Im folgendem Essay werde ich die Darstellung der Finanzkrise in Markus Feldenkirchens Roman „Was zusammen gehört“ erläutern und feststellen, in wie weit sie der Wirklichkeit entspricht. Der Text setzt am 3.Oktober 2008 an, 18 Tage nachdem die US Investment Bank „Lehmann Brothers“ in Folge der Immobilien Krise in den USA Insolvenz anmelden musste.
Die Finanzkrise in Markus Feldenkirchens „ Was zusammen geh ö rt “
Ein Essay von Niels Brause
Im folgendem Essay werde ich die Darstellung der Finanzkrise in Markus Feldenkirchens Roman „Was zusammen gehört“ erläutern und feststellen, in wie weit sie der Wirklichkeit entspricht. Der Text setzt am 3.Oktober 2008 an, 18 Tage nachdem die US Investment Bank „Lehmann Brothers“ in Folge der Immobilien Krise in den USA Insolvenz anmelden musste. Der Protagonist Benjamin, Angestellter einer nicht näher beschriebenen deutschen Bank, wird von seinem Chef zu einer der Tochterbanken nach Dublin geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Anlass dazu ist zunächst, dass die Zahlen der letzten Quartalsabrechnung noch nicht eingetroffen sind. Benjamins Chef Dr. Edzatt kommentiert dies mit „Sie wissen doch, dass die drüben auf der Insel nicht ganz sauber sind“1 und seinem Lieblingssatz „sind mir nicht geheuer, die Typen“2. Damit spielt er auf die Situation im irischen Finanzsektor an, dort herrschen „niedrige Steuersätze, und auch die Aufsichtsregeln für Finanzinstitute sind lascher als in Deutschland“3. Laut Benjamin hat sich auch seine Bank „vor sieben Jahren“4, also 2001 eine Tochter in Dublin zugelegt um „ihre risikoreichsten Geschäfte aus ihren Bilanzen auszulagern“5. Es liegt der Verdacht nahe, dass es sich in der Realität dabei um die Depfa Bank (kurz für Deutsche Pfandbriefanstalt) handelt, die 2001 ihre Immobilien Geschäfte nach Dublin verlegt und dafür die Aareal Bank gegründet hat. Von da an verzeichnet die Bank Rekordgewinne und „im Jahr 2004 erreicht die Bank eine Eigenkapitalrendite von 32,9 Prozent“6. Auch Mr. Davenport, der Senior Vice President von der Tochterbank in „Was zusammen gehört“ spricht davon, „dass die Vergangenheit großartig gewesen sei, fette Jahre mit fetten Gewinnen“7. Bei der Aareal Bank wurden diese Gewinne erzielt, indem man öffentliche Staatsanleihen kauft, diese aber nicht durch Eigenkapital finanziert sondern mit kurzfristigen Krediten, für die man nur sehr niedrige Zinsen zahlen muss.8 Dieses Geschäftsmodell war mit Beginn der Finanzkrise nicht mehr funktionsfähig und auch im Roman laufen die Geschäfte der irischen Tochter nicht mehr „seit Lehmann Brothers vor zwei Wochen kapituliert hat...keine Bank leiht der anderen mehr Geld...Dabei benötigt niemand Kredite dringender als wir“9. Die Vorgänge während der Finanzkrise werden hier im Buch detailgetreu beschrieben, denn da die Depfa Bank über kaum Eigenkapital verfügte, war sie auf Kredite angewiesen um eigenen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Diese Schulden muss nun Benjamins Bank für ihre Tochter zahlen. 2007 kaufte die deutsche Hypo Real Estate für umgerechnet 5,7 Milliarden Euro die Depfa Bank, als diese noch als solide wirtschaftende und gewinnbringende Bank galt. Ein Jahr später brach sie sie selber unter der Finanzlast ihrer Tochter ein und musste mit über 100 Milliarden Euro vom deutschen Staat gestützt werden.10 Wenn Mr. Davenport sagt: „Ihr haftet für uns, habt ihr das vergessen?“11 ist zweifelsohne jenes Beziehungsgeflecht gemeint, wodurch die Finanzkrise 2008 auch die deutschen Banken erreichte. Die genaue Verknüpfung des Mutterkonzerns und der Tochterbank wird im Buch nicht erläutert, doch die Überschneidungen in den wichtigen Jahreszahlen, im Geschäftsmodell und Ausgangslage verhärtet die Vermutung, dass es sich bei Benjamins Arbeitgeber um die Hypo Real Estate und bei der irischen Tochter um den ausgelagert Immobilien Zweig der Depfa Bank handelt („Wir sprechen hier über Ramschkredite...Über Kredite für Häuser, die sich die Menschen in Wahrheit gar nicht leisten können.“12 ). Insofern werden die deutsch-irischen Verbindungen, die letztlich eine so verheerende Wirkung auf den deutschen Finanzsektor und Benjamins Berufszweig hatten, genauso in diesem Buch erzählt, wie die persönliche Bindung Benjamins zu Irland.
[...]
1 Markus Feldenkirchen, Was zusammen geh ö rt, Hamburg 2012, Seite 14.
2 Ebd.
3 Stefan Kaiser, Auf der Spur des Phantom-Bankers, Spiegel Online 2012.
4 Markus Feldenkirchen, Was zusammen geh ö rt, Hamburg 2012, Seite 164.
5 Ebd. Seite 163.
6 Stefan Kaiser, Auf der Spur des Phantom-Bankers, Spiegel Online 2012.
7 Markus Feldenkirchen, Was zusammen geh ö rt, Hamburg 2012, Seite 221.
8 Stefan Kaiser, Auf der Spur des Phantom-Bankers, Spiegel Online 2012.
9 Markus Feldenkirchen, Was zusammen geh ö rt, Hamburg 2012, Seite 233.
10 Stefan Kaiser, Auf der Spur des Phantom-Bankers, Spiegel Online 2012.
11 Markus Feldenkirchen, Was zusammen geh ö rt, Hamburg 2012, Seite 233
12 Ebd. Seite 231.
- Citar trabajo
- Niels Brause (Autor), 2012, Die Finanzkrise in Markus Feldenkirchens "Was zusammen gehört", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355560
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.