Wir befinden uns auf dem Weg von der Vorprogrammierung zur Selbststeuerung. Der futuristische Roman „Brave New World“ des Schriftstellers Aldous Huxley aus dem Jahr 1932 ist fast 100 Jahre später zur Realität geworden. Der Mensch versucht das genetische Zepter in die Hand zu nehmen, um sich selbst nach seinem eigenen Willen zu formen. Mithilfe der Technik können die Menschen nicht nur ihre Umwelt, sondern zunehmend auch sich selbst gestalten. Im Fokus steht dabei die Frage, wie und ob das Wissen über neue Technologien dazu dienen soll, den Menschen ein ‚besseres’ Leben zu ermöglichen. Inwiefern geht mit der Verwendung der Gentechnik eine Verbesserung des Lebens einher und mit welchem Maßstab wird hier das ‚gute Leben‘ gemessen?
Gesündere, intelligentere und leistungsstärkere Menschen könnten das Resultat der Genmodifikation sein. Der ‚Technisierung‘ des Gehirns steht nichts mehr im Wege. Warum sollten solche positiven Entwicklungen keine Unterstützung von der Gesellschaft erfahren? Da diese angenommenen Verbesserungen nicht nur das Individuum auf physischer oder psychischer Ebene betreffen, sondern „das Verständnis dessen, was es heißt, Mensch, Person oder Träger moralischer Rechte und Pflichten zu sein“, infrage stellen, haben wir es mit einer Debatte zu tun, in deren Zentrum die Frage steht, ob es fortschrittlich oder moralisch verwerflich ist, in das Genom des Menschen einzugreifen. Sind die Konsequenzen für die nachfolgende Generation tragbar?
Aus dem Inhalt:
- Enhancement;
- Genmanipulation;
- Pränataldiagnostik;
- Klonen;
- Designer Babies
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der ‚Enhancement-Begriff‘
2.1 Inhaltliche Bedeutung des Begriffs ‚Enhancement‘
2.2 Historische Verbindung zwischen Enhancement und Eugenik
2.3 Gründe für die Nutzung der Genmanipulation
3 Biologische Grundlagen
3.1 Gene und ihre Funktion
3.2 Genmanipulation an Stammzellen
4 Medizinische Möglichkeiten des ‚Human Enhancement‘ und ihre moralische Bewertung
4.1 Pränataldiagnostik
4.2 Präimplantationsdiagnostik
4.3 Keimbahntherapie
4.4 Three-Parent Babies
4.5 CRISPR/Cas9
4.6 Klonen
5 Gesetzliche Grundlagen
5.1 Grundgesetz
5.2 Stammzellgesetz
5.3 Embryonenschutzgesetz
5.4 Deutschland und Großbritannien im Vergleich
6 Designer Babies – Fluch oder Segen?
6.1 Genmodifikation – Ein Fortschritt der Wissenschaft
6.2 Designer Babies – Ein irreversibler Eingriff
6.3 Ethische Abwägung der Positionen – Savulescu vs. Sandel
7 Individuelle und Gesellschaftliche Auswirkungen von Designer Babies
7.1 Soziale Ungerechtigkeit
7.2 Identitäts- und Diversitätsverlust
7.3 Einbuße von Autonomie
7.4 Verlust der Natürlichkeit
8 Fazit: Genetische Arbeit am Selbst
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
“One egg, one embryo, one adult – normality. But a bokanovskified egg will bud, will profilerate, will divide. From eight to ninety-six buds, and every bud will grow into a perfectly formed embryo, and every embryo into a full-sized adult. Making ninety-six human beings grow where only one grew before. Progress.”[1]
Wir befinden uns auf dem Weg von der Vorprogrammierung zur Selbststeuerung. Der futuristische Roman Brave New World des Schriftsteller Aldous Huxley aus dem Jahr 1932 ist fast 100 Jahre später zur Realität geworden. Der Mensch versucht das genetische Zepter in die Hand zu nehmen, um sich selbst nach seinem eigenen Willen zu formen. Mithilfe der Technik können die Menschen nicht nur ihre Umwelt, sondern zunehmend sich selbst gestalten. Das Zitat bringt die heutige Position der Wissenschaftler, die das Fortschreiten der Technik und damit die Genmodifikation des Menschen befürworten, auf den Punkt. Im Fokus steht dabei die Frage, wie und ob das Wissen über neue Technologien dazu dienen soll, den Menschen ein ‘besseres’ Leben zu ermöglichen. Inwiefern geht mit der Verwendung der Gentechnik eine Verbesserung des Lebens einher und mit welchem Maßstab wird hier das ‚gute Leben‘ gemessen?
