In der vorliegenden Arbeit wurden die folgenden strukturellen Typen der abgeleiteten kausativen Verben in beiden Sprachen aufgezeichnet: affixlose, affixale und Komposita.
Im Deutschen und Ukrainischen existieren keine speziellen regulären Derivationsmorpheme zur Bildung der abgeleiteten kausativen Verben (AKV). Trotzdem stellen AKV in beiden Sprachen einen beträchtlichen Anteil des verbalen Grundwortschatzes (5577 AKV im Deutschen, 5408 AKV im Ukrainischen).
Inhaltsverzeichnis
Affixlose Ableitungen
Affixale Ableitungen
Durch Präfixe abgeleitete kausative Verben
Durch Suffixe abgeleitete kausative Verben
Kombinatorische Ableitungen
Zusammenfassende Gegenüberstellung
Literaturverzeichnis
Abstract
Structural types of the derived causative verbs in German and Ukrainian languages
The article is devoted to the contrastive study of the word-forming verb category of causation. The research is based on the theory of universal character of the lexical-semantic category of causation and its specific character. The hypothesis concerning common and divergent features of forming of derived causative verbs with the majority of allomorphic features caused by different word-forming systems of German and Ukrainian in general has been proved.
Keywords: derived causative verb, derivative word, word-forming meaning.
Im Deutschen und Ukrainischen existieren keine speziellen regulären Derivationsmorpheme zur Bildung der abgeleiteten kausativen Verben (AKV). Trotzdem stellen AKV in beiden Sprachen einen beträchtlichen Anteil des verbalen Grundwortschatzes (5577 AKV im Deutschen, 5408 AKV im Ukrainischen).
In der vorliegenden Arbeit wurden die folgenden strukturellen Typen der abgeleiteten kausativen Verben in beiden Sprachen aufgezeichnet: affixlose, affixale und Komposita.
Affixlose Ableitungen
Zu den affixlosen Ableitungen gehören deverbale AKV, die durch Basisvokalswechsel und AKV, die durch Umsetzung einer anderen Basiswortart gebildet werden (Admoni 1960: 167; Barz 2005: 649; Comrie 1985: 345; Naumann 2000: 54). Man nennt solche Umsetzungen auch Konversion “Umsetzung in eine andere Wortart, ohne dass Affixe hinzutreten” (Barz 1997).
Affixlos abgeleitete kausative Verben wurden im Deutschen und Ukrainischen vom Basisverben (BV) aus betrachtet. Die Masse der Verben, die von einem anderen Verb abgeleitet sind, drückt kausative Relation aus. Die werden durch den Stammvokalwechsel der BV ausgebildet. Diese abgeleiteten kausativen Verben bestehen aus einer stark beschränkten Menge deutscher und ukrainischer Verben. “Der Stammvokalwechsel ist … ein unproduktives Verfahren” (Koo 1997: 62). In dieser Hinsicht stehen sich die beiden Sprachen am nächsten.
In der vorliegenden Arbeit sind folgende AKV als implizite deverbale Ableitungen aufgeführt: dorren → dörren, fahren → führen, fallen → fällen, futtern → füttern, liegen → legen, milchen → melken, rucken → rücken, saugen → säugen, schwimmen → schwemmen, sinken → senken, sitzen → setzen, springen → sprenge, stehen → stellen, trinken → tränken, wachen → wecken, wallen → wällen. Die angeführten AKV gehören der Klasse schwacher Verben an, die im Germanischen auf –jan ausging (Naumann 1986: 48; Olsen 1990: 136; Paul 1995: 28).
Auch für das Ukrainische gilt im Übrigen, dass es nur wenig Verben gibt, die sich von ihren nicht-kausativen BV morphologisch ableiten lassen. Aus den Wörterbüchern zusammengestellt sieht diese Gruppe wie folgt aus: sydity ‘sitzen’ → sadžaty 'setzen’ ; stojaty ‘stehen’ → stavyty ‘stellen’ ; vysity ‘hängen D.’ → višaty ‘hängen Akk.’ ; pyty ‘trinken’ → poїty ‘tränken’ .
