Seit dem Sommer 2014 ist ein permanenter Zulauf von Jugendlichen aus Westeuropa in den „heiligen Krieg“ nach Syrien und dem Irak zu beobachten. Was macht die Faszination aus, in den „heiligen Krieg“ zu ziehen, eventuell sein Leben zu verlieren? Warum sind besonders junge Menschen empfänglich für dschihadistische Propaganda?
Wir leben in einem demokratischen und aufgeklärten Land; sind es überwiegend Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit islamischen Wurzeln, welche dem IS beitreten, oder sind sie streng religiös, abenteuerlustig, auf der Suche nach Selbstbestätigung oder kommen sie aus schwierigen Familienverhältnissen?
In meiner Hausarbeit möchte ich versuchen, diese Fragen zu beantworten und auch die Frage, was wir als Zivilgesellschaft zum Beispiel in der Politik, in den Schulen/Universitäten, in den Familien tun können, um Jugendliche vor Extremismus zu schützen. Was kann die muslimische Bevölkerung tun, die in unserem Land lebt, um den Islam besser zu erklären und die wirklichen Grundlagen dieser Religion zu vermitteln, sodass nicht der Eindruck entsteht, diese Glaubensrichtung hat ausschließlich mit Gewalt, Krieg und Hass gegen andersdenkende bzw. „Ungläubige“ zu tun?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Definition Dschihad
2.2. Ideologische Grundlagen
2.3. Wege in den Dschihadismus
2.3.1. Internet
2.4. Erkennungsmerkmale einer Radikalisierung
3. Schlussteil
3.1. Fazit
4. Anhang
4.1. Verzeichnis fur Abkurzungen
4.2. Verzeichnis fur Abbildungen
4.3. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Seit dem Sommer 2014 ist ein permanenter Zulauf von Jugendlichen aus Westeuropa in den „heiligen Krieg" nach Syrien und dem Irak zu beobachten.[1] Laut aktuellen Bericht der Innenminister der Lander haben ungefahr 677 Jugendliche und junge Erwachsene Deutschland verlassen um sich dem IS anzuschlieRen. Der groRte Teil ist zwischen 22 und 25 Jahren alt, bis Ende Juni 2015 sollen allerdings auch von den 677 Personen, 237 zuruckgekehrt sein.[2] Trotzdem zeigt der Zulauf zum Dschihadismus in Deutschland steigende Tendenzen, dies ist eine nicht zu unterschatzende Gefahr fur unser Land, denn die Terrorgefahr radikalisierter und gewaltbereiter Jugendlicher nimmt dadurch zu.
Was macht die Faszination aus in den „heiligen Krieg" zu ziehen? Eventuell auch sein Leben zu verlieren, warum sind besonders junge Menschen empfanglich fur dschihadistische Propaganda?
Wir leben in einem demokratischen und aufgeklarten Land, sind es uberwiegend Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit islamischen Wurzeln, welche dem IS beitreten oder sind sie streng religios, abenteuerlustig, auf der Suche nach Selbstbestatigung oder kommen sie aus schwierigen Familienverhaltnissen?
In meiner Hausarbeit mochte ich versuchen diese Fragen zu beantworten auch die Frage, was können wir als Zivilgesellschaft zum Beispiel in der Politik, in den Schulen/Universitaten, in den Familien tun, um Jugendliche vor Extremismus zu schutzen. Was kann die muslimische Bevolkerung tun, die in unserem Land leben, um den Islam besser zu erklaren und die wirklichen Grundlagen dieser Religion zu vermitteln, das nicht der Eindruck entsteht diese Glaubensrichtung hat ausschlieRlich mit Gewalt, Krieg und Hass gegen andersdenkende bzw. „Unglaubige" zu tun.
