Einleitung
Nach dem Fall der Mauer zwischen Ost- und West-Deutschland am 9. November 1989 wurde nur sieben Monate später, am 1. Juli 1990, die damalige DDR und BRD trotz erheblicher Warnungen verschiedener Personen zu einer Wirtschafts- und Sozialunion zusammengefasst.
Zur Feststellung, ob mehrere Länder ein gemeinsames Währungsgebiet anstreben sollten, gibt es die Theorie des Optimalen Währungsraumes. Begründer dieser Theorie ist Robert A. Mundell, der für seine Arbeiten, u.a. zu Optimalen Währungsgebieten, 1999 den Nobelpreis erhielt (Nobelprize.org 1999).
In dieser Arbeit soll nun überprüft werden inwiefern die Kriterien zum Optimalen Währungsraum auf die deutsch-deutsche Währungsunion von 1990 anwendbar sind, bzw. erfüllt wurden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Kriterien des Optimalen Währungsraumes
2.1. Arbeitsmobilität (labour mobility)
2.2. Diversifikation der Produktion (production diversification)
2.3. Offenheit (openness)
2.4. Steuerliche Ausgleichszahlungen (fiscal transfers)
2.5. Ähnliches Problemlösungsverhalten (homogeneous preferences)
2.6. Schicksalsgemeinschaft (commonality of destiny)
3. Überprüfung der Kriterien für die deutsch-deutsche Währungsunion
3.1. Arbeitsmobilität
3.2. Diversifikation der Produktion
3.3. Offenheit
3.4. Steuerliche Transfers
3.5. Homogenität der Präferenzen
3.6. Die deutsche Schicksalsgemeinschaft
4. Fazit
Anhangverzeichnis
Literatur- und Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Nach dem Fall der Mauer zwischen Ost- und West-Deutschland am 9. November 1989 wurde nur sieben Monate später, am 1. Juli 1990, die damalige DDR und BRD trotz erheblicher Warnungen verschiedener Personen zu einer Wirtschafts- und Sozialunion zusammengefasst.
Zur Feststellung, ob mehrere Länder ein gemeinsames Währungsgebiet anstreben sollten, gibt es die Theorie des Optimalen Währungsraumes. Begründer dieser Theorie ist Robert A. Mundell, der für seine Arbeiten, u.a. zu Optimalen Währungsgebieten, 1999 den Nobelpreis erhielt (Nobelprize.org 1999).
In dieser Arbeit soll nun überprüft werden inwiefern die Kriterien zum Optimalen Währungsraum auf die deutsch-deutsche Währungsunion von 1990 anwendbar sind, bzw. erfüllt wurden.
2. Die Kriterien des Optimalen Währungsraumes
2.1. Arbeitsmobilität (labour mobility)
Das erste Kriterium, definiert von Mundell, betonte die Wichtigkeit, dass sich Produktionsfaktoren, v.a. Arbeitskräfte und Kapital, in Optimalen Währungsräumen frei und ohne Behinderung über nationale Grenzen bewegen können. Dadurch können die Kosten von asymmetrischen Schocks reduziert werden, da ein eventuell auftretender Mangel an Arbeitskräften in einem Land schnell behoben werden kann und dadurch die Arbeitslosenzahl in dem durch einen Schock getroffenen Land nicht zu sehr ansteigt (Baldwin/Wyplosz 2004: 336/7).
2.2. Diversifikation der Produktion (production diversification)
Mit der Frage, wie wahrscheinlich asymmetrische Schocks in einer potentiellen Währungsunion auftreten können, hat sich Peter Kenen beschäftigt. Das Kriterium der Produktionsdiversifikation soll dies klären. Das Auftreten von asymmetrischen Schocks kann dadurch verringert werden, falls die an der Währungsunion beteiligten Länder ähnliche Produkte produzieren. Auftretende Nachfrage-Schocks treffen die Länder in ähnlicher Weise. Weiterhin ist es sinnvoll, falls die Produktionsstruktur innerhalb jedes Landes diversifiziert ist. Ein auftretender Schock in einer Produktsparte hat dann keinen so großen Einfluss (Baldwin/Wyplosz 2004: 337/8).
2.3. Offenheit (openness)
Für Ronald McKinnon war die Frage wichtig, ob das Instrument der flexiblen Wechselkurse hilfreich ist, um auf asymmetrische Schocks zu reagieren. Falls Länder sehr stark miteinander handeln und jegliche Handelsrestriktionen abgebaut wurden, verliert das Instrument der freien Wechselkurse an Bedeutung. Ein Optimaler Währungsraum wird also am ehesten mit den Ländern erreicht, die sehr offen für Handel sind und bereits sehr intensiv miteinander Handel betreiben (Baldwin/Wyplosz 2004: 338).
2.4. Steuerliche Ausgleichszahlungen (fiscal transfers)
Eine Möglichkeit, die Auswirkungen von asymmetrischen Schocks zu mildern, besteht darin, dass sich die an einer Währungsunion beteiligten Ländern gegenseitig Ausgleichszahlungen leisten. Mit solchen steuerlichen Transfers können die wirtschaftlichen Probleme, die aus Schocks resultieren können, aufgefangen werden (Baldwin/Wyplosz 2004: 339).
