Diese Hausarbeit soll den Abschluss des Einführungsseminars „Einführung in die Literaturwissenschaft“ bilden.
Gegenstand der Untersuchung sind die literarischen Darstellungsverfahren, mit denen der Persönlichkeitswandel Walter Fabers dargestellt wird.
Die Sprache gilt als Spiegel der Seele und Max Frisch nutzte dies geschickt, um den Techniker und seinen Persönlichkeitswandel darzustellen. Es wird untersucht, wie Frisch den Techniker durch seine Sprache charakterisiert, wie sich der Wandel in Fabers Weltbild durch seine Sprache ankündigt und wohin sich Fabers Sprache am Ende des Berichts gewandelt hat.
Christa Wolf beschrieb in einer Literaturzeitschrift die Lebensumstände des Homo Faber prägnant:
„Ein Mensch – ein männlicher Mensch – leidet unter Erlebnisentzug; unter Bindungslosigkeit, unter der Unfähigkeit zu lieben und sich lieben zu lassen: Unter der unüberbrückbaren Fremdheit zum Nächsten, zur Frau, die er durch Angst, Schuldgefühl, Anbetung, Eifersucht auf Distanz hält."
Die Art und Weise, wie Frisch diese Thematik, diese äußere Struktur sprachlich umsetzt, soll Gegenstand der folgenden Untersuchung sein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das literarische Verfahren zur Darstellung des Persönlichkeitswandels von Walter Faber
2.1 Dient die Sprache als Spiegel des Innenlebens von Walter Faber?
2.2 Wie stilisiert Frisch die Sprache des Technikers?
2.3 Ist das schmückende Adjektiv der Sprache des Technikers angemessen?
2.4 Sind Fehlleistungen und Nichtwissen ein Zeichen für Fabers Unsicherheit?
2.5 Das Metaphernspiel als Zeichen für die Weltanschauung Fabers
2.6 Die Sprache des gewandelten Fabers
2.7 Abschließende Betrachtung
3. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit soll den Abschluss des Einführungsseminars „Einführung in die Literaturwissenschaft“ bilden.
Gegenstand der Untersuchung sind die literarischen Darstellungsverfahren, mit denen der Persönlichkeitswandel Walter Fabers dargestellt wird.
Die Sprache gilt als Spiegel der Seele und Max Frisch nutzte dies geschickt, um den Techniker und seinen Persönlichkeitswandel darzustellen. Es wird untersucht, wie Frisch den Techniker durch seine Sprache charakterisiert, wie sich der Wandel in Fabers Weltbild durch seine Sprache ankündigt und wohin sich Fabers Sprache am Ende des Berichts gewandelt hat.
Christa Wolf beschrieb in einer Literaturzeitschrift die Lebensumstände des Homo Faber prägnant:
„Ein Mensch – ein männlicher Mensch – leidet unter Erlebnisentzug; unter Bindungslosigkeit, unter der Unfähigkeit zu lieben und sich lieben zu lassen: Unter der unüberbrückbaren Fremdheit zum Nächsten, zur Frau, die er durch Angst, Schuldgefühl, Anbetung, Eifersucht auf Distanz hält."[1]
Die Art und Weise, wie Frisch diese Thematik, diese äußere Struktur sprachlich umsetzt, soll Gegenstand der folgenden Untersuchung sein.
2. Das literarische Verfahren zur Darstellung des Persönlichkeitswandels von Walter Faber
2.1 Dient die Sprache als Spiegel des Innenlebens von Walter Faber ?
Im „Homo Faber“ ist die Sprache das wichtigste Mittel zur indirekten Beschreibung von Gefühlen und vom Innenleben seiner Handlungsträger, für den Autor selbst ist die „Sprache der eigentliche Tatort“[1]. In den folgenden Abschnitten werden einige stilistische und rhetorische Mittel als Beispiel für die sprachliche Umsetzung untersucht.
