Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, einen Überblick der zentralen Annahmen des Einflusses sozialer Interaktionspartner auf das Wahlverhalten aus der bereits existierenden Literatur zu verschaffen sowie deren Plausibilität im Lichte empirischer Befunde zu beurteilen. Weil in dieser Forschungsarbeit davon ausgegangen wird, dass individuelles Wahlverhalten nicht alleine durch die Berücksichtigung unterschiedlicher sozialer Umfeldbedingungen zufriedenstellend vorhergesagt werden kann, wird zunächst auch ein Überblick über die Entstehung der drei zentralen Strömungen der Wahlforschung und deren theoretischen Annahmen gegeben.
Nach einer kritischen Beurteilung der Erklärungskraft der sozialen Logik des Wählerverhaltens wird mithilfe des soziologischen Erklärungsansatzes der Subjectively Expexted Utility-Theory ein Ausblick gegeben, wie Prinzipien der drei zentralen Wahlforschungsstränge in ein einziges Konzept überführt werden können und Wahlverhalten somit zukünftig ganzheitlicher erklärt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Klassische Erklärungsansätze des Wahlverhaltens
3. Rückkehr zur sozialen Logik der Politik
4. Wie sehr bestimmen die Anderen, was wir wählen? ..
5. Erklärung des Wahlverhaltens mithilfe der SEU-Theorie
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Wie treffen Menschen politische Entscheidungen? Diese Frage versuchten bereits zahlreiche Forschungsbeiträge aus der Wahl- und Verhaltensforschung zu beantworten. So ist mittlerweile bekannt und hinreichend belegt, dass unter anderem das soziale Umfeld, also alle Personen und Personengruppen, mit denen Menschen interagieren und andauernde zwischenmenschliche Beziehungen pflegen, einen Einfluss auf das individuelle Verhalten haben. Basierend auf dem soziologischen Modell der sozialen Kreise von Simmel (1890) wandten Lazarsfeld und seine Kollegen an der Columbia University in „The People’s Choice: How the Voter Makes Up His Mind in a Presidential Campaign“ (Lazarsfeld et al. 1968) erstmals die soziale „Logik der Politik“ (Zuckerman 2005) auf das Wahlverhalten an und fanden heraus, dass politische Entscheidungen nicht unabhängig des sozialen Kontexts getroffen werden. Somit bildete die sogenannte Columbia-Schule mit „The People’s Choice“ die Grundlage für den mikrosoziologische Erklärungsansatz des Wahlverhaltens. Dieser wird neben dem von Campbell und den Mitgliedern seiner Forschungsgruppe an der Michigan School entwickeltem individualpsychologischem Ann-Arbor-Modell (Campbell et al. 1960) sowie dem von Downs begründeten Modell des rationalen Wählens zu einem der drei Hauptströmungen der Wahlforschung gezählt.
Obwohl die Begründer der verhaltensbezogenen Analyse politischer Präferenzen sozialstrukturelle Determinanten als Erklärungsfaktoren zunächst weitestgehend akzeptierten und in ihren Forschungsarbeiten berücksichtigten, wandten sie sich im Laufe der Zeit immer stärker von der sozialen Logik der Politik ab. Nicht nur konkurrierende theoretische Grundannahmen, sondern auch Einschränkungen durch Umfragemethoden und mangelnde Datenverfügbarkeit führten dazu, dass politisches Verhalten lange Zeit nahezu ausschließlich auf individuelle Nutzenkalkulationen und Einstellungen zurückgeführt wurde (Zuckerman 2005). Jedoch fokussieren sich seit nun etwa zwei Jahrzehnten einige Forscher wieder auf soziale Kontexte und Netzwerke hinsichtlich der Erklärung politischen Wahlverhaltens und entwickeln neue Theorien der sozialen Logik der Politik. Inzwischen konnten zahlreiche Studien aufzeigen, dass politische Präferenzen nicht isoliert von Interaktionspartnern gebildet werden bzw. dass sozialen Netzwerken und Kontexten ein bedeutsamer Einfluss auf das Wahlverhalten zugeschrieben werden kann (Huckfeldt/Sprague 1995; Schmitt-Beck 2000, Levine 2005, Johnston/Pattie 2006, Schmitt-Beck et al. 2012). Im Vordergrund dieser neuen Untersuchungen steht nicht mehr nur die Frage, ob das soziale Umfeld einen Einfluss auf das individuelle Verhalten hat, sondern verstärkt die Frage, unter welchen Bedingungen interpersonale Einflüsse stärker bzw. schwächer sind.
Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, einen Überblick der zentralen Annahmen des Einflusses sozialer Interaktionspartner aus der bereits existierenden Literatur zu verschaffen sowie deren Plausibilität im Lichte empirischer Befunde zu beurteilen. Weil in dieser Forschungsarbeit davon ausgegangen wird, dass individuelles Wahlverhalten nicht alleine durch die Berücksichtigung unterschiedlicher sozialer Umfeldbedingungen zufriedenstellend vorhergesagt werden kann, wird zunächst auch ein Überblick über die Entstehung der drei zentralen Strömungen der Wahlforschung und deren theoretischen Annahmen gegeben. Nach einer kritischen Beurteilung der Erklärungskraft der sozialen Logik des Wählerverhaltens wird mithilfe des soziologischen Erklärungsansatzes der „Subjectively Expexted Utility- Theory", Theorie der Maximierung des subjektiv zu erwartenden Nutzens bei einer Entscheidung, ein Ausblick gegeben, wie Prinzipien der drei zentralen Wahlforschungsstränge in ein einziges Konzept überführt werden können und Wahlverhalten somit zukünftig ganzheitlicher erklärt werden kann.
2. Klassische Erklärungsansätze des Wählerverhaltens
Der soziologische Ansatz
Die soziologischen oder sozialstrukturellen Ansätze der Politik betonen die verhaltensrelevante Bedeutung des sozialen Umfeldes. Schuldbildend für diesen mikrosoziologischen Ansatz waren die Arbeiten von Lazarsfeld und seinen Kollegen an der Columbia University, welche sich wiederum an der von Simmel formulierten These der sozialen Kreise (1890) orientierten, wonach Individuen als Mitglieder verschiedener Kreise mit jeweils unterschiedlichen Normen angesehen werden können. In „The People’s Choice: How the Voter Makes Up His Mind in a Presidential Campaign“ analysierten Lazarsfeld, Berelson und Gaudet (1968) Umfragedaten zur amerikanischen Präsidentschaftswahl im Jahr 1940. Grundlage des Studiendesigns war eine siebenwellige Panelumfrage, die in Erie County, einem sich im Bundesstaat Ohio befindenden Wahlkreis, der als repräsentativ für die gesamte amerikanische Bevölkerung galt, durchgeführt wurde. Dadurch war es möglich, Änderungen in politischen Einstellungen und Wahlabsichten im Laufe des Präsidentschaftswahlkampfes zu analysieren. Es wurde deutlich, dass Änderungen in den Wahlabsichten der Befragten größtenteils in die Richtung der politischen Prädispositionen des sozialen Umfeldes erfolgten: „A person thinks, politically, as he is, socially. Social characteristics determine political preference“ (Lazarsfeld et al. 1968, 27). Jedoch zeigte sich auch, dass in den meisten Fällen die Wahlentscheidung schon vor Beginn der heißen Wahlkampfphase feststand. Die entscheidenden sozialstrukturellen und wahlerklärenden Indikatoren seien den Autoren zufolge der sozioökonomische Status einer Person, die Konfessionszugehörigkeit sowie die Größe des Wohnortes. Daraus entwickelten die Forscher der Columbia University einen Index der politischen Prädispositionen, um individuelles Wahlverhalten möglichst genau vorhersagen zu können. Infolgedessen konnten sie aufzeigen: Je gleichgerichteter die politischen Prädispositionen innerhalb einer Gruppe, desto unwahrscheinlicher waren individuell abweichende Wahlentscheidungen. Gleichzeitig fanden sie heraus, dass es Wählern, die sozialen Gruppen mit gegenläufigen sozialstrukturellen Merkmalen angehörten, schwerer als Personen in homogenen Gruppen falle, eine Wahlentscheidung zu treffen, was als „Cross-Pressure“ bezeichnet wurde (Lazarsfeld et al. 1968, 64). Bei Personen innerhalb solcher Cross-Pressure-Groups lasse sich nach Lazarsfeld et al. (1968, 64) häufig ein Wechsel der Wahlpräferenz oder sogar die Entscheidung zur Nichtwahl beobachten.