2.1. Definition Dschihad
Der Begriff „Dschihad" leitet sich aus dem arabischen Wort „jahada" ab und bedeutet „Anstrengung" oder „Bemuhung". Die islamische Gesellschaft unterscheidet zwischen dem „groRen Dschihad" (aljihad alakbar), welcher friedlich und auf das richtige religiose Verhalten gegenuber den Mitmenschen und Gott bedacht ist, und dem „kleinen Dschihad" (aljihad alasghar), welcher kriegerisch und auf die gewaltsame Verteidigung bzw. Ausweitung des Herrschaftsgebiets des Islams besinnt ist. Dschihadisten berufen sich ausschlieRlich auf den „kleinen Dschihad", sie interpretieren ihn als ein gewalttatigen Kampf und damit als „Heiligen Krieg". Dschihadisten behaupten „Gotteskrieger" oder „Kampfer fur die Sache Allahs" zu sein, die Gewalttaten werden durch den Islam gerechtfertigt und als „Befehl Gottes" erklart. Deshalb rufen sie zum weltweiten Kampf gegen die „Unglaubigen", die vermeintlichen Feinde des Islams auf. [3]
2.2. Ideologische Grundlagen
Nach dem Christentum (2,1 Milliarden Glaubige) ist der Islam (1,6 Milliarden Glaubige) die zweitgroRte der funf groRen Weltreligionen.[4] Die religiose Grundlage fur Muslime ist der Koran, darauf basiert die Scharia, das islamische Recht, sie beinhaltet alle Gesetze die in der islamischen Gesellschaft zu beachten und zu erfullen sind. Prinzipiell ist der Islam keine gewalttatige Religion, die meisten Muslime sind gegen Gewalt und verurteilen die Kriegstreiberei und die Attentate des IS. Der IS ist eine islamistische Terrorgruppe, die Mitglieder dieser Gruppe bekennen sich zu einer radikalen Auslegung des Islam, sie kontrolliert Teile Syriens und des Iraks. Ihr Ziel ist es, ihr Machtgebiet zu vergroRern, Richtung Libanon, Israel, Palastina und Jordanien. Nach der Ausrufung des „Gottesstaates" setzte eine groRe Fluchtwelle vor allen von jungen Menschen aus Syrien, aber auch aus anderen Gebieten, Richtung Europa und Deutschland ein. Es zeigt, dass viele Menschen sich nicht mit dem Gedankengut der Islamisten identifizieren und auch den „heiligen Krieg" nicht befurworten. Alle Islamisten berufen sich auf den Islam, aber die Interpretationen der einzelnen Stromungen sind unterschiedlich.[5]
Die Salafisten leben angeblich nach den Lehren des Koran und dem Vorbild des Propheten Muhammad und der fruhen Muslime (d.h. die ersten drei Generationen des Islam) aber eigentlich wollen sie eine komplette Umgestaltung von Staaten, Rechtsordnungen sowie der Lebensweise in diesen Gesellschaften, nach ihren Ansichten.[6]
Die Dschihadisten eine extrem aggressive und gewalttatige Stromung des Islamismus will den Machtbereich des IS mit Mitteln des ,,heiligen Krieges", also mit Gewalt ausdehnen.[7] Es gibt aber eine Gemeinsamkeit, der Missbrauch der Religion fur ihre politischen Ziele.
