Comics dienen sicher in erster Linie der Unterhaltung. In den verschiedensten Formen wie Abenteuercomics, Spaßcomics oder Actioncomics sind sie bei Jung und Alt als Unterhaltungsmedium beliebt. Doch in welchen Kontexten können Comics und Bildgeschichten didaktisch verwendet werden?
In dieser Ausarbeitung werden einzelne didaktischen Comics aufgezeigt und untereinander verglichen.
Comicdidaktik
Comics dienen sicher in erster Linie der Unterhaltung. In den verschiedensten Formen wie Abenteuercomics, Spaßcomics oder Actioncomics sind sie bei Jung und Alt als Unterhaltungsmedium beliebt.
Doch in welchen Kontexten können Comics und Bildgeschichten didaktisch verwendet werden?
Die Menschen sind zu Augenmenschen geworden und ein ermüdeter Mensch kann schneller etwas in Bildern aufnehmen, als er es in Textform kann. Diese Erkenntnis lässt sich für die unterschiedlichsten Zwecke nutzen, denn im Prinzip ist jedes Thema offen um es mit Bildern darzustellen, deshalb gibt es viele Möglichkeiten durch Bildgeschichten etwas zu vermitteln.
Sie dienen dabei vorwiegend als Motivation, anschauliche Information, als Ergänzung, Vertiefung, Kontrast, aber auch Lernkontrolle (vgl. Grünewald, 1982, S.61).
Die wichtigsten Bereiche, in denen Comics und Bildgeschichten vermittelnd tätig sein können werden nun im Folgenden anhand von Beispielen vorgestellt.
Im Groben gibt es drei Bereiche in denen Comics didaktisch wirken können.
Als erstes die Vorschulerziehung beziehungsweise Lesen lernen, als zweites die „Lebenshilfe“ und als dritter und hauptsächlicher Bereich natürlich den Einsatz im Unterricht (vgl. Fuchs/Reitberger, 1978, S.227 ff).
Dieser Punkt wird noch einmal in die verschiedenen möglichen Fächer aufgeteilt in denen Bildergeschichten benutzt werden können.
Zur Vorschulerziehung lassen sich vor allem Bilderbücher benutzen, wie „Struwwelpeter“ und „Max und Moritz“. Als erzieherisch wirkender Comic ist das Heft Bussi Bär ein Beispiel.
Struwwelpeter und Max und Moritz können beide mehr oder weniger als eine Art Erziehungsbuch angesehen werden. Doch Kinder gehen an diese Bücher nicht wie an solche heran, sondern sehen nur die hübschen Bilder und die interessanten Geschichten. Unbewusst erzielen diese Bilder in der Kombination mit dem Text eine erzieherische Wirkung, die vermutlich besser funktioniert als wenn mit reinem Text agiert wird und die Kinder nur hören können. Durch die Hinzufügung von Bildern sehen sie was passieren kann, wenn man nicht artig ist.
Bussi Bär ist nicht ein Comic im eigentlichen Sinne, hat jedoch comicähnliche Strukturen und Figuren, die vereinfacht und anschaulich dargestellt sind und teilweise auch durchaus pädagogisch angehaucht sind. Im Bussi Bär Heft ist jeweils ein Comic mit Bussi Bär und Bello abgedruckt sowie eines mit Strubbelpeter und Schnatterliese.
Die Bussi Comics sind stets in Prosa, die Strubbelpeter Geschichten in Reimform geschrieben.
Dabei besteht eine gute Mischung aus spaßigen und verdeckt erzieherischen Anteilen.
Bei diesem Comic besteht die Notwendigkeit, dass die Eltern die Hefte mit ihren Kindern durcharbeiten. Durch dieses Durcharbeiten oder auch das tägliche Vorlesen aus dem Struwwelpeter werden die Kinder an das Lesen herangeführt.
Die Strubbelpetergeschichte ist charakteristisch für einen „Kindercomic“ der zum Lesen anreizt. Der Anfang und das Ende der Geschichte ist immer gleich und leicht einprägsam. („Strubbelpeter, Schatterliese, die Geschichte die war diese“). Liest nun der Vorlesende mit dem Finger mit und geht die Zeilen ab, prägt sich beim Kind ein an welchen Stellen im Text dieser prägnante Satz fällt und es lernt es quasi auswendig und spricht mit. Das Gleiche kann auch bei Struwwelpeter oder Max und Moritz passieren. Das Aussehen der Worte wird sich eingeprägt und der Anreiz zum Selberlesen gegeben, wenn zum Beispiel der Vorlesende selbst mal keine Zeit hat und das Kind trotzdem Lust verspürt die Geschichte „zu hören“. Durch die ansprechende Gestaltung mit den Bildern und der großen Schrift fällt dies natürlich sehr viel leichter als wenn man mit reinem Text konfrontiert wird.
