Der Langenscheidt-Verlag hat im Jahr 2003 ein neues Lernerwörterbuch veröffentlicht. In
Anlehnung an das Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (GWB) wurde
ein kompaktes Taschenwörterbuch Langenscheidt Taschenwörterbuch Deutsch als
Fremdsprache (TWB) neu entwickelt. Als Taschenwörterbuch hat es nicht nur den Vorteil
durch entsprechende Größe und Gewicht handlicher zu sein, es leistet sich auch den Luxus
einer größeren Schrift, wodurch das Buch im Zusammenspiel mit den blau hervorgehobenen
Lemmata sehr übersichtlich wirkt. Das Wörterbuch zeichnet sich durch eine klare,
verständliche Gliederung der Seiten, aber auch Artikel aus, die das Auffinden der Stichwörter
und deren Angaben sehr einfach macht. Daumenlisten und blaue Kolumnentitel erleichtern
den schnellen Zugriff auf gesuchte Stichworte.
Ob es hinsichtlich Informativität und Benutzerfreundlichkeit, Textproduktion, Textrezeption
und als Lernunterstützung1 für die Lerner der Fremd sprache Deutsch geeignet ist, soll anhand
ausgewählter Kriterien, nämlich anhand der Kollokationen und Komposita im TWB geprüft
werden.
Die Herausgeber des Taschenwörterbuchs Deutsch als Fremdsprache verstehen ihr
Wörterbuch als ein „Lernerwörterbuch, das gezielt auf die Bedürfnisse all derjenigen
zugeschnitten ist, die zum ersten Mal mit einem einsprachig deutschen Wörterbuch
umgehen“(Vorwort). Einsprachige Wörterbücher, wie das Vorliegende, werden von
Fremdsprachenlernern in der Regel erst dann benutzt, wenn die benötigten Informationen
über die Angaben in einem zweisprachigen Wörterbuch hinausgehen.(Barz 1995: 13) Das ist
meist dann der Fall, wenn im Zuge der Textproduktion oder Textrezeption Auskünfte über
Stichwörter und ihre syntagmatische und paradigmatische Einordnung gewünscht werden. Ob
die Herausgeber diesen Anspruch erfüllen können, wird an oben genannten Kriterien
untersucht werden.
Das Taschenwörterbuch von Langenscheidt gleicht mit seinen circa 27 500 Stichwörtern dem
Umfang nach fast einem „normalen“ Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Wie von vielen
Sprachwissenschaftlern erläutert (Barz 1995: 14; Kempcke 1996: 116), führt eine so umfassende Makrostruktur unwillkürlich zu einer Einschränkung in der Mikrostruktur. Meist
wird zu Ungunsten der syntagmatischen Einordnung des Lemmas in sein sprachliches Umfeld
drastisch gekürzt. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Kollokationen im Taschenwörterbuch
1.1. Die Darstellung von Kollokationen im Taschenwörterbuch
1.2. Der Kollokationsbegriff im Taschenwörterbuch
1.3. Kollokationen in Verbindung mit ‚meist’
1.4. Struktur der Kollokationsangaben
1.5. Satzzeichen innerhalb der Kollokation
1.6. Schlussbemerkung zu den Kollokationen im Taschenwörterbuch
2. Komposita im Taschenwörterbuch
2.1. Die Darstellung der Komposita im Taschenwörterbuch
2.2. Transparente Komposita
2.3. Nichttransparente Komposita
2.3.1. Komposita aus zwei Konstituenten
2.3.2. Komposita aus drei Konstituenten
2.4. Schlussbemerkung zu den Komposita im Taschenwörterbuch
3. Weitere Anmerkungen
3.1. Das stilistische Problem bei der Komparation der Farbadjektive
3.2. Alte oder neue Rechtschreibung
3.3. Zertifikat Deutsch
3.4. Abkürzungen
Fazit
Einleitung
Der Langenscheidt-Verlag hat im Jahr 2003 ein neues Lernerwörterbuch veröffentlicht. In Anlehnung an das Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (GWB) wurde ein kompaktes Taschenwörterbuch Langenscheidt Taschenwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (TWB) neu entwickelt. Als Taschenwörterbuch hat es nicht nur den Vorteil durch entsprechende Größe und Gewicht handlicher zu sein, es leistet sich auch den Luxus einer größeren Schrift, wodurch das Buch im Zusammenspiel mit den blau hervorgehobenen Lemmata sehr übersichtlich wirkt. Das Wörterbuch zeichnet sich durch eine klare, verständliche Gliederung der Seiten, aber auch Artikel aus, die das Auffinden der Stichwörter und deren Angaben sehr einfach macht. Daumenlisten und blaue Kolumnentitel erleichtern den schnellen Zugriff auf gesuchte Stichworte.