Gesündere, intelligentere und leistungsstärkere Menschen könnten das Resultat der Genmodifikation sein. Der ‚Technisierung‘ des Gehirns steht nichts mehr im Wege. Warum sollten solche positiven Entwicklungen keine Unterstützung von der Gesellschaft erfahren? Da diese angenommenen Verbesserungen nicht nur das Individuum auf physischer oder psychischer Ebene betreffen, sondern“das Verständnis dessen, was es heißt, Mensch, Person oder Träger moralischer Rechte und Pflichten zu sein”,[2] infrage stellen, haben wir es mit einer Forschungdebatte zu tun, die sich mit der Frage beschäftigt, ob es fortschrittlich oder moralisch verwerflich ist in das Genom des Menschen einzugreifen; und ob die Konsequenzen für die nachfolgende Generation tragbar sind.
Um diese Aspekte der aktuellen Forschungsdebatte zu beleuchten und um die Frage zu beantworten, welche biotechnologischen Möglichkeiten zur Kreation von Designer Babies existieren und wie diese moralisch zu bewerten sind, werden zunächst die medizinischen Möglichkeiten und die gesetzlichen Gegebenheiten in Deutschland bzw. Europa berücksichtigt. Nach einer kurzen Einführung in die biologischen Grundlagen der Gene und ihrer Manipulation werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwischen Deutschland und Großbritannien miteinander verglichen, um verschiedene Weisen des Umgangs mit den neuen biotechnologischen Möglichkeiten aufzuzeigen. Es folgt eine Gegenüberstellung der Standpunkte der Philosophen Julian Savulescu, der den Fortschritt der Technik begrüßt, und Michael Sandel, der sich gegen Designer Babies ausspricht. Zum Schluss werden die aus diesen konträren Positionen resultierenden Folgen der Kreation von Designer Babies bewertet, um einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu leisten, ob Genmodifikationen beim Menschen legalisiert oder verboten werden sollten.
Grundlage dieser Arbeit sind u. a. die Aufsätze von Julian Savulescu aus der Aufsatzsammlung Enhancing Human Capacities und verschiedene Aufsätze aus dem Journal Bioethics, beispielswese Procreative Beneficience: Why We Should Select the Best Children. Außerdem die Monographien von Michael Sandel The Case against Perfection und Moral und Politik. Gedanken zu einer gerechteren Gesellschaft. Zur intensiveren Beleuchtung der philosophischen Auseinandersetzung sind Beiträge von den Philosophen Jürgen Habermas und Bernward Gesang herangezogen worden. Um das Thema in einem größeren Kontext zu fassen, wurden sowohl naturwissenschaftliche Studien über die Gentherapie von Erbkrankheiten des Biomediziners Hansjakob Müller und eine rechtlich-ethische Betrachtung des Eingriffs in die Keimbahn von Dietrich Wagner, als auch das Stammzellengesetz, das Embryonenschutzgesetz und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland berücksichtigt worden.
Aufgrund der Aktualität der Debatte der Genmodifikation, die seit der Entdeckung von CRISPR/Cas 9[3] im Jahr 2014, für einen weiteren Aufschrei in der Gesellschaft sorgte, seither viele verschiedene Wissenschaftler, Journalisten etc darüber spekulieren, welche Folgen ein Eingriff in das Erbgut haben könnte, kommt der Thematik eine besondere Relevanz zu. Da bereits die Definition des ‚Enhancement-Begriffs‘ eine Herausforderung darstellt, wird dieser zu Beginn der Arbeit diskutiert.
2 Der ‚Enhancement-Begriff‘
Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff ‚Enhancement‘ soviel wie „Verbesserung“ oder „Steigerung“[4]. Im Gegensatz zur Therapie wird der Begriff ‚Enhancement‘ zur Bezeichnung von Optimierung verwendet. Eingriffe die unter ‚Enhancement‘ fallen sind nicht notwendige Veränderung zu denen ein Arzt nicht verpflichtet ist und deren Absicht außerhalb medizinischer Ziele liegt.[5] Aufgrund der Problematik, dass sich ein Vorgehen im therapeutischen Sinne von ‚Enhancement‘ nicht immer vollständig abgrenzen lässt, muss ein genaueres Verständnis für den Begriff, sowohl auf inhaltlicher als auch auf historischer Ebene, geschaffen werden. Außerdem sollen die Gründe für das Streben nach ‚Enhancement‘ beleuchtet werden.
2.1 Inhaltliche Bedeutung des Begriffs ‚Enhancement‘
Aufgrund neuer biotechnologischer Möglichkeiten sind Menschen dazu in der Lage, ihre Umwelt, aber auch sich selbst, immer präziser nach eigenen Vorstellungen zugestalten. Die Möglichkeit, in den Alterungsprozess einzugreifen, durch psychopharmazeutische Stimmungsaufheller und kognitive Leistungssteigerung, Technisