Cannabis ist weltweit die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Trotz des Verbotes der Pflanze in den westlichen Industrienationen hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte diese Droge in unserem Kulturkreis etablieren können, so dass heute ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen eigene Erfahrungen im Umgang mit Cannabis haben. Für viele dieser Jugendlichen bleibt Cannabis eine Erfahrung auf dem Weg zum „Erwachsenwerden“, d.h., sie kommen über das „Probierstadium“ nicht hinaus. Ein großer Teil der Leute, die Cannabis konsumieren, behaupten, dass diese Droge harmlos ist und nicht abhängig machen kann. Demgegenüber steht die stetig wachsende Gruppe von Cannabiskonsumenten, welche öfter konsumieren, als sie das selber möchten und deswegen auch Beratungsstellen aufsuchen.
Cannabiskonsum wird demzufolge in der Gesellschaft kontrovers diskutiert, wobei das Spektrum von der Verharmlosung bis zum restriktiven Ablehnung reicht. Ich werde mich daher im Folgenden, ausgehend von einer kurzen Darstellung der Botanik des Hanfes, einem Überblick über Cannabisprodukte und den Rauschwirkungen des Cannabis (Kapitel 2) dem Problem der Cannabisabhängigkeit zuwenden (Kapitel 3). Die Rauschwirkung von Cannabis beruht auf Tetrahydrocannabinol (THC). Im Folgenden werden Cannabis- und Haschisch- und THC-Abhängigkeit als Synonyme gebraucht. Ebenso wird bei den Begriffen Abhängigkeit und Sucht verfahren, obwohl der Begriff der Sucht in der Fachsprache nicht mehr gebräuchlich ist. Im Kapitel 4 meiner Arbeit, werde ich die verschiedenen Interventionsmöglichkeiten sozialer Arbeit bei Cannabiskonsum/-abhängigkeit vorstellen, aber auch Schwachstellen der präventiven Angebote näher beleuchten. Die Ergebnisse meiner Arbeit fasse ich in einem kurzen Resümee zusammen. Nicht untersucht werden soll, ob und wie Cannabis den Einstieg zum Konsum anderer Drogen ebnet. Des weiteren soll in dieser Arbeit auch nicht die Frage geklärt werden, ob und wie Cannabiskonsum schizophrene Psychosen auslösen kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Cannabis – Produkte und Rauschwirkung
2.1 Botanik des Hanfes
2.2 Cannabisprodukte
2.3 Rauschwirkung des Cannabis
3. Zum Problem der THC-Abhängigkeit
3.1 Allgemeine Bemerkungen zur Abhängigkeitsproblematik
3.2 Zur Begrifflichkeit von Abhängigkeit
3.3 Theorien zu den Ursachen der Entstehung von Abhängigkeit
3.4 Cannabiskonsum und Abhängigkeit
4. Präventionsansätze für die soziale Arbeit
4.1 Die drei Säulen der Prävention
4.2 Primärpräventive Ansätze
4.3 Sekundärpräventive Ansätze
4.4 Tertiärpräventive Ansätze
4.5 Defizite innerhalb des Versorgungssystems
5. Schlusswort/ Resümee
6. Quellenverzeichnis
Eigenständigkeitserklärung
1. Einleitung
Cannabis ist weltweit die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Trotz des Verbotes der Pflanze in den westlichen Industrienationen hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte diese Droge in unserem Kulturkreis etablieren können, so dass heute ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen eigene Erfahrungen im Umgang mit Cannabis haben. Für viele dieser Jugendlichen bleibt Cannabis eine Erfahrung auf dem Weg zum „Erwachsenwerden“, d.h., sie kommen über das „Probierstadium“ nicht hinaus. Ein großer Teil der Leute, die Cannabis konsumieren, behaupten, dass diese Droge harmlos ist und nicht abhängig machen kann. Demgegenüber steht die stetig wachsende Gruppe von Cannabiskonsumenten, welche öfter konsumieren, als sie das selber möchten und deswegen auch Beratungsstellen aufsuchen.
