Die folgende Hausarbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob neben dem von Dilthey eingeführten historischen Verfahren noch andere Weltanschauungen geschaffen werden sollten oder ob sich fortan rein auf das historische Verfahren konzentriert werden sollte.
Dafür soll zunächst der Begriff des historischen Verfahrens geklärt werden. Anschließend soll sich mit Argumenten für und gegen das historische Verfahren als einziges auseinandergesetzt und im Schlussteil darüber reflektiert werden, warum es nicht als einziges Verfahren angesehen werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung
2) Das historische Verfahren
3) Die Reichweite des historischen Verfahrens
3.1) Das historische Verfahren ohne weitere Weltanschauungen
3.2) Das historische Verfahren mit weiteren Weltanschauungen
4) Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
1) Einleitung
Die folgende Hausarbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob neben dem von Dilthey eingeführten historischen Verfahren noch andere Weltanschauungen geschaffen werden sollten oder ob sich fortan rein auf das historische Verfahren konzentriert werden sollte.
Dafür soll zunächst der Begriff des historischen Verfahrens geklärt werden. Anschließend soll sich mit Argumenten für und gegen das historische Verfahren als einziges auseinandergesetzt und im Schlussteil darüber reflektiert werden, warum es nicht als einziges Verfahren angesehen werden sollte.
2) Das historische Verfahren
Dilthey ist der Meinung, dass das Wesen der Philosophie nur erkannt werden kann, wenn man die verschiedenen philosophischen Ausrichtungen zu einem Wesensbegriff verbindet.[1] Zunächst steht der Philosoph dem Versuch das Lebens-; und Welträtsel zu lösen, direkt gegenüber, indem er schaffend, im Sinne von hervorbringend, versucht, das Rätsel zu lösen.[2] Die Gesamtzahl aller dieser Gegenüberstellungen ist in einen historischen Zusammenhang einzuordnen und wird als historisches Verfahren bezeichnet.[3] Im Gegensatz zu den Einzelwissenschaften kommt der Philosophie zu, die „Theorie der Theorien, Logik, Erkenntnistheorie“[4] zu sein, welche die Einzelwissenschaften zu einer Erkenntnis der Wirklichkeit zusammenfasst.[5] Der Gegenstand der Philosophie ist also das Wissen[6], das Lösen des Lebens-; und Welträtsels selbst. Sie strebt nach Universalität und Allgemeingültigkeit.[7] Bei diesem Verfahren kommt es jedoch unvermeidlich zu einem Zirkel, da bereits entschieden werden muss, was zur Philosophie gehört und was nicht, bevor das Wesen der Philosophie bestimmt wurde. Es muss also davon ausgegangen werden, dass der Mensch bereits an diesem Punkt im Besitz von spezifischen Merkmalen der Philosophie war. Jedoch können diese Merkmale nicht aus allgemeinen Wahrheiten abgeleitet werden[8], sodass „[...]zunächst sichere, wenn auch unzureichende Bestimmungen der Philosophie fest[ge]stellt und von diesen aus durch neue Verfahrensweisen zu weiteren Feststellungen gelangt [werden muss], welche allmählich den Gehalt des Begriffs der Philosophie ausschöpfen.“[9] Aber auch, wenn die Philosophie nach diesem Verfahren vorgeht, bleibt das daraus gewonnene Wissen, laut Dilthey, ein hypothetisches[10], das die „unveränderlichen Wesenheiten zum Gegenstande [hat], die in der Wirklichkeit realisiert sind“[11]. Als fester Punkt für die Philosophie bleibt das Verhältnis des Subjekts zur Welt zurück, welches zwar nicht die Realität schlechthin, aber durch die Souveränität des Geistes vermittels des Ordnens von den einzelnen, durchlaufenen Weltanschauungen, als Interpretationen der Wirklichkeit[12], eine Realität der Welt vom Standpunkt des Subjekts aus, erschließt.[13]
3) Die Reichweite des historischen Verfahrens
3.1) Das historische Verfahren ohne weitere Weltanschauungen
Ausgehend von dem hier dargestellten historischen Verfahren Diltheys ist zu fragen, ob es überhaupt noch notwendig ist, Philosophie außerhalb des historischen Verfahrens zu betreiben.
Inzwischen gibt es immerhin mehr als genügend Weltanschauungen von denen die allermeisten aufgrund von einer hinreichenden Anzahl von Quellen nachvollzogen und vom menschlichen Geist in eine Interpretation der Wirklichkeit gesetzt werden können. Die Anzahl der Quellen ist mittlerweile sogar dermaßen hoch, dass es gar nicht möglich erscheint, alle Weltanschauungen innerhalb der Zeitspanne eines geistigen Lebens nachzuvollziehen und in einen historischen Kontext zu setzen. Aufgrund dessen scheint es einleuchtend zu sein, sich zunächst mit den alten Weltanschauungen zu befassen, anstatt dauernd neue zu schaffen.
Zudem sollte beachtet werden, dass Dilthey mit dem Herausstellen des historischen Verfahrens eine neue Weltanschauung herausgearbeitet hat, die dementsprechend auch nachvollzogen werden muss, respektive sollte.
Außerdem ist zu berücksichtigen, dass, wenn außerhalb des historischen Verfahrens, die Philosophie immer weiter getrieben wird, das historische Verfahren nie zu einem Ende kommen kann. Das Wesen der Philosophie also auch nie hinreichend bestimmt werden kann.
3.2) Das historische Verfahren mit weiteren Weltanschauungen
Im letzten Kapitel wurde erklärt, warum es sinnvoll erscheint, fortan nur noch das historische Verfahren zu verwenden um das Lebens-; und Welträtsel zu lösen. Im Weiteren sollen aber Gründe angeführt werden, warum es dennoch ratsam ist, neben dem historischen Verfahren weiterhin andere neue Weltanschauungen zu erdenken.