Ob es hinsichtlich Informativität und Benutzerfreundlichkeit, Textproduktion, Textrezeption und als Lernunterstützung[1] für die Lerner der Fremdsprache Deutsch geeignet ist, soll anhand ausgewählter Kriterien, nämlich anhand der Kollokationen und Komposita im TWB geprüft werden.
Die Herausgeber des Taschenwörterbuchs Deutsch als Fremdsprache verstehen ihr Wörterbuch als ein „Lernerwörterbuch, das gezielt auf die Bedürfnisse all derjenigen zugeschnitten ist, die zum ersten Mal mit einem einsprachig deutschen Wörterbuch umgehen“(Vorwort). Einsprachige Wörterbücher, wie das Vorliegende, werden von Fremdsprachenlernern in der Regel erst dann benutzt, wenn die benötigten Informationen über die Angaben in einem zweisprachigen Wörterbuch hinausgehen.(Barz 1995: 13) Das ist meist dann der Fall, wenn im Zuge der Textproduktion oder Textrezeption Auskünfte über Stichwörter und ihre syntagmatische und paradigmatische Einordnung gewünscht werden. Ob die Herausgeber diesen Anspruch erfüllen können, wird an oben genannten Kriterien untersucht werden.
Das Taschenwörterbuch von Langenscheidt gleicht mit seinen circa 27 500 Stichwörtern dem Umfang nach fast einem „normalen“ Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Wie von vielen Sprachwissenschaftlern erläutert (Barz 1995: 14; Kempcke 1996: 116), führt eine so umfassende Makrostruktur unwillkürlich zu einer Einschränkung in der Mikrostruktur. Meist wird zu Ungunsten der syntagmatischen Einordnung des Lemmas in sein sprachliches Umfeld drastisch gekürzt.
Gekürzt wurde auch im TWB. Wird im Vorwort zwar auf „Tausende von Beispielsätzen und typische Wortverbindungen sowie zahlreiche Muster der Wort- und Satzbildung“ (Vorwort) verwiesen, sind jedoch dergleichen Angaben im Wörterbuchartikel auch auszeichnend für ein Wörterbuch für Fremdsprachenlerner. Wird bewusst nicht auf die Quantität von Beispielsätzen und typischen Wortverbindungen zur Einbettung eines Lemmas in seine Wortfeldumgebung hingewiesen? Diese scheint aus genanntem Grund, nämlich der umfangreichen Makrostruktur, eher unzureichend erfolgt zu sein. Ob und inwiefern Kürzungen im Artikel hinsichtlich des Anspruches eines Fremdsprachenlerners sinnvoll erscheinen, wird ebenfalls in dieser Arbeit besprochen werden.
Das TWB orientiert sich in vielerlei Hinsicht an dem GWB, deshalb empfiehlt es sich, an gegebener Stelle im Rahmen des Aufzeigens verschiedener Problematiken das GWB hinzuzuziehen.
Die Herausgeber des Taschenwörterbuches folgen wie auch im GWB ihrem Konzept einer überaus umfangreichen Makrostruktur, jedoch wirkt sich die hohe Stichwortzahl hier viel deutlicher auf die Mikrostruktur aus, als im GWB.
