Dieser Text ist eine Zusammenfassung des Blockseminars Räumliches Denken mit dem Thema "Gender-linked differences in the toys, television shows, computer games and outdoor activities of 5-13-year old children".
Inhalt:
- theoretischer Hintergrund;
- Hypothesen und Fragestellungen;
- Methoden;
- Ergebnisse;
- Diskussion
Ausarbeitung
Thema: Gender-linked differences in the toys, television shows, Computer games and outdoor activities of 5-13-year old children.
1. Theorethischer Hintergrund (aufBasis des Einleitungsteils des Aufsatzes & der Grundlagenliteratur des Seminars)
Der Studie „Gender-linked differences in the toys, television shows, Computer games and outdoor activities of 5-13-year old children“ liegen verschiedene wissenschaftliche Annahmen zugrunde, die eben mit dieser Art der „Faktensammlung“ überprüft werden oder anders gesagt detailliert untersucht werden sollten.
Nach Larson und Verma bilden/beeinflussen die Freizeitaktivitäten von Kindern grundlegend deren Entwicklungsmöglichkeiten und dienen der Sozialisation und der kulturellen Einbindung in die Gesellschaft.
Bandura, Mead, Piaget und Vygotsky sind sich einig, dass die Zeit, die Kinder damit verbringen, mit anderen Menschen zu reden, zu spielen oder mit der Familie beziehungsweise mit Freunden zu interagieren, der wichtigste Faktor des Lernens sein könnte. In dieser Zeit lernen die Kinder von ihren Vorbildern und kommen auch in Konfliktsituationen, mit denen sie ebenfalls lernen müssen umzugehen. Sie lernen Sprechen und müssen sich beim Spielen Regeln und Richtlinien merken und werden von ihrer Umwelt gefordert und somit gefördert. Die Freizeitaktivitäten die die Kinder ausüben, haben einen sehr großen Einfluss auf ihre soziale, geistige und motorische Entwicklung. Kinder suchen sich, aufgrund vieler verschiedener Faktoren wie zum Beispiel ihrer Familie, des Bildungsstandes ihres Umfeldes, der finanziellen Lage der Eltern oder aufgrund der Vorlieben von Freunden, sehr verschiedene Aktivitäten, denen sie in ihrer Freizeit nachgehen. Diese Aktivitäten sind sehr prägend und wirken sich oft auch auf das spätere Leben der einzelnen Personen aus. Nicht selten prägen die Freizeitaktivitäten aus der Kindheit auch die Beschäftigungen im Erwachsenenalter, und somit sind eben diese Dinge, die früh im Leben zur Gewohnheit werden, ein grundlegender Faktor in der Entwicklung der Persönlichkeit einesjeden Menschen. Und gerade weil diese Aktivitäten und Interessen der Kinder so wichtig und prägend sind, haben sich auch schon in der Vergangenheit diverse Wissenschaftler mit diesem Thema beschäftigt und die Interessen der Kinder verglichen und ausgewertet.
In der von uns behandelten Studie wurden die von den Kindern im Alter von fünfbis dreizehn Jahren aufgezählten Freizeitaktivitäten in vier Bereiche eingeteilt: Spielzeuge, Computerspiele, Fernsehsendungen und Aktivitäten im Freien.
Frühere Forschungen von „Eaton & Enns“ und „Harper & Sanders“ haben ergeben, dass Jungen und Mädchen unterschiedliche Freizeitaktivitäten aufweisen. So verbringen Jungen beispielsweise mehr Zeit damit, draußen etwas zu unternehmen und sich mit dynamischen und aktiven Spielen zu beschäftigen. Mädchen dagegen bevorzugen es in der Regel, drinnen zu spielen und sich generell etwas ruhigeren Aktivitäten hinzugeben.
Aber um die Zeitverwendung auf Freizeitaktivitäten bei Kindern besser zu verstehen und wie sie sich in Bezug auf Alter und Geschlecht beijedem Einzelnen unterscheidet ist es wichtig nicht nur die Freizeitaktivitäten an sich aufzuzählen, sondern man sollte auch darauf eingehen, in wie weit die einzelnen Aktivitäten geschlechtsstereotypisch sind.