Fabers Sprache ist eine Rollensprache, die Sprache eines Menschen, der sich selbst mit dem Bild des Technikers identifiziert.[2] Max Frisch beschrieb die Sprache seiner Titelfigur in einem Brief an seinen Verleger Peter Suhrkamp sehr prägnant mit den Worten: „Walter Faber berichtet eine Menge von Sachlichkeiten, die real und doch wertlos sind.“[3]
Im Roman-Bericht Homo Faber haben wir es mit einem Ich-Erzähler zu tun. Walter Faber verfasst seinen Bericht für Hanna, sie ist also der Adressat des Berichtes. Das Hauptanliegen, welches Faber mit seinem Bericht verfolgt, ist die Darstellung seiner selbst, d.h. ein Bericht über sein Handeln, Denken und Fühlen in den einzelnen Phasen seines Lebens.[4] Faber bemüht sich, das Erlebte zu fixieren, also sich mit den Geschehnissen der letzten Wochen und seinem gesamten Dasein auseinanderzusetzen. Im Angesicht des nahenden Todes wandelt sich Fabers Sicht der Dinge, ihm wird bewusst, das Schicksal und Tod auch in seinem Leben eine Rolle spielen und das im Leben eines Menschen nicht alles durch Statistiken und Formeln zu ergründen ist.
Dadurch, dass Max Frisch für den Bericht die Erzählperspektive des Ich-Erzählers gewählt hat, kommt allein der subjektiven Sichtweise dieses Charakters die Aufgabe zu, Erlebnisse, Eindrücke, Sichtweisen und besonders Gefühle mit der Sprache zu schildern.
"Äußerlich ist es die Sprache des Homo Faber; aber es ist doch nicht der nüchterne Rapport eines Technikers; ohne große poetische Gebärde werden Situationen und Stimmungen geschaffen, die haften bleiben. Was sich so anspruchsvoll und sachlich als "Bericht" bezeichnet, enthält mehr Dichtung als manches Gedicht. Die Sprache dieses Berichts wandelt sich übrigens mit dem Schreiber; ohne irgendwie ins Überschwängliche zu geraten, wird sie mählich wärmer, reicher, runder, erfüllt von einem gewandelten Menschen, der zwar nicht zugeben will, dass er sich verändert hat,…"[5]
2.2 Wie stilisiert Frisch die Sprache des Technikers?
Wie Bereits erwähnt, ist die Sprache des Ich-Erzählers eine Rollensprache, sie dient der Charakterisierung von Walter Faber.
Zu Beginn des Romans folgen drei kurze, prägnant formulierte Sätze aufeinander. Dieser Stil geht mit dem technischen Verständnis Fabers einher und ist typisch für den Berichterstatter. Seine Sätze enthalten meist knappe Informationen über Ort, Zeit und Umstand. Faber beschreibt die Phänomene seiner Umwelt, sowie seine psychische und physische Befindlichkeit in kurzen, eingeschobenen Sätzen. Diese bilden über den gesamten Bericht hinweg eine Faktenbasis, wie sie für wissenschaftliche Protokollaussagen typisch ist. Häufig beschriebene Zeit- und Raumkoordinaten, Umstände und Beschreibungen sind typisch für Protokollaussagen empirischer Wissenschaften und unterstreichen den wissenschaftlichen Anspruch Fabers.
