Etymologie und Sprachgeschichte stellen einen wichtigen Teil der Sprachwissenschaft dar. Da sie sich mit der Herkunft von Wörtern, deren verschiedenartigen Bedeutungen beschäftigen und zudem verwandte Wörter und Wortbildungen erforschen, bieten sie die Möglichkeit Veränderungen der Wörter bis hin zu ihrer Entstehung zurückverfolgen zu können.
Inwiefern sich ein Wort im Laufe der Jahrhunderte verändern kann, unter anderem in seiner Lautung und Schreibung, soll hier am Beispiel des Wortes Mädel genauer erläutert werden. Zunächst wird also auf den Gebrauch, das System und das Diasystem, mit Schwerpunkt auf dem auftauchenden Pluralproblem, in der Gegenwartssprache eingegangen. Anschließend wird mit Blick auf den Lautwandel, die Entstehung des Wortes Mädel geklärt und anhand von ersten Erwähnungen belegt. Wichtig ist hierbei vor allen Dingen, in welcher Zeit die erste Erwähnung des Wortes Mädel stattfand, da somit fest gestellt werden kann, wie alt es bereits ist. Obwohl Lautung und Schreibung Teil der Grammatik sind, stellen sie hier ein eigenes Kapitel dar, da besonders die Grapheme und Morpheme in den jeweiligen Epochen eine große Rolle spielen. Abschließend werden die unterschiedlichen Bedeutungen und die Verwendung des Wortes Mädel anhand von Textauszügen belegt und abschließend noch genauer erläutert. Der Schwerpunkt soll hier in der Bedeutungsgeschichte des Wortes Mädel liegen, mit speziellem Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus und der Bezeichnung: „Bund Deutscher Mädel“. Ein abschließendes Resümee soll eine kurze Wiederholung und Zusammenfassung geben.
Inhalt
1. Einleitung
2. Heutiger Gebrauch
2.1 System und Wortbildung
2.2 Diasystem und Pluralproblem in regionalen Sprachvarianten
2.3 Verwandte Wortformen
3. Ursprung des Wortes Mädel
3.1 Erste Erwähnungen
3.2 Entlehnung und Lautwandel
4. Bedeutungsgeschichte und Inhalt
4.1 Verwendung vom Althochdeutschen zum Neuhochdeutschen
4.2 Verwendung im Nationalsozialismus
4.3 Verwendung vom Neuhochdeutschen bis zur Gegenwart
5. Resümee
Literaturhinweise
1. Einleitung
Etymologie und Sprachgeschichte stellen einen wichtigen Teil der Sprachwissenschaft dar. Da sie sich mit der Herkunft von Wörtern, deren verschiedenartigen Bedeutungen beschäftigen und zudem verwandte Wörter und Wortbildungen erforschen, bieten sie die Möglichkeit Veränderungen der Wörter bis hin zu ihrer Entstehung zurückverfolgen zu können.
Inwiefern sich ein Wort im Laufe der Jahrhunderte verändern kann, unter anderem in seiner Lautung und Schreibung, soll hier am Beispiel des Wortes Mädel genauer erläutert werden. Zunächst wird also auf den Gebrauch, das System und das Diasystem, mit Schwerpunkt auf dem auftauchenden Pluralproblem, in der Gegenwartssprache eingegangen. Anschließend wird mit Blick auf den Lautwandel, die Entstehung des Wortes Mädel geklärt und anhand von ersten Erwähnungen belegt. Wichtig ist hierbei vor allen Dingen, in welcher Zeit die erste Erwähnung des Wortes Mädel stattfand, da somit fest gestellt werden kann, wie alt es bereits ist. Obwohl Lautung und Schreibung Teil der Grammatik sind, stellen sie hier ein eigenes Kapitel dar, da besonders die Grapheme und Morpheme in den jeweiligen Epochen eine große Rolle spielen. Abschließend werden die unterschiedlichen Bedeutungen und die Verwendung des Wortes Mädel anhand von Textauszügen belegt und abschließend noch genauer erläutert. Der Schwerpunkt soll hier in der Bedeutungsgeschichte des Wortes Mädel liegen, mit speziellem Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus und der Bezeichnung: „Bund Deutscher Mädel“. Ein abschließendes Resümee soll eine kurze Wiederholung und Zusammenfassung geben.
