Der Begriff des Lernens wird in unserem Alltagsverständnis in sehr vielfältiger Weise benutzt. Schon allein mit dem Wort „Lernen“ sind - meist unabhängig vom Alter des Menschen - Gedanken an Institutionen wie Schule, Ausbildungsstätte oder Universität verknüpft, in denen das Lernen viele Jahre zur hauptsächlichen Beschäftigung wird. So erinnert man sich als Erwachsener z.B. an Fremdsprachengrammatik, Gedichte, mathematische Formeln oder Geschichtszahlen sowie weitere Lerninhalte, mit denen man sich als Schüler unter Mühe oder Anstrengung auseinander zu setzen hatte. Demzufolge orientiert sich der Alltagsgebrauch des Lernbegriffs vorrangig an den Inhalten, die gelernt werden. Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen sind an dieser Stelle als Resultat zu nennen. Aber haben wir uns schon mal Gedanken gemacht, welchen kognitiven Phänomenen wir uns beim Lernen bedienen? Nach welchen lernpsychologischen Gesetzmäßigkeiten bewältigen wir die Fülle der Alltagsinformationen, um neue Situationen oder Ereignisse einzuschätzen und zu bewerten? Damit habe ich den Kernpunkt meines Themas getroffen. Denn die beiden Phänomene des Generalisations- und Diskriminationslernen sind von wichtigster Bedeutung für das menschliche Lernen. Es ist also plausibel, dass eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema unabdingbar ist. Meine Ihnen vorliegende Arbeit unterliegt einer wissenschaftlichen Betrachtung dieses Themas, auf das im Alltag nicht explizit eingegangen wird. Obwohl nach einer Generalisation immer auch eine Diskrimination stattfindet, habe ich beide Phänomene - aufgrund der notwendigen Gliederung- getrennt voneinander betrachtet. An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass die Beispiele in Unterkapitel 2.2 auch für das Unterkapitel 3.2 gelten. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es in der neueren Forschung noch weitere Arten für das Diskriminationslernen gibt, ich möchte es aber bei den wesentlichen belassen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Generalisation
2.1 Begriffsdefinition „Generalisation“
2.2 Beispiele für Generalisation
2.3 Generalisierungsarten
2.4 Kaninchen-Experiment nach J.W. Moore
3. Diskrimination
3.1 Begriffsdefinition „Diskrimination“
3.2 Beispiele für Diskrimination
3.3 Diskriminationsarten
3.3.1 Simultanes Diskriminationslernen
3.3.2 „Fehlerfreies“ Diskriminationslernen
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Begriff des Lernens wird in unserem Alltagsverständnis in sehr vielfältiger Weise benutzt. Schon allein mit dem Wort „Lernen“ sind - meist unabhängig vom Alter des Menschen - Gedanken an Institutionen wie Schule, Ausbildungsstätte oder Universität verknüpft, in denen das Lernen viele Jahre zur hauptsächlichen Beschäftigung wird. So erinnert man sich als Erwachsener z.B. an Fremdsprachengrammatik, Gedichte, mathematische Formeln oder Geschichtszahlen sowie weitere Lerninhalte, mit denen man sich als Schüler unter Mühe oder Anstrengung auseinander zu setzen hatte.
Demzufolge orientiert sich der Alltagsgebrauch des Lernbegriffs vorrangig an den Inhalten, die gelernt werden. Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen sind an dieser Stelle als Resultat zu nennen. Aber haben wir uns schon mal Gedanken gemacht, welchen kognitiven Phänomenen wir uns beim Lernen bedienen? Nach welchen lernpsychologischen Gesetzmäßigkeiten bewältigen wir die Fülle der Alltagsinformationen, um neue Situationen oder Ereignisse einzuschätzen und zu bewerten? Damit habe ich den Kernpunkt meines Themas getroffen. Denn die beiden Phänomene des Generalisations- und Diskriminationslernen sind von wichtigster Bedeutung für das menschliche Lernen. Es ist also plausibel, dass eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema unabdingbar ist. Meine Ihnen vorliegende Arbeit unterliegt einer wissenschaftlichen Betrachtung dieses Themas, auf das im Alltag nicht explizit eingegangen wird. Obwohl nach einer Generalisation immer auch eine Diskrimination stattfindet, habe ich beide Phänomene - aufgrund der notwendigen Gliederung- getrennt voneinander betrachtet.
