Bereits nach der Geburt macht der Mensch seine ersten Erfahrungen mit der engen Beziehung zu einem anderen Menschen. Ohne die Fürsorge eines Erwachsenen könnte ein kleines Kind nicht überleben, wobei es in aller Regel die Eltern sind, die diese Aufgabe übernehmen. Im späteren Leben werden weitere Beziehungen eingegangen, unter anderem zu einem Liebespartner. Die Eltern-Kind-Beziehung ermöglicht wirkliche Nähe und Intimität zu erleben, was in anderen Beziehungen weniger oder gar nicht möglich ist, zum Beispiel Beziehungen zu Freunden oder Arbeitskollegen. Daher hat die Beziehung zu den Eltern in der Kindheit eine besondere Bedeutung im Leben jedes Menschen. Es stellt sich die Frage, ob sich die Erfahrungen mit den Eltern in der Kindheit auch auf das spätere partnerschaftliche Verhalten auswirken.
Das Thema dieser Arbeit ist.... Um sich mit diesem Thema auseinander zusetzen möchte ich als erstes auf eine Definition von Begriffen, die zum Verständnis beitragen, eingehen. Hier sind unter anderen internale Arbeitsmodelle, Kognition und Metakognition gemeint. Das Hauptaugenmerk lege ich auf die Bindungstheorie von John Bowlby, da sie schon in den 60ern einmalige Resultate ergeben hat. Ich bearbeite in meiner Hausarbeit auch den Punkt der Qualität der Bindung. Hierbei werde ich näher auf Mary Ainsworth´ Strange Situation Test eingehen. In Beobachtungen und Untersuchungen entstanden hier 4 Kategorien von Bindungsqualitäten bei Kindern. Um nicht nur auf die Kindheit, sondern auch auf das Erwachsenenalter einzugehen und um einen angemessenen Überblick zu geben, gehe ich auch auf das Adult Attachment Interview (AAI) ein, da es als ein wichtiges Verfahren bekannt ist, um die Bindung und die Bindungserfahrungen von Erwachsenen zu erfassen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserklärungen
2.1 Internale Arbeitsmodelle
2.2 Kognition
2.3 Metakognition
2.4 Duales Kodieren
3 Die Bindungstheorie
4 Qualität der Bindung - Strange Situation Test
4.1 Versuchsanordnung
4.2 Innere Arbeitsmodelle von Bindung
4.2.1 Das sichere Modell
4.2.2 Das unsicher-vermeidende Modell
4.2.3 Das unsicher-ambivalente Modell
4.2.4 Das unsicher-desorientierte/desorganisierte Modell
4.3 Zusammenfassung
5 Adult Attachment Interview
5.1 Aufbau des Interviews
5.2 Ergebnisse
5.2.1 Das autonome, sichere Bindungsmodell
5.2.2 Das abweisende Bindungsmodell
5.2.3 Das verstrickte Bindungsmodell
5.2.4 Das Modell des unverarbeiteten Traumas
6 Schlussbetrachtung
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Geliebt zu werden kann eine Strafe sein.
Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist Folter.
Robert Lembke
Bereits nach der Geburt macht der Mensch seine ersten Erfahrungen mit der engen Beziehung zu einem anderen Menschen. Ohne die Fürsorge eines Erwachsenen könnte ein kleines Kind nicht überleben, wobei es in aller Regel die Eltern sind, die diese Aufgabe übernehmen. Im späteren Leben werden weitere Beziehungen eingegangen, unter anderem zu einem Liebespartner. Die Eltern-Kind-Beziehung ermöglicht wirkliche Nähe und Intimität zu erleben, was in anderen Beziehungen weniger oder gar nicht möglich ist, zum Beispiel Beziehungen zu Freunden oder Arbeitskollegen. Daher hat die Beziehung zu den Eltern in der Kindheit eine besondere Bedeutung im Leben jedes Menschen.
Es stellt sich die Frage, ob sich die Erfahrungen mit den Eltern in der Kindheit auch auf das spätere partnerschaftliche Verhalten auswirken.
Das Thema dieser Arbeit ist Um sich mit diesem Thema auseinander zusetzen möchte ich als erstes auf eine Definition von Begriffen, die zum Verständnis beitragen, eingehen. Hier sind unter anderen internale Arbeitsmodelle, Kognition und Metakognition gemeint. Das Hauptaugenmerk lege ich auf die Bindungstheorie von John Bowlby, da sie schon in den 60ern einmalige Resultate ergeben hat. Ich bearbeite in meiner Hausarbeit auch den Punkt der Qualität der Bindung. Hierbei werde ich näher auf Mary Ainsworth´ Strange Situation Test eingehen. In Beobachtungen und Untersuchungen entstanden hier 4 Kategorien von Bindungsqualitäten bei Kindern. Um nicht nur auf die Kindheit, sondern auch auf das Erwachsenenalter einzugehen und um einen angemessenen Überblick zu geben, gehe ich auch auf das Adult Attachment Interview (AAI) ein, da es als ein wichtiges Verfahren bekannt ist, um die Bindung und die Bindungserfahrungen von Erwachsenen zu erfassen.