2.5. Ähnliches Problemlösungsverhalten (homogeneous preferences)
Es gibt niemals den einzig wahren Weg, wie auf einen Schock reagiert werden soll. In einer Währungsunion ist es auf jeden Fall einfacher, falls alle beteiligten Länder die gleichen Präferenzen haben. Mitglieder einer Währungsunion, die über einen solchen Konsens verfügen, bilden eher einen Optimalen Währungsraum (Baldwin/Wyplosz 2004: 339).
2.6. Schicksalsgemeinschaft (commonality of destiny)
Die beteiligten Bürger der Länder sollten in etwas wie einer „Schicksalsgemeinschaft“ zusammen stehen, Nationalismus ist in einer Währungsunion hinderlich. Eventuelle Meinungsverschiedenheiten müssen solidarisch in der gesamten Währungsunion gelöst werden, ungeachtet der daraus resultierenden Probleme (Baldwin/Wyplosz 2004: 340).
3. Überprüfung der Kriterien für die deutsch-deutsche Währungsunion
3.1. Arbeitsmobilität
Sofort nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 setzte eine enorme Flucht von Bürgern der DDR in das Gebiet der BRD ein. Schon in den Monaten von Oktober 1989 bis Januar 1990 hatten über 300.000 Menschen die DDR in Richtung BRD verlassen. Ein allgemeiner Satz der Bevölkerung der DDR war: „Kommt die D-Mark nicht zu uns gehen wir zu ihr.“ Wäre dieser Trend so weitergegangen wären die politischen, sozialen und ökonomischen Folgen für beide Staaten unabsehbar gewesen (Monatsbericht der Deutschen Bundesbank 1990: 14/5). Auch das Frankfurter Institut für wirtschaftspolitische Forschung schrieb: „Die Bundesregierung hat keine andere Wahl. Angesichts des Exodus von DDR-Bürgern und des damit auf beide deutsche Staaten ausgeübten Drucks muß sie die rasche Verwirklichung einer Währungsunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR mit der D-Mark als gemeinsame Währung anstreben“ (Frankfurter Institut für wirtschaftspolitische Forschung e.V. 1990: 1).
Restriktionen für die Mobilität von Arbeitskräften gab es nach der Öffnung der Grenze nicht mehr. Die Voraussetzungen für uneingeschränkte Arbeitsmobilität war also gegeben. Allerdings hat die Flucht von so vielen DDR-Bürgern dazu geführt, dass die Währungsunion früher verwirklicht wird. Es war somit nicht ein Kriterium, was die Einrichtung einer Währungsunion sinnvoll gemacht hätte, vielmehr hat diese Tatsache die Währungsunion schneller erzwungen.
3.2. Diversifikation der Produktion
Von einer ähnlichen Produktion in DDR und BRD konnte 1990 nicht ausgegangen werden. „Die DDR hat ihre Produktionsstrukturen über Jahre hinweg konserviert. Ganze Industriezweige wurden durch die Abschottung nach außen von Anpassungen verschont, die in den westlichen Industrieländern der internationale Wettbewerb erzwungen hat“ (Hoffmann 1990: 14). Die ostdeutsche Industrie war gegenüber der westdeutschen nicht konkurrenzfähig. Sowohl die angebotenen Waren als auch die Qualität der Produkte war bedeutend unterschiedlich.
3.3. Offenheit
Die Wirtschaft der DDR wurde nach der Wende gegenüber den Märkten der Bundesrepublik und des westlichen Auslands komplett geöffnet. Dadurch konnte die Versorgung der DDR-Bürger mit westlichen Produkten deutlich verbessert werden, allerdings wurde durch diese Maßnahme die ostdeutsche Wirtschaft der internationalen Konkurrenz ausgesetzt, wodurch weitere Effizienzprobleme der ehemals planwirtschaftliche geführten Wirtschaft deutlich wurden (Monatsberichte der Deutschen Bundesbank 1990: 22).
Die Jahrzehnte vor Öffnung der Grenzen fand kein Handel ohne Restriktionen zwischen DDR und BRD statt. Dadurch konnte sich kein marktwirtschaftlicher Wechselkurs zwischen D-Mark und Ost-Mark herausbilden. Die Öffnung der Grenzen kam für die Wirtschaft der DDR eher zu schnell und sie hatte keine Gelegenheit, sich an die neuen Marktbedingungen anzupassen. Ökonomisch wäre der Einsatz des Instrumentes der freien Wechselkurse, zumindest für eine geraume Zeit, sinnvoll gewesen.
3.4. Steuerliche Transfers
Gleichzeitig zur Währungsunion im Juli 1990 wurde der Fonds „Deutsche Einheit“ (siehe Anhang 1) eingerichtet, durch den „umfangreiche Finanzhilfen an die DDR auf ein neues Sondervermögen des Bundes verlagert“ wurde. Mit diesen Finanzhilfen sollte die wirtschaftliche Zukunft eines vereinigten Deutschlands erreicht werden (Monatsberichte der Deutschen Bundesbank 1990: 22). Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde ein großer Anteil des deutschen BIP für die neuen Länder verwendet. Zwischen 1991 und 1998 wurden 1090,5 Milliarden DM an Nettotransferleistungen in Ostdeutschland aufgewendet (siehe Anhang 2), das entspricht etwa 4,5 Prozent des westdeutschen BIP und etwa einem Drittel des ostdeutschen BIP (Ragnitz 2000: 16/7).
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- Andreas Lorek (Author), 2005, Die deutsch-deutsche Währungsunion von 1990 - bildeten Ost und West-Deutschland einen Optimalen Währungsraum?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36449
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