Eine Arbeit, die sich mit Jugendsprache beschäftigt, muß, bevor sie auf Forschungsaspekte eingeht, erst einmal klären, was Jugendsprache eigentlich ist. Eigentlich ist die Erklärung ganz einfach: Jugendsprache ist die Sprache der Jugend. Doch diese Definition nährt den Mythos, es gäbe eine Sprache, deren Besitzer ausschließlich die Jugend wäre und die nur von Jugendlichen gesprochen würde. Sprachwissenschaftler sehen Jugendsprache heute als ein komplexes sprachliches Register. Jugendliche sprechen nicht immer die Art von Sprache, die Erwachsene als Jugendsprache identifizieren. Eine weitere Frage wirft diese Definition auf: Wer ist eigentlich ein Jugendlicher? Unter Jugend versteht man im Alltagsgespräch normalerweise eine Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Viele Soziologen und Sprachwissenschaftler sind sich darin einig, daß mit der pubertären Lebensphase das Kindsein aufhört und der Erwachsenenstatus erreicht ist, wenn man ins Berufsleben einsteigt, heiratet oder Kinder bekommt, also die soziale Reife erlangt hat. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß in der heutigen modernen Gesellschaft die biologische Reife der Kinder immer mehr nach vorn, das Erreichen des Erwachsenenstatus aber oft nach hinten rückt. Man studiert viel länger, heiratet nicht so früh und bekommt schon gar nicht Kinder. Die soziale Verantwortung, die die Erwachsenen tragen, wird nicht all zu früh erstrebt. In diesem Sinne hat man es hier mit einer sehr weiten Spanne zu tun, wenn abgegrenzt werden soll, in welchem Lebensalter die soziale Gruppe Jugend, deren Sprache im folgenden beschrieben werden soll, genau angesiedelt ist. Die Pubertät erreichen die meisten Jugendlichen im Lebensalter von 13-15 Jahren, dies wird als Untergrenze dienen. Die Obergrenze wird grob auf 30 Jahre gesetzt. Damit werden alle Jugendlichen zwischen 20 und 30 Jahren miteinbezogen, die den Erwachsenenstatus, wie vorher beschrieben noch nicht erreicht haben. Des weiteren wird betont, daß die Jugendlichen häufig in zwei Wertwelten leben, die zum einen durch die Eltern und zum anderen durch die Altersgenossen geprägt werden. Diese zwei Wertwelten könnten großen Einfluß auf die Sprache der Jugendlichen haben. Je nachdem, mit wem die Jugendlichen kommunizieren, wechseln sie von einem Sprachsystem in ein anderes.
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Inhaltsverzeichnis
Jugendsprache Allgemein
Definition und Einleitung
Definition von Jugend
Definition von Jugendsprache
Jugendsprache und Standardsprache
Beginn und Entwicklung der Jugendsprache
Jugendsprache und Erwachsene
Allgemeine Merkmale gegenüber der Erwachsenensprache
Einstellung seitens Erwachsener
Einstellung seitens Jugendlicher
Schlußfolgerung
jugendsprachliche Wörterbücher
Jugendsprache in Italien
Faktoren, die die Jugendsprache beeinflussen
diachronischer Aspekt
diatopischer Aspekt
diastratischer Aspekt
diamesischer Aspekt
diaphasischer Aspekt
Merkmale der Jugendsprache in Italien
rethorische Mittel
Ausrufewörter
Fremdwörter
Distanz vs. Nähe
Affixe
Lehnwörter aus anderen Substandards
Bibliographie
Jugendsprache Allgemein
Definition und Einleitung
Definition von Jugend
