Wer oder was FLIRT nicht ist & doch sein könnte
FLIRT, FIIRT, FLIRT ... wer wollte ihn nicht haben - Und: FLIRT as FLIRT can ... weil: FLIRT ist wohl immer das Dritte: Weder unverbindlich-routinisiertes wechselseitiges blickiges Abgreifen. Noch wohlüberlegtes strategisches, auch professionell unternommnes, Angebaggere als zielhafte genitale Anmache. Insofern gilt für FLIRT das Moment der Zufälligkeit des Möglichen. Drückt FLIRT immer auch "Möglichkeitssinn" (Robert Musil) aus: Das, was sein/werden könnte. Und ebensowenig wie vernünftig ist, was wirklich ist, ist Unwirkliches unvernünftig. Im übrigen gilt auch & gerade im Zeitalter mediengestützter & kunstweltiger Virtualitäten das Thomastheorem: "Wenn Menschen Situationen als wirklich definieren, dann sind diese in ihren Folgen wirklich." (William I. Thomas)
FLIRT kann wie Sie sofort aus den erstbeiden Dialogen dieses Essay erkennen werden zweierlei n i c h t. Erstens: "Ich würd schon gern mal mit Ihnen flirten -" "Aber ich bin doch verheiratet." Und zweitens: "Hätten Sie Lust, sich an unsern Tisch zu setzen, mein Kollege würd´ schon gern mit Ihnen flirten -" "Ganz bestimmt nicht."
Vermutlich gäbs ohne Augen keinen FLIRT, jedenfalls wie ich ihn mag: "Mit den Augen erschliesst sich die Welt" (0scar Kokoschka). Mit unseren AuGen beginnen wir West-, Mittel-, Süd- und Osteuropäer/innen jeden FLIRT. Alles andere ist Plastik- und/oder Schrumpfwelt, beständige Wiederkehr immergleicher Gesichts-, Kontur- und Geruchslosigkeit, künstliche Virtualität & Antiflirt. Hingegen gilt: ′ n FLIRT in Ehren / sollt niemand verwehren. Und: Wer nicht liebt FLIRT, Wein und Gesang / der bleibt ′n Narr sein Leben lang.
Wer oder was FLIRT nicht ist & doch sein könnte
FLIRT, FIIRT, FLIRT ... wer wollte ihn nicht haben ? Und: FLIRT as FLIRT can ... weil: FLIRT ist wohl immer das Dritte: Weder unverbindlich?routinisiertes wechselseitiges blickiges Abgreifen. Noch wohlüberlegtes strategisches, auch professionell unternommnes, Angebaggere als zielhafte genitale Anmache. Insofern gilt für FLIRT das Moment der Zufälligkeit des Möglichen. Drückt FLIRT immer auch "Möglichkeitssinn" (Robert Musil) aus: Das, was sein/werden könnte. Und ebensowenig wie vernünftig ist, was wirklich ist, ist Unwirkliches unvernünftig. Im übrigen gilt auch & gerade im Zeitalter mediengestützter & kunstweltiger Virtualitäten das Thomastheorem: "Wenn Menschen Situationen als wirklich definieren, dann sind diese in ihren Folgen wirklich." (William I. Thomas)
FLIRT kann wie Sie sofort aus den erstbeiden Dialogen dieses Essay erkennen werden zweierlei n i c h t. Erstens: "Ich würd schon gern mal mit Ihnen flirten ?" "Aber ich bin doch verheiratet." Und zweitens: "Hätten Sie Lust, sich an unsern Tisch zu setzen, mein Kollege würd´ schon gern mit Ihnen flirten ?" "Ganz bestimmt nicht."
Vermutlich gäbs ohne Augen keinen FLIRT, jedenfalls wie ich ihn mag: "Mit den Augen erschliesst sich die Welt" (0scar Kokoschka). Mit unseren AuGen beginnen wir West?, Mittel-, Süd? und Osteuropäer/innen jeden FLIRT. Alles andere ist Plastik? und/oder Schrumpfwelt, beständige Wiederkehr immergleicher Gesichts?, Kontur? und Geruchslosigkeit, künstliche Virtualität & Antiflirt. Hingegen gilt: ' n FLIRT in Ehren / sollt niemand verwehren. Und: Wer nicht liebt FLIRT, Wein und Gesang / der bleibt 'n Narr sein Leben lang.