Eine Methode, mit der seit der frühesten Kindheit an sozialisiert wird, ist das Spielzeug. Es gibt verschiedene Arten/Typen von Spielzeug. Auf der einen Seite gibt es das typische Spielzeug für Mädchen und auf der anderen Seite gibt es das typische Jungenspielzeug. Und nach „Carter &
Levy“ und „Martin, Eisenbud & Rose“ neigen Kinder auch in den meisten Fällen dazu, mit dem geschlechtstypischen Spielzeug zu spielen. Nur in vergleichsweise seltenen Fällen spielen beispielsweise Mädchen Fußball oder mit Actionfiguren und Jungen mit Puppen und Spielküchen. Es gibt auch „geschlechtsübergreifende“ Spielzeuge, wie zum Beispiel Gesellschaftsspiele oder Rätselspiele am Computer. Mädchen neigen in der Regel dazu, mit femininem Spielzeug oder auch mit neutralem Spielzeug zu spielen, und auch Jungen bevorzugen in den meisten Fällen das maskuline Spielzeug, so „Cherney & Ryalls“. Diese Selektion von Spielzeug für Kinder könnte die Entwicklung behindern, da die Erfahrungen eingeschränkt werden und die Interessen der einzelnen Kinder gelenkt werden. So haben Jungen in manchen Fällen später eine bessere räumliche Vorstellung als Mädchen, da sie gerne Actionspiele am Computer gespielt haben und somit ihre Fähigkeiten und damit auch ihr Wahrnehmungsvermögen viel öfter trainiert haben als die Mädchen die in dieser Zeit vielleicht reiten waren oder mit Freundinnen Wahl, Wahrheit oder Pflicht gespielt haben. Diese Entwicklungs-Barriere könnte mit geschlechtsübergreifenden Spielzeugen zumindest ein Stück weit abgebaut, und die Fähigkeiten der Kinder könnten auf einem größeren Gebiet insgesamt verbessert werden.
Cherney fand zum Beispiel 2003 heraus, dass feminine Spielzeuge ein besseres Verständnis für komplexe Vorgänge beim Spielen vermitteln als maskuline Spielzeuge. Dies zeigt wie die Jungen dann bei komplexen Vorgängen benachteiligt sind und damit in ihrer Entwicklung eingeschränkt werden.
Robert und Heroux fanden 2004 bei einer Forschung heraus, dass Spiele, wie beispielsweise bauen mit Bauklötzen, also eine eher maskulin eingestufte Beschäftigung, das räumliche Denken sehr fördern. Das hat dann später zur Folge, dass von Mädchen behauptet wird, sie seien schlecht darin, sich Körper und Figuren räumlich vorzustellen. Auch hier machen sich die Einschränkungen in der Entwicklung bemerkbar.
Miller forschte ebenfalls auf diesem Gebiet und fand 1987 heraus, dass das Spielen mit geschlechtsstereotypischen mit dem Entwickeln verschiedener kognitiver Fähigkeiten, also mit der räumlichen Vorstellung und dem verbalen Ausdrucksvermögen, sowie mit den sozialen Fähigkeiten wie der Aggression oder dem Umgang mit den Mitmenschen zusammenhängt.
Hellendorn & Harnick und Watson & Peng erforschten, dass sich das Spielen mit unechten Waffen und das elterliche Verhalten besonders bei Jungen mit aggressivem Verhalten in Verbindung bringen lässt.
Spielen an sich macht Kinder vertraut mit möglichen Lösungen von Problemen. Sie entwickeln dank der Kommunikation mit ihren Mitmenschen beim Spielen eine eigene Strategie mit ihren Problemen umzugehen und dies ist ein wichtiger Teil der Entwicklung. Wenn Kinder nicht lernen mit Problemen umzugehen werden sie es später in ihrem Leben sehr schwer haben einen Beruf zu bekommen und sich in Gruppen beziehungsweise in Arbeitskreise zu integrieren ohne ihre Mitmenschen massiv zu belasten. Das Spielen mit femininem Spielzeug veranlasst Mädchen dazu, Regeln zu lernen, das Verhalten von Eltern und anderen Erwachsenen zu imitieren und oft lernen sie auch Erwachsene, in den meisten Fällen ihre Eltern, bei Problemen anzusprechen. Schon wenn Mädchen beispielsweise mit einem Puppenhaus spielen, lernen sie wie der Alltag in einem für sie „normalen“ Haushalt auszusehen hat, wie ein gedeckter Tisch aussieht und was man alles in der Küche machen kann. All diese Dinge erscheinen sehr banal aber helfen doch sehr bei der Entwicklung der sozialen Fähigkeiten. Jungen dagegen spielen mit maskulinem Spielzeug und im Vergleich zu Mädchen auf anderen Gebieten. So erkunden Jungen oft unabhängig von ihren Eltern ihre Umgebung und sind eigenständiger als Mädchen, zumindest anfänglich. Zu diesem Ergebnis sindjedenfalls Fagot & Leinbach 1983 bei ihren Untersuchungen gekommen. Ein Beispiel dafür könnte auch das Spielen mit Spielzeugwaffen sein. Angenommen eine Gruppe von Jungen entschließt sich, eine Szene aus einem Cowboyfilm nach zu spielen, in der es eine Schießerei gibt. Also gehen die Jungen zum Beispiel in ein kleines Waldstück oder auf ein Feld und stellen die Szene dort so gut es geht nach. Unbewusst entfernen sie sich dabei von ihrem Zuhause und erkunden erst die nähere und später auch die weitere Umgebung aktiv.