Die Grundgedanken des mikrosoziologischen Erklärungsansatzes lieferten auch die Basis für die Analyse der Ausbildung und Entwicklung von Parteiensystemen. In dieser makrosoziologischen Perspektive haben Lipset und Rokkan (1967) angenommen, dass politische Eliten längerfristig stabile Allianzen mit bestimmten Bevölkerungsgruppen eingingen, die in bestimmte gesellschaftliche Konflikte (Cleavages) involviert waren. Weil in ganz Europa die gleichen Hauptspannungslinien existierten, hätten sich deshalb ähnliche nationale Parteiensysteme aus den zunächst losen Verbindungen zwischen Eliten und Bevölkerungsgruppen gebildet.
Der sozialpsychologische Ansatz
Genau wie bei Lazarsfeld et al. (1968) bildeten die Untersuchungen amerikanischer Präsidentschaftswahlen (1948, 1952, 1956) die Basis für das sozialpsychologische Modell des Wählerverhaltens, dass an der University of Michigan in Ann Arbor von einer Gruppe aus Sozialwissenschaftlern entwickelt wurde. Zusammenfassend niedergeschrieben wurden die Befragungsergebnisse in ihrem Hauptwerk „The American Voter“ (Campbell et al. 1960). Die Forscher rund um Campbell und Converse versuchten Wahlverhalten im Gegensatz zur Columbia School nicht als Produkt sozialer Gruppenmerkmale zu erklären, sondern rückten das Individuum selbst stärker in den Mittelpunkt der Untersuchung. In ihrer auch als Ann- Arbor-Modell bezeichneten Theorie wird Wählerverhalten durch Beurteilung von Kandidaten, die Bewertung aktuell relevanter politischer Themen (issues) und durch Parteiidentifikation erklärt. Weil die Identifikation mit einer Partei nicht mit einer formalen Parteimitgliedschaft einhergehen muss, kann sie auch als „psychologische Parteimitgliedschaft“ verstanden werden (Roth 1998, 43). Das soziale Umfeld, also vor allem das Elternhaus und der Freundeskreis, beeinflusse dem Ann-Arbor-Modell zufolge zwar während der Sozialisationsphase die Entstehung der Parteiidentifikation, jedoch sei diese dann eine langfristig stabile, affektive Bindung an eine Partei. Infolgedessen würden Wähler politische Informationen gefiltert wahrnehmen und der Parteiidentifikation entsprechenden Kandidaten tendenziell besser bewerten als andere. In der Regel sollten Personen dem Ann-Arbor-Modell zufolge analog ihrer Parteiidentifikation wählen, punktuelle Wahlentscheidungen entgegen dem Langzeitfaktor Parteiidentifikation seien auf ein Spannungsverhältnis mit den Einstellungen zu Kandidaten und politischen Sachthemen, also Kurzzeiteinflüssen, zu erklären.
Einflussreiche Sozialpsychologen, darunter auch Campbell, Converse Miller und Eulau, akzeptierten die Prinzipien der sozialen Logik der Politik, berücksichtigten diese in ihren eigenen Arbeiten und ergänzten ihr Verständnis von Beziehungen zwischen einer Gruppe und dem Individuum (Zuckerman 2005, 7). Auch Festinger und Thibaut kamen in ihrem Werk „Interpersonal communication in small groups“ zu folgendem Fazit: "Belonging to the same group tends to produce changes in opinions and attitudes in the direction of establishing uniformity with the group” (1951, 91). Dennoch entwickelte sich die Wahlforschung im zeitlichen Verlauf erneut in eine Richtung, in der die soziale Logik des Verhaltens immer weniger Beachtung fand. Dies wird im Allgemeinen auf eine theoretische Rückbesinnung auf individualistisch geprägte Ansätze sowie auf Einschränkungen der verfügbaren Forschungsmethoden zurückgeführt (Zuckerman 2005, 2007). Nationale, repräsentative Umfragedaten, wie die der American National Election Studies, rückten Faktoren wie Parteiidentifikation, Themen- und Kandidatenorientierung verstärkt in den Vordergrund und verdrängten so den Gedanken, dass das Wahlverhalten direkten Einflüssen aus der sozialen Umwelt unterliegt, weitestgehend aus der Forschung.
