Diese Arbeit soll einen Beitrag für ein besseres Verständnis des Phänomens SMS-Sprache leisten und diskutieren, inwiefern ihre Existenz als Gefahr für die französische Schriftnorm zu werten ist.
Im ersten Schritt wird auf die besonderen Rahmenbedingungen für SMS-Sprache hingewiesen; es soll verdeutlicht werden, dass das Zusammenspiel aus medialen und kommunikativen Produktionsbedingungen das Herausbilden eines SMS-spezifischen Schriftkodes bewirken. Die eingangs präsentierten Rahmenbedingungen sollen nun dabei helfen, SMS-Kommunikation im Spektrum zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit zu verorten. Hierbei wird vorrangig auf das Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher eingegangen. Anschließend soll der „langage SMS“ anhand zentraler sprachlicher Merkmale charakterisiert werden. Aufgrund der gesammelten Informationen wird die Streitfrage nach der potentiellen Gefahr für das normierte Französisch beantwortet werden können.
Kurznachrichten werden in Frankreich tagtäglich millionenfach versendet. Die Kommunikation mittels SMS (Short Message Service) ist aus dem kommunikativen Alltag ihrer Interaktanten kaum mehr wegzudenken. Doch gerade in Frankreich häufen sich Stimmen von Sprachpuristen, die angesichts eines normfernen Schriftkodes einen Verfall der französischen Sprache wittern. In einer Forumsdiskussion mit dem Thema „Langage SMS vs langue française“ schreibt der Nutzer Nefertari2205: „Il est atroce de voir notre belle langue française ainsi maltraitée […]. Mais utiliser ce langage un peu débile, je trouve cela lamentable, c'est ainsi que les jeunes et parfois moins jeunes n'ont plus la notion de la belle écriture et des beaux mots...“
In der zuweilen polemisch geführten öffentlichen Debatte scheint klar zu sein: SMS-Sprache und Sprachverfall stehen miteinander in enger Verbindung. Doch haben wir es wirklich mit einer besorgniserregenden Entwicklung zu tun? Müssen wir uns tatsächlich vor einer Verrohung der Sprache fürchten? Sprachwissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre stellen fest, dass der „langage SMS“ von den Normen der Schriftsprache zwar deutlich abweicht, dies allein jedoch für die Schriftkultur noch keine Verarmung darstellt. Es sind technische und kommunikative Rahmenbedingungen, die die SMS-Sprache zu einem dialog- und interaktionsorientierten Schreiben und somit der Schriftnorm fern werden lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Produktionsbedingungen von SMS-Kommunikation
- Mediale Bedingungen
- Kommunikative Bedingungen
- SMS-Kommunikation zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
- Sprachliche Merkmale des langage SMS
- Verschriftungsstrategien
- Morphemkonstanz
- Langage SMS als Gefahr für die französische Sprache?
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der SMS-Sprache im Französischen und analysiert, ob sie eine Gefahr für die französische Schriftnorm darstellt. Sie untersucht die spezifischen Rahmenbedingungen der SMS-Kommunikation, verortet sie im Spektrum zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit und analysiert ihre sprachlichen Merkmale.
- Analyse der Produktionsbedingungen von SMS-Sprache (mediale und kommunikative Faktoren)
- Einordnung von SMS-Kommunikation im Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher
- Charakterisierung der sprachlichen Merkmale des langage SMS
- Diskussion der potentiellen Gefahr für die französische Schriftnorm
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und präsentiert die kontroverse Debatte um die SMS-Sprache im Französischen. Sie stellt die Relevanz der Arbeit und ihre Fragestellung dar.
Das zweite Kapitel analysiert die Produktionsbedingungen von SMS-Kommunikation. Es werden sowohl die medial-technischen Merkmale als auch die kommunikativen Bedingungen beleuchtet. Die Analyse zeigt, dass die technischen Einschränkungen des Mediums Handy und die spezifischen Kommunikationsbedingungen einen Einfluss auf die Entwicklung eines SMS-spezifischen Schriftkodes haben.
Das dritte Kapitel verortet die SMS-Kommunikation im Spektrum zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Es wird auf das Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher eingegangen, um die spezifischen Charakteristika der SMS-Sprache in Bezug auf Mündlichkeit und Schriftlichkeit zu verdeutlichen.
Das vierte Kapitel charakterisiert die sprachlichen Merkmale des langage SMS. Es werden Verschriftungsstrategien und die Rolle der Morphemkonstanz analysiert.
Schlüsselwörter
Langage SMS, französische Sprache, Schriftnorm, Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Nähe-Distanz-Modell, Verschriftungsstrategien, Morphemkonstanz, Sprachverfall, Interaktion, Kommunikation.
- Citation du texte
- Jonathan Müller (Auteur), 2017, "langage SMS". Eine Gefahr für die französische Sprache?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358044