In dieser Arbeit soll es um die Frage gehen, wie sich die Organisation von Sprache im Gehirn mithilfe der Aphasie- Forschung erklären lässt. Dafür wird es nötig sein, zunächst den Begriff und die Bedeutung von Aphasie zu erklären, bevor es um eine Darstellung der verschiedenen Syndrome gehen wird.
Abschließend werden die Möglichkeiten und Grenzen der Aphasiologie für die neurolinguistische Forschung evaluiert.
Inhalt
Einleitung
Aphasie
Globale Aphasie
Broca Aphasie
Wernicke Aphasie
Amnestische Aphasie
Aphasiologie als Forschungsgebiet der neurolinguistischen Forschung
Fazit
Quellen
Einleitung
Ein wichtiger Teil der menschlichen Kommunikation ist die Sprache. Als komplexes System von lexikalischen, morphologischen, semantischen und syntaktischen Elementen ist sie im Forschungsinteresse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen. Die Neurolinguistik fragt in diesem Zusammenhang nach der Art der Sprachverarbeitung im Gehirn und versteht sich von daher als interdisziplinäres Forschungsfeld an der Schnittstelle von Psychologie und Linguistik, welches Blanken als die Beziehung zwischen Sprache und den relevanten Anteilen des Nervensystems, die der Sprache beziehungsweise Sprachverarbeitung zugrunde liegen (Blanken 1991:1), bezeichnet. Demnach besteht die Arbeit in der Neurolinguistik darin, Zusammenhänge zwischen Gehirnvorgängen und sprachlichem Handeln aufzuklären.
Innerhalb der Neurolinguistik wird zwischen verschiedenen Untergruppen unterschieden, die den interdisziplinären Charakter kennzeichnen. Im Rahmen dieser Arbeit wird es um den Ansatz gehen, hirnanatomische Lokalisation sprachlicher Funktionen und physiologische Grundlagen sprachlicher Prozesse (Blanken 1991: 1) in Zusammenhang zu bringen.
Heute stehen der Forschung Techniken bereit, die es im Unterschied zu den früheren Postmortem- Untersuchungen ermöglichen, Einblick in die Gehirnaktivitäten eines lebenden Menschen zu bekommen.
Ein aufschlussreicher Untersuchungsgegenstand ist auf diesem Gebiet die Erforschung von Sprachstörungen, die als Folge von Hirnschäden entstanden sind. Die mit dem Begriff Aphasie bezeichneten Sprachstörungen, sind deshalb so interessant, weil hier ein direkter Zusammenhang von neurologischer Sprachverarbeitung und Sprachproduktion festzustellen ist. Schädigungen die im Gehirn festgestellt werden können, wirken sich in Form einer Störung der Sprache auf die Betroffenen aus.
In dieser Arbeit soll es um die Frage gehen, wie sich die Organisation von Sprache im Gehirn mithilfe der Aphasie- Forschung erklären lässt. Dafür wird es nötig sein, zunächst den Begriff und die Bedeutung von Aphasie zu erklären, bevor es um eine Darstellung der verschiedenen Syndrome gehen wird.
Abschließend werden die Möglichkeiten und Grenzen der Aphasiologie für die neurolinguistische Forschung evaluiert.
Aphasie
Das Wort „Aphasie“ kommt aus dem Griechischen und heißt soviel wie „Sprachlosigkeit“ (Tesak 1997: 1).
Bei der Aphasie liegt eine Hirnschädigung der Betroffenen vor, welche die Sprachleistung beeinträchtigt. Die Hirnschädigung kann auf unterschiedliche Weise verursacht sein. (Tesak 1997: 1). Im häufigsten Fall erfolgt eine Schädigung des Gehirns infolge eines Schlaganfalls. Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer kurzzeitigen Durchblutungsstörung im Gehirn und dadurch zu einer Unterversorgung mit Blut. Die fehlende Versorgung mit Sauerstoff kann die Nervenzellen im Gehirn, je nach Dauer der Unterversorgung, nachhaltig beeisträchtigen oder zerstören. In den meisten Fällen ist die Ursache für die Durchblutungsstörung eine Verstopfung der Blutgefäße, wie es in etwa auch bei einem Infarkt der Fall ist (Müller 2013: 83). Verantwortlich für einen Schlaganfall kann jedoch auch ein spontaner Gefäßriss sein, infolge dessen es zu Blutungen im Gehirn kommen kann. Diese Blutungen können Nervenzellen zerstören und die Gehirnfunktionalität dementsprechend beeinträchtigen (Müller 2013: 84). Ob es zu einer Störung der Sprachfunktion kommt, hängt von der Lokalität der Ursache ab. Je nachdem welches Areal des Gehirns beschädigt ist, wirkt sich dies auf entsprechende Verarbeitungsprozesse und unter Umständen auch den Sprachverarbeitungsprozess aus.