Mit insgesamt 27 500 Stichworten musste sich das Taschenwörterbuch (im Vgl. zum GWB mit 66 000 Stichworten) zwar einschränken, es weist aber dennoch für ein Taschenwörterbuch eine enorm hohe Stichwortzahl auf. Gilt normalerweise als Richtwert für Stichworte in einem Lernerwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (DaF) ein Umfang von circa 12 000 bis 35 000 Lemmata (Barz 1995: 14; Kempcke 1996: 116 ), so wird in dem zu besprechenden Wörterbuch, obgleich es ein Taschenwörterbuch ist, diese Stichwortzahl ebenfalls fast erreicht, obwohl im Vergleich zum GWB sehr stark selektiert wurde. Damit das Taschenwörterbuch dennoch in einem Taschenbuchformat entwickelt werden konnte, musste demnach die Mikrostruktur stark reduziert werden. Inwieweit sich vorgenommene Lemmaselektion und Artikelkürzung auf den Gesamteindruck des Wörterbuches auswirken, wird ebenfalls besprochen werden.
1. Kollokationen im Taschenwörterbuch
Ein Aspekt, nach dem dieses Wörterbuch untersucht werden soll, ist die Bearbeitung von Kollokationen im Taschenwörterbuch.
Kollokationen in Wörterbüchern sollen Wortverbindungen angeben, in denen die Stichwörter typischerweise vorkommen. Somit wird dem Fremdsprachenlerner zum einen gezeigt, wie das Stichwort am Häufigsten gebraucht wird, zum anderen wird ihm verdeutlicht wie Kollokationen, die in seiner Muttersprache existieren, in einer anderen Sprache realisiert werden. Ob das Wörterbuch als Textproduktions- und Textrezeptionswörterbuch hinsichtlich der Kollokationsangaben für den Benutzer dienlich ist, soll unter anderem ein Gesichtspunkt der Betrachtung sein.
1.1 Die Darstellung von Kollokationen im Taschenwörterbuch
Die Kollokation zu einem Lemma wird im TWB normalerweise direkt nach der Bedeutungsangabe angegeben und durch eine spitze Klammer kenntlich gemacht, dadurch wird sie von anderen Angaben unterschieden. Birgt ein Lemma polyseme Bedeutungsvarianten, wird die Kollokation unter der jeweiligen Bedeutung angegeben.
Das TWB führt die Kollokationen im Außentext unter „Hinweise für die Benutzer“ wie folgt ein: „Typische Wortverbindungen (Kollokationen): < >
Um den aktiven Gebrauch der Sprache zu fördern, werden auch typische
Wortverbindungen angegeben. Sie erscheinen hier in spitzen Klammern < > ...“
Es gibt verschiedene Auffassungen darüber, welche Eigenschaften Kollokationen im Wörterbuch erfüllen müssen, um als Kollokation zu gelten. Im TWB wird jedoch keine genaue Definition gegeben, was eine Kollokation zu einer solchen macht und was sie von Idiomen oder Beispielen abgrenzt, obwohl beide zur Erklärung eines Lemmas herangezogen werden.
Im Außentext erfährt man lediglich, dass es sich um eine „typische Wortverbindung“ handelt. Es wird keine Abgrenzung zu freien Verbindungen, idiomatischen und zu teilidiomatischen Wendungen getroffen. Auch ist der Begriff Kollokation nicht in die Stichwortliste aufgenommen, woraus der Lerner eine spezifischere Information hätte erhalten können.
1.2 Der Kollokationsbegriff im Taschenwörterbuch
Zunächst ist zu betrachten, um welche Kollokationsauffassung es sich im TWB handelt.
Lehr unterscheidet grundlegend Kollokationen im engeren Sinne von Kollokationen im weiteren Sinne (Lehr 1998: 263).
Unter einer Kollokation im engeren Sinne wird eine Wortverbindung verstanden, für die es nicht möglich ist Synonyme einzusetzen, die (wie Lehr sagt) asynthetisierbar ist. Kollokation im weiteren Sinne meint „eine Wortverbindung, die lediglich das Kriterium der Korrektheit und ggf. das der Üblichkeit erfüllen muß, ansonsten aber relativ beliebig sein kann“. (Lehr 1998: 263) Im GWB, an welches sich das TWB anlehnt, schreibt man in den Hinweisen für den Benutzer, dass der Begriff Kollokation relativ weit gefasst wird, „sodass dazu auch durchaus lose Kombinationen zählen, die aufgrund ihrer semantischen Verträglichkeit eine Einheit bilden und somit für den Benutzer relevant sind“. (GWB: XX) Ebendies wird auch im TWB realisiert und an paralleler Stelle kurz durch „typische Wortverbindung“ (TWB: 14) ausgedrückt. So findet man beispielsweise unter dem Stichwort Hilfe folgende Kollokation, wie sie als weit oder lose begriffen werden kann.