An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass die Beispiele in Unterkapitel 2.2 auch für das Unterkapitel 3.2 gelten. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es in der neueren Forschung noch weitere Arten für das Diskriminationslernen gibt, ich möchte es aber bei den wesentlichen belassen.
2. Generalisierung
2.1 Begriffsdefinition „Generalisation“
Unter Generalisation oder Generalisierung versteht man in der Lernpsychologie das Phänomen, dass eine Reaktion nicht nur auf Reize erfolgt, für die bereits eine Konditionier-ung stattgefunden hat, sondern auch auf ähnliche Reize, die man zum ersten Mal wahrnimmt.[1]
Beim Generalisieren handelt es sich also um die Anwendung früher erlernter Reaktionen bzw. früher erlernten Verhaltens auf neue Situationen, die denen ähneln, in denen das Verhalten erstmalig erlernt wurde.
2.2 Beispiele für Generalisation
Beschäftigt man sich näher mit der praktischen Relevanz des klassischen Konditionierens, so muss man feststellen, dass es auch beim „Hundeexperiment von Pawlow“ zu einer Generalisierung kommt. Nachdem der Glockenton als ursprünglich neutraler Stimulus (NS) zum konditionierten Stimulus (CS) geworden ist, hat dieser - nach häufiger Wiederholung sowie einigen Versuchen- auch eine konditionierte Reaktion (CR) hervorgerufen, da der Hund nun mit vermehrter Speichelflussabsonderung reagierte. Der Hund hatte also gelernt, auf einen Ton einer bestimmten Schwingungszahl Speichel abzusondern. Danach ist Pawlow ein Schritt weiter gegangen und hat dem Hund etwas niedrigere oder höhere Töne präsentiert. Interessant ist nun die Frage, wie der Hund auf diese Tonvariation reagiert hat? Da der Hund auch auf diese sehr ähnlichen Töne mit der gleichen bedingten Reaktion eine Speichelab-sonderung zeigte, handelt es sich hierbei um Generalisierung des Reizes.[2]
Ein zweites Beispiel zeigt, dass Kinder, die Angst vor dem Vater haben, diese Angst auch bei Anwesenheit anderer männlicher Erwachsener wie Onkel, Lehrer oder Nachbar zeigen können. Folglich spricht man von Angstgeneralisierung.[3]
In einem dritten Fall wurde ein Kind zuhause darauf konditioniert, bei Klingeln des Telefons den Hörer abzunehmen und erhielt dafür eine Süßigkeit als Belohnung. War das Kind nun bei Nachbarn oder Verwandten zu Besuch, nahm es auch bei diesen den Telefonhörer ab.
Im vierten Beispiel hat man einem Kind Pilze, Spargel, Blumenkohl, Erbsen und Spinat präsentiert und gefragt, ob diese fünf Gemüsesorten essbar sind. Da dies generell möglich ist, wäre hier eine Generalisierung des Essverhaltens angebracht.[4]
[...]
[1] Vgl. Der Brockhaus Psychologie. Fühlen Denken und Verhalten verstehen, Mannheim 2001, S. 202f.
[2] Vgl. W. Edelmann: Lernpsychologie, Weinheim 2000, S.72.
[3] Vgl. ebenda.
[4] Vgl. G. R. Lefrancois: Psychologie des Lernens, Berlin 1994, S. 45.
- Quote paper
- Sven Fiedler (Author), 2004, Generalisation und Diskrimination, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35917
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