„Wir starteten in La Guardia, New York, mit dreistündiger Verspätung infolge Schneestürmen. Unsere Maschine war, wie üblich auf dieser Strecke, eine Super Constellation.“[6]
Fabers Streben nach Genauigkeit zeigt sich unter anderem an statistischen Daten „…auf 365,2420 Tage, statt 365,2422 Tage…“[7], Sprachmontagen „… die Zeitung, die unsere Stewardeß verteilte, First Pictures Of World´s Greatest Air Crash In Nevada,…“[8], Zitatnachweisen „…Sabeth mit ihrem Baedeker: „Die Via Appia, die 312 vor Christus…““[9] und der exakten Terminologie „Sie haben meine Hermes-Baby genommen“[10] . Diese wissenschaftliche Art zu schreiben belegt Fabers Wunsch nach einer sachlich- rationalen und somit überprüfbaren Rechenschaftslegung.[11]
In seinem wissenschaftlichen und professionellen Stil tauchen jedoch häufig Anzeichen von Unsicherheit, Nervosität und Zweifeln auf. Bereits der vierte Satz des Berichtes deutet auf eine gewisse Nervosität und einen inneren Konflikt Fabers hin.[12]
„Wir warteten noch weitere vierzig Minuten draußen auf der Piste, Schnee vor den Scheinwerfern, Pulverschnee, Wirbel über der Piste, und was mich nervös machte, so dass ich nicht sogleich schlief, war nicht die Zeitung, die unsere Stewardeß verteilte, First Pictures Of World´s Greatest Air Crash In Nevada, eine Neuigkeit, die ich schon am Nachmittag gelesen hatte, sondern einzig und allein diese Vibrationen in der stehenden Maschine mit laufenden Motoren – dazu der junge Deutsche neben mir, der mir sogleich auffiel, ich weiß nicht wieso, er fiel auf, wenn er den Mantel auszog, wenn er sich setzte und sich die Bügelfalten zog, wenn er überhaupt nichts tat, sondern auf den Start wartete wie wir alle und einfach im Sessel saß, ein Blonder mit rosiger Haut, der sich sofort vorstellte, noch bevor man den Gürtel geschnallt hatte.“[13]
Dieser, aus 135 Wörtern bestehende Satz, enthält eine Vielzahl von komplexen Informationen und nimmt jegliche Beobachtung Fabers in den Bericht auf. Die angedeutete Nervosität wird auch Faber bewusst, dieser führt als Begründung jedoch „diese Vibrationen in der stehenden Maschine mit laufenden Motoren – dazu der junge Deutsche neben mir,...“[14] an. Dieses Aufeinandertreffen innerer Nervosität (es zeigt sich später, das Faber Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen hat) und der trivialen, für Faber einzig in Frage kommenden technischen Begründung, ist typisch für ihn und zeigt sein Festklammern am technischen Weltbild deutlich. Diese Unsicherheit und Nervosität zeigt sich im Laufe des Berichtes immer dann, wenn Faber versucht, hintergründige und schicksalhafte Begegnungen zu verstehen und im Zusammenhang darzustellen.[15] Im selben Zusammenhang zeigt sich auch seine häufige Verwendung von Gedankenstrichen. Er setzt diese immer dann, wenn es um schicksalhafte Ereignisse geht, er diese aber nicht kommentieren will oder kann. „Sein Gesicht [...] erinnerte mich doch an Joachim. – Ich vergaß es wieder.“[16]
[...]
[1] Petersen, Jürgen: Max Frisch. 2.Auflage. Stuttgart: Metzler 1989. Seite 121
[2] Vgl. Schmitz, Walter: Max Frisch. Homo Faber: Materialien, Kommentar. München: Carl Hanser
1977. Seite 25
[3] Petersen, Jürgen: Max Frisch. Seite 121
[4] Vgl. Geulen, Hans: Max Frischs „Homo Faber“: Studien und Interpretationen. Berlin: de Gruyer 1965.
Seite 32
[5] Schmitz, Walter: Homo Faber. Text und Kommentar. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1998.
Seite 264
[6] Frisch, Max: Homo Faber. Ein Bericht. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1997. Seite 7
[7] Ebenda Seite 47
[8] Ebenda Seite 7
[9] Ebenda Seite 122
[10] Ebenda Seite 215
[11] Vgl. Schmitz, Walter: Max Frisch. Homo Faber: Materialien, Kommentar. Seite 25
[12] Vgl. Geulen, Hans: Max Frischs „Homo Faber“: Studien und Interpretationen. Seite 86 f.
[13] Frisch, Max: Homo Faber. Seite 7
[14] Ebenda Seite 7
[15] Vgl. Geulen, Hans: Max Frischs „Homo Faber“: Studien und Interpretationen. Seite 87
[16] Frisch, Max: Homo Faber. Seite 11
[...]
[1] Wolf, Christa: Max Frisch, beim Wiederlesen oder: Vom Schreiben in der Ich-Form. In: Arnold, Heinz
Ludwig: Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur. Max Frisch Heft 47/48. 3., erw. Auflage. München:
Edition Text + Kritik 1983. S.6-13.
Seite 9
- Citation du texte
- Sebastian Noll (Auteur), 2004, Max Frisch: Homo Faber - Das literarische Verfahren zur Darstellung des Persönlichkeitswandels von Walter Faber, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36118
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