Cannabiskonsum wird demzufolge in der Gesellschaft kontrovers diskutiert, wobei das Spektrum von der Verharmlosung bis zum restriktiven Ablehnung reicht. Ich werde mich daher im Folgenden, ausgehend von einer kurzen Darstellung der Botanik des Hanfes, einem Überblick über Cannabisprodukte und den Rauschwirkungen des Cannabis (Kapitel 2) dem Problem der Cannabisabhängigkeit zuwenden (Kapitel 3). Die Rauschwirkung von Cannabis beruht auf Tetrahydrocannabinol (THC). Im Folgenden werden Cannabis- und Haschisch- und THC-Abhängigkeit als Synonyme gebraucht. Ebenso wird bei den Begriffen Abhängigkeit und Sucht verfahren, obwohl der Begriff der Sucht in der Fachsprache nicht mehr gebräuchlich ist. Im Kapitel 4 meiner Arbeit, werde ich die verschiedenen Interventionsmöglichkeiten sozialer Arbeit bei Cannabiskonsum/-abhängigkeit vorstellen, aber auch Schwachstellen der präventiven Angebote näher beleuchten. Die Ergebnisse meiner Arbeit fasse ich in einem kurzen Resümee zusammen. Nicht untersucht werden soll, ob und wie Cannabis den Einstieg zum Konsum anderer Drogen ebnet. Des weiteren soll in dieser Arbeit auch nicht die Frage geklärt werden, ob und wie Cannabiskonsum schizophrene Psychosen auslösen kann.
2. Cannabis – Produkte und Rauschwirkung
2.1 Botanik des Hanfes
Hanf ist eine einjährige, krautige Pflanze. Diese Art bezeichnet man auch als Echter oder Indischer Hanf. Sie stammt ursprünglich aus Zentralasien, wird seit langem jedoch in vielen Gebieten angepflanzt, darunter in Europa, China, Indien und den Vereinigten Staaten. Seit 1996 ist der Anbau von Nutzhanf, der einen geringen Gehalt des psychoaktiven Wirkstoffes Tetrahydrocannabinol (THC) aufweist, auch in Deutschland erlaubt. Die Hanfpflanze ist sehr schnellwüchsig, sie kann je nach Klima und Bodenverhältnissen nur 90cm oder auch bis zu fünf Meter groß werden. Sie besitzt winzige eingeschlechtliche, zweihäusig verteilte Blüten, so dass es entweder rein männliche oder rein weibliche Pflanzen gibt. Die männlichen Blüten erscheinen in dichten Rispen an den Triebenden, diese sterben schon kurz nach der Bestäubung ab. Die weiblichen Pflanzen sind reicher verzweigt und tragen indessen jeweils nur geringe oder einzelne Blüten in Form einer kurzen Ähre. Der Blütenstaub (Pollen) wird durch den Wind übertragen. Kennzeichnend für Pflanzen beiderlei Geschlechts sind die tief handförmig zerteilten Blätter. Als Früchte (Samen) bilden sich kleine, runde Nüsse. Man kann aus Pflanzen beiderlei Geschlechts Fasern gewinnen. Das Harz, das von den weiblichen Blütenständen abgesondert wird, und die Hanfsamen konsumiert man als betäubende Droge. Aus Indien stammt dafür die Benennung Haschisch, aus Südamerika der Name Marihuana.
Systematische Einordnung: Hanf bezeichnet botanisch Cannabis sativa. Einige Fachleute rechnen ihn auch zur Familie Moraceae[1]. Zusammen mit der Gattung Humulus (Hopfen) gehört Cannabis (Hanf) der Familie der Cannabinaceae an[2].
