Es handelt sich um einen Unterrichtsentwurf für Schüler der 7. Bzw. 8. Klasse im Fach Deutsch.
Das Buch „Die Bücherdiebin“, welches vom Autor Markus Zusak verfasst wurde, bietet viele zeitlose philosophische Fragestellungen für Jung und Alt: Wie lässt sich Glück definieren? Was ist Leid? Was ist Krieg? Was bedeutet Frieden?
Wir erfahren diese Geschichte der Bücherdiebin aus der personalisierten Sichtweise des Todes, was Spielraum für tiefgreifende Gedanken über das Leben, die Vergänglichkeit, das Schicksal und die Liebe zulässt.
Für mich persönlich stechen drei interessante Aspekte bzw. Themenbereiche, die ich später mit den Schülern/innen erarbeiten kann, bei der Lektüre der Bücherdiebin hervor: 1. Die Macht der Worte, 2. Der Alltag der Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus und 3. Der Tod, die Vergänglichkeit des Lebens.
Der Leser/die Leserin wird auch auf eine historische Reise durch die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs mitgenommen und erlebt eine Geschichte von einem einfachen jungen deutschen Mädchen namens Liesel Meminger mit, die sich während der Wirren des zweiten Weltkriegs zuträgt.
„Die Bücherdiebin“ bietet zahlreiche Angebote, die das reflektierte Philosophieren insbesondere mit Jugendlichen zugänglich machen kann.
Zitat
„Zuerst die Farben. Dann die Menschen. So sehe ich die Welt normalerweise. Ich versuche es zumindest.“ (Zusak 2008, S.9)
Gedanken
Inwiefern könnte das gemeint sein? Sehe ich auch zuerst die Farben und dann die Menschen? Sehe ich auch (lieber) zuerst die Farben und male die Welt bunter an als sie tatsächlich ist? Sehe ich auch lieber zuerst das Gute im Menschen?
Wissenswertes
Philosophischer Aspekt: Was haben Farben mit Menschen zu tun oder umgekehrt was haben Menschen mit Farben zu tun? Warum sind Farben so wichtig für den Menschen? Welche Bedeutungen haben Farben?
Zitat
„Die Menschen beachten die Farben eines Tages lediglich an seinem Anfang und an seinem Ende. Dabei wandert ein Tag durch eine Vielzahl von Farbtönen und Schattierungen, und zwar in jedem Augenblick. Eine einzige Stunde kann aus Tausenden von unterschiedlichen Farben bestehen. Wachsgelb, regenbesprühtes Blau. Schlammige Dunkelheit. In meinem Geschäft habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, darauf zu achten.“ (Zusak 2008, S.11)
Gedanken
Sollten wir Menschen nicht auch bewusster und achtsamer auf unsere Zeit schauen? Sollten wir nicht auch jeden Augenblick tiefer genießen, unsere Zeit, die uns zur Verfügung steht bewusster wahrnehmen? Vielleicht sollten wir auf die Worte des Todes hören und trotz der unbändigen Hetze des wirtschaftlichen Geschäftstreibens achtsameren Umgang mit unserem Leben betreiben, schließlich haben wir nur das eine.
Wissenswertes
Warum entschwindet die Achtsamkeit in unserem hektischen Alltag immer mehr? Warum halten es die wenigsten Menschen aus in Ruhe und unbeschäftigt zu sein? Ist es besser zu denken, das Glas ist halbleer oder halbvoll? Was ist Glück? Was heißt es zu leben?
Zitat
„Manchmal treffe ich zu früh ein. Ich beeile mich, und manche Menschen klammern sich länger an das Leben als erwartet.“ (Zusak 2008, S.16)
Gedanken
Warum fällt es den Menschen oftmals so schwer loszulassen? Sei es Menschen, die sie lieben? Sei es das Leben an sich? Etc. Klammere ich mich selbst auch an das Leben oder springe, vertraue und lebe ich bereits wirklich?
Wissenswertes
Was bedeutet Loslassen für jeden Einzelnen von uns? Warum gestaltet sich Loslassen oft als eine schwere Aufgabe?