Hil∙fe […] <ärztliche, finanzielle, wirksame, gegenseitige Hilfe;
j-m Hilfe leisten; j-m zu Hilfe eilen, kommen; j-m (seine) Hil-
fe anbieten; bei j-m / irgendwo um Hilfe bitten; um Hilfe rufen,
schreien; auf j-s Hilfe angewiesen sein>
Für ein Lernerwörterbuch erscheint der lose bzw. weit gewählte Kollokationsbegriff angemessen, da somit nicht nur zweigliedrige Kollokationen, sondern jegliche syntagmatischen Wortverbindungen aufgenommen werden können.
1.3 Kollokationen in Verbindung mit meist
Im GWB werden Kollokationen, die aus dem Stichwort und nur aus einer oder wenigen bestimmten Wörtern gebildet werden, besonders markiert. In Form von mst (meist) innerhalb der spitzen Kollokations-Klammer, wird der Benutzer darauf hingewiesen, dass das Stichwort sehr oft in dieser angegebenen Wortverbindung auftritt oder so zu verwenden ist. In den Hinweisen für den Benutzer erfährt der Fremdsprachenlerner, dass das „Stichwort in der Regel nur mit einem bestimmten Wort oder nur wenigen anderen verbunden werden kann“ (GWB: XXI). Auch im TWB findet man Lemmata mit dem Vermerk meist innerhalb der Kollokations-Klammern in kursivem Druck:
Auf∙gang […] 2 […] < meist der Aufgang der Sonne, des Mondes>
Auf∙ge∙hen […] 2 […] < meist die Sonne, der Mond>
dreh∙en […] 4 < meist ein Gespräch>
dun∙kel […] 5 […] < meist Töne, eine Stimme> 6 < meist eine Ahnung, ein Verdacht,
eine Erinnerung>
Durch∙fall […] < meist Durchfall haben, bekommen>
Hier wird dem Lerner keine Erklärung gegeben, wie er diese Markierung behandeln soll. Im Außentext des TWB findet er keinen Vermerk darüber, dass Kollokationen eine unterschiedlich starke Bindung haben können. Auch direkt in den Hinweisen für die Benutzer findet sich keine Erklärung.
Es ist nicht nachvollziehbar, warum die mit meist gekennzeichneten Stichwörter eine stärkere Affinität zueinander aufweisen sollen, als die folgenden Beispiele. Auch für sie ist eine solche Markierung denkbar.
le∙bens∙läng∙lich […] <eine Haft>
Mein∙eid […] <einen Meineid leisten>
Schlit∙ten […] <(mit dem) Schlitten fahren>
Va∙ter∙un∙ser […] <das Vaterunser beten>
Pil∙le […] <(ein)nehmen, schlucken]>
Ein Vermerk wie meist ist für einen Lerner besonders im Bereich der Textproduktions- und Textrezeptionsaufgaben nützlich und sollte im Wörterbuch häufiger und vor allem gezielt Anwendung finden.
Es ist darauf hinzuweisen, dass gerade für Fremdsprachler das Lernen von Kollokationen für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache wichtig und notwendig ist. Gerade deshalb sollte in diesem Bereich der Wörterbücher mit besonderer Gewissenhaftigkeit umgegangen werden. Ein Verweis und eine etwas genauere Erklärung in den Hinweisen für die Benutzer wären daher angebracht.
[...]
[1] Es besteht weitestgehend Einigkeit darüber, welche Ansprüche die Fremdsprachenlerner an ein einsprachiges
Wörterbuch DaF stellen. Es muss die Funktion erfüllen, dem Lerner bei der Textproduktion, Textrezeption und
als Lernunterstützung hilfreich zu sein. Dieser Ansicht folgt auch Hans-Peder Kromann,
wenn er über die Motivation eines Fremdsprachenlerners schreibt, der etwas in einem Wörterbuch nachschlägt
(Kromann 1995: 503). Aber auch Barz schreibt, dass die „Lernerwörterbücher mindestens [diesen] drei
verschiedenen Zwecken zu genügen haben“ (Barz 1995: 13)
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