hochstilisierten. Die Integralisten entwarfen ebenfalls ein hierarchisches Bild der Ethnien und argumentierten rassistisch. Viele Deutschbrasilianer, die mit dem seit 1933 in Brasilien propagandistisch aktiven Nationalsozialismus sympathisierten, hatten als brasilianische Staatsbürger keinen Zugang zur NSDAP und schlossen sich den Integralisten wegen Parallelen in der Konzeption an, ebenso viele Kinder von Italienern der starken Immigrantenbevölkerung von São Paulo, die mit Mussolini sympathisierten.
[18] Vgl. da Costa, Crônica de uma Guerra Secreta S. 33
[19] Mischlinge aus Europäern und Afrikanern
[20] Diktatoren, lokale Herrscher, die jedoch meist keine politischen, sondern nur materielle Ziele verfolgten.
[21] William Stevenson, The Bormann Brotherhood (San Diego 1973) S. 19
[22] Hans-Jürgen Schröder, Deutsch-amerikanische Beziehungen im 20. Jahrhundert. Geschichtsschreibung und Forschungsperspektiven, in: Frank Trommler (Hg.), Amerika und die Deutschen (Opladen 1986) S. 497
[23] Die Airline hiess SCADTA.
[24] Diese Käufe fanden interesanterweise statt, obwohl die Deutschen nie viel Geld besassen.
[25] Insgesamt lebten zum damaligen Zeitpunkt rund 2.000 Deutsche in Costa Rica.
[26] Jens Glüsing, Nazis im Dschungel-Camp: http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a3006/l2/l0/F.html#featuredEntry (Hamburg 2008) Abgerufen am 11.11.2008
[27] N. N., The Americas. United we stand, in: Time, Jg. 20, Nr. 3 (New York 1942) S. 15
[28] Riekenberg, Kleine Geschichte Argentiniens S. 142
[29] Ebda. S. 143
[30] Jürgen Müller, Nationalismus in Lateinamerika. Die Auslandsorganisation der NSDAP in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko 1931-1945 (Stuttgart 1997) S. 21
[31] Müller, Nationalsozialsmus in Lateinamerika S. 95f.
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- Nicolas Forster (Author), 2017, Die deutschsprachige Minderheit in Brasilien in der Zwischenkriegszeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366369
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