Zitat
„Das letzte Mal, als ich sie sah, war es rot. Der Himmel war wie eine kochende, brodelnde Suppe. An einigen Stellen war er angebrannt. Schwarze Krumen und Pfefferkörner waren über die Röte verstreut. Vor Kurzem hatten Kinder hier Himmel und Hölle gespielt, hier auf der Straße, die wie ölverschmierte Buchseiten aussah. Als ich ankam, konnte ich immer noch das Echo hören. Die Füße, die auf der Straße aufsetzten. Die lachenden Kinderstimmen und die salzigen, lachenden Gesichter, der Fäulnis ausgesetzt. Dann Bomben.“ (Zusak 2008, S.19)
Gedanken
Ich bin sehr erstaunt über diese tief berührende zu Herzen gehende Wortwahl, wenn man sich dazu noch vor Augen hält, dass der Tod, den die meisten Menschen so fürchten, so zu einem und über diese von ihm erwähnten Kinder spricht. Was ist Krieg? Wie wird Krieg definiert?
Wissenswertes
Was ist Krieg? Wie wird Krieg definiert?
Zitat
„In wenigen Minuten waren Berge aus Stein und Erde aufgehäuft und festgebacken. Die Straßen waren aufgerissene Adern. Blut strömte, bis es auf der Erde trocknete, und die Leichen lagen darin wie Treibgut nach einer Flut. Sie klebten am Boden fest, jede einzelne von ihnen. Ein Haufen Seelen. War es Schicksal?“ (Zusak 2008, S.19)
Gedanken
Diese Stelle berührte mich, da diese so eindrücklich geschildert erzählt wird und sehr reich an Metaphern ist. z.B.: Straßen werden mit aufgerissenen Adern verglichen. Im Endeffekt verändert Krieg alles, alles was Menschen mühevoll errichtet haben geht zu Grunde und die ganze Erde, die blutverströmt ist. Warum werden Kriege geführt? Mit dieser Art von Fragestellungen kann auch der Bereich der Religion, Spiritualität und Philosophie im Austausch mit den Jugendlichen gut herangezogen werden.
Wissenswertes
Was bezeichnet man in der Wissenschaft unter dem Begriff der Seele? Warum werden Kriege geführt? Inwiefern liegt das Böse im Menschen verankert?
Zitat
„Ich sehe es klar und deutlich vor mir. Ich wollte gerade wieder gehen, da sah ich sie auf den Knien kauern. Ein Gebirgszug aus Schutt war geplant, entworfen und um sie herum aufgerichtet worden. Sie hielt ein Buch umklammert.“ (Zusak 2008, S. 20)
Gednaken
Der Tod begegnet der Bücherdiebin. Mich fasziniert es, dass Liesel, die Bücherdiebin trotz der gesamten schaurigen Situation, die sich abspielt, noch immer ein Buch umklammert in den Händen hält. Ich fühle, dass ihr das geschriebene Wort, die Welt der Bücher Halt gibt in diesem entsetzlichen und abscheulichen Szenario.
Zitat
„Mit einem wachen und einem noch träumenden Auge sah die Bücherdiebin, auch bekannt unter ihrem Namen Liesel Meminger, dass Werner, ihr kleiner Bruder, zur Seite gerutscht war. Er war tot, daran gab es keinen Zweifel.
Gedanken
Mich berühren diese Zeilen sehr, da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie weh es tut, jemanden zu verlieren, den man liebt.
Wissenswertes
Warum müssen wir Menschen Verluste als so schmerzlich empfinden? Warum müssen wir Menschen oft so viel Schmerz ertragen? Was ist Glück und was ist Leid?