Im Gegensatz zum Deutschen können in der Ukrainischen Sprache keine anderen Wortarten als Konversionsbasen vorkommen (Gorodenskaja 1975; Gorpinich 1998: 123; Kovalik 1979: 42).
Dennoch dienen im Deutschen die folgenden Wortarten als Motivationsbasis der AKV:
- Substantiv. Durch Konversion können AKV aus einfachen Basissubstantiven (BS) gebildet werden. Bei den desubstantivischen Verben wird das infinitivische –en nicht als Wortbildungssuffix verstanden, sondern es gehört zum Flexionsparadigma des Verbes: Form → formen, der Mist → misten, das Ö → ölen, die Schminke → schminke, das Paar → paaren, der Schmerz → schmerzen, der Ekel → ekeln, das Wunder → wundern, die Fessel → fesseln, der Föhn → föhnen.
Die Konversion bedingt in manchen Fällen eine lautliche Variation des Stammvokals u → ü, a → ä, o → ö oder Diphthongs au → äu: die Luft → lüften, das Futter → füttern, der Gram → grämen, das Land → länden, der Kopf → köpfen, das Haut → häuten, der Staub → stäubern;
• Adjektiv. Bei den deadjektivischen Verben wird das infinitivische –en nicht als Wortbildungssuffix verstanden, sondern es gehört zum Flexionsparadigma des Verbes: heilig → heiligen, kühl → kühlen, leer → leeren, locker → lockern, rund → runden, steif → steifen, trocken → trocknen, würdig → würdigen.
In manchen Fällen bedingt die Konversion eine lautliche Variation des Stammvokals a → ä, o → ö oder Diphthonges au → äu: warm → wärmen, zahm → zähmen, rot → röten, tot → töten, braun → bräunen, sauer → säuern, lauter → läutern.
Andere Wortarten können durchaus als Konversionsbasen vorkommen, aber im Vergleich zu den Nominalbasen sind sie selten. Bei der Materialsammlung wurden einzelne Beispiele des Numerales und Adverbs herausgestellt, die als Motivationsbasis der AKV dienen: ein → einen, mehr → mehren.
Im Deutschen sind also folgende vier Wortbildungsmodelle der Konversion zu unterscheiden:
S →V: der Saft → saften
A → V: feucht → feuchten
N → V: ein → einen
Ad → V: mehr → mehren.
Affixale Ableitungen
Zu den affixalen Ableitungen gehören AKV, die von Affixen (Präfixe, Suffixe oder Präfix-Suffixe) gebildet werden. In beiden Sprachen stellt dieser strukturelle Typ den größten Teil der AKV.
Durch Präfixe abgeleitete kausative Verben
Als Präfixverben betrachtet wurden in der Arbeit die AKV mit den gebundenen Präfixen be-, ent-, er-, miss-, ver-, zer-, als auch diejenigen mit den abtrennbaren Präfixen ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, los-, nach-, vor-, zu-, sowie solche, die teils trennbar, teils untrennbar sind: durch-, ü ber -, um -, unter -, wider - de . Hinzu kommen die entlehnten Präfixe des -, dis -, in -, re - (Hess 2007: 46; Kühnhold 1973: 344; Marchand 1972).
