Seit dem Vertreiben des ersten menschlichen Paares aus Eden, gehen dem Menschen ständig die Fragen zu Gott auf. Warum? Wofür? Wie? Wann? Und sicher eine von den ersten Fragen Adams und Evas war die Frage über das, was in Eden geschehen war. Wie konnte das passieren? Was ist die Schlange? Woher ist sie gekommen? Was bewegte sie? Wie ist es den Menschen zugestoßen, daß sie verführt sind? Wo war denn Gott zu der Zeit des Gespräches zwischen Eva und der Schlange? Sind die Verfluchungen, die Gott zugesprochen hat, gerecht?
Seitdem das Böse in das Herz des Menschen gekommen ist, besitzt es nicht nur ein Teil des Herzens, sondern auch der Erkenntnis. Es wurde immer wieder nach dem Bösen gefragt. Das Thema bleibt aktuell auch in unserer Zeit.
Wenn irgendwo die Frage nach dem Bösen auftaucht, werden die Überlegungen auch zu Gott führen. In jeder Religion gibt es die Vertreter der Mächte der Finsternis. Das können Götter, oder metaphysische Kräfte, oder abgefallene Geschöpfe sein. Genauso wie Yin und Yang immer zusammen betrachtet werden, ist es auch relevant das Böse im Zusammenhang mit Gott auszulegen. Wenn man das Problem des Bösen zu lösen versucht, stoßt man an Fragen um Gott an. Wie die Menschheit nie alle Fragen über Gott beantworten kann, so wird auch das Problem des Bösen nie gelöst werden. Trotzdem beschäftigten sich damit die größten Denker der Menschheit zu jeder Zeit. Auch heute wollen die Menschen diesen Versuch, die Lösung zu finden, nicht aufgeben.
Im Christentum nahm der Konflikt zwischen der Existenz des Bösen und dem Verständnis über Gott eine Form an, die David Hume in kurzen Worte folgend ausdrückt: „Will er Übel verhüten und kann nicht? Dann ist er unmächtig. Kann er und will nicht? Dann ist er übelwollend. Will er und kann er? Woher dann das Übel.“1
1 D. Hume, Dialoge über die natürliche Religion, Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, 15575. Vgl. M. Эриксон, Христианское богословие, 344f.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1. Die Ordnungsfunktion des Übels: Augustin
1.1. Aurelius Augustins Erbe
1.2. Ontologische Herabstufung
1.3. Ästhetisierung des Übels
1.4. Das anthropologische Argument
2. Das Übel und der Willen Gottes: Calvin
2.1. Einer, der "in der Schrift zu Hause" ist
2.2. „Keine bloße „Zulassung“!“
2.3. „Wie geschieht Gottes Antrieb im Menschen?“
2.4. „Gottes Wille ist einheitlich“
2.5. „Wenn Gott auch die Taten der Gottlosen zu seinen Plänen benutzt, so trifft ihn doch kein Vorwurf“
2.6. Nehmen an alles, was die Heiligen Schrift lernt!
3. Rechtfertigung anhand bloßer menschlicher Vernunft - Leibniz
Zusammenfassung
Bibliographie:
Vorwort
Das Problem des Bösen ist das ernsteste und schwierigste Problem, auf welches der Theismus stößt. In einer evangelischen Hochschule wurden die Absolventen hinsichtlich der Glaubensfragen befragt. Diese Umfrage zeigte, daß die Frage nach dem Bösen in der Liste der Probleme, die mit dem Glauben verbunden sind, auf dem ersten Platz steht. Längst beschäftigt dies Problem die Gedanken der Denker: Theologen, Philosophen, Wissenschaftler. Obwohl bis jetzt keine endgültige Lösung gefunden wurde, macht es viel Sinn, über bisherige Positionen nachzudenken.
In dieser Arbeit werden einige Standpunkte zu dieser Frage dargestellt. In erster Linie wird der Blickpunkt des großen Denkers des Altertums, der Kirchenvater Augustin Aurelius beschrieben, dann des Theologen der Reformationszeit J. Calvin. Die Arbeit schließt mit einem Überblick über die Auffassung von G. Leibniz, dem Philosophen des 18 Jahrhunderts.
Einleitung
Seit dem Vertreiben des ersten menschlichen Paares aus Eden, gehen dem Menschen ständig die Fragen zu Gott auf. Warum? Wofür? Wie? Wann? Und sicher eine von den ersten Fragen Adams und Evas war die Frage über das, was in Eden geschehen war. Wie konnte das passieren? Was ist die Schlange? Woher ist sie gekommen? Was bewegte sie? Wie ist es den Menschen zugestoßen, daß sie verführt sind? Wo war denn Gott zu der Zeit des Gespräches zwischen Eva und der Schlange? Sind die Verfluchungen, die Gott zugesprochen hat, gerecht?