Auch können Comics zur Lebenshilfe beitragen. Damit ist gemeint, dass sie in allen Bereichen des Lebens zur Informationsvermittlung genutzt werden können.
Drei Beispiele, die gut zeigen, wie das funktionieren kann sind ein Aufklärungscomic des Grünen Kreuzes, eine „Werbung“ für die österreichische Berufsberatung BIZ, und eine Anleitung zum Fotografieren im Dunkeln.
Dies kann man in alle möglichen Bereiche fortsetzen, so haben die Münchener Verkehrsbetriebe mal einen Comic gestaltet in dem sie ihr Fahrkartensortiment erklärt haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1
Der „Aufklärungscomic“ (Abbildung 1) ist im Stil englischer Teenager-Strips gehalten. In fünf schwarz-weißen Panels sind jeweils zwei Frauen zu sehen. Die Frau mit den hellen Haaren befürchtet schwanger zu sein und schaut in jedem der Bilder verzweifelt oder nachdenklich. Die andere, dunkelhaarige Frau gibt ihr den Rat zu einem Arzt zu gehen und abzuklären ob sie wirklich schwanger ist und klärt sie auch darüber auf, dass es nichts kostet und der Arzt ihrer Mutter nichts erzählen wird.
Wir sehen hier ein gutes Beispiel für eine Bildergeschichte wo Bilder genutzt werden um den Text zu unterstreichen. Dabei ist in den Bildern jedoch nicht erkennbar für was hier „Werbung“ gemacht wird. Durch beispielsweise ein Panel in dem der Arzt aufgesucht wird oder eine Nahaufnahme auf einen Zettel auf dem die Telefonnummer und das Wort Arzt, Krankenhaus oder ähnliches vermerkt ist, wäre möglich gewesen.
Verwirrend sind die Gesten der dunkelhaarigen Frau die scheinbar gar nicht zu ihrem Text zu passen scheinen, außerdem ist das Alter der Frauen nicht wirklich erkenntlich, wobei die dunkelhaarige Frau entweder gleichaltrig und eine Freundin der anderen Frau oder älter und eine Bekannte, Vertraute, oder ähnliches ist.
Ohne Text wäre dieser Strip nicht zu verstehen, es ist jedoch ein guter Ansatz um potentielle „Kunden“ auf sich aufmerksam zu machen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2
Der zweite Comic (Abbildung 2) ist sehr bunt gestaltet und zeigt in sechs Panels wie vier Jugendliche einer anderen Jugendlichen Tipps zu ihrer Berufswahl geben und ihr empfehlen zum BIZ, also zur Berufsberatung, zu gehen. An der Farbgebung ist klar der jugendliche Empfänger erkennbar. Auch das Alter der dargestellten Personen entspricht dem Publikum, welches die Berufsberatung nutzt. Zwar ist auch hier die Geschichte ohne den Text nicht zu verstehen, doch wirkt dieses „Beratungscomic“ sehr viel „comichafter“ als das erste Beispiel, da beispielsweise der Text knapper und nicht so voll mit Informationen ist wie im „Aufklärungscomic“.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3
Im dritten Comic (Abbildung 3) aus drei Panels erklärt ein Mann einer jungen Frau wie man im Dunklen fotografieren kann. Die Figuren sind relativ ausgestaltet, der Hintergrund hingegen nur angedeutet. Passend zur Thematik, das heißt Hell-Dunkel-Fotografie, ist der Comicstrip schwarz-weiß. Im ersten Bild fragt die Frau und der Mann erklärt was man tun muss, damit man im Dunklen gut fotografieren kann. Im zweiten Bild ist dies genauer anhand der Kamera gezeigt und im dritten Panel sieht man den Mann nun fotografieren, sowie in der rechten oberen Ecke ein Bild wie die Blende eingestellt sein muss, damit die Fotografie gelingt. Diese Beispiel zeigt in gelungener Weise wie ein Comic auch ohne Text funktionieren kann. Derjenige der wissen möchte liest den Text und kann dann seine Kamera anhand der Bilder, ohne den Text noch einmal lesen zu müssen einstellen.
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- Citation du texte
- Rebecca Myga (Auteur), 2011, Comicdidaktik. Die Lehre durch Bilder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358685
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