Laut Baenninger & Newcombe spielt das Spielen von Computer- und Videospielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des räumlichen Denkens. Dennoch ist es nicht fürjedes Kind gut, wenn es zum Teil auch Computerspiele spielt, in denen Gewalt vorkommt. So können Gewaltspiele bei anfälligen Kindern eine Desensibilisierung bewirken, sodass sie auch im wirklichen Leben Gewalt anwenden ohne darüber nachzudenken. Bei diesen Kindern wird meist nach dem Spielen solcher Spiele eine erhöhte Aggression festgestellt. Außerdem wird ihre Moralvorstellung zum Teil von den Spielen zum Negativen hin verändert, sodass sie in Gruppen von Gleichaltrigen nicht mehr gut zurechtfinden und immer öfter gewalttätig werden. Studien von Roberts, Foehr, Rideout, Brodie (1999) und Funk (1993) ergaben, dass Jungen sich im Vergleich zu Mädchen öfter und länger mit Videospielen beschäftigen.
Fernsehsendungen sind der dritte Punkt in der vorliegenden Studie, und deshalb gehe ich auch daraufjetzt kurz ein. Fernsehen zählt heutzutage zu einer der Lieblingsbeschäftigungen vieler Kinder und ist deshalb relevant für unsere Studie. Amerikanische Kinder verbringen im Durchschnitt pro Tag etwa eineinhalb bis drei Stunden ihrer Zeit vor einem Fernseher, das fanden Anderson, Huston, Schmitt, Linebarger & Wright (2001) und Larson & Verma (1999) während ihrer Untersuchungen heraus. Außerdem,so Anderson, verbringen Kinder mehr Zeit vor dem Fernseher als Erwachsene. Zwar schauen Jungen und Mädchen im Durchschnitt etwa gleich viel fern pro Tag, jedoch unterscheidet sich das gesehene Programm, also die Sendungen, drastisch voneinander, so Huston, Wright, Rice, Kerkman & St. Peters. Der Unterschied bei den Fernsehsendungen ist im Vergleich zu den anderen drei Kategorien am gravierendsten, und das ändert sich auch mit dem Altern der Kinder nicht.
Das Fernsehprogramm spielt laut Roberts & Bachen eine enorme Rolle bei der Sozialisation der Kinder und vermitteln ihnen auch die oft traditionelle Rollenverteilung innerhalb der Gesellschaft. Ähnlich wie bei den Gewaltspielen ist es auch beim Fernsehen. Sendungen und Filme, in denen es um Gewalt geht und in denen brutale Szenen gezeigt werden, lassen die Aggression der zuschauenden Kinder nach mehrmaligem Anschauen ansteigen und diese Aggressionsbereitschaft wirkt sich auf die Betroffenen auch im Jugend- und Erwachsenenalter aus (Bushman & Huesmann, 2001).
Nun komme ich zum vierten und letzten Bereich der Studie, nämlich zum Sport. Auch diesem Bereich wird eine große Rolle in der Entwicklung und der Sozialisation der Kinder zugeschrieben, und das ist durchaus begründet. Fastjedes Kind in der modernen Gesellschaft geht einem Hobby nach, und das ist in sehr vielen Fällen eine Sportart.
