Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Ursprüngen, der Entstehung, der Organisationsstruktur und den Inhalten des Glaubens der Zeugen Jehovas, wie z.B. ihrem Menschenbild, Heilsversprechen und dem Umgang mit der Bibel. Schließlich findet eine Beurteilung statt und der Autor schließt mit seiner Meinung in der Beantwortung der Frage, ob es sich um eine Kirche oder eine Sekte handelt.
Schon der Name „Jehova“ beruht auf einem fundamentalen Irrtum. Spätestens nach dem babylonischen Exil haben die Juden den Namen Gottes (JHWH) aus Ehrfurcht nicht mehr ausgesprochen. Als Ersatzbezeichnung diente seither Adonaj (dt. mein Herr). Als man die Bibeltexte vokalisierte, kombinierte man die Konsonanten des JWHW-Namens mit den Vokalen der Ersatzlesung (Adonaj). So sollte sichergestellt werden, dass nicht der Name, sondern die Ersatzlesung auszusprechen ist. Diese Zusammenschreibung der Konsonanten des JWHW-Namens und den hochgestellten Vokalen von Adonaj führte bei einigen Lesern aus Unwissenheit zur Bildung des Kunstwortes „Jehova“. Die Zeugen Jehovas legen sehr großen Wert darauf, dass der richtige Name Gottes „Jehova“ sei und dass dieser auch gebraucht wird.
Inhaltsverzeichnis
1. „Jehova“- eine philologische Fehlleistung
2. Entstehung der Zeugen Jehovas, Situation heute
3. Organisationsstruktur
4. Menschenbild
5. Weg zum Heil
6. Umgang mit der Bibel
7. Beurteilung: Gefahrpotential für die Angehörigen der Zeugen Jehovas
8. Zeugen Jehovas – Kirche oder Sekte?
9. Anhang
Abkürzungsverzeichnis
WTG: Wachtturmgesellschaft
1. „Jehova“- eine philologische Fehlleistung
Schon der Name „Jehova“ beruht auf einem fundamentalen Irrtum. Spätestens nach dem babylonischen Exil[1] haben die Juden den Namen Gottes (JHWH) aus Ehrfurcht nicht mehr ausgesprochen. Als Ersatzbezeichnung diente seither Adonaj (dt. mein Herr). Als man die Bibeltexte vokalisierte, kombinierte man die Konsonanten des JWHW-Namens mit den Vokalen der Ersatzlesung (Adonaj).[i] So sollte sichergestellt werden, dass nicht der Name, sondern die Ersatzlesung auszusprechen ist. Diese Zusammenschreibung der Konsonanten des JWHW-Namens und den hochgestellten Vokalen von Adonaj führte bei einigen Lesern aus Unwissenheit zur Bildung des Kunstwortes „Jehova“[2]. Die Zeugen Jehovas legen sehr großen Wert darauf, dass der richtige Name Gottes „Jehova“ sei und dass dieser auch gebraucht wird.[ii]
2. Entstehung der Zeugen Jehovas, Situation heute
Die Zeugen Jehovas gehen auf Charles Taze Russel zurück. Schon als Jugendlicher beschäftigte er sich intensiv mit religiösen Fragen, ging zunächst in die presbyterianische Kirche[3]. Mit 18 Jahren stieß er auf eine adventistische Splittergruppe „Second Adventists“, die die Wiederkunft Christi auf Erden bzw. das damit verbundene Ende der Welt immer wieder neu berechnete. Diese konkreten Endzeitspekulationen faszinierten Russel. Auch er versuchte aus der heiligen Schrift und anderen Quellen (z.B. Abmessungen der Pyramiden von Gizeh) Prophezeiungen zu ermitteln.