2.2 Cannabisprodukte
Marihuana
Allgemein besteht Marihuana (Cannabiskraut) aus den weiblichen Blütenständen, bei Freilandsorten oft mit Samen durchsetzt. Marihuana bezeichnet die getrockneten, zerkleinerten blühenden bzw. schon Früchte tragenden grünen Spitzentriebe der weiblichen und männlichen Hanfpflanze (Cannabis sativa L.). Die Wirkung von Marihuana ist zum Teil (bei den hochgezüchteten holländischen Sorten) wesentlich stärker als die von Haschisch. Amerikanische Sorten wirken dagegen oft wohlig leicht[3]. In der Szene wird Marihuana u. a. als Gras, Heu, Grass, Kif oder Pot bezeichnet.
Haschisch
Unter Haschisch (Cannabisharz) versteht man im engeren Sinne nur das vorwiegend aus den Drüsenschuppen der Hanfpflanze (Cannabis sativa L.) durch verschiedene Methoden (Ausklopfen oder Abschaben) gewonnene Harz[4]. Haschisch ist eine feste, mäßig klebende harzige Masse mit einem unverwechselbaren Geruch. Die Farbe variiert je nach Herkunftsland zwischen Braun (Indien, Pakistan, Afghanistan) über Grün (Türkei) bis zu den hellen Sorten aus dem nahen Osten[5]. Zu den stärkeren Sorten zählt man den „Dunkelbraunen Pakistani“ und den „Schwarzen Afghanen“.
Haschischöl
Haschischöl (Cannabisharzextrakt) ist eine dunkelbraune, zähflüssige und klebrige Substanz[6], die auch als Oil, Red Oil oder Indian Oil bezeichnet wird. Das Öl wird mittels Lösungsmittelextraktion oder Destillation aus Cannabiskraut bzw. -harz gewonnen, weshalb der THC-Gehalt dieses Cannabisproduktes relativ hoch ist. Mit Haschöl werden deshalb mindere Sorten aufgeputscht ebenso ist es aber auch zum Kochen sehr geeignet[7].
2.3 Rauschwirkung des Cannabis
Konsumenten, die erstmalig Cannabis probieren, vermissen meist ein ausgeprägtes Rauscherlebnis, ihnen wird lediglich übel und sie müssen sich übergeben. Oftmals tritt ein Rauscherlebnis erst nach mehrmaligem Konsum auf[8]. Die Wirkung beim Konsum von Cannabis ist dosisabhängig. Beim Rauchen setzt sie bereits nach wenigen Minuten ein und dauert durchschnittlich bis zu vier Stunden an. 50 µg/kg gerauchtes bzw. 120 µg/kg oral eingenommenes Tetrahydrocannabinol bewirken eine milde Sedation und Euphorie hervor, 100 µg/kg (240 µg/kg oral) rufen Wahrnehmungs- und Zeitstörungen hervor, 200 µg/kg (400 µg/kg oral) lösen Verwirrungen und Halluzinationen aus[9]. Ab 300 µg/kg (600 µg/kg oral) dominieren dysphorische Zustände sowie unangenehme Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Brennen im Hals, Mundtrockenheit, Reizhusten, und Gliederschwere[10].
Haschischraucher beschrieben ihren Zustand z.B. wie folgt:
„Ein Gefühl der Unbefangenheit überkam mich. Mein Einfühlungsvermögen in andere war verbessert. Ich konnte mich herrlich in allen Sprachen unterhalten. Ich liebte alle Anwesenden und hatte Zuneigung zu denen, die ich sonst nicht leiden mag. Ich empfand ein starkes Glücksgefühl und ein fast schon unerträgliches Wohlbehagen machte sich breit“[11].