Jungen bevorzugen es, sich Sportarten auszusuchen, in denen sie sich mit anderen messen können und in denen sichjeder aktiv in ein Team einbringen muss (Bradley, McMurray, Harrell & Deng 2000; Eaton & Enns, 1986). Nicht ohne Grund ist Fußball wohl eine der bekanntesten und am meisten ausgeübten Sportarten der Welt. Viele Jungen fühlen sich in einer Mannschaft geborgen und brauchen die Konkurrenz mit anderen Sportlern. Auch Kampfsportarten sind sehr beliebt bei Jungen und gewinnen mehr und mehr Anhänger.
Mädchen hingegen sind nicht die typischen „Teamplayer“, sondern machen gerne betreiben Sportarten wie Yoga, Tanzen oder Turnen. Mädchen neigen dazu, Sportarten auszuüben, in denen es nicht um Wettkämpfe und um Konkurrenz geht (Bradley, 2000; Faucette, 1995).
Anzumerken ist, dass Jungen lieber Ballsportarten ausüben und deshalb Mädchen gegenüber eine bessere Augen-Hand-Koordination aufweisen, so Bjorklund und Brown, dies kann aber auch mit dem oft besseren räumlichen Vorstellungsvermögen der Jungen zusammenhängen.
Die vorliegende Studie soll nun die verschiedenen Aktivitäten aus den vier angesprochenen Kategorien erfassen und ihnen dann einen Geschlechter-Index zuweisen. Das heißt also, am Ende soll mit Hilfe eines Index dargestellt werden, wie feminin oder maskulin eine Freizeitaktivität wirklich ist. Außerdem wird die Studie zeigen, welche Aktivitäten von den Probanden am liebsten und häufigsten ausgeübt werden und wo es Überschneidungen beziehungsweise Übereinstimmungen zwischen femininen und maskulinen Aktivitäten gibt. Außerdem soll anhand dieser Studie anschaulich dargestellt werden, dass es einen durch das Spielzeug und generell durch sich unterscheidende Freizeitaktivitäten nachzuweisenden Unterschied der Entwicklung von einzelnen Fähig- bzw. Fertigkeiten gibt.
2. Hypothesen und Fragestellungen (ggf. der einzelnen Teilexperimente)
Da Jungen meist im Durchschnitt mehr Zeit mit Outdoor-Aktivitäten und mit Computerspielen verbringen als Mädchen, wurde angenommen, dass eben auch die Jungen mehr Zeit auf die in der behandelten Studie genannten Freizeitaktivitäten verwenden, und dementsprechend auch einen größeren Zeitaufwand auf den Fragebögen vermerken werden.
Es wurde angenommen, dass die Kinder, die im Zuge der Studie befragt werden sollten, mehr geschlechtsspezifische als geschlechtsübergreifende Freizeitaktivitäten nennen würden.
Außerdem angenommen wurde, dass die Kinder, sobald sie älter werden, ihre Einstellung bezüglich der Freizeitaktivitäten verändern. So wurde erwartet, dass die Jungen mit zunehmendem Alter immer mehr zu den maskulin eingestuften Aktivitäten tendieren, wohingegen die Mädchen immer häufiger neutralen oder geschlechtsübergreifenden Freizeitbeschäftigungen nachgehen würden.
3. Methoden
Die Probanden dieser Untersuchung zum Thema „Gender-linked differences in the toys, television shows, computer games and outdoor activities“ waren 120 Kinder im Alter von fünfbis dreizehn Jahren. Sechzig der Kinder waren Jungen und die anderen sechzig Mädchen. Mit dieser Zweiteilung in männliche und weibliche Probanden wurde eine gute Grundlage für spätere Vergleiche bezüglich der Geschlechterunterschiede geschaffen. Alle Kinder, die als Probanden an der Studie beteiligt waren, gingen in ein und dieselbe Privatschule in Omaha in Nebraska und kamen in der Regel aus der Mittel- und Oberschicht der Bevölkerung. 86 Prozent der Kinder identifizierten sich selbst als Amerikaner mit europäischen Wurzeln und nur zwei Prozent identifizierten sich selbst entweder als Afro-Amerikaner, Asiaten oder Südamerikaner.
20 Studenten, die unbefangen von dem Rest der Studie waren, führten die Befragung mit den Probanden durch. Zehn der Studenten waren weiblich und zehn männlich.