[iii] Nach einem Streit trennte er sich wieder von der Gruppe, gründete eine eigene Zeitschrift „(übersetzt) Zions Wachtturm“ zur Vermittlung seiner Erkenntnisse, die er bis dahin gesammelt hatte. Die Leser der Zeitschrift bildeten Lesekreise, die den Namen „Ernste Bibelforscher“ bekamen. Um den Vertrieb der Zeitungen und die Betreuung der Lesekreise besser zu koordinieren, gründete Russel die „Wachturmgesellschaft“(1884). Nach dem Tod Russels übernahm Joseph Rutherford die Leitung der Wachturmgesellschaft. Er zwängte die nur lose miteinander verbundenen Versammlungen in eine straff geführte Organisation. Diese traf dann alle Entscheidungen bezüglich der Lehre. Auf ihn gehen auch der Einsatz der statistischen Berichte und das System der Königreichssäle (Räume für die gottesdienstlichen Zusammenkünfte) zurück.[iv] Im Laufe der Jahrzehnte nahm die Anzahl der Verkünder (aktive Zeugen) vor allem in den 1940er Jahren rapide zu[4]. Grund dafür kann die Angst der Menschen vor einem baldigen Ende der Welt angesichts des Zweiten Weltkriegs sein. Heute gibt es über 8 Millionen aktive Zeugen weltweit in über 240 Ländern dieser Welt. In Deutschland sind derzeit etwa 160.000 Verkündiger aktiv. Bis heute wird die wichtigste Zeitschrift der Zeugen Jehovas „Der Wachtturm“ herausgegeben mit einer Auflagestärke von 61 Millionen. Sie ist damit die auflagenstärkste Zeitschrift weltweit.[v]
3. Organisationsstruktur
Obwohl sich Zeugen Jehovas als eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern sehen, in der es keinerlei Unterordnung gibt, kann man in der Organisationsstruktur einen deutlichen hierarchischen Aufbau erkennen. Die Zusammenkünfte von Jehovas Zeugen finden wöchentlich in sogenannten Königreichssälen und mehrmals jährlich an großen Kongressorten statt. Die Zusammenkünfte haben keinen gottesdienstähnlichen Charakter, sondern stellen ein Forum für die Diskussion der Schriften dar.[vi] Die grundlegendste Organisationsstruktur der Gemeinschaft bildet die „Versammlung“, welche ungefähr der Gemeinde anderer christlicher Religionsgemeinschaften entspricht. Circa 20 Versammlungen bilden einen Kreis, 10 Kreise wiederrum bilden einen Bezirk. Der Versammlung steht die Leitende Körperschaft gegenüber, bestehend aus 16 Männern, an der Spitze der Organisationsstruktur, welche sich als der ausschließliche Entscheidungsträger in Organisations-, Glaubens- und Lebensfragen versteht. Sie sieht sich als „treuer und verständiger Sklave“ Jehovas. Der Wille des „Sklaven“, also der Leitenden Körperschaft, gilt somit als Wille Jehovas (Gottes).[vii] Deshalb wird Widerstand gegen die Leitende Körperschaft auch als Widerstand gegen Gott gesehen. Allen anderen Autoritäten, die diesem Gremium unterstehen, ist unmittelbar Folge zu leisten. Die Organisationsstruktur der Religionsgemeinschaft sieht vor, dass die jeweils übergeordnete Instanz das Verkündungswerk und die Arbeit überwacht. Die Versammlungen sind dem „Kreisaufseher“, dieser ist wiederum dem „Bezirksaufseher“ und jener ist dem jeweiligen „Zweigbüro“ unterstellt, das von „Zweigkoordinatoren“ und „Zweigaufsehern“ geleitet wird.