Unter Haschischeinfluss fühlt sich der Leib leicht und schwebend an, man hat das Gefühl fliegen zu können. Bereits vorhandene Gemütszustände werden durch Cannabis verstärkt, dagegen ist eine Veränderung des Gemütszustandes weniger häufig zu beobachten. Die Droge erzeugt kein sexuelles Begehren, aber ein sexueller Kontakt wird als schöner empfunden, da die Sinneseindrücke nachhaltiger erlebt werden. Cannabiskonsum ändert die Körpertemperatur nicht wesentlich, trotzdem können subjektiv die unterschiedlichsten Temperaturempfindungen auftreten. Das Gefühl wohliger Wärme kann über abwechselnd warme und kühle Phasen bis zu einer unangenehmen Kälteempfindung auftreten. Intensiviert wird die Geschmackswahrnehmung, was häufig zu gesteigertem Appetit, vor allem auf Süßigkeiten führt[12].
Akustische und optische Wahrnehmungsänderungen sind unter den subjektiven Symptomen am häufigsten. Meist wird die akustische Wahrnehmung als schärfer empfunden. Geräusche, welche normalerweise nicht bemerkt werden oder sonst nach kurzer Zeit der Gewöhnung anheim fallen, werden registriert. Intensiviert ist auch die Farbwahrnehmung. Farben werden als deutlicher, frischer, lebendiger und kräftiger empfunden bzw. treten kontrastreicher hervor. Ebenso kann die Tiefenwahrnehmung (3D-Effekte) verstärkt oder verändert sein. Im Gegensatz zum Alkohol erscheint eine Zeitspanne als erheblich länger[13]. Unter dem Einfluss von Cannabis werden 5 Minuten auf 10+-2 Minuten geschätzt[14]. Die Konzentrationsfähigkeit nach Cannabiskonsum ist erheblich vermindert, was auch der Grund für eine geringere Gedächtnisleistung und eine geminderte Lernfähigkeit ist. Die Leistung des Kurzzeitgedächtnisses lässt vor allem nach, während die Inhalte des Langzeitgedächtnisses nicht beeinflusst werden. Nach geringfügigem Cannabisgenuss werden ähnlich wie bei geringfügigem Alkoholkonsum einfache Tests wie Vorwärts- und Rückwärtszählen oder Alphabet-Aufsagen korrekt bewältigt, nach Aufnahme größerer Mengen THC werden allerdings komplexe motorische und geistige Aufgaben nur unbefriedigend gelöst[15].
Die Sprechfähigkeit wird unter Haschischeinfluss eingeschränkt. Häufig hat man Schwierigkeiten sich klar auszudrücken, die Aufmerksamkeit schweift ab, man vergisst, was man gerade sagen wollte oder aber weicht auf Nebenaspekte aus, weil der rote Faden verloren gegangen ist. Möglicherweise mag dies an dem unter dem Einfluss von Cannabis nachlassenden Kurzzeitgedächtnis liegen. Gerade Gehörtes wurde öfter und leichter vergessen, der Überblick über das Gespräch kann nicht behalten werden, neue Assoziationen und Ideen drängen sich ins Bewusstsein und lenken vom ursprünglichen Kern ab.
Oft wird berichtet, dass erst unter dem Einfluss von Cannabis schöpferische Akte möglich sind. Diese Beobachtung hängt auch damit zusammen, dass unter dem Einfluss von THC die Aufmerksamkeit nachlässt, und dass eine vorgeplante Richtung im Arbeiten und Denken durch spontane und Gedächtnis- und Konzentrationsmängel nicht mehr eingehalten wird. Auf dem Gebiet der Kunst können so durch nichtrationale Verknüpfungen zweier Eindrücke neue Möglichkeiten erschlossen werden. Eine oft objektiv unbegründete Ausgelassenheit, Heiterkeit und Albernheit ist bei den ersten Erfahrungen mit Cannabis zu beobachten. Diese Albernheit und Schwatzhaftigkeit mag von traumartigen Zuständen begleitet sein und mündet oft in Müdigkeit und Schlaf. Vielfach treten Müdigkeit und Schläfrigkeit beim Nachlassen der THC-Wirkung auf[16].