Bei der durchgeführten Befragung, auf die ich gleich noch genauer eingehen werde, wurde den Kindern eine eine Liste vorgelegt, auf der eine Auswahl von verschiedenen Freizeitaktivitäten vorgegeben war. Bei diesen Aktivitäten handelte es sich zum Beispiel um Sportarten, um Spielzeug, um Computerspiele oder um Fernsehsendungen. Zusätzlich gab es unter dieser Liste noch drei freie Linien, auf denen weitere, nicht aufgeführte Aktivitäten aufgelistet werden konnten.
Jede/r Proband/in sollte nun angeben, welchen der aufgeführten Aktivitäten er in seiner/ihrer Freizeit nachging und welche Aktivitäten er/sie noch zusätzlich ausübte, auch wenn sie nicht aufgelistet waren.
Außerdem sollte vonjedem Probanden eine persönliche Einschätzung darüber abgegeben werden, wie viel Zeit er/sie pro Tag durchschnittlich auf diejeweilige Beschäftigung verwendet. Diese Zeitangaben sollten immer hinter der Freizeitaktivität eingetragen werden.
Um einen kleinen Überblick zu bekommen wie die Liste aussah, werde ichjetzt ein paar Beispiele zu den verschiedenen Kategorien nennen. In der Kategorie „Spielzeug“ beispielsweise wurden Dinge wie Actionfiguren, Puppen, Stofftiere, Bauklötze oder Spielzeugautos genannt. In der Kategorie „Sport“ wurden unter anderen Sportarten wie Fußball, Tischtennis, Reiten oder Schwimmen aufgelistet. In der Kategorie „Computer“ standen Dinge wie PC-Puzzle, Actionspiele, Geschicklichkeitsspiele, Rätsel oder Lernspiele. Und zu guter Letzt konnten die Probanden sich in der Kategorie „Fernsehen“ zwischen Punkten wie Cartoons, Science-Fiction, Drama oder Actionfilme entscheiden.
Die Durchführung der Studie erfolgte in zwei Schritten. Im ersten Schritt wurdejedem Probanden der zusammengestellte Test per Post nach Hause geschickt. Dort wurde er von den Kindern, oder, wenn diese noch nicht schreiben konnten, von deren Eltern ausgefüllt. Wichtig dabei war, dass die Eltern, wenn sie die Ergebnisse ihrer Kinder schriftlich festhielten, immer genau den Wortlaut aufschrieben und ihn nicht abänderten, denn das hätte das Ergebnis der Studie verfälscht. Der fertig ausgefüllte Fragebogen wurde dann am Ende wieder in der Schule abgegeben oder eben per Post zurück geschickt. Anschließend, und somit komme ich auch schon zum zweiten Teil der
Durchführung, nach dem Erhalt der ausgefüllten Fragebögen, unterhielt sichjede/r Proband/in noch einmal ganz allein mit einem der zwanzig Testleiter. Derjeweilige Testleiter stellte nun dem Kind genau dieselben Fragen noch einmal, die es zuvor zu Hause beantwortet hatte, und verglich die verbalen Antworten mit den niedergeschriebenen Antworten auf dem Fragebogen. Gab es eine Veränderung oder Abweichung bei den Antworten, so wurde dies vom Testleiter angemerkt und anschließend ging er/sie genauer darauf ein. Zusätzlich wurdejede Abweichung schriftlich festgehalten. In etwa 95 Prozent der Fälle stimmten die verbalen mit den schriftlichen Antworten der Probanden überein.
Um die Auswertung der Studie besser verstehen zu können, folgtjetzt eine Erläuterung des Geschlechter-Index.
Der Geschlechter-Index kommt zustande, indemjede einzelne, von den Probanden aufgelistete, Aktivität hinsichtlich ihrer geschlechtlichen Einschätzung bewertet wird. Insgesamt wurden 319 verschiedene Freizeitaktivitäten erfasst. Um nun die Maskulinität beziehungsweise die Femininität jeder dieser Beschäftigungen einschätzen zu können, wurden 20 Erwachsene gebeten, ohne dass sie sonst in irgendeiner Weise mit der Studie zu tun hatten, mit Hilfe einer Likert-Skala zu bewerten. Die Likert-Skala umfasst eine Bewertungsspanne von sieben Punkten. Gibt nun einer der Erwachsenen einer Aktivität eine 1, so heißt das, dass er sie als sehr maskulin empfindet. Gibt er/sie eine 4, so wird die Aktivität als neutral betrachtet. Eine 7 bedeutet, dass es sich um eine sehr feminine Beschäftigung handelt,jedenfalls aus der Sicht des Bewertenden. Von den Erwachsenen waren zehn weiblich und zehn männlich, sodass auch hier eine ausgewogene Verteilung der Geschlechter vorlag.