[viii] Das Zweigbüro für Deutschland hat seinen Sitz in Selters. Auch umliegende Länder werden von Selters aus verwaltet. Jeder Versammlung stehen sogenannte „Älteste“ vor, die von Kreisaufsehern eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von drei bis fünf Männern.[ix] Frauen können in der Hierarchieleiter der Zeugen Jehovas maximal die Ältesten unterstützen. Alle anderen Positionen in der Hierarchieleiter werden ausschließlich von Männern besetzt. Auch unter den Mitgliedern selbst herrscht auch eine strenge Hierarchie. Es wird zwischen „schwachen“ und „starken“ Verkündern unterschieden. Die „starken“ Verkünder zeichnen sich dadurch aus, dass sie sogar ihre Erwerbstätigkeit aufgeben, um voll im Dienste der WTG zu stehen.[x]
4. Menschenbild
Beim Menschen kann man Leib, Seele und Geist unterscheiden. Laut der Auslegung der Zeugen Jehovas ist die Seele nicht vom Leib trennbar. Demzufolge hat der Mensch keine Seele, sondern ist die Seele. Der Geist wird als die Lebenskraft verstanden, die sich in den Körperzellen befindet. Ein Wachtturm vergleicht die Funktion des Geistes mit einer Autobatterie. Folglich belebt der Geist den Leib. Der durch den Geist belebte Leib ist die Seele, das lebendige Wesen. In der Konsequenz ist die Seele sterblich. Da die Toten somit kein Bewusstsein haben, kann es demzufolge auch keine Hölle geben, in der die Seelen gequält werden könnten. Die Verneinung der unsterblichen Seele und der Höllenqualen bilden die zentralen Grundpfeiler der Lehre der Zeugen Jehovas. Die Hölle wird als das Grab verstanden, aus der viele Toten wiederauferstehen werden, aber nicht alle. Dies hängt mit der Einteilung der Menschen zusammen, die die Wachtturmgesellschaft vornimmt.[xi]
Die Menschen sind zunächst einmal nicht alle gleich. Sie werden in Gläubige und Ungläubige unterschieden. Die Gläubigen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich an der Lehre orientieren, die die Wachturmgesellschaft vermittelt („der Wahrheit“) und wie stark sich jemand für das Verkündigungswerk einsetzt. Aber auch innerhalb der eifrigen Verkünder sind nicht alle gleich. Zeugen Jehovas glauben, dass das Ende der Welt nahe ist. Das Ende der Welt wird durch einen Endzeitkrieg eingeleitet (Harmagedon). Der Beginn des Endkampfes ist jedoch offen. In diesem Endkampf (Harmagedon) werden alle Feinde Gottes vernichtet werden und ein tausendjähriges Friedensreich anbrechen. 144.000 „wahre Zeugen“, die bereits im Jahre 1931 festgelegt worden waren, werden dann, wenn das tausendjährige Friedensreich angebrochen ist, in den Himmel kommen und von dort aus zusammen mit Jesus über das Friedensreich regieren. Alle anderen Zeugen Jehovas werden auferstehen (im Sinne einer Neuerschaffung des in und im tausendjährigen Friedensreich paradiesische Zustände (keine Naturkatastrophen, Kriege, etc.) erleben. Ungläubige, also jene, die sich bis zum Harmagedon zu Jehova und der Wachtturmgesellschaft nicht bekannten, werden vollständig ausgelöscht werden.[xii] Andere Gläubige bzw. deren Religionsgemeinschaften werden als „Huren Babylons“[5] tituliert.