Cannabis zählt zu der Gruppe der psychotropen Substanzen, weshalb immer wieder die Frage gestellt wird, kann und wenn ja, unter welchen Umständen der Konsum von Cannabis abhängig machen? Ich stelle die Hypothese auf, „Ja, Cannabis kann abhängig machen!“ und werde versuchen, diese anhand der nachfolgenden Argumentation zu untermauern. Nach einführenden allgemeinen Bemerkungen zur Abhängigkeitsproblematik werde ich deshalb als Grundlage den Begriff Abhängigkeit definieren und Theorien zu den Ursachen der Entstehung von Abhängigkeit vorstellen. Im Mittelpunkt des Kapitels wird dann das Problem von Cannabiskonsum und Abhängigkeit diskutiert.
3. Zum Problem der THC-Abhängigkeit
3.1 Allgemeine Bemerkungen zur Abhängigkeitsproblematik
Die Frage, warum jemand abhängig wird, ist bis heute nicht in einer allgemein gültigen Form beantwortet worden. Die Suchtpersönlichkeit, die Suchtursache, die Suchtfamilie – all das existiert nicht. Es ist immer eine ganze Reihe von Faktoren, welche in einem meist mehrere Jahre dauernden Prozess der Abhängigkeitsentwicklung zusammenwirken. Weshalb jemand abhängig wurde – das lässt sich nur durch die intensive Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Lebensgeschichte des Abhängigen verstehen. Menschen, die beispielsweise nicht gelernt haben, ihre Gefühle offen zu auszudrücken, können versucht sein, ihre ungeliebten Gefühle durch Suchtmittelmissbrauch zu betäuben. Aber auch belastende soziale und familiäre Situationen, wie Beziehungstrennungen, Arbeitslosigkeit, Eintönigkeit des Alltags, der Tod eines geliebten Menschen, können den Weg zu Missbrauch und Sucht ebnen. Wiederum andere betroffene mussten in ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen wie die sexuellen Missbrauchs oder anderer Gewalt machen, welche sie nicht verarbeiten konnten. Wichtiger als belastende äußere Umstände scheint jedoch die Fähigkeit zur Bewältigung von Konflikten und Belastungen zu sein, also die psychosoziale Verfassung des Konsumenten. Oft leiden Menschen, welche abhängig werden, unter einem geringen Selbstwertgefühl und einem niedrigen Selbstbewusstsein. Häufig geben sie sich selbst die Schuld an ihrer Situation, sind innerlich überzeugt, sie hätten nichts Besseres verdient und rechnen auch nicht mit der Hilfe von anderen. Viele der Abhängigen empfinden ihre Lage als unentrinnbar.[17]
3.2 Zur Begrifflichkeit von Abhängigkeit
Entsprechend der WHO wird Abhängigkeit in körperliche und psychische Abhängigkeit unterschieden[18]. Es wird dann von körperlicher Abhängigkeit gesprochen, wenn durch die jeweilige Substanz bestimmte biochemisch-physiologische Prozesse ausgelöst werden, welche pharmakologisch begründet sind. Hingegen wird psychische Abhängigkeit durch psychische Prozesse erklärt, d.h. der Interaktion zwischen der Persönlichkeit des Individuums und den Wirkungen der Substanz. Jedoch bleibt diese Art der Einteilung unbefriedigend, da sowohl psychische Zustände physiologische Entsprechungen haben als auch physische Zustände psychisch vermittelt handlungsleitend wirken können[19]. Physische von psychischer Abhängigkeit getrennt zu sehen, kommt nach Wiese und Bozarth[20] einer Verneinung der offensichtlichen physiologischen Grundlage jeder psychischen Abhängigkeit gleich.