4. Ergebnisse
Zuerst wurden die von den Kindern angegebenen Zeiteinschätzungen und die Geschlechtsbewertungen aller aufgelisteten Freizeitaktivitäten analysiert.
Danach wurde fürjede einzelne Kategorie der Freizeitaktivitäten, mit Hilfe der erfassten Daten, errechnet, welche die beliebtesten Beschäftigungen der Kinder waren und es wurde gemessen, wie geschlechtsstereotypisch die einzelnen Aktivitäten waren.
Kommen wir nun zu den Ergebnissen in der Kategorie der Spielzeuge.
Einzelne Kinder listeten bis zu fünf verschiedene Spielzeuge auf. Am häufigsten wurden Puppen (23%), manipulative Spielzeuge wie Lego oder Bauklötze (18%) und Stofftiere (13%) genannt.
Die Jungen unter den Probanden listeten insgsamt 148 und die Mädchen nur 108 Spielzeuge auf.
Die beliebtesten Spielzeuge der Jungen unterschieden sich,wie zu erwarten gewesen war, von denen der Mädchen. 38% der Jungen bevorzugten manipulative Spielzeuge, 18% Spielzeug-Autos und 13% der Jungen beschäftigten sich am liebsten mit Action-Figuren.
Die Mädchen hingegen spielten am liebsten mit Puppen (37%) und Stofftieren (17%). Außerdem beschäftigten sich 15% der Mädchen mit edukativen Spielzeugen wie Lernbüchern oder Wissensspielen.
Gehen wir weiter zu der zweiten Kategorie der Studie, nämlich zu den Computerspielen.
Die befragten Kinder gaben an, pro Tag im Durchschnitt etwa 1.1 Stunden mit Computerspielen zu verbringen. Jungenjedoch gaben durchschnittlich einen etwas größeren Zeitaufwand bei Videooder Computerspielen an.
Jedes Kind gab an,sich im regelmäßig etwa mit zwei Computerspielen zu beschäftigen. Wie vorher von den Testleitern angenommen, waren die Spiele, die die Jungen angaben, sehr maskulin eingestuft worden und die die Mädchen auflisteten sehr feminin. Das liegt daran, dass Computerspiele speziell auf die Interessen der Kinder „zugeschnitten“ werden und somit von vorne herein geschlechtsspezifisch sind und auch einer dementsprechenden Vermarktung unterliegen.
Zu der Kategorie „Fernsehen“ lässt sich sagen, dass alle Fernsehsendungen und Filme bei Jungen und Mädchen mit zunehmendem Alter mehr und mehr geschlechtsstereotypischer werden. Das heißt also, dass Fernsehsendungen für Mädchen immer femininer werden, und Sendungen für Jungen werden immer maskuliner. Hierbei ist es sehr ähnlich wie bei den Computerspielen, da auch die
Sendungen meistens entweder Jungen- oder Mädchensendungen sind, und auch als solche beworben werden.
Der Sport ist die vierte und letzte Kategorie, die in der Studie untersucht wurde, und weist auch wieder einige geschlechtsbedingte Unterschiede auf.
So verbringen Kinder im Durchschnitt circa 1.8 Stunden pro Tag mit sportlichen Aktivitäten. Jungenjedoch verbringen deutlich mehr Zeit mit Sport als Mädchen, nämlich durchschnittlich zwei Stunden täglich. Mädchen dagegen machen im Durchschnitt nur circa 1.6 Stunden Sport am Tag. Von den Probanden listeten die männlichen Teilnehmer im Schnitt 3.33 Sportarten auf und die weiblichen Teilnehmer kamen auf 2.85 Sportarten.
Die Lieblingssportarten der Jungen waren Basketball mit 18%, Fußball mit 16% und American- Football mit 13%. Die Mädchen fuhren mit 15% am liebsten mit dem Fahrrad, dem Roller oder auf Inline-Skates. 14% der Mädchen ging am liebsten schwimmen und 12% der Mädchen spielten am liebsten Fußball in ihrer Freizeit.
Bemerkenswert ist noch, dass 68% der Jungensportarten und 50% der Mädchensportarten im Freien stattfinden und dass bei den Jungen öfter als bei den Mädchen Ballsportarten bevorzugt wurden.