2. Heutiger Gebrauch
2.1 System und Wortbildung
Einen ersten Überblick über die Orthographie von Mädel (in IPA-Lautschrift: [’mε:dl]) gibt der Artikel aus dem Duden 1, Deutsche Rechtschreibung: „ Mä|del, das; -s, Plur. –od (bes. nordd.) –s u. bayr., österr. –n“[1]. Der untersetzte Strich unter dem „ä“ kennzeichnet die lange betonte Silbe. Zudem kann eine mögliche Worttrennung am Zeilenende festgestellt werden, die hier durch einen senkrechten Strick gekennzeichnet ist. Dies verdeutlicht zudem, dass Mädel aus zwei Silben besteht. Mädel ist außerdem eine sexusbezogene Bezeichnung für ein junges Mädchen, da eine Movierung nicht möglich ist. Weitere Verwendungen, so wie Antonyme und Synonyme des Wortes Mädel werden zudem anschließend in Kapitel 5 behandelt.
Die Wortbildungsanalyse ergibt, dass es sich bei Mädel um ein Simplex handelt. Dennoch sind verschiedene Ableitungen möglich: Blitz mädel [2] , Jung mädel, Pracht mädel [3] und Mädel baum[4]. Bei allen Ableitungen handelt es sich um endozentrische Determinativkomposita. Zerlegt man das Wort Blitz mädel weiter so sieht man folgendes:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine weitere Ableitung von Blitz mädel ist nicht möglich. Ein ähnliches Ergebnis der Wortbildungsanalyse erhält man bei Jung mädel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auch hier gibt es keine weiteren Ableitungen. Die letzte Komposition Pracht mädel wird wie das Kompositum Blitz mädel gebildet und weist ebenfalls keine weiteren Ableitungen auf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Ableitung Mädel baum hat das Wort Mädel im Gegensatz zu den vorangegangenen Ableitungen, am Anfang stehen. Der lateinische Ausdruck für das Maskulinum Mädel baum heißt pinus sylvestris. Übersetzt bedeutet Mädel baum: Kiefer[5]. Die Verwendungen und Bedeutungen des Wortes Mädel und dessen Ableitungen werden nachfolgend im Kapitel 5, Bedeutungsgeschichte noch näher erläutert. Besonders die Verwendung des Wortes Blitz mädel im Nationalsozialismus ist eine nähere Betrachtung wert. Bei dem Wort Mädel handelt es sich zudem um ein Diminutiv mit dem Suffix – el. Mädel ist demnach eine Verkleinerungsform. Welches Wort es ursprünglich verkleinerte und schließlich verdrängte, wird in den kommenden Kapiteln noch erläutert.
Doch zunächst folgt eine Analyse der Flexionsformen. Auch hierbei ist der Artikel zum Lemma Mädel aus dem Duden 1, Deutsche Rechtschreibung sehr hilfreich. Nach der Angabe des Genus, im Fall des Substantivs Mädel handelt es sich hierbei um ein Neutrum, folgt hier nämlich die Angabe des Genitivs Singular. Weitere Deklinationsformen wären:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle:http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=inflection&input=M%E4del&features=%28Cat+N%29%28Gender+N%29%28Plural+-%29&country=D&lookup=caseInSensitive
Auffällig ist bei dieser Quelle vor allem, dass sowohl eine endungslose Pluralform von Mädel als auch eine –n Endung zu existieren scheint. Diese zwei Pluralformen sind jedoch nicht die einzigen. Auch der Artikel aus dem Duden 1 zeigt, dass es mindestens zwei Pluralformen gibt. Allerdings handelt es sich beim Duden um die Angabe eines endungslosen Plurals und eines s - Plurals. Somit ist bei dem Wort Mädel ein Pluralproblem vorhanden. Ursache dieses Pluralproblems sind die verschiedenen regionalen Sprachvarianten, wie unter anderem der Artikel des Duden 1 belegt. Obwohl das Pluralproblem Teil der Grammatik ist und somit zur Kategorie des Systems gehören würde, wird es in dieser Hausarbeit ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des Diasystems betrachtet, da in diesem Zusammenhang die verschiedenen regionalen Sprachvarianten prägnanter zur Geltung kommen.
2.2 Diasystem und Pluralproblem in regionalen Sprachvarianten
Wie auch das vorangegangene Kapitel bezieht sich dieses auf die Gegenwartssprache. Wie bereits in Kapitel 2.1 beschrieben, existieren verschiedene Pluralformen des Wortes Mädel.