FLIRT als das Dritte zwischen dem nicht mehr Unverbindlichen und der noch nicht - vielleicht niemaligen ? Bindung ist Twilight. C?ommiinicative Zwischenwelt: Nicht mehr unverbindlich oder/und routiniert jemanden ? sie oder ihn ? abmustern, das Gegenüber nur blickig anschaun und das wars ... und noch nicht oder auch nie gemeinsam im Bett, unter der Dusche, in der Dünenmulde hinterm Strand oder wo und wie auch immer sich auch körperlich annähern. FLIRT ist nach beiden Seiten offen. Damit mindestens spannend wenn nicht Abenteuer als wechselseitige Eroberung neuer Menschenwelten. Bevor da was zu kribbeln anfängt & überspringt ist´s unverbindlich & bleibt Möglichkeitsform ... wer den ersten Schritt, auch der Überwindung eigner Befangenheit & Ängstlichkeit versucht, kann zurückgewiesen & abgelehnt werden, wagt etwas, trägt´n Risiko und seis nur das einer von allen anderen unbemerkten wirklichen oder vermeintlichen personalen Blamage ("la liberte de blame ...") ... was manche, die beflirtet werden sollen und´s nicht wollen, die ihr Gegenüber wohl entmutigen, aber nicht verletzten wollen, notlügend verpacken können: ' Ich weiss Ihre Bemühungen um mich zu schätzen, aber jetzt & hier/falscher Ort, falsche Zeit, da geht´s halt bei mir nicht, vielleicht irgendwo & einandermal'.
Sobald das erste Stückchen vom abgewabten Ich?Panzer zum offnen Du flirtig angeschritten ist und die/der Andre sich auf den Beginner zu bewegt ? wird ein facettiges Handlungsfeld eröffnet & plötzlich alles offen (plötzlich meint nicht sofort & kann sich weder auf offne männliche Hosenlätze noch blossgelegte weibliche Innereien beziehn. Dies wäre die in jedem FLIRT immer auch schon strukturell angelegte communicative Pathologie oder wie Georg Simmel analog notierte: Im Geheimnis ist die Möglichkeit des Verrats strukturell eingelagert).
Insofern ist FLIRT auch weder intensivster Blickkontakt mit höhepunktiger wechselseitiger Genitalberührung praepubertierender dreizehnjähriger Joungster beiderlei Geschlechts noch jene (vom frühen Hannes Wader im Hörpoem: Begegnung besungene) sprachlose Augenkontaktwelt des jungmännlichen Koffertragens und dem verschämt?weiblichen Dankeschön in einer ihm so fremden Sprache am Bahnhof...
Grad weil FLIRT dies alles eben n i c h t ist, sondern mehr als dies und zugleich weniger als gieriger Schnellschussex, der medial neuerdings sei´s One?Nite?Stand sei´s ob?job?quickie genannt wird ? ist & bleibt FLIRT als unersetzliche zwischenmenschliche Annäherungsform spannend. Das gilt auch ?für den FLIRT bis ins biblische Alter: Oder haben Sie noch nie mit einer Achtzigjährigen, die Ihren Arsch blikig ab? und doch nicht zugreift geflirtet ? Und Sie nicht mit einem Oldie, dessen Augen zunächst Ihre Brustbällchen bewundern und dann an Ihren Mundfältchen hängen bleiben ? Vielleicht sollten Sie...
Wie auch immer: FLIRT meint jedenfalls im mir zugänglichen heterosexuellen und intergenerativen Zugang aus meiner Erfahrung als Intellektueller in der mittleren Lebensprovinz der Sandwichgeneration immer ein breites Spectrum: Vom wechselseitigen, verträumten, folgenlosen weil im Möglichkeitsfeld verbleibenden unverbindlichen FLIRT mit Augen & Gesten aber ohne Worte (bei dem freilich bei beiden ähnliche Filme ablaufen) bis an die Grenze, die mit der wechselseitigen und typischerweise verbal statt findenden Verständigung zum Mehr als FLIRT erreicht ist: Denn sobald das praecoitale Möglichkeitsfeld verlassen wird...ist´s kein FLIRT mehr. Sondern mehr als FLIRT.
Wenn zwei sich etwa zwischen Dresden und Potsdorf im Intercity wechselseitig beflirten, ohne' s die letzte halbe Stunde dabei belassen zu wollen & sich wechselseitig auf die geräumige Erste Klasse Toilette ab-schleppen dürfte´s mit einem FLIRT begonnen haben und könnte´s sowohl & zunächst vom Standesamt als auch sodann und noch später vorm Familiengericht enden, was auch meint: Es begann mit einem FLIRT...