2.3. Wege in den Dschihadismus
Weiterhin reisen viele Jugendliche aus Deutschland, unter Einfluss dschihadistischer Propaganda in die Krisengebiete. Man kann aber nicht sagen, dass es eine bestimmte Gruppe von Jugendlichen ist, die Deutschland verlasst, die anfallig ist fur salafistisches und dschihadistisches Gedankengut. Von den 677 Personen, welche ausreisten sind 79% Manner, aber auch 21% Frauen. Davon haben 560 Personen einen Migrationshintergrund, aber auch Deutsche ohne Migrationshintergrund, einige aus burgerlichen Verhaltnissen und ohne religiose Bindung reisen aus. Auch beim Bildungsstand gibt es keine besondere Richtlinie, 63 Personen waren Schuler wovon ein Viertel Gymnasiasten sind und der Rest Hauptund Realschuler, 147 Personen sind arbeitslos, 94 waren berufstatig.[8] Fest steht das Jugendliche vor allen in der Pubertat, in dieser Selbstfindungsphase, auf der Suche nach Wertschatzung und Anerkennung, oder eine schwierige familiare Situation, besonders anfallig macht fur die Propaganda und die Verfuhrungskunste der Dschihadisten. Das diese Szene weiter starken Zulauf hat, liegt daran das sie geschickt, moderne und fur jugendliche attraktive Verbreitungswege ihrer Ideologie nutzen wie z.B. das Internet. Ebenfalls ist es moglich durch das personliche soziale Umfeld, Freundschaften oder Cliquen zufallig in diese Szene zu geraten, aber auch islamistische Mitglieder und Organisationen rekrutieren aus diesem Bereich ihre „Nachwuchsdschihadisten".[9]
2.3.1. Internet
Im Alltag von Jugendlichen spielt das Internet eine sehr groRe Rolle, dort beschaffen sie sich die meisten Informationen, in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter et cetera. Das Internet ist der ideale Ort um schnell Informationen zu verbreiten, die dann auch fur eine breite Masse zuganglich sind, das perfekte Medium fur Propagandisten. Sehr professionell, immer aktuell und in vielfaltiger Form erscheint dschihadistische Propaganda im Netz, Videos in Computerspieloptik sowie grafisch modern und aufwandig gestaltete Online- Zeitschriften, alles Dinge die Jugendlichen SpaR macht. In den sozialen Netzwerken gibt es auch die angeblichen „Stars" der Bewegung zu sehen und zu horen, beispielsweise Denis Cuspert, welcher sich „Abu Talha al Almani" nennt. Er ist ein deutschsprachiger Gefolgsmann des IS, er wurde zunachst als „Gangsta- Rapper" aus Berlin bekannt, jetzt versucht er als Anhanger des IS hauptsachlich auch im Internet junge Menschen fur den Dschihad zu begeistern. Ahnlich einer Gang stellt sich der IS im Internet dar, der Terror und Krieg wird eher als Abenteuer inszeniert und IS-Kampfer als Helden. [10]
2.4. Erkennungsmerkmale einer Radikalisierung
Die Radikalisierung ist ein Prozess in dem einzelne Personen, in unserem Fall junge Menschen, sich zu extremistischen Denkund Handlungsweisen hingezogen fuhlen. Um dort ihre Vorstellungen zu verwirklichen und sich dort zu engagieren sind sie bereit auch gesetzeswidrige Mittel wie z.B. Gewalt zu unterstutzen, aber auch selbst einzusetzen. Durch ein Erlebnis wie Ausgrenzung, ungerechte Behandlung, Gruppenzwang oder ahnliches kann dieser Prozess sehr schnell erfolgen, er kann sich auch uber eine langere Zeitspanne hinziehen und vielen Einflussen, beispielsweise lange Weile, Sinnsuche unterliegen.
Radikalisierung kann man an folgenden Merkmalen erkennen:
- Beschaftigung mit islamistischen Botschaften, Teilnahme an Veranstaltungen salafistischer Prediger, kontinuierliche Besuche salafistischer Moscheen oder anderer Versammlungspunkte, Internetpropaganda konsumieren.
- Veranderungen des Aussehens, Wechsel von unserem Kleidungsstil zur angeblichen traditioneller Tracht, tragen eines langen Vollbartes bei rasierter Oberlippe.
- Die Ansicht verbreiten, dass der Islam die einzige wahre, richtige und den anderen weit uberlegene Religion ist, deren islamische Werte und Gesetze ganz genau befolgt und umgesetzt werden mussen.
- Versuche das Umfeld, z.B. Freunde, Mitschuler, Nachbarn, Arbeitskollegen etc. zum Islam zu bekehren. Oder aber sich vom bisherigen Umfeld abzugrenzen und zuruckzuziehen, aggressiv gegenuber Andersdenkende zu reagieren oder sie als „Unglaubige" zu beschimpfen.
- Sich ein neues soziales Umfeld mit islamistischen Gleichgesinnten aufzubauen. [11]
Eine gesamte, intensive und grundliche Betrachtung des Menschen ist unerlasslich um Vorverurteilung zu vermeiden. Je mehr der oben angeführten Punkte aber auf eine Person zutreffen, sollte man aufmerksam werden und Zivilcourage besitzen und die Behorden informieren.
