„Lügen wie gedruckt“ betitelte Georg Heller sein Buch, in dessen Einleitung der Journalist auch gleich feststellt: „Die Presse hat eine schlechte Presse.“ Wie er zu dieser Auffassung kommt, versucht Heller in elf thematischen Kapiteln zu begründen. Ich habe bewusst eine Journalistenkritik ausgewählt, weil ich stärker an der Meinung eines „echten“ Journalisten interessiert bin als eine meist fiktive Geschichte eines Autors zu lesen.
Der „echte“ Journalist Georg Heller wurde in Berlin geboren und ist diplomierter Volkswirt. Seine wichtigsten journalistischen Stationen waren die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, das „Handelsblatt“ und die „Stuttgarter Zeitung“, außerdem gehörte Heller mehrere Jahre dem Rundfunkrat des Süddeutschen Rundfunks und dem deutschen Presserat an. 1972/73 wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Heute betätigt sich Georg Heller als Autor, sein aktuelles Werk ist wohl die Antisemitismusdiskussion „Endlich Schluß damit“.
In „Lügen wie gedruckt“ stellt Heller am Ende seines Berufslebens die eigenen journalistischen Erfahrungen anhand selbsterlebter Beispiele dar. Wahrscheinlich aus diesem Grund beschränkt sich das Buch auf die Printmedien, auf deren Entwicklungen und Gefahren Georg Heller hauptsächlich eingeht. In der Einleitung versucht er zunächst das Zerrbild vom Journalisten als rasenden Reporter oder gnadenlosen Aufdecker und Enthüller zurecht zurücken.
Gliederung
1. Journalistenkritik von Georg Heller
2. Überblick zum Vorlesungsteil
1. Journalistenkritik von Georg Heller
„Lügen wie gedruckt“ betitelte Georg Heller sein Buch[1], in dessen Einleitung der Journalist auch gleich feststellt: „Die Presse hat eine schlechte Presse.“[2] Wie er zu dieser Auffassung kommt, versucht Heller in elf thematischen Kapiteln zu begründen. Ich habe bewusst eine Journalistenkritik ausgewählt, weil ich stärker an der Meinung eines „echten“ Journalisten interessiert bin als eine meist fiktive Geschichte eines Autors zu lesen.
Der „echte“ Journalist Georg Heller wurde in Berlin geboren und ist diplomierter Volkswirt. Seine wichtigsten journalistischen Stationen waren die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, das „Handelsblatt“ und die „Stuttgarter Zeitung“, außerdem gehörte Heller mehrere Jahre dem Rundfunkrat des Süddeutschen Rundfunks und dem deutschen Presserat an. 1972/73 wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Heute betätigt sich Georg Heller als Autor, sein aktuelles Werk ist wohl die Antisemitismusdiskussion „Endlich Schluß damit“[3].
In „Lügen wie gedruckt“ stellt Heller am Ende seines Berufslebens die eigenen journalistischen Erfahrungen anhand selbsterlebter Beispiele dar. Wahrscheinlich aus diesem Grund beschränkt sich das Buch auf die Printmedien, auf deren Entwicklungen und Gefahren Georg Heller hauptsächlich eingeht. In der Einleitung versucht er zunächst das Zerrbild vom Journalisten als rasenden Reporter oder gnadenlosen Aufdecker und Enthüller zurecht zurücken.
- Titel
Als ein verzerrtes Bild empfinde ich den Buchtitel, mit dem Heller unterstellt, dass Journalisten „Lügen wie gedruckt“, jedoch kommt der Autor im Text mit keinem Wort auf diese Aussage zurück. Ich hatte die Erwartung, zu erfahren, was Georg Heller unter Lügen im Journalismus versteht. Die Themen mit denen er sich auseinandersetzt sind Ethik im Journalismus, Glaubwürdigkeit und Macht der Medien. Einige Kapitel passen konkret zu Inhalten des Pressekodex, welche Heller dann aus eigener Sicht erörtert. Vor allem in den Abschnitten „Wer Roß und Reiter nicht nennen mag“ und „Wahr nehmen“ versteigert der Autor sich in fast philosophischen Ansichten über sprachliche Kleinigkeiten und der Frage nach Wirklichkeit, bei denen ich keinen Zusammenhang zum „Lügen“ entdecken konnte. Denn Georg Heller beschäftigt sich mit Themen zu denen man sicherlich unterschiedliche Auffassungen haben kann, ohne automatisch zu lügen.