Einschub oder paar methodisch wichtige Zwischenbemerkungen
Zunächst freue ich mich immer noch oder schon wieder, wenn ich & zunächst spontan & ohne voyeuristisches Interesse Menschen beim FLIRT beobachte ... und nicht nur "die Nachgeborenen" (Bertolt Brecht) wenn sie sich nachher & später auch zu erfüllter Sexualität kommen sollen. Ich vermute, dies geht nur übern FLIRT. Oder anders: Wenn´s übern FLIRT geht - um so besser.
Sodann kann auch ich als Autor ? und dies sollen ja nach einem geflügelten Wort in Deutschland die schlimmsten Toren sein ? nicht über meinen, nicht den Schlemihl'schen , Schatten springen & bleib in meiner männlichen Haut: Ich kenne bisher nur den Heteroflirt & schau auch meist bei flirtenden Homo oder Homina weg. Oder anders: Denken Sie sich bitte einmal konsequent den FLIRT zwischen den Geschlechtern weg ... Sind Sie, so gedankenexperimentell angeregt.. sicher, dass der homo europaeicus zu nennende Teil der Humanspecies überleben kann ... wirklich sicher ?
Im Gegensatz zu einem geschätzten deutschen Schriftsteller, der Abenteuer? oder Spannungsromane schreibt und Sexualität fürs letzte Abenteuer in dieser unsrer deutschen Societät hält, erscheint mir der FLIRT als kleines Abenteuer so wenig alltäglich wie spannend. Weil doppelt offen & unersetzlich. Und ein Moment der alltagsweltlichen Verbuntung unsres Lebens. Das eh schon & insbesondere in den harten maskulin bestimmten Wirtschafts?, Erwerbs? und Marktbereichen grau genug ist. Insofern ist FLIRT auch Compensation. Aber nicht nur. Sondern immer auch mehr.
Wie alles anfangen kann oder ´´A Good Start Is Half the Battle ...´´
„Mindestens so schön wie im Linksblock an Millerntor wenn Pauli kickt" - heißt es in meinem Text STEH CAFE („Ein Stück Fernsehn im Theater“) zur Kennzeichnung einer Kunstfigur ? "ist wenn Du über die Barca?Rambla, immer´n paar Pesetas bei, schleimst & wenn´s Dir danach ist untern Arcaden im Café am Placa Reial ´n Expresso trinkst und wenn sich´s ergibt über drei Tische weg ´n Augenflirt anfängst & Du Dich wenn sie die Sonnenbrille abgenommen hat noch ' ne Stunde zu ihr setzt bevor ihr anfangt, auf französisch rumzublödeln & später ´n Haus weiterzieht.“
Und um auch die andre Seite des Spectrums, bevor aus dem FLIRT in einer besonderen Lage (hier fiktionaler hard?core-Sex) wird, vorzustellen,' hier die Schlusspassage aus der siebten Scene meines Stücks ABRECHNUNG („Ein filmisches Stück fürs Theater“):
„ROMAN (flirtig)
Wo warst Du ? Du riechst so gut ? wo wohnst Du ?
KATJA (ebenso)
KATJA (geht ruhig im Raum herum, Richtung Sessel, nimmt ihre Handtasche auf, geht nach rechts zur Ankleide/Spiegel?Ecke, macht sich frisch & schön mit Lippenstift, Kamm, Schminke, benutzt ihr Parfum, holt aus der Handtasche drei Sektpiccolofläschchen, sucht & findet ein Sektglas, öffnet zwei Fläschchen, trinkt beide sehr schnell in Form von drei vollgeschenkten Sektgläsern aus, lässt ihre Schuhe in der Ecke, öffnet die dritte Piccoloflasclie, giesst das Glas voll, trinkt den Rest aus dem Fläschchen, geht wippend durch den Raum bis hinter Romans Liege, Roman atmet ruhig & konzentriert, liegt flach, hebt den Kopf nicht an)
ROMAN (flirtig) Wo warst Du ? Du riechst so gut - wo wohnst Du ?
KATJA (ebenso) Drei mal darfst Du ... aber nur ein Mal raten (streichelt ihm mit ihrer rechten
[...]
- Quote paper
- Dr. Richard Albrecht (Author), 1997, Flirt as flirt can, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36348