Zitat
„Das zweite Auge schrak auf, erwachte und erwischte mich, gerade als ich niederkniete, seine Seele heraustrennte, in meine geschwollenen Arme nahm, wo sie schlaff lag. Schon bald wurde sie wärmer, aber als ich die Seele des Jungen aufnahm, war sie noch ganz weich und kalt, wie Eiskrem. Sie schmolz in meinen Armen. Dann wurde sie warm. Heilte.“ (Zusak 2008, S.27)
Gedanken
Wie also funktioniert Sterben? Das könnte also passieren wenn wir sterben bzw. augenblicklich danach? Ich persönlich finde diese „Erklärung an den Tod“ sehr schön. Markus Zusak beschreibt hier den Tod als etwas/bzw. hier personalisiert als jemanden Weichen, Liebevollen, Vorsichtigen, der einem Geborgenheit schenkt, der mit ganzer Sorgfalt seinem Job nachgeht. Mich berührt die letzte Zeile „Dann wurde sie warm. Heilte.“
Wissenswertes
Was ist und Heilung und wann kann Heilung geschehen? Warum braucht es Heilung?
Zitat
„Er konnte nicht tot sein. Er konnte nicht… Innerhalb von Sekunden hatte sich der Schnee in ihre Haut gefressen. Gefrorenes Blut malte Lilien auf ihren Händen. Irgendwo in all dem Schnee sah sie ihr entzweigebrochenes Herz. Jede seiner Hälften glühte und schlug unter all dem Weiß. Sie merkte erst, dass ihre Mutter zurückgekommen war, um sie zu holen, als sie die knochige Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie wurde weggezerrt. Ein warmer Schrei füllte ihre Kehle.“ (Zusak 2008, S.29)
Gedanken
Kann man an gebrochenem Herzen ewig leiden oder sogar daran sterben? Ich fühle Lisls Schmerz mit und finde den Satz „Ein warmer Schrei füllte ihre Kehle“ so emotional packend, dass mir fast die Tränen in den Augen stehen. Wie oft kommt es vor, dass wir Menschen einfach nur funktionieren müssen ohne dass Rücksicht auf unsere emotionalen Befindlichkeiten genommen wird und genommen werden kann, die es aber durchaus wert sind aufmerksam betrachtet zu werden?!
Wissenswertes
Was genau ist eigentlich ein Trauma?
Zitat
„Als das Zerren ein Ende nahm, standen die Mutter und das Mädchen da und atmeten. Etwas Schwarzes, Eckiges ruhte im Schnee. Nur das Mädchen sah es. Sie bückte sich, hob es auf und hielt es fest in ihren Fingern. Die Schrift auf dem Buch war silbern.“ (Zusak 2008, S.30)
Gedanken
Das ist der Moment in dem die Bücherdiebin ihr allererstes Buch in die Hände bekommt. „Das Handbuch für Totengräber“ Inwiefern können einem Bücher Halt fürs und im Leben geben?
Zitat
„Ich sollte allerdings vorausschicken, dass zwischen dem ersten Diebstahl und dem zweiten eine nicht unerhebliche Zeitspanne lag. Eine weitere bemerkenswerte Tatsache ist, dass das erste Buch aus dem Schnee gestohlen wurde und das zweite aus dem Feuer. […] Als sie ihre Geschichte aufschrieb, fragte sie sich, ab welchem Augenblick genau die Bücher und Worte nicht mehr nur irgendetwas bedeuteten, sondern alles.“ (Zusak 2008, S.36)
Gedanken
Da auch mir das geschriebene Wort, das kreative Schreiben und die Welt der Geschichten mein Leben oftmals bedeuten und ab und zu das Wünschen und Träumen mehr Kraft in sich trägt, als oft in der Gesellschaft angenommen – kann ich mich mit der Bücherdiebin gut identifizieren und kann ihre Leidenschaft für Bücher nachvollziehen. Als meine Welt in Trümmern kurzzeitig lag, hat mich die Liebe und Freude an der Literatur, an der Theaterwelt aufgerichtet, mir Stärke verliehen. Als ich alleine in der Praxisklinik in Mannheim stationiert war, besuchte ich mich mit aller Kraft das Mannheimer Nationaltheater und es brachte mir das Strahlen zurück und verlieh mir Kraft das alles durchzustehen.
Wissenswertes
Inwiefern kann Schreiben in schweren Zeiten helfen? Haben Worte Macht? Inwiefern hat das geschriebene Wort heilende und stärkende Kraft?
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- Quote paper
- Eva Schuler (Author), 2016, Einführung in die Unterrichtslektüre „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak (Deutsch 7./8. Klasse Mittelschule), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365745
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