5. Weg zum Heil
Die Wachtturmgesellschaft ist, wie bereits erwähnt, der alleinige Vermittler des Heils, legitimiert durch die Stellung als verlängerter Arm Jehovas. Der Predigtdienst und andere gute Werke im Sinne der Wachtturmgesellschaft führen zum wahren Heil, das es nur bei den Zeugen Jehovas gibt. Der Predigtdienst gilt als die Aufgabe eines Zeugen Jehovas und als wichtigster Akt der Nächstenliebe, denn durch den Predigtdienst kann man viele Ungläubigen noch das Leben „retten“, bevor Jehova seine Endschlacht (Harmagedon) gegen das Böse beginnt. Der Predigtdienst ist in das kleinste Detail organisiert. So nehmen die „Verkünder“ an einem wöchentlichen Training für den Predigtdienst teil, das als „Theokratische Predigtdienstschule“ bezeichnet wird. Die Umgebung der Versammlung wird in Gebiete unterteilt und den Zeugen zugewiesen. Die Zeugen gehen von Haus zu Haus und verkünden, dass das Ende der Welt bald bevor steht. Dies ist auch das Bild, was man von Zeugen Jehovas kennt. Die Besuche, Zeiten und abgegebenen Zeitschriften werden sorgfältig in sogenannten Verkündigerberichtkarten notiert und in den Dienstzusammenkünften ausgewertet. Das erste Etappenziel des Predigtdienstes ist es, durch Zeitschriften und Gespräche Interesse zu wecken, sodass man mit den Interessierten ein sogenanntes Heimbibelstudium durchführen kann, bei dem irreführenderweise nicht die Bibel studiert, sondern ein Buch der Wachtturm-Gesellschaft. Lediglich werden die angegeben Bibelstellen nachgeschlagen. Das Heimbibelstudium dient der Einführung in die Lehren der Wachturm-Gesellschaft. Um natürlich auf den Kontakt mit den potentiell Interessierten vorbereitet zu sein, muss man im eigenen Glauben gefestigt sein. Deshalb muss vom Zeugen weitere Zeit in persönliches Studium und das Versammlungsbuchstudium (wöchentliches Treffen in Kleingruppen, in denen ein neues Buch der WTG absatzweise studiert wird) investiert werden. Außerdem müssen vom Zeugen öffentliche biblische Vorträge vorbereitet werden.[xiii] Finanzielle Spenden sind freiwillig und nicht heilsnotwenig.
[...]
[1] Verschleppung der Israeliten nach der Niederlage gegen die Assyrer nach Babylon (Hauptstadt), als Strafe Gottes aufgefasst
[2] Eine hebräische Lautregel führt zur Umwandlung von „a“ zu „e“ in der ersten Silbe.
[3] Reformierte protestantische Kirche (engl. Presbyterian Church)
[5] „Hure Babylon“: Biblische Allegorie für die Gegner der Gläubigen, im Speziellen für die Römer.
[i] http://www.bibelpraxis.de/index.php?article.238 (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
[ii] Kaiser, Eva-Maria: Zeugen Jehovas: Ein Sektenreport, Pattloch Verlag, Augsburg, 1996
[iii] http://www.planet-wissen.de/kultur/religion/jenseits_der_traditionellen_kirchen/pwiediezeugenjehovas100.html (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
[iv] http://www.relinfo.ch/zj/geschichte.html (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
[v] Klein, Ralph: Die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas – eine konfliktträchtige Gruppe?, Eigenverlag der Fachhochschule der Polizei Sachsen, Rothenburg, 2005
[vi] http://www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
[vii] https://erbrechet.wordpress.com/2012/09/19/wie-sind-jehovas-zeugen-organisiert/ (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
[viii] http://jehova-offline.blogspot.de/2013/08/v-behaviorurldefaultvmlo.html (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
[ix] https://www.jw.org/de/jehovas-zeugen/ (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
[x] ftp://bitimage.dyndns.org/german/LotharGassmann/Zeugen_Jehovas_1996.pdf
[xi] Bayerl, Marion: Die Zeugen Jehovas. Geschichte, Glaubenslehre, religiöse Praxis und Schriftverständnis in spiritualitätsthelogischer Analyse, Verlag Dr. Kovac, Hamburg, 2000
[xii] Neidhart, Ludwig: Die Zeugen Jehovas, CIS-Verlag, Altenberge, 1986
[xiii] https://bibelbund.de/2015/11/gibt-es-heil-nur-durch-die-zeugen-jehovas/ (zuletzt abgerufen: 21.03.2017,19:40 Uhr)
- Arbeit zitieren
- Alexander Ionov (Autor:in), 2017, Die Zeugen Jehovas, Kirche oder Sekte? Entstehung, Organisation, Beurteilung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358865
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