Das Intro zu "Fight Club" ist eines der Paradebeispiele eines Intros. Es handelt sich hierbei in der Form um einen "Digital-Domain-Vorspann". Typisch für den "Digital-Domain-Vorspann", ist dabei, dass kurvig Abfahren eines Parcours bei zeitgleicher Cast-Einblendung und sowohl Tunnelblick als auch Tunnelfahrt sind charakteristisch für diese Form des Intros. Das Intro ist eine rasante Rückwärtsfahrt durch das Gehirn des Protagonisten, und gibt dem Zuschauer einen Einblick in das Geschehen, welches ihn eigentlich noch vor dem "establishing shot" erwartet. Der ganze Film spielt sich im Gehirn des Protagonisten ab, welches der Zuschauer den kompletten Film über niemals verlässt. Das was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist einzig und allein die verzerrte Wahrnehmung des Protagonisten.
Das Intro zu David Fincher´s “Fight Club”
In dem Film “Fight Club”[1] von David Fincher geht es um den Protagonisten, dessen Name nie direkt genannt wird. Der Protagonist nannte in den Selbsthilfegruppen verschiedene Namen, welche sich meist auf den Spielfilm „Planet der Affen“ beziehen, oder aber auch auf verschiedene Rollen von Robert de Niro. Einige Quellen nennen den Protagonisten „Jack“, was im Film auf verschiedene Ausgaben des Reader´s Digest zurückzuführen ist, in dem Organe von sich selbst in der ersten Person erzählen. Sie nennen sich „Jack“.
Durch das viele Fliegen in seinem Job leidet der Protagonist, der als Rückrufkoordinator eines großen amerikanischen Autoherstellers angestellt ist, an chronischen Schlafstörungen. Auf dem Rückflug bei einer seiner vielen Geschäftsreisen lernt der Protagonist den charismatischen und smarten Seifenverkäufer Tyler Durden kennen. An seiner Wohnung angekommen bemerkt der Protagonist, dass diese komplett ausgebrannt ist. Die Beiden treffen sich auf ein Bier, und Tyler bietet ihm an, bei sich unterzukommen. Als sie die Kneipe verlassen, beginnen sie auf dem Parkplatz aus Spaß eine Schlägerei, die zuvor von Tyler provoziert wurde. Diese Erfahrung verleiht beiden scheinbar den ultimativen Adrenalinstoß. Aus diesem Erlebnis entwickeln sich die sogenannten „Fight Clubs“. Aus dem Glauben Tylers, das erst Selbstzerstörung das Leben lebenswert macht, entwickeln sich immer anarchistischere Pläne, die der Protagonist im Laufe des Films zu stoppen versucht. Tyler gründete ohne das Wissen des Protagonisten das „Projekt Chaos“, in dem es darum geht, die komplette Menschheit wieder an den Nullpunkt zu bringen. Dazu möchte er jede Zentrale Verwaltung der Kreditkarteninstitute zerstören, um das Finanzwesen kollabieren zu lassen. Dies sollte bewirken, dass alle Menschen nochmal von „Ground Zero“ anfangen können. Die gleichgesinnten Anhänger der „Fight Clubs“ sollten dazu dienen, diese Pläne in die Tat umzusetzen. Hieraus entwickelte sich eine eigene durchorganisierte Armee, die die Angriffe auf die öffentliche Ordnung ausführt.
Durch die Versuche des Protagonisten, die Pläne Tyler´s zu stoppen, wird dieser mit der schockierenden Wahrheit konfrontiert, dass Tyler sein Alter Ego ist, er an Schizophrenie leidet und Tyler genau das symbolisiert, was er gerne wäre.
Hier stellt sich nun die Frage, in welchem Zusammenhang die Introsequenz zur Story des Films steht.