Eine Arbeit, die sich mit Jugendsprache beschäftigt, muß, bevor sie auf Forschungsaspekte eingeht, erst einmal klären, was Jugendsprache eigentlich ist. Eigentlich ist die Erklärung ganz einfach: Jugendsprache ist die Sprache der Jugend. Doch diese Definition nährt den Mythos, es gäbe eine Sprache, deren Besitzer ausschließlich die Jugend wäre und die nur von Jugendlichen gesprochen würde. Sprachwissenschaftler sehen Jugendsprache heute als ein komplexes sprachliches Register. Jugendliche sprechen nicht immer die Art von Sprache, die Erwachsene als Jugendsprache identifizieren. Eine weitere Frage wirft diese Definition auf: Wer ist eigentlich ein Jugendlicher? Unter Jugend versteht man im Alltagsgespräch normalerweise eine Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Viele Soziologen und Sprachwissenschaftler sind sich darin einig, daß mit der pubertären Lebensphase das Kindsein aufhört und der Erwachsenenstatus erreicht ist, wenn man ins Berufsleben einsteigt, heiratet oder Kinder bekommt, also die soziale Reife erlangt hat. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß in der heutigen modernen Gesellschaft die biologische Reife der Kinder immer mehr nach vorn, das Erreichen des Erwachsenenstatus aber oft nach hinten rückt. Man studiert viel länger, heiratet nicht so früh und bekommt schon gar nicht Kinder. Die soziale Verantwortung, die die Erwachsenen tragen, wird nicht all zu früh erstrebt. In diesem Sinne hat man es hier mit einer sehr weiten Spanne zu tun, wenn abgegrenzt werden soll, in welchem Lebensalter die soziale Gruppe Jugend, deren Sprache im folgenden beschrieben werden soll, genau angesiedelt ist. Die Pubertät erreichen die meisten Jugendlichen im Lebensalter von 13-15 Jahren, dies wird als Untergrenze dienen. Die Obergrenze wird grob auf 30 Jahre gesetzt. Damit werden alle Jugendlichen zwischen 20 und 30 Jahren miteinbezogen, die den Erwachsenenstatus, wie vorher beschrieben noch nicht erreicht haben. Des weiteren wird betont, daß die Jugendlichen häufig in zwei Wertwelten leben, die zum einen durch die Eltern und zum anderen durch die Altersgenossen geprägt werden. Diese zwei Wertwelten könnten großen Einfluß auf die Sprache der Jugendlichen haben. Je nachdem, mit wem die Jugendlichen kommunizieren, wechseln sie von einem Sprachsystem in ein anderes.
Definition von Jugendsprache
Einschlägige Publikationen, in deren Titelformulierungen der Begriff "Jugendsprache" auftaucht, treffen möglichst rasch die Feststellung, daß es das Phänomen Jugendsprache eigentlich gar nicht gibt. Bei aller kritischen Distanz zu diesem Begriff herrscht dennoch weitgehend Einigkeit, daß Jugendliche einen besonderen Sprachgebrauch pflegen, der sich von anderen unterscheidet. Die Rede ist von Kommunikationsweisen und Sprechstilen, von jugendsprachlicher Varietät und Generationssoziolekt. Es kommt dabei zu einer Verbindung von gruppenspezifischen und situativ gebunden Sprechweisen. Die Jugendsprache geht von bereits erworbenen dialektalen und soziolektalen Varietäten aus und verändert bestimmte Teile des vorhandenen Registers. Parallel dazu kommt es wieder je nach Geschlecht, Schicht und Region zu Unterschieden. Die Jugendsprache bezieht sich weder auf einen sozialen Status noch ist sie an eine bestimmte Situation gebunden. Der Ausdruck "Jugendsprache" wie er hier verwendet wird, entspricht nicht der Sprache der jungen Generation im Allgemeinen. Es handelt sich eher um eine zweite Varietät derer die Jugendlichen nicht nur Gebrauch machen sondern nur in bestimmten Situationen und für bestimmte Zwecke. Diese Sprache wird hauptsächlich verwendet um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe auszudrücken und um sich gegen die Erwachsenenwelt zu stellen. Dies hat mehrere psychologische Hintergründe. Die Jugend fühlt sich von der Gesellschaft unverstanden und ausgeschlossen. Aus diesem Grund flüchtet sie sich in eine andere Welt. Und zu dieser Erscheinungsform gehören neben anderen Phänomenen, auf die ich nicht näher eingehen möchte, auch die eigene Ausdrucksform. Eine Gruppe von Jugendlichen ist eine unbeständige, gesellschaftliche Form, die man automatisch nach einigen Jahren wieder verläßt. Und die Jugendsprache ist eine Art Zweitsprache, die neben dem sonst gebrauchten Standard besteht.
