Der erste Satz von Franz Schuberts Streichquartett in d-moll DV 810 „Der Tod und das Mädchen“ wird in dem gleichnamigen Film von Roman Polanski vier Mal von Beginn an zitiert. Er ist gleich zu Anfang und einmal ganz zum Schluss des Films zu hören, womit ein dramaturgischer Rahme n geschaffen wird. Dabei fungiert Schuberts Stück als „Schicksalsmotiv“, dass die Charaktere und Zuschauer immer wieder einholt.2 Ich möchte in dieser Arbeit an der Handlung des Films entlanggehen und an einigen Stellen die Verwendung des Streichquartetts genauer untersuchen. Dabei konzentriere ich mich besonders auf die ersten beiden Zitate, da diese das Vorgehen Polanskis besonders deutlich zeigen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Tod und das Mädchen – Film und Musik
3. Resümee
4. Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
Produktion: Capitol Films/ Mount/ Kramer/ Channel Four/ Flach Films/ Canal+/ TFI
Regie: Roman Polanski
Buch: Rafael Yglesias/ Ariel Dorfman, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ariel Dorfman (1992)
Kamera: Tonino Delli Colli
Schnitt: Herve de Luze
Musik: Wojciech Kilar
Franz Schubert; Streichquartett d-Moll DV 810,
Der Tod und das Mädchen, I. Satz Allegro
Darsteller: Sigourney Weaver (Paulina Escobar), Ben Kingsley (Dr. Roberto Miranda), Stuart Wilson (Gerado Escobar)
Länge: 105 min (Originalfassung/ Dt. Fassung)
Uraufführung: 04.05.1995[1]
Der erste Satz von Franz Schuberts Streichquartett in d-moll DV 810 „Der Tod und das Mädchen“ wird in dem gleichnamigen Film von Roman Polanski vier Mal von Beginn an zitiert. Er ist gleich zu Anfang und einmal ganz zum Schluss des Films zu hören, womit ein dramaturgischer Rahmen geschaffen wird.
Dabei fungiert Schuberts Stück als „Schicksalsmotiv“, dass die Charaktere und Zuschauer immer wieder einholt.[2]
Ich möchte in dieser Arbeit an der Handlung des Films entlanggehen und an einigen Stellen die Verwendung des Streichquartetts genauer untersuchen. Dabei konzentriere ich mich besonders auf die ersten beiden Zitate, da diese das Vorgehen Polanskis besonders deutlich zeigen.
2. Der Tod und das Mädchen – Film und Musik
Die dramaturgische Syntax ist mit einer musikalischen Form vergleichbar, in der Soli und Duetten jeweils ein Tutti folgt. Dementsprechend vermeidet es Polanski, das Geschehen zu sehr aus Paulinas Sicht zu zeigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1[3]
Prolog: Der Film beginnt in einem Konzertsaal. Man hört den ersten Satz aus Franz Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“. Ein Paar sitzt ihm Publikum. Die Frau scheint sich offensichtlich unwohl zu fühlen und klammert sich an ihrem Mann fest.
Während der Vorspann unaufdringlich über Produzenten etc. informiert, erklingt im Hintergrund Konzertsaalatmosphäre. Man hört Stimmengewirr und Streichinstrumente, die gestimmt werden.
Die trügerischen Ruhe wird von dem dramatischen Unisono der ersten Takte völlig unvermittelt durchbrochen, wobei das Cello in Nahaufnahme gezeigt wird. Hier ist Schuberts Streichquartett zum ersten Mal zu hören. Der Zuschauer wird musikalisch „aufgestachelt“. So wird der tragische Grundton des Films definiert. In dieser Szene tritt die Musik, hier im Konzertsaal, in ihrer natürlichsten Rolle auf.[4]
In der Pause in Takt 4, nach der die Musik einen neuen Gestus bekommt, wird die Perspektive zum Zuschauerraum gewechselt. Paulina Escobar wird mit starrem Blick und Haltung gezeigt. Sie hält sich verzweifelt an der Hand ihres Mannes Gerado Escobar fest. Die unpersönliche Totale des Streicherensembles steht im Gegensatz zu der Nahaufnahme Paulinas, die so mit der Musik identifiziert wird. Der Zuschauer baut Nähe zu ihr auf und bekommt den Eindruck, dass die Musik für sie eine besondere Bedeutung haben muss.
Durch diese kurze Szene bekommt Schuberts Stück schon seine Rollenzuweisung als Zentrum des Films gegeben und rückt bereits in den dramaturgische Mittelpunkt.
Nach diesem Vorspann wird ein einsames Haus am Meer gezeigt. Es ist eine stürmische Nacht. Man bekommt im Untertitel die Information, dass die Handlung in einem südamerikanischen Land kurz nach dem Sturz der Diktatur stattfindet.
[...]
[1] Lexikon des internationalen Films, Hrsg.: KIM, Systhema Verlag GmbH, München, 1996.
[2] Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch >>autonome<< Musik. Eine funktionale Analyse ausgewählter Themen, Osnabrück: Electronic Publishing Osnabrück, 2001.
[3] Ebd.
[4] Ebd.
- Quote paper
- Rüdiger Bültmann (Author), 2004, Das Zitat als dramaturgischer Schlüssel - Über Roman Polanskis "Der Tod und das Mädchen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35893
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