Zunächst wird nun aber der Nominativ Plural von Mädel untersucht, um einen ersten Beleg für das Pluralproblem liefern zu können. Gehen wir zunächst davon aus, dass die hochdeutsche Pluralendung des Nominativs mit -Ø (Nullendung, also die Mädel) die orthographisch korrekte Form ist, wie auch der Artikel aus dem Duden 1, Deutsche Rechtschreibung belegt[6]. Im Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch findet man hierfür ebenfalls einen Nachweis: „ Mädel: Der Plural von Mädel lautet standardsprachlich die Mädel. Die Pluralformen die Mädels und die Mädeln werden nur landschaftlich und in der Umgangssprache gebraucht“[7]. Der Begriff „standardsprachlich“ wird hier jedoch leider nicht näher erläutert. Neben der Bildungsform mit der Nullendung existieren noch zwei weitere mögliche Endungen: die Mädel n und die Mädel s. Welche der beiden Endungsformen in welchem Sprachgebiet vorkommen und verwendet werden könnte, zeigt der Artikel im Duden-Taschenbuch, Band 8[8]: „ Mä|del das: der Plural lautet österr. ugs. "Mädeln"; die Form kommt teilweise auch im Binnendt. vor, dagegen ist "Mädels" in Österr. ganz ungebräuchlich“. Dies sagt zunächst aus: Das Wort Mädel wird nicht nur in Deutschland verwendet, sondern auch in Österreich und der Plural mit – n kommt aus dem österreichischen Sprachraum, in dem zugleich der Plural mit – s gänzlich unüblich ist. Knaurs großes Wörterbuch der deutschen Sprache teilt die Deklinationsformen ihrem Auftreten nach in drei Sprachräume ein:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dies bedeutet allerdings nicht, dass die oben genannten Deklinationsformen Allgemeingültigkeit besitzen. Trübners Deutsches Wörterbuch spricht nämlich von einer ganz anderen Pluralthese:
„[Es] ist bereits ersichtlich, daß der Plur. [Plural] zwischen Mädel und Mädels schwankt, wobei Mädels wohl mehr in Süd-, Mädels (wie Jungen und Jungens) in Norddeutschland gebräuchlich ist. [...] Daneben steht noch der weniger verbreitete Plur. Süddeutscher Herkunft Mädeln.“[9]
Dieser Auszug zeigt ganz deutlich, wie prägnant das Pluralproblem bei Mädel war und noch heute ist. Selbst die Wörterbücher widersprechen sich in ihren Thesen, welche Pluralform aus welchem regionalen Sprachraum stammen könnte. Allerdings muss man ganz klar differenzieren: die Wörterbücher wollen lediglich aufweisen, welche Pluralbildung in welcher Region entstand und nicht, welcher Plural dort aktiv und vor allem aktuell verwendet wird.
[...]
[1] Siehe Dudenredaktion (Hrsg.): Duden Band 1. Die deutsche Rechtschreibung. 23., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim: Dudenverlag 2004.
[2] Siehe Paulwitz, Thomas und Micko, Stefan: Engleutsch? Nein danke! Wie sag ich’s auf deutsch? Ein Volkswörterbuch. 2. Auflage Erlangen und Wien 2000.
[3] Siehehttp://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=wordformation&input=M%E4del&features=%28Cat+N%29%28Gender+N%29%28Plural+-%29&lookup=caseInSensitive&country=D
[4] Siehe Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Band VI, L-M. Leipzig: Verlag von S. Hirzel 1885.
[5] Siehe Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Band VI, L-M.
[6] Siehe Dudenredaktion (Hrsg.): Duden Band 1. Die deutsche Rechtschreibung.
[7] Siehe Klosa, Annette: Duden Band 9. Richtiges und gutes Deutsch. Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. 5. neu bearbeitete Auflage. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim: Dudenverlag 2001.
[8] Siehe Ebner, Jakob: Duden- Taschenbücher Band 8. Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch der österreichischen Besonderheiten. 2. vollständig überarbeitete Auflage. Mannheim Wien Zürich: 1980.
[9] Siehe Trübner, Karl: Trübners Deutsches Wörterbuch. Band 4, I-N. Hrgs. Von Alfred Götze. Berlin: Walter de Gruyter 1943.
- Quote paper
- Ina Hämmerling (Author), 2005, Historisch-etymologische Analyse des Wortes "Mädel", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35691
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