Seitdem das Böse in das Herz des Menschen gekommen ist, besitzt es nicht nur ein Teil des Herzens, sondern auch der Erkenntnis. Es wurde immer wieder nach dem Bösen gefragt. Das Thema bleibt aktuell auch in unserer Zeit.
Wenn irgendwo die Frage nach dem Bösen auftaucht, werden die Überlegungen auch zu Gott führen. In jeder Religion gibt es die Vertreter der Mächte der Finsternis. Das können Götter, oder metaphysische Kräfte, oder abgefallene Geschöpfe sein. Genauso wie Yin und Yang immer zusammen betrachtet werden, ist es auch relevant das Böse im Zusammenhang mit Gott auszulegen. Wenn man das Problem des Bösen zu lösen versucht, stoßt man an Fragen um Gott an. Wie die Menschheit nie alle Fragen über Gott beantworten kann, so wird auch das Problem des Bösen nie gelöst werden. Trotzdem beschäftigten sich damit die größten Denker der Menschheit zu jeder Zeit. Auch heute wollen die Menschen diesen Versuch, die Lösung zu finden, nicht aufgeben.
Im Christentum nahm der Konflikt zwischen der Existenz des Bösen und dem Verständnis über Gott eine Form an, die David Hume in kurzen Worte folgend ausdrückt: „Will er Übel verhüten und kann nicht? Dann ist er unmächtig. Kann er und will nicht? Dann ist er übelwollend. Will er und kann er? Woher dann das Übel.“[1]
1. Die Ordnungsfunktion des Übels: Augustin
1.1. Aurelius Augustins Erbe
Wenn über die geschichtliche Entwicklung das Theodizeeproblem geredet wird, kommt man nicht an Aurelius Augustin (354-430) vorbei. Augustin gehört zu den Vätern der Kirche, die die Grundsätze Christlicher Dogmatik geprägt haben.
Als Augustin 33 Jahre alt war, ließ er sich taufen. Bis zu dieser Zeit war er Anhänger des Manichäismus. Er bekannte dem metaphysischen Dualismus. Ein Jahr vor der Taufe wandte er sich der neuplatonischen Philosophie zu.
Nach der Taufe widmete sich Augustin der christlichen Theologie. Als Folge ererbte die Theologie Augustins den Einfluß der antiken neuplatonischen Überlieferungen.
Es gibt dem Platonismus entstammende Sätze, die nicht nur das Denken der griechischen Theologie beherrschten, sondern auch in die Theologie Augustins und der mittelalterlichen Scholastik übergingen. Sie prägten die weitere abendländische Geistesgeschichte und die kirchliche Lehre[2],[3]. "So spricht man von einem "Erbe Augustins", das zugleich eine Last sei, die abgeschüttelt werden müsse"[4].
Hinsichtlich des Theodizeeproblems spricht man von drei Argumenten, die von Augustin bleibend geprägt wurden: das ontologische-, ästhetische- und anthropologische Argument[5].
1.2. Ontologische Herabstufung
Die verschiedenen Erklärungen des Bösen seit Platon variieren "das Schema von der ontologischen Depotenzierung des Negativen: Die Erfahrung des Bösen braucht im Grunde nicht zu beunruhigen, weil das Böse, in angemessener Weise und Perspektive wahrgenommen, eigentlich "nicht ist"[6].
An diese These schließt sich ein weiteres Paradoxon an: "Mit höchster Affirmation wird von 'etwas' gesprochen, von dem gleichzeitig behauptet wird, es sei keiner Affirmation fähig"[7].
Aristoteles entwickelte diese platonischen Gedanken vom Nichtsseienden, zu der Lehre über einen Mangel an Gutem. Augustin denkt diese Linie weiter.
"Alles, was ist, erklärt sich nur aus einer einzigen Quelle: Gott selbst. "Für den Christen ist es genug", heißt es denn auch im "Enchiridion", "wenn er den Grund alles Geschaffenen, sei es im Himmel oder auf der Erde, sei es Sichtbares oder Unsichtbares, in gläubiger Gesinnung nirgends anderswo sieht als in der Güte des Schöpfers, welcher der eine und wahre Gott ist, und wenn er glaubt, daß es keine Wesenheit gibt, die er (Gott) nicht entweder selbst ist oder die nicht von ihm stammt". Klar ist damit: "Jedes einzelne geschaffene Ding (ist) gut; die geschaffene Dinge zusammen aber sind sehr gut, weil sich aus all (den guten Einzeldingen) die wunderbare Schönheit der Gesamtwelt zusammensetzt"[8].