Die Lüge ist schließlich eine „bewusst unwahre oder in die Irre führende Aussage oder Behauptung. Beweggründe für Lügen können Angst, Berechnung und Geltungsbedürfnis ebenso wie Humor, Höflichkeit oder Rücksichtnahme sein. ... Eine Lüge [liegt] auch dann vor, wenn eine Tatsache bewusst verschwiegen oder mit Absicht entstellt wiedergegeben wird.“[4] Dieser Definition werden nach meiner Ansicht die wenigstens thematischen Kapitel gerecht. Wenn sich Heller mit „Markt und Medien“ oder „Vorurteil und Diskriminierung“ beschäftigt, so stellen diese berechtigterweise ein strukturelles bzw. ethisches Problem dar, sind aber nicht den Journalisten allgemein oder auch einzelnen Personen als Lügen anzulasten.
Meine Kritik richtet sich also nicht gegen den Inhalt des Buchs, sondern speziell gegen den Titel „Lügen wie gedruckt“, der eigentlich gravierenderes Fehlverhalten von Journalisten erwarten ließ. Vielleicht ist es auch positiv zu sehen, dass Journalisten gar nicht so schrecklich viel lügen wie die allgemeine Vorstellung zu sein scheint. Die verschiedenen Probleme und Gefahren, mit denen sich Heller beschäftigt sind selbstverständlich eine Auseinandersetzung wert, allerdings nicht unter dem Begriff der Lüge, die ja eine bewusst falsche Aussage oder absichtlich verschwiegene Information voraussetzt. Eigentlich ist es bedauerlich, das sich Georg Heller eines so sensationellen Titels bedienen muss, während er sich im Text mehrmals von der „Sensationsmache“ der Medien distanziert.
- Inhalt
Nach dem einleitenden allgemeinen Urteil über das Buch möchte ich mich nun mit einigen ausgewählten Kapiteln näher beschäftigen. Ich habe dafür die Abschnitte „Partner, Freunde, Amigos“, „Der Leserbetrug“ und „Zigeuner und Bayern“ ausgewählt, die sich deutlich mit einzelnen Ziffern des Pressekodex beschäftigen und aktuelle Probleme in den Medien behandeln.
- Kapitel 2: Partner, Freunde, Amigos
Im 2. Kapitel schildert Georg Heller seinen Besuch des Mercedes-Werk in Sindelfingen, dessen positiver Eindruck durch das Angebot, dass er einen Vorführwagen für zehntausend Mark erhalten könne, geschmälert wird. Im Folgenden setzt sich der Autor also mit Ziffer 15 des Pressekodex auseinander:
„Die Annahme und Gewährung von Vorteilen jeder Art, die geeignet sein könnten, die Entscheidungsfreiheit von Verlag und Redaktion zu beeinträchtigen, sind mit dem Ansehen, der Unabhängigkeit und der Aufgabe der Presse unvereinbar. Wer sich für die Verbreitung oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen lässt, handelt unehrenhaft und berufswidrig.“
Für Heller zerstören solche Angebote das freie Spiel der Kräfte, auch wenn der Pressekodex nicht absolut verbietet, Vorteile anzunehmen. Die Bestimmung der Grenze, welches Angebot noch akzeptabel ist und welche Vorteile abzulehnen sind, gelingt Heller jedoch nicht.
Hatte er noch am Beginn seiner journalistischen Karriere die angebotenen Weinflaschen an das Pfarramt gespendet, so trank er den Wein schon wenige Jahre später selbst, weil Heller ihn nicht mehr als geeignet betrachtete, seine Entscheidungsfreiheit zu beeinflussen. Auch den bald kritisierten Journalistenrabatt nutzte der Autor einmal beim Autokauf. Es kann also nicht darum gehen Ziffer 15 zu verabsolutieren, hier stimme ich mit Heller überein, denn alles undifferenziert ablehnen zu müssen, würde wohl nicht zum eigentlichen Ziel führen. Außerdem würde eine so strikte Richtlinie im Pressekodex Zwang ausüben und den Journalisten die ethische Entscheidung einfach abnehmen.
[...]
[1] Heller, Georg: Lügen wie gedruckt. Über den ganz alltäglichen Journalismus. Tübingen 1997.
[2] Ebd., S. 17
[3] Heller, Georg: Endlich Schluß damit. 2002
[4] "Lügen", Microsoft® Encarta® 99 Enzyklopädie
- Arbeit zitieren
- Christina Quast (Autor:in), 2004, Journalistische Berufsethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36179
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