Das Intro zu „Fight Club“ ist eines der Paradebeispiele eines Intros. Es handelt sich hierbei in der Form um einen „Digital-Domain-Vorspann“.[2] Typisch für den „Digital-Domain-Vorspann“, ist dabei, dass kurvig Abfahren eines Parcours bei zeitgleicher Cast-Einblendung und sowohl Tunnelblick als auch Tunnelfahrt sind charakteristisch für diese Form des Intros.[3] Das Intro ist eine rasante Rückwärtsfahrt durch das Gehirn des Protagonisten, und gibt dem Zuschauer einen Einblick in das Geschehen, welches ihn eigentlich noch vor dem „establishing shot“ erwartet. Der ganze Film spielt sich im Gehirn des Protagonisten ab, welches der Zuschauer den kompletten Film über niemals verlässt. Das was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist einzig und allein die verzerrte Wahrnehmung des Protagonisten.[4]
Der eigentliche Vorspann beginnt direkt nach dem „Studio-Production-Logo“[5], in dem als erstes ein schwarzer Hintergrund eingeblendet wird, auf dem sich dann langsam in einer blauen hellen Leuchtschrift das Logo von „REGENCY“[6] bildet, zudem hört man das Geräusch von Wasser. Es folgt eine weitere schwarze Einstellung, in der auch der Ton wechselt.[7] Dem Wassergeräusch folgt eine kurze klassische, von Violinen gespielte Sequenz, welche wiederrum einem Ton weicht, der an eine Plattenspielernadel erinnert, die über eine Schallplatte streift. Diesem Ton folgt die aggressive, elektronische Titelmusik von „Fight Club“. Der erste Eindruck, der dem Zuschauer vermittelt wird, ist die Optik von Wellen einer unruhigen See.[8] Diese könnte man in Zusammenhang mit dem Protagonisten setzen, der durch seine Schlaflosigkeit genauso von einer inneren Unruhe getrieben wird. Diese Szene stellt das im Film angesprochene Angstzentrum des Protagonisten dar. Danach wechselt dieses Bild der Wellen in eine Art höhlenartiges Bild[9], welches sich farblich kaum von den vorherigen Einstellungen unterscheidet. Alles scheint kühl, dunkel und ängstlich. Dies könnte in Verbindung mit der Krafthöhle des Protagonisten gesetzt werden. Er besucht im Laufe des Films diverse Selbsthilfegruppen[10], durch welche er wieder die Fähigkeit erlangt, zu schlafen. Durch die Anteilnahme der anderen Gruppenmitglieder erlangt er eine gewisse innere Ruhe, nach der er regelrecht süchtig wird. Bei einer dieser Treffen lernt er, dass er Hoffnung und Kraft aus einer imaginären Krafthöhle schöpfen kann, in der sich sein sogenanntes Krafttier, in diesem Falle ein Pinguin[11], befindet. Hierbei handelt es sich allerdings um die Hirnrinde des Protagonisten. Zwischen diesen beiden ersten Szenen werden auch in blauer Schrift das Logo von „FOX 2000 PICTURES“[12] und „REGENCY ENTERPRISES“[13] eingeblendet, sowie „LIONS FILMS“[14] direkt im Anschluss. Erst danach wird dem Zuschauer signalisiert, dass es sich um einen Film von David Fincher handelt.[15] Die Schrift der Einblendungen ist durchgehend in einem kühlen Blau gehalten, und verschwindet in einer Art angedeutetem „schwarzem Loch“. Die dabei entstehenden „schwarzen Löcher“ kann man als Black-Outs verstehen, die der Protagonist im Laufe des Films immer wieder hat. Er reist durch das Land, um Tyler und die Gründung neuer „Fight Clubs“ zu stoppen. Im Laufe des Films findet der Protagonist heraus, dass jeder ihn für Tyler hält, und die „Fight Clubs“ von ihm selbst gegründet wurden. Dies alles entstammt seiner Schizophrenie und er ist sich seiner Handlungen nicht bewusst, die er begeht, wenn er zum Beispiel durch das Land reist, um weitere „Fight Clubs“ zu gründen.