3.1. Fazit und Ausblick
Zusammenfassend wurde ich sagen, dass dies ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem darstellt, welches viel zu lange unterschatzt wurde. Die Jugendlichen, welche sich dem Dschihad anschlieRen, finden aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten, das Fehlen von sozialen Kontakten zu Gleichaltrigen und mangelnde emotionale Bindung zur eigenen Familie bzw. fehlende Unterstutzung, keinen Losungsweg von normalen Alltagsproblemen. Es gibt aber auch radikalisierte Personen, bei denen die eben genannten Voraussetzungen nicht zutreffen. Diese Jugendlichen suchen Abenteuer, Selbstbestatigung oder den Adrenalinkick der ihnen im Alltag noch fehlt. Daher bieten die dschihadistischen Gruppen in der Eingangsphase ein Gefuhl von Geborgenheit, Akzeptanz und Verstandnis, wodurch das Zusammengehorigkeitsgefuhl und die Verbundenheit mit der Gruppe wachst. AuRerdem wachst mit der Gruppenzugehorigkeit auch die Identifikation mit den Ansichten der Dschihadisten. AbschlieRend wurde ich sagen, dass dschihadistische Ideologen versuchen Jugendlichen einen umfassenden Lebensentwurf zu vermitteln, der Antworten auf alle Fragen und personliche Probleme liefert. Die gesamte Zivilgesellschaft sowie die muslimische Gemeinschaft in Deutschland sind also gefordert, diesen jungen Menschen vielfaltige eigene Unterstutzungsangebote anzubieten, um Salafisten und anderen Extremisten keine Chance zu geben.
[...]
[1] https://www.verfassungsschutz.de/embed/faltblatt-2015-07-kinderundjugendliche-inder-jihadistischeninternetpropaganda.pdf (Stand 15.10.16)
[2] ) Vgl. Frindte, Wolfgang (u.a): Wege in die Gewalt. Motivationen und Karrieren salafistischer Jihadisten, HSFK-Report Nr. 3/2016 (HSFK-Reportreihe „Salafismus in Deutschland“), Frankfurt am Main 2016
[3] ) Vgl. Frindte, Wolfgang (u.a): Wege in die Gewalt. Motivationen und Karrieren salafistischer Jihadisten, HSFK-Report Nr. 3/2016 (HSFK-Reportreihe „Salafismus in Deutschland“), Frankfurt am Main 2016
[4] ) https://www.helleskoepfchen.de/artikel/3187.html (Stand 15.10.16)
[5] ) https://www.wirtschaftsschutz.info/SharedDocs/Publikationen/DE/Politisch motviert/Radikalisierung.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (Stand 15.10.16)
[6] ) https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/afislamismus-undislamistischerterrorismus/wasist-islamismus/salafistischebestrebungen (Stand 20.10.16)
[7] ) Vgl. Frindte, Wolfgang (u.a): Wege in die Gewalt. Motivationen und Karrieren salafistischer Jihadisten, HSFK-Report Nr. 3/2016 (HSFK-Reportreihe „Salafismus in Deutschland“), Frankfurt am Main 2016
[8] ) Bundeskriminalamt (BKA)/Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV): Analyse der Radikalisierungshintergründe und -verläufe der Personen, die aus islamistischer Motivation aus Deutschland in Richtung Syrien oder Irak ausgereist sind, Fortschreibung 2015
[9] ) https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/publikationen/ pbislamismus/faltblatt-2015-02-jugendund-jihad (Stand 15.10.16)
[10] ) https://www.verfassungsschutz.de/embed/faltblatt-2015-07-kinderundjugendliche-inder-jihadistischeninternetpropaganda.pdf (Stand 15.10.16)
[11] ) https://www.wirtschaftsschutz.info/SharedDocs/Publikationen/DE/Politisch motviert/Radikalisierung.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (Stand 15.10.16)
- Citar trabajo
- Isabel Prophet (Autor), 2016, Faszination Dschihad? Analyse der Motive deutscher Jugendlicher, in den Dschihad zu ziehen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356124
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