Zum Ende werde ich meinen persönlichen Schluss ziehen.
2 Begriffserklärungen
2.1 Internale Arbeitsmodelle
Internale Arbeitsmodelle sind innere Repräsentationen der Welt, von sich selbst und der Bindungsperson. In diesem Modell sind Repräsentationen von direkten Ereignissen mit der Bezugsperson und Selbstkonzepte enthalten, die aus diesen Ereignissen resultieren. Die internalen Arbeitsmodelle ermöglichen es dem Menschen, zu handeln ohne jede Situation neu zu überdenken.
Während ein Kind mit einem Elternteil eine sicher gebundene Beziehung hat, kann es mit dem anderen Elternteil auch unsicher gebunden sein, das heißt, Kinder können mit beiden Eltern unterschiedliche Arbeitsmodelle haben.
Die Umsetzung von Arbeitsmodellen kann je nach Alter unterschiedlich erfolgen. Ein einjähriges Kind kann sein Modell direkt in Verhalten umsetzen, währenddessen kann es das mit sechs Jahren in einem Dialog verschlüsseln, den es mit der Bindungsperson führt.
Erwachsene führen dieses Verhalten fort. Hier zeigt sich das Modell an der Zugänglichkeit, die sie zu ihren Erinnerungen haben und an der Art und Weise, wie sie über bindungsrelevante Themen sprechen.
Ainsworth ermittelte erstmals im Jahre 1969 mit dem Strange Situation Test drei unterschiedliche Arten von Arbeitsmodellen:
- das sichere Modell
- das unsicher-vermeidende Modell
- das unsicher-ambivalente Modell
Neben diesen drei Gruppen gab es aber auch Kinder, die sich nicht einordnen ließen. Main/Weston (1981) beschrieben solche Kinder. Eine erneute Untersuchung sämtlicher schwer klassifizierbarer Fälle führte dann zu einer weiteren Kategorie, nämlich zum
- unsicher-desorientierten/desorganisierten Modell.
2.2 Kognition
Kognition ist ein allgemeiner Begriff für alle Formen des Erkennens und Wissens. Er erfasst zum Beispiel das Wahrnehmen, die Mustererkennung, die Aufmerksamkeit, das Erinnern, bildhaftes Vorstellen, intelligentes Handeln, Denken und Problemlösen, das Sprechen und das Sprachverstehen. Die Kognition bezieht sich sowohl auf den Inhalts- als auch auf den Prozessaspekt des Erkennens und Wissens.
Inhalte der Kognition sind Begriffe, Tatsachen, Aussagen, Regeln, Erinnerungen. Alle diese kognitiven Prozesse müssen jeden Tag durchgeführt werden, um die Welt zu verstehen und um täglich kreative Lösungen zu finden.
2.3 Metakognition
Als Metakognition wird die Reflexion über das eigene Denken bezeichnet. Es kann zwischen zwei unterschiedlichen Aspekten unterschieden werden. Zum einen das Wissen über die eigenen Gedanken bzw. der Erkenntnis, dass es unterschiedliche Repräsentationen der Realität gibt. Zum anderen besteht ein Unterschied zwischen dem ´wie es scheint` und dem ´wie es wirklich ist`, das heißt, es kann ein Unterschied zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten bestehen, wie zum Beispiel bei ironischen Bemerkungen. Unter anderen besteht die Fähigkeit, die eigenen Gedanken zu kontrollieren.
Ein zentraler Begriff ist in diesem Zusammenhang metacognitive monitoring. Hierbei geht es um das Finden von Widersprüchen in den eigenen Gedankengängen sowie das Suchen nach Irrtümern und logischen Fehlern. Dabei ist Selbstkritik eine wichtige Komponente.
Der Mensch besitzt nicht von Geburt an die Fähigkeit zu einer metakognitiven Repräsentation der eigenen Gedanken. Sie entwickelt sich zwischen dem vierten und dem sechsten Lebensjahr. Hierbei muss in der Entwicklung der Fähigkeit wiederum zwischen zwei Aspekten unterschieden werden. Zum einen die repräsentative Divergenz und zum anderen der repräsentative Wandel.