Die folgenden Motivationsbasen kommen bei der präfixalen Bildung der AKV im Deutschen vor:
- Verb. Die MB der prafixalen AKV sind vorwiegend verbal. Präfixale AKV werden mit Hilfe der 24 Präfixen und Partikeln (ver -, ab -, aus -, an -, ein -, auf -, be -, her -, hin -, ent -, vor -, er -, zer -, nieder -, durch -, zu -, unter -, um -, weg -, zurück -, nach -, bei -,über -, de -) von BV abgeleitet: führen → ver-führen, nähen → ab-nähen, betonieren → aus-betonieren, blasen → an-blasen, sprechen → ein-sprechen, kochen → auf-kochen, lichten → be-lichten, treiben → her-treiben, legen → hin-legen, rei ß en → ent-rei ß en, beugen → vor-beugen, zürnen → er-zürnen, knittern → zer-knittern, legen → nieder-legen, backen → durch-backen, neigen → zu-neigen, schieben → unter-schieben, rüsten → um-rüsten, kratzen → weg-kratzen, schrauben → zurück-schrauben, schicken → nach-schicken, mengen → bei-mengen, legen → über-legen, rangieren → de-rangieren;
- Substantiv. Die Ableitung der AKV von Basissubstantiven erfolgt mit Hilfe von 13 Präfixen (ver -, be -, ent -, aus -, ab-, ein -, auf -, zer -, um -, er -, an, ü ber -, unter -): das Buch → v er -buchen, die Waffe → be-waffnen, das Kleid → ent-kleiden, der Gips → aus-gipsen, der Wert → ab-werten, das Gitter → ein-gittern, das Stempel → auf-stempeln, das Fetzen → zer-fetzen, die Schule → um-schulen, der Halfter → an-halftern, die Kruste → über-krusten, der Keller → unter-kellern.
Umlaut der Basis wird durch Präfixe hingegen selten bewirkt, d.h. die Hinterzungevokale a , u und der Diphthong au können dann als ä, ü, äu erscheinen : die Farbe → ab-färben, das Futter → ü ber-füttern, der Zaun → ein-zäunen ;
- Adjektiv. Bei der Bildung der AKV von Adjektiven wirken 12 Präfixe mit (ver-, er-, ab-, be -, ein -, auf -, durch -, aus -, an -, ü ber -, ent -, zer -): teuer → ver-teuern, hell → er-hellen, rund → ab-runden , frei → be-freien , feucht → ein-feuchten, locker → auf-lockern, süß → durch-süßen, kühl → aus-kühlen, spitz → an-spitzen , taub → über-täuben, leer → ent-leeren , mürbe → zer-mürben.
In manchen Fällen bedingt die präfixale Ableitung von Basisadjektiven (BA) eine lautliche Variation des Stammvokals a → ä, u → ü oder des Diphthongs au → äu: hart → ver-härten, jung → ver-jüngen, sauer → an-säuern;
Neben den mehr oder weniger produktiven MB gibt es auch noch selten genutzte AKV, die von Numeralien und Adverbien abgeleitet sind.
- Numerale. In Einzelfällen erfolgt die Bildung der AKV von Numeralien mit Hilfe des Präfixes ver-: ein → ver - einen, dreifach → ver-dreifachen, vierfach → ver-vierfachen;
- Adverb. Bei der Materialsammlung kommt ein einziges AKV vor, das vom Adverb ableitet wird: mehr → ver-mehren.
Was die Präfixverben im Ukrainischen angeht, unterscheidet man folgende Präfixe: v- (vi-) / u- (uvi-), vy-, vid- (vidi-) / od- (odi-), do- (di-), za-, z- (iz-, zi-, izi-, zo-) / s- (is-), na-, nad- (nadi-), o-/ob- (obi-), pere-, pered-, pid- (pidi-), po- /pi-, pry-, pro-, roz- (rozi-), zne-, nedo-, obez- sowie entlehnte Präfixe de-/dez-, dys-, re- (Kovalik 1979: 245).
Eine Besonderheit der Präfigierung im Ukrainischen besteht darin, dass das Präfix nicht dem Stamm abgeschlossen wird, sondern dem grammatisch ausgestatteten Wort; das bedeutet, dass präfixale Ableitungen zu derselben Wortart wie die MB gehören. Deshalb ist die Präfigierung im Ukrainischen nur für Verbalbildungen möglich (Kovalik 1979: 143).
Durch Suffixe abgeleitete kausative Verben
Neben der vielgenutzten Möglichkeit, den Bestand der AKV mit Präfixen bzw. Präfixoiden zu erweitern, gibt es – in geringerem Umfang – auch die Ableitung durch Suffixe. In der vorliegenden Arbeit werden folgende Formantien (-l-, -el-, -ig-, -er-, -ier-, -isier-, -ifizier-), die zwischen (-en) und die Basis treten, als Suffixe begriffen (Mater 1967: 120; Olsen 1986: 5; Reis 1983: 121).
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