Die Auffassung von Jugendsprache als Varietät ist aus zwei Gründen problematisch. Entweder wird der Varietätenstatus a priori zugeschrieben oder aber die Evidenz beschränkt sich auf die Auflistung einzelner Sprachmittel, die jedoch an und für sich keine Varietät bilden, solange keine systemhaften Zusammenhänge zwischen ihnen und ihrer sozio – situativen Verteilung nachgewiesen werden. Von jugendsprachlichen Varietäten kann nur dann die Rede sein, wenn Zusammenhänge zwischen Markern aus mehreren Ebenen nachgewiesen werden. Freilich gibt es nicht eine, sondern unbegrenzt viele Varietäten spezifischer Jugendgruppen in spezifischen Arealen.
Jugendsprache und Standardsprache
Beginn und Entwicklung der Jugendsprache
Im Hinblick auf das Alter der Jugendlichen kann man feststellen, daß das Phänomen "Jugendsprache" durchaus schon im Grundschulalter beobachtet werden kann. Bereits acht- bis zehnjährige Grundschulkinder haben eine Vorstellung von "Jugendsprache" entwickelt. Die Sprechweise selbst weist allerdings signifikant unterschiedliche sprachliche Merkmale und sprachliche Funktionen auf. Während der Pubertät fangen die Jugendlichen an sich als Individuum zu entwickeln. Sie beginnen sich mit den eigenen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen. Der Jugendliche möchte sich anders fühlen und fängt an sich anders zu kleiden, anders zu gehen, zu verhalten und natürlich auch anders zu sprechen. Aber ähnlich wie der Charakter des Jugendlichen muß sich auch seine Sprache erst entwickeln. In jüngeren Jahren, tendieren die Jugendlichen sich nur in kurzen Sätzen auszudrücken. Erst nachdem man sich als Individuum identifiziert hat, möchte man auf einmal seine Phantasie in Worte ausdrücken. Hinzu kommt, daß die jungen Menschen ihre Gefühle nicht mit jedermann teilen. In den meisten Fällen wird eine gleichaltrige Person eingeweiht, bei der man glaubt auf Verständnis zu treffen. Für sie ist es sehr schwierig ihre Gedanken in Worte auszudrücken. Wenn es nach ihnen ginge, würden sie ihr Inneres mit nur einem Satz oder noch besser mit nur einem Wort beschreiben. Je nachdem wie etwas gesagt wird, kann man den Grad des emotionalen Zustandes des Sprechers feststellen. Einige Merkmale die beispielsweise auf emotionale Erregung hinweist sind generell schnelleres Sprechen, kurze Sätze, Überbetonung der Wörter oder starke Schwankung der Stimme beim Sprechen. Zusammen mit diesen Merkmalen treten aber auch Handbewegungen und Gesichtsausdrücke auf um die Aussage noch zu verstärken. Wenn sich die Jugendlichen bei einer Aussage aber nicht ganz sicher sind, kann man mehrfache Wiederholungen eines Wortes wiecioèerkennen. Diese Unsicherheit könnte mit der eigenen Unfähgikeit reale Tatsachen wiederzugeben, zusammenhängen.
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- Quote paper
- Franziska Gostner (Author), 2001, Varietà giovanili - Jugendsprache in Italien - Wesen und Forschungsstand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3581