Der Rational-Choice-Ansatz
Noch konsequenter rückten jedoch Key (1966) und Downs (1957) von den Prinzipien der sozialen Logik der Politik ab. In Ihren theoretischen Ansätzen des rationalen Wählens stehen individuelle Entscheidungskalküle im Zentrum der Analyse. Verhalten wird als rational angesehen, wenn das Realisieren gewisser Ziele als effektiv erscheint. Wähler wollen also mit ihrer Wahlentscheidung den maximal zu erzielenden Nutzen erreichen, weshalb sie sich der „Rational-Choice“-Theorie zufolge für diejenige Partei entscheiden, von deren Politik sie sich den größten persönlichen Vorteil versprechen. Hierzu vergleichen Wähler die Arbeit der aktuellen Regierung mit den vermuteten Leistungen der Opposition, wäre diese anstelle der derzeitigen Regierung an der Macht. Wird die Leistung der aktuellen Regierung positiv bewertet, erfolgt eine Wiederwahl. Wird eine Oppositionspartei als bessere Handlungsalternative ermittelt, wird die Regierung abgewählt (Key 1966, 61). Sozialen Loyalitäten oder einer starken Parteineigungen wird bei diesem theoretischen Ansatz keine Bedeutung zugeschrieben. Key macht den beiden vorherrschenden Erklärungsansätzen sogar den Vorwurf, dass diese die menschliche Rationalität unterschätzen würden: „The perverse and unorthodox argument of this little book is that voters are not fools“ (Key 1966, 7).
Doch auch die Werterwartungstheorien stoßen an die Grenzen ihrer Erklärungskraft. So haben sie beispielsweise Schwierigkeiten, hohe Wahlbeteiligungen zu erklären, da in Massendemokratien wegen der Millionen anderen Wähler die Stimme eines Einzelnen als irrelevant für das Endergebnis angesehen werden kann. Dieser Widerspruch wird auch als Wahlparadoxon bezeichnet (Arzheimer/Schmitt 2005, 284ff.). Weiter setzt ein rationales Wählerverhalten nach der Downsschen Theorie vollständige Informationen über das Handeln der Parteien in der Vergangenheit und ihr Handeln in der Zukunft voraus. In der Realität ist aber zu erwarten, dass eine vollständige Informiertheit nur äußerst schwer zu erreichen ist.
3. Rückkehr zur sozialen Logik der Politik
Die klassischen Columbia Studien deuteten Wählerverhalten als einen konformitätsschaffenden Prozess, wonach sich Wähler an der dominanten politischen Sichtweise ihrer sozialen Bezugsgruppen orientieren, um Beziehungsverluste zu vermeiden (Lazarsfeld et al. 1968). Wie zuvor beschrieben, wandte sich die Wahlforschung über einen langen Zeitraum von der sozialen Logik des Verhaltens ab und wurde von anderen, überwiegend sozialpsychologischen und rationalistischen Erklärungsansätzen nahezu verdrängt (Zuckerman 2005, 2007). Einige jüngere Arbeiten konzentrieren sich jedoch erneut auf das soziale Umfeld als Erklärungsfaktor für das Entstehen politischer Präferenzen. Diese Studien verwenden oftmals neue Analysetechniken und profitieren von neuen nationalen Umfragen, die nun auch direkte Informationen über das persönliche Umfeld zur Verfügung stellen (Zuckerman 2007, 640). So beinhalten beispielsweise repräsentative Daten des sozio- ökonomischen Panels unter anderem Informationen über Haushaltszusammensetzung sowie über politische Gesprächspartner der Befragten, wodurch Einflüsse des sozialen Umfelds auf das individuelle Wählerverhalten untersucht werden können.
Im Folgenden werde ich daher die zentralen Erkenntnisse dieser neuen Forschungsarbeiten erläutern. Diese Studien setzen in der Regel voraus, dass politische Präferenzen nicht isoliert von ihren sozialen Bezugsgruppen getroffen werden, weshalb nun die Frage im Vordergrund steht, unter welchen Bedingungen bestimmte Einflüsse stärker bzw. schwächer sind.