5. Diskussion
Die Studie wurde durchgeführt, um einen allgemeinen Überblick über die Freizeitaktivitäten von Kindern im Alter zwischen fünf und dreizehn Jahren zu geben.
An den Ergebnissen lässt sich unschwer erkennen, dass die zu Anfang getroffenen Annahmen zutreffend waren, mit einer Ausnahme. Mädchen beschäftigen sich mit zunehmendem Alter nicht ausschließlich mehr mit geschlechtsneutraleren oder geschlechtsübergreifenden Aktivitäten. Beim Fernsehen beispielsweise trifft diese Annahme gar nicht zu, da die Sendungen mit zunehmendem Alter auch immer femininer werden.
Beide Seiten, also Jungen und Mädchen, beschäftigen sich bevorzugt mit geschlechtstypischen Freizeitaktivitäten. Sie beschäftigen sich weniger mit geschlechtsübergreifenden oder neutralen Aktivitäten, das fanden auch schon Carter und Levy 1988 bei Untersuchungen heraus.
Wie oben schon erwähnt spielen Jungen am liebsten mit manipulativen Spielzeugen, SpielzeugAutos und Action-Figuren. Diese Vorlieben führen dazu, dass sie zur aktiven Erkundung von Unbekanntem ermutigt werden und sie haben Spaß daran, Dinge zu konstruieren.
Mädchen hingegen spielen am liebsten mit Puppen und Stofftieren oder sie lesen Bücher. Das führt dazu, dass ihre verbalen Fähigkeiten besser ausgeprägt werden als die der durchschnittlichen Jungen. Außerdem lernen sie durch das Puppenspiel beispielsweise fürsorglich und verantwortungsbewusst zu handeln, so Miller.
Bei Computerspielen sieht es folgendermaßen aus. Jungen bevorzugen Gewalt-, Action-, Sport-, und Action-Abenteuer-Spiele, wohingegen Mädchen Unterhaltungs- und Lernspiele vorziehen. Diese Ergebnisse der behandelten Studie stimmen im Großen und Ganzen mit denen einer europäischen Studie über die Lieblingscomputerspiele von Kindern in mehreren europäischen Ländern von Garitaonandia, Juaristi und Oleaga im Jahr 2001 überein.
Der Nachteil für Mädchen, die den Computer ausschließlich zum Lernen und für die Kommunikation mit Freunden benutzen, ist, dass sie später nicht so eine gute räumliche Vorstellung besitzen wie die Jungen, die beispielsweise Action-Spiele gespielt haben, bei denen es gilt sich möglichst schnell in einem visuellen Raum zurecht zu finden.
Der Nachteil für Jungen, die zu lange Gewaltspiele spielen oder zu viele brutale Filme im Fernsehen gesehen haben, ist, dass ihre Aggression immer mehr zunimmt und sie vielleicht in einer Stresssituation auf körperliche Gewalt zurückgreifen, da sie keine andere Möglichkeit sehen, das Problem zu lösen.
Die Ergebnisse dieser Studie könnten nützlich sein um beispielsweise neue Computerspiele zu entwickeln, bei denen Mädchen Lernaufgaben in einem visuellen Raum ausführen müssen und somit auch ihre räumliche Vorstellung schulen.
Kritisch zu betrachten ist meiner Meinung nach die Verallgemeinerung der Studie. Man kann die Ergebnisse auf amerikanische Kinder und in weiterem Sinne auch auf europäische Kinder anwenden, jedoch kann zum Beispiel in Asien nicht viel mit den Ergebnissen angefangen werden, da dort die kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen grundlegend anders sind als in Nordamerika oder Europa. Außerdem werden die armen Bevölkerungsmitglieder bei der Studie so gut wie außen vor gelassen, da sie für viele der genannten Dinge und Aktivitäten einfach nicht genügend Geld besitzen. Aber alles in allem gibt die Studie doch einen guten und kompakten Überblick über die geschlechtlichen Unterschiede in Bezug auf Spielzeuge, Computer-Spiele, Sport und Fernsehen.
Quelle: Cherney, Isabelle/ London, Kamala, in Sex Roles (2006) - Gender linked differences in toys,television shows,computer games, and outdoor activities of 5- to 13-year-old children,, S.717-726, Springer Science + Business Media
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- Quote paper
- Jakob Steinberger (Author), 2013, Räumliches Denken. Eine Ausarbeitung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354435
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