1. Repräsentative Divergenz:
Das Kind wird sich bewusst, dass man die Gedanken von anderen Menschen nicht lesen kann. Umgekehrt kann auch niemand seine Gedanken lesen.
Auch kann es erkennen, dass es mehr bzw. weniger als andere weiß und dass seine subjektiven Repräsentationen nicht der objektiven Realität entsprechen müssen.
2. Repräsentativer Wandel:
Das Gedanken und Meinungen sich ändern können und müssen, lernt ein Kind in seiner Entwicklung. Es merkt, dass es möglich ist, nach Betrachten von mehreren Sichtweisen zu anderen Schlüssen zu kommen.
Repräsentativer Wandel bezeichnet also die Fähigkeit, seine Vorstellungen zu überdenken und ggf. zu ergänzen oder neu zu organisieren.
2.4 Duales Kodieren
Hierbei geht es um die Vorstellung, dass kognitive Repräsentationen mehr als nur eine Form annehmen können. Ein Objekt kann also mehreren Kategorien zugeordnet werden.
Allan Paivio schrieb 1986: „Wörter für konkrete Inhalte sind zweifach im Gedächtnis gespeichert - sprachlich und bildhaft- während Wörter für abstrakte Inhalte nur sprachlich kodiert sind.“ Der Vorteil, den geistige Prozesse bei Wörtern für konkrete Inhalte haben, besteht in der zusätzlichen Kodierung, die zu ausführlichen Repräsentationen führt.
Kinder unter einem Alter von 4 Jahren nehmen an, dass eine Tatsache die andere ausschließt: eine Person kann zum Beispiel nicht gleichzeitig Vater und Sohn sein. Kinder sind nicht fähig einem Objekt mehrere Kategorien zuzuordnen.
3 Die Bindungstheorie
Der englische Psychiater und Psychoanalytiker John Bowlby machte während seiner Arbeit in einem Londoner Kinderkrankenhaus Beobachtungen, die ihn nachhaltig beeindruckten. Der Trennungsschmerz der Kinder, die von ihren Müttern getrennt wurden und sich wünschten, wieder mit ihnen vereint zu werden, konnte nach Bowlby nicht damit erklärt werden, dass eine Mutter die grundlegenden Bedürfnisse eines Kindes befriedigt, denn diese Aufgaben, wie die Ernährung und die Pflege, können auch von anderen Personen übernommen werden.
Bowlby entwickelte aus diesen Beobachtungen seine Bindungstheorie, denn für ihn zeigte die heftige Reaktion der Kinder auf die Trennung, dass zwischen einer Mutter und dem Kind eine besondere emotionale Bindung bestehen muss. Bowlby ist der Überzeugung, dass das Bedürfnis, eine enge Bindung zu einer anderen Person aufzubauen und aufrechtzuerhalten, ein angeborenes Motiv des Menschen ist. Die Fürsorge und der Schutz sind für das Kind mit der Nähe der Mutter verbunden und um diese Nähe dauerhaft aufrecht zu erhalten, bindet es sich emotional an seine Mutter.
Das Bindungsverhalten ist nach Bowlby wie ein Regelkreis organisiert, er spricht hier von einem Bindungssystem. Das Kind beobachtet ständig, wo die Mutter sich aufhält. Wendet sich die Mutter von dem Kind ab oder wenn sich der Säugling müde, krank oder unsicher fühlt, werden Bindungsverhaltensweisen aktiviert. Diese Verhaltensweisen, die sich in Schreien, Lächeln, Nachlaufen und Anklammern äußern können, dienen dazu, die Nähe zur vertrauten Person wiederherzustellen. Wendet sich die Mutter als Reaktion auf diese Verhaltensweisen dem Kind wieder zu, beruhigt es sich und beendet das Bindungsverhalten. Auf diese Weise stellt es unablässig sicher, dass die Mutter ihm nahe bleibt. Die Verhaltensweisen existieren von Geburt an und werden im Verlauf des ersten halben Jahres immer spezifischer auf eine oder mehrere Hauptbezugspersonen gerichtet. Die Ziele sind Nähe und Sicherheit. Das Bindungssystem ist relativ unabhängig von sexuellen und aggressiven Triebbedürfnissen. Dieses System stellt ein eigenständiges Motivationssystem dar. Es interagiert mit anderen Motivationssystemen, kann aber nicht aus ihnen abgeleitet werden.
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- Arbeit zitieren
- Victoria Thiele (Autor:in), 2004, Eine thematische Betrachtung der Entwicklung von Bindungsverhalten, der Qualität der Bindung und deren Auswirkungen im Kindheits- und Erwachsenenalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35436
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