Politische Gespräche
Um den Zusammenhang zwischen sozialem Umfeld und Wahlverhalten herauszustellen, ist es sinnvoll zunächst die Frage zu beantworten, wie viele Menschen überhaupt über Politik sprechen. Weil es für das mögliche Zustandekommen eines interpersonalen Einflusses vor allem Interaktionen zwischen Menschen bedarf, liegt die Vermutung nahe, dass das Wahlverhalten vor allem durch das Führen politischer Unterhaltungen beeinflusst wird. So stellten Johnston und Pattie fest, beruhend auf den Ergebnissen des World Value Surveys aus dem Jahre 1990, dass in verschiedenen westlichen Demokratien unterschiedlich oft politische Gespräche geführt werden (2006, 108f.). Während in den USA, Australien und Frankreich etwa zwei Drittel der Befragten angaben, häufig oder zumindest manchmal mit anderen Personen über Politik zu sprechen, taten das in Deutschland, Norwegen und den Niederlanden sogar mehr als drei Viertel der Befragten. In Belgien, Irland, Italien, Portugal und Spanien gab hingegen nur etwa die Hälfte der Befragten an, über Politik zu reden. Zurückzuführen seien diese Ländervariationen auf unterschiedliche politische Rahmenbedingungen: „the more diverse political opinion is in a country, the more political discussion takes place, other things being equal“ (Johnston/Pattie 2006, 109). Ebenfalls zeigen Untersuchungen zur Bundestagswahl 2013 in Deutschland, dass sowohl die Anzahl der politischen Gesprächspartner als auch die politischen Gespräche insgesamt während der Wahlkampfzeit zunahmen (Partheymüller/Schäfer 2013, 580). Doch obwohl kurz vor dem Wahltermin die meisten politischen Gespräche geführt werden, bleibt festzustellen, dass länderübergreifend kleine Teile der Bevölkerung nach eigenen Angaben selten oder sogar nie politische Gespräche führen, was in diesen Fällen die Einflussmöglichkeit des sozialen Umfeldes auf das eigene Wahlverhalten einschränken dürfte.
Doch unabhängig von der Anzahl der Diskussionspartner oder wie oft Gespräche über Politik geführt werden, ist damit eine grundlegende Frage noch nicht beantwortet: Haben politische Gespräche einen Einfluss auf das Wahlverhalten? Diese Frage wird in einigen empirischen Studien aufgegriffen, die in politischen Gesprächen einen möglichen Faktor des interpersonalen Einflusses sehen: „People who talk together vote together“ (Johnston/Pattie 2000). Dieser Theorie zufolge steige durch das Führen politischer Gespräche die Wahrscheinlichkeit, dass Interaktionspartner durch das ständige Erhalten bestimmter politischer Tendenzen zu einer gleichen politischen Neigung gelangen (Schmitt-Beck et al. 2012, 467). Studien, die diesen „‘conversion by conversation’ effect” (Johnston/Pattie 2006, 137) untersuchten, kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während einige Befunde darauf hindeuten, dass häufige politische Gespräche unter Netzwerkpartnern einen interpersonalen Einfluss begünstigen (Schmitt-Beck 2000, 257ff.; Schmitt-Beck et al. 2012, 480), verweisen andere darauf, dass dies genauso auf andere Kontextfaktoren, wie beispielsweise Beeinflussungen durch lokale Parteikampagnen oder durch eine ähnliche Beurteilung der lokalen wirtschaftlichen Lage zurückgeführt werden könnte (Johnston/Pattie 2006, S.143).
Daran anknüpfend wird in einigen Forschungsarbeiten angemerkt, dass politische Konversation als eine Form politischer Partizipation verstanden werden könne (Kwak et al. 2005). Ausgehend von dieser Annahme wäre zu erwarten, dass Personen, die ohnehin schon mehr in das politische Geschehen involviert sind, also über höheres politisches Wissen und Interesse verfügen, auch öfter politische Gespräche führen. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen zeigen, dass diejenigen Bevölkerungsgruppen, die sich an anderen politischen Partizipationsformen überdurchschnittlich häufig beteiligen, auch mehr politische Gespräche führen.
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- Arbeit zitieren
- Philipp Ofenloch (Autor:in), 2017, Soziale Logik der Politik. Bestimmen die anderen, was wir wählen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353158
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