Thema dieser Arbeit ist Wielands Verserzählung „Musarion oder die Philosophie der Grazien“. Im Mittelpunkt stehen die handelnden Personen in ihrer Rolle als Männer und Frauen. Die Arbeit von Christoph Kucklick soll dabei die Richtung weisen. Er hat die Geschlechtersemantik der Sattelzeit (ca. 1750-1830) erforscht, d.h. in welcher Weise über Männer, Frauen und ihre Natur gedacht, geschrieben und gesprochen wurde und welche Erwartungen die Gesellschaft an sie hatte. Seine Thesen werden im ersten Teil erläutert. Der zweite Teil befasst sich mit der Erzählung Wielands, seiner Vorstellung von der „Schwärmerei“, die in der Erzählung als falsch verstandene Philosophie eine wichtige Rolle spielt, und seiner Vorstellung eines gelingenden Lebens, personifiziert in Musarion und ihrer Philosophie der Grazien. Der dritte Teil versucht, eine Antwort auf die Frage zu geben, ob und in welcher Form die zeitgenössische Geschlechtersemantik in Musarion zum Ausdruck kommt.
Zu seinen Lebzeiten war er ein vielgelesener, gefeierter aber auch kritisierter Autor. Der Konflikt zwischen einer einschränkenden Gesellschaft und extremer Ideologien einerseits und der persönlichen Freiheit und Vernunft andererseits waren die Themen Christoph Martin Wielands (1733-1813). Er stand für Toleranz, einen europäischen Kulturbegriff und die Emanzipation der Frau und wurde während des 19. Jahrhunderts, in Zeiten des wachsenden Nationalismus, des Rassismus und der Prüderie, als undeutsch und unsittlich aus dem Kanon der Klassiker ausgeschlossen. Erst nach 1945 fand er wieder die Beachtung der Literaturwissenschaft.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Wandel der Geschlechtersemantik am Übergang zur Moderne
- Die funktionale Differenzierung der Gesellschaft und die „negative Andrologie"
- Interaktion und die integrierende Funktion des Weiblichen
- Christoph Martin Wielands Musarion
- Schwärmerei
- Die Philosophie der Grazien und die weibliche Vernunft
- Aufklärung, Frauenemanzipation und Geschlechtersemantik
- Geschlechtersemantik der Sattelzeit bei Musarion
- Ein biographischer Bezug
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert Christoph Martin Wielands Verserzählung Musarion oder die Philosophie der Grazien, um die Rolle von Männern und Frauen in der Erzählung zu untersuchen und die Geschlechtersemantik der Sattelzeit in Wielands Werk zu beleuchten.
- Wandel der Geschlechtersemantik im Übergang zur Moderne
- Die "negative Andrologie" als Konzept zur Beschreibung der männlichen Rolle in der Gesellschaft
- Die Rolle der "Schwärmerei" in Wielands Musarion
- Die "Philosophie der Grazien" als Gegenentwurf zur "Schwärmerei"
- Der Einfluss der zeitgenössischen Geschlechtersemantik auf Wielands Werk
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beleuchtet Wielands Lebenswerk im Kontext der gesellschaftlichen und ideologischen Konflikte seiner Zeit. Die Arbeit konzentriert sich auf Wielands Musarion und dessen Darstellung von Männern und Frauen.
Kapitel 2 analysiert den Wandel der Geschlechtersemantik im Übergang zur Moderne. Die Gender Studies weisen auf eine Festigung der männlichen Herrschaft über die Frau in dieser Epoche hin. Der Autor Christoph Kucklick stellt diese These in Frage und argumentiert, dass die Zeit um 1800 einen Wandel in der Vorstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit erlebte.
Kapitel 2.1 beschreibt die funktionale Differenzierung der Gesellschaft im 18. Jahrhundert und das entstehende Konzept der "negativen Andrologie", welches die Natur des Mannes als potenziell gesellschaftsschädigend darstellt.
Kapitel 3 befasst sich mit Wielands Musarion und untersucht die Konzepte von "Schwärmerei" und "Philosophie der Grazien" in der Erzählung.
Kapitel 4.1 befasst sich mit der Frage, inwiefern die zeitgenössische Geschlechtersemantik in Musarion zum Ausdruck kommt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der Geschlechtersemantik, "Schwärmerei", "Philosophie der Grazien", "negative Andrologie", Wandel der Geschlechterrollen im 18. Jahrhundert, Christoph Martin Wieland, Musarion, und der Sattelzeit.
- Quote paper
- Christian Neumann (Author), 2016, Schwärmerei und weibliche Vernunft? Geschlechtersemantik in Chrisoph Martin Wielands Dichtung "Musarion oder die Philosophie der Grazien", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355452