[16] Diese Teile seines Handelns verschwinden wie in einem schwarzen Loch. Nach der Einblendung, welche erklärt, dass der Film von David Fincher stammt, gelangt man als Zuschauer direkt in das Gehirn des Protagonisten. Genauer gesagt in eine Vernetzung von Synapsen.[17] Dem Filmgeschehen nach handelt es sich hierbei wahrscheinlich um das Angstzentrum des Gehirns, welches in diesem Augenblick stark beansprucht wird. Hier werden die Namen der Hauptdarsteller Brad Pitt, Edward Norton und Helena Bonham-Carter eingeblendet[18], wobei der bekannteste – in diesem Falle Brad Pitt – als erstes genannt wird. Auch sie sind in dem typischen kühlen Blau gehalten und verschwinden in den „schwarzen Löchern“. Auffallend ist hierbei, dass die Namen bei Erscheinen aufblitzen, wobei es sich hierbei um das Aufblitzen der Synapsen handelt.[19] Dieses Aufblitzen könnte man so interpretieren, als würde es sich um eine Fehlschaltung des Gehirns des Protagonisten handeln, oder auch um Kurzschlüsse von ihm. Somit kann auch im Verlauf des Films davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Erzählungen des Films ebenfalls um Kurzschlüsse und Fehlschaltungen des Protagonisten handeln könnte. Die ganze Geschichte und der Verlauf des Films existiert nur im Kopf des Protagonisten, durch den wir in der Introsequenz geleitet werden. Besonders Auffällig ist vor allem, dass bei der Einblendung des Titels der Schriftzug Fight Club für genau einen Frame spiegelverkehrt einblendet wird.[20] Dies passt zu der ganzen Introsequenz. Melanie Döring vergleicht dies mit Lacans behandeltem Spiegelmotiv:
„Das soeben beschriebene Bild macht bereits anhand der Position der jeweiligen Figur deutlich, wer in dieser Spiegelverhaftung [Lancan] der Knecht und wer der Herr ist. Der Namenlose konstruiert […] sich (s)ein Ideal-Ich Tyler Durden, um sein Leben zu revolutionieren und erst zum Ende dieses Dramas […] scheint er den wahren Grund zu erkennen.“[21]
[...]
[1] Fincher, David (Regie). (1999). Fight Club. [Spielfilm]. USA: : Art Linson Productions/Fox 2000 Pictures/Regency Enterprises/Taurus Films.
[2] Epping-Jäger / Fehrmann / Linz. München 2005. Seite 70.
[3] Vgl. ebd.
[4] http://www.fb10.uni-bremen.de/germanistik/didaktik/spielfilm/spielfilm%20in%20der%20schule- dateien/Main%20Titel%20Sequence%20-%20Stickfort.pdf. Seite 7. Stand: 16.09.2015
[5] Fight Club. USA 1999. Regie: David Fincher. 00:00:22 Min.
[6] Vgl. ebd. 00:00:32 Min.
[7] Vgl. ebd. 00:00:33-00:00:36 Min.
[8] Vgl. ebd. 00:00:34 Min.
[9] Vgl. ebd. 00:00:35-00:00:41 Min.
[10] Vgl. ebd. 00:06:11-00:09:02 Min.
[11] Vgl. ebd. 00:10:15-00:10:30 Min.
[12] Vgl. ebd. 00:00:37 Min.
[13] Vgl. ebd. 00:00:37 Min.
[14] Vgl. ebd. 00:00:40 Min.
[15] Vgl. ebd. 00:00:43 Min.
[16] Vgl. ebd. 01:44:00-01:48:56 Min.
[17] Vgl. ebd. 00:00:44 Min.
[18] Vgl. ebd. 00:00:48-00:00:54 Min.
[19] Blasberg, Sarah. Hamburg 2014. Seite 22.
[20] Fight Club. USA 1999. Regie: David Fincher. 00:00:58 Min.
[21] Döring, Melanie. München 2010. Seite 11.
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- Tatjana Gallina (Autor), 2015, Das Intro zu David Fincher´s "Fight Club", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356235