Als klassische Kriterien einer körperlichen Abhängigkeit gelten Toleranzentwicklung, d.h., die sinkende Wirkung bei unveränderter Dosis sowie das Vorhandensein von Entzugssymptomen nach Beenden des Substanzkonsums oder in Konsumpausen. Abhängigkeit ist entgegen populärer Ansichten jedoch nicht die physische, sondern vielmehr die psychische Abhängigkeit, welche das eigentliche Problem des „Nicht-Mehr-Aufhören-Könnens“ darstellt[21]. Resultierend aus dieser Erkenntnis wurde bereits Anfang der 70er Jahre vorgeschlagen die Kategorie physische Abhängigkeit aufzugeben, da die psychische der allein maßgebliche Aspekt sei[22].
Nach ICD-10 wird die Diagnose einer Abhängigkeit dann gestellt, wenn zu irgendeinem Zeitpunkt des letzten Jahres mindestens drei der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden waren:
1. Starker Wunsch, psychotrope Substanzen zu konsumieren;
2. Verringerte Kontrollfähigkeit hinsichtlich des Beginns, der Menge und Beendigung des Konsums;
3. Entstehen eines körperlichen Entzugssyndroms bei Reduktion oder Beendigung des Konsums bzw. Einnahme von Substanzen, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden;
4. Nachweis einer Toleranz; höhere Dosen der Substanz müssen zugeführt werden, um die ursprünglich erzielte Wirkung durch die psychotrope Substanz zu erreichen;
5. Zunehmende Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums und ein erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu sich zu nehmen und sich von ihren Folgen zu erholen;
6. Anhaltender Substanzkonsum trotz nachweisbarer schädlicher Folgen[23].
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[1] Artikel "Hanf," in: Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000 © 1993-1999 Microsoft Corporation.
[2] Turner, ElSohly und Boeren, 1980; Kovar, 1981 in: Kleiber, B./Kovar, K.-A.: Auswirkungen des Cannabiskonsums; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 1998, S. 14.
[3] http://cannabis-archiv.de/konsum/rauch-faq.html (25.12.04)
[4] Vgl. Kleiber/Kovar, 1998, S. 15.
[5] http://cannabis-archiv.de/konsum/rauch-faq.html (25.12.04)
[6] Vgl. Kleiber/Kovar, 1998, S. 15.
[7] http://cannabis-archiv.de/konsum/rauch-faq.html (25.12.04)
[8] Vgl. Kleiber/Kovar, 1998, S. 21.
[9] Vgl. Kleiber/Kovar, 1998, S. 19.
[10] Vgl. Kovar, 1981 und 1992 in: Kleiber/Kovar, 1998, S. 20.
[11] Vgl. Kleiber/Kovar, 1998, S. 20.
[12] Vgl. Kleiber/Kovar, 1998, S. 21.
[13] Vgl. Jones und Stone, 1970 in: Kleiber/Kovar, 1998, S. 21.
[14] Vgl. Weil, Zinberg und Nelsen, 1968 in: Kleiber/Kovar, 1998, S. 21.
[15] Vgl. Kleiber/Kovar, 1998, S. 20.
[16] Vgl. Hai, 1981 in: Kleiber/Kovar, 1998, S. 21.
[17] Informationsbroschüre der Barmer Ersatzkasse, Drogen, Wuppertal, S. 9.
[18] Eddy et al., 1965; WHO, 1969 in: Soellner, R.: Abhängig vom Haschisch?; Verlag Hans Huber Bern 2000, S. 11.
[19] Vgl. Snyder, 1990 in: Soellner, 2000, S. 11.
[20] Vgl. Wise und Bozarth, 1987 in: Soellner, 2000, S. 11.
[21] Vgl. Biniek, 1978 in: Soellner, 2000, S. 12.
[22] z.B. Bejerot, 1970 in: Soellner, 2000, S. 12.
[23] Dilling, H./Mombour, W./Schmidt, M.H.: Internationale Klassifikation psychischer Störungen; Verlag Hans Huber 2. Auflage 1993, S. 92.
- Citar trabajo
- Stephan Kobieter (Autor), 2005, THC-Abhängigkeit und Interventionsmöglichkeiten für die soziale Arbeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35726
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