Neben einem Schlaganfall kann es auch andere, jedoch seltenere Ursachen für eine Aphasie geben. Auch mechanische Einwirkungen auf den Schädel können für eine Hirnschädigung verantwortlich sein. Ein Sturz oder ein Schlag auf den Schädel sind hierbei mögliche Ursachen (Müller 2013: 83).
Eine Hirnschädigung führt dann zu einer Aphasie, wenn die sprachverarbeitenden bzw. sprachsteuernden Areale des Gehirns betroffen sind. (Tesak 1997: 38, 48, Huber, Poeck & Weniger 2006: 94). Wie andere Prozesse im Gehirn basiert auch die phonologische, morphologische, semantische und syntaktische Sprachverarbeitung auf chemischen und elektrischen Signalen neuronaler Netzwerke. Die grundlegenden Mechanismen dabei sind, wie bei allen Nerventätigkeiten, Erregung und Hemmung. Sprachliche Informationen werden im Gehirn von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergeleitet (Lutz 1992: 29). Somit ist nachvollziehbar, weshalb eine Beeinträchtigung der Nervenzellen die Prozesse im Bereich der Sprachverarbeitung beeinflussen.
Kommt es also infolge einer Hirnschädigung zu einer Aphasie, können verschiedene linguistische Ebenen betroffen sein. Sowohl die expressive als auch die rezeptive Sprachleistung kann beeinträchtigt werden. Das heißt, dass je nach geschädigtem Areal das Sprechen, Verstehen, Lesen oder Schreiben betroffen sein kann. Auch eine Störung aller Sprachmodalitäten ist unter Umständen möglich (Tesak 1997: 3).
Eine Sprachstörung kann sich somit sowohl auf die Phonologie als auch die Morphologie, Syntax oder Semantik auswirken. Festzuhalten ist, dass Aphasiker durchaus noch über Sprachwissen verfügen; ihnen ist zum Beispiel bewusst, dass eine bestimmte Anordnung von Wörtern eine bestimmte Bedeutung ergibt und dass ein Grammatiksystem existiert. Das Gehirn ist aufgrund der Schädigung jedoch nicht mehr in der Lage die entsprechenden Regeln abzurufen und umzusetzen (Lutz 1992: 37).
Die Sprachstörung kann sich wie beschrieben auf unterschiedliche Art und Weise äußern. Die Untersuchung der verschiedenen Aphasiesyndrome lässt es mit Hilfe moderner Technik zu, Rückschlüsse auf die Lokalisierung einzelner Sprachverarbeitungsfunktionen im Gehirn zu ziehen.
Globale Aphasie
Bei der globalen Aphasie handelt es sich, wie der Name bereits erahnen lässt, um eine umfangreiche Störung der Sprache. Sie ist eine Folge eines Komplettverschlusses des Hauptstamms der mittleren Hirnarterie der linken Hemisphäre (Müller 2013: 88), wodurch ein Großteil der sprachverarbeitenden Areale im Gehirn betroffen ist (Lutz 2011: 29). Entsprechend der weitreichenden Schädigung im Gehirn, ist auch die Sprachstörung sehr ausgeprägt und betrifft alle 4 Sprachmodalitäten (Sprechen, Verstehen, Schreiben, Lesen). Betroffene bringen meist nur noch einfache Floskeln („und so weiter“, „um Gottes Willen“) oder Wortbrocken hervor. Sofern sie in der Lage sind, einzelne Wörter korrekt zu bilden, bleibt die Aneinanderreihung jedoch in der Regel ohne Sinn (Lutz 2011: 29). Typisch für die globale Aphasie sind Automatismen, also wiederkehrende Laute oder Wörter ohne semantischen Bezug auf die Gesprächssituation (Müller 2013: 88). Da auch das Verstehen, Lesen und Schreiben häufig schwer betroffen sind, ist eine sprachliche Kommunikation mit den Betroffenen nur sehr schwer bis gar nicht möglich. Andere geistige Fähigkeiten sind oft unbetroffen und die Patienten sind sich Ihrer Krankheit durchaus bewusst, können dies aber nicht zum Ausdruck bringen. Die Unfähigkeit der Kommunikation führt nicht selten zu einer Isolation der Betroffenen. Durch therapeutische Maßnahmen kann es gelingen, die Aphasiesymptome auf die einer Broca oder Wernicke Aphasie zu reduzieren (Lutz 2011: 30).
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- Arbeit zitieren
- Karl Kleinke (Autor:in), 2015, Aphasiologie in der Neurolinguistik. Möglichkeiten und Grenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358904
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