Es wurde behauptet, dass das historische Verfahren zu einem Ende kommen würde, sofern keine neuen Weltanschauungen mehr erstellt werden. Dies scheint zunächst einleuchtend, da die verschiedenen Perspektiven auf das Lebens-; und Welträtsel an einem gewissen Punkt x zu einem Ende kommen und sie hinreichend nachvollzogen sein würden. Jedoch ist dies nicht durch einen einzelnen Menschen möglich. Aber durch eine Anzahl von Menschen. Das historische Verfahren würde also an einem gewissen Punkt x an einem Ende sein, weil es keinen weiteren neuen Input mehr erfährt. Allerdings muss beachtet werden, dass Dilthey behauptet, dass es sich auch an diesem Punkt nur um das in Kapitel 2 erwähnte hypothetische Wissen handeln würde, sodass immer noch nicht die Realität schlechthin erschlossen sein würde. Ihr nahe zu kommen wäre an diesem Punkt x aber auch nicht mehr möglich, weil es keinen neuen Input geben würde, der die Weltanschauung weiter treibt. Das Wesen der Philosophie wäre also bestimmt, aber nur rein hypothetisch und, sofern dieselben Schlüsse gezogen worden wären, wie bei Dilthey, wäre den Menschen auch bewusst, dass es sich nur um rein hypothetisches Wissen handelt, das nicht mehr weitergeführt werden kann. Dieser Zustand erscheint alles andere als wünschenswert. Vor allem, weil keine Hoffnung auf Besserung dieses Zustandes bestehen würde. Selbst wenn Dilthey die Hypothetizität von Wissen akzeptiert, ist es schwer vorstellbar, dass er diesen beschriebenen Punkt x gewollt haben kann.
Des Weiteren steht das historische Verfahren rein praktischen Problemen gegenüber.
So ist zunächst zu fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Art „Meta-historisches“ Verfahren einzuführen, das darüber richten würde, ob das historische Verfahren richtig nachvollzogen wurde. Für dieses könnte dann wiederum ein übergeordnetes Verfahren eingeführt werden. Dieses kann abermals unbegrenzt fortgeführt werden, was zu einem infiniten Regress führen würde. Ist dies der Fall, würde das historische Verfahren ohnehin nie zu einem Ende kommen. Dieser Gedankengang ist besonders einleuchtend, wenn man das Folgende bedenkt:
Eine Interpretation der Wirklichkeit ist auch immer von der jeweiligen Zeit und der damit einhergehenden Denkweise in welcher das Subjekt sich befindet, abhängig. Was bedeutet, dass das historische Verfahren in einer Epoche ganz oder zumindest teilweise anders verwendet werden würde, als in einer anderen. Dies würde eine Art „Meta-historisches“ Verfahren nicht nur sinnvoll sondern sogar notwendig machen. Problematisch ist dann allerdings wiederum, dass auch dieses Verfahren durch einen Menschen innerhalb einer bestimmten Epoche mit einer bereits geprägten Denkweise vollzogen werden würde.
Außerdem ist zu beachten, dass ein Mensch in seiner Denkweise zwar abhängig von seiner Epoche ist, aber dennoch auch eigene Interpretationen in sie hineinbringt, ergo, zudem noch über eine eigene Denkweise verfügt. Was effektiv bedeutet, dass die Ergebnisse der Anwendung des historischen Verfahrens eines Individuums nicht so aussehen werden, wie die eines anderen Individuums. Das Individuum kann nicht daran gehindert werden, eigene Gedanken zu schaffen und auch nicht dazu gezwungen, alles nur rein historisch nachzuvollziehen. Würde es dazu gezwungen werden, so ist es wahrscheinlich, dass es die eigenen, schaffenden Ideen schlichtweg in das historische Verfahren mit hinein führen würde, was den Sinn desselben nicht mehr treffen würde. Deswegen ist es notwendig neben dem historischen Verfahren auch das Schaffen von eigenen Interpretationen zuzulassen. Selbst, wenn dieses aber zugelassen wird, ist es wahrscheinlich, dass das Individuum die einzelnen Interpretationen subjektiv betrachtet und so ein Teil dieser Subjektivität in das historische Verfahren mit einfließt.
Sowohl für die Denkweise in einer Epoche und die Denkweise des einzelnen Individuums würde es also einer Art „Meta-historisches“ Verfahren bedürfen, das sich, ausgeführt von einem oder gar mehreren Individuen, wieder einer Prüfung unterziehen müsste, weil diese Individuen denselben Begrenzungen gegenüber stehen wie die ersteren, was, wie bereits erwähnt, zu einem infiniten Regress führen würde.
[...]
[1] Dilthey, Wilhelm (1907): Das Wesen der Philosophie. In: Dilthey, Wilhelm: Gesammelte Schriften V. Göttingen/ Stuttgart: Vandenhoeck & Ruprecht/ B.G. Teubner Verlagsgesellschaft, S. 343.
[2] Ebd., S. 364.
[3] Ebd., S. 346.
[4] Ebd., S. 357.
[5] Ebd., S. 408.
[6] Ebd..
[7] Ebd., S. 365.
[8] Ebd., S. 343 f..
[9] Ebd., S. 344.
[10] Ebd., S. 348.
[11] Ebd..
[12] Ebd., S. 379.
[13] Ebd., S. 405 f..
- Arbeit zitieren
- Saskia Janina Neumann (Autor:in), 2017, Das historische Verfahren als einziges Verfahren. Dilthey und weitere Weltanschauungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365478
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