Für ihn, wie für einen Christ, kommt aufgrund der Güte Gottes nur dem Gutem wahrhaft "Sein" zu. Deswegen ist das Böse nur "Mangel des Guten", das Nicht-Gute. Er ist fest überzeugt: "Das Übel hat keinen Urheber in sich selbst. Übel und Sünde sind in sich nichts Wesenhaftes; sie sind Un-ordnung, Un-gutes, Nicht-Substanz, Widernatürliches, zum Nichts neigendes"[9].
Krankheit ist der Mangel an Gesundheit. Unwissen ist der Mangel an Wissen. Wie die Krankheit nur deswegen existieren kann, weil es den gesunden Körper gibt, hängt so auch die Existenz des Übels ganz und gar vom Guten ab.
Trotzdem hat das Böse für Augustin auch seinen Platz in der guten, von Gott geschaffenen Ordnung. Das Übel müsse zur Gesamtordnung des Kosmos gehören.
"Wenn es aber alles Guten beraubt wird, so kann es gar nicht mehr da sein. Wenn es aber sein wird, und schon nicht mehr verderbt werden kann, so wird es etwas Besseres geworden sein, weil es unverderbbar bleiben wird. Und was wäre wahnsinniger, als die Behauptung: Besser sei geworden, was all sein Gutes verloren habe? Was alles Guten beraubt wurde, ist gar nichts mehr. So lange etwas ist, ist es gut, also ist Alles gut, was da ist. Und so kann das Böse, nach dessen Ursprung ich forschte, kein Wesen an sich sein, denn wenn es das wäre, so wäre es gut, weil ohne Gutes gar nichts ist. Entweder wäre es ein unverderbbares Wesen, also ein hohes Gut, oder es wäre ein verderbbares, das dann nicht verderbt werden könnte, wenn es nicht gut wäre. Und weil du, Gott, Alles Gute machtest, so ist kein Wesen, das du nicht gemacht hast. Aber weil du nicht Alles gleich gemacht, und alles Einzelne gut ist, so ist Alles zusammen sehr gut, denn unser Gott machte Alles sehr gut. An dir ist kein Böses; nicht an dir nur, auch nicht an deiner Schöpfung, wie du sie schufest, und lenkest; denn nichts ist außer ihr, das in sie einbräche und die Ordnung zerstörte, die du ihr gabest. Um Einzelnen aber hält man das für böse, was ihm nicht angemessen ist und ebendasselbe ist einem Andern angemessen und darum ist es in sich selber gut. Und alle diejenigen Dinge, welche mit einander nicht übereinstimmen, sind einem Niedrigeren angemessen, das wir die Erde nennen. So stehet der Erde selbst ihr wolkichter und stürmischer Himmel an. Fern sei der Wunsch von mir, daß dies Niedrige lieber gar nicht sein möchte, denn wenn ich es allein schaute, so würde ich Höheres suchen und doch dich schon über Jenem zu loben haben...“[10],[11],[12]
[...]
[1] D. Hume, Dialoge über die natürliche Religion, Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, 15575.
Vgl. M. Эриксон , Христианское богословие, 344f.
[2] Theodizee, Digitale Bibliothek Band 12: Religion in Geschichte und Gegenwart, 32607f.
[3] W. Gross, K. Kuschel, „Ich schaffe Finsternis und Unheil!" Ist Gott verantwortlich für das Übel?, 75.
[4] C-F. Geyer, Die Theodizee, 50.
[5] W. Gross, K. Kuschel, „Ich schaffe Finsternis und Unheil!" Ist Gott verantwortlich für das Übel?, 75.
[6] C-F. Geyer, Die Theodizee, 49.
[7] C-F. Geyer, Die Theodizee, 49.
[8] W. Gross, K. Kuschel, „Ich schaffe Finsternis und Unheil!" Ist Gott verantwortlich für das Übel?, 71.
[9] W. Gross, K. Kuschel, „Ich schaffe Finsternis und Unheil!" Ist Gott verantwortlich für das Übel?, 72.
[10] A. Augustinus, Bekenntnisse VII/12-13, Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, 8130f.
[11] C-F. Geyer, Die Theodizee, 52. Vgl. De civitate Die, 11,18, Zitat: Confessiones, Band 7, XII, 18 und 19
[12] W. Gross, K. Kuschel, „Ich schaffe Finsternis und Unheil!" Ist Gott verantwortlich für das Übel?, 72.
- Arbeit zitieren
- Dimitry Husarov (Autor:in), 2001, Die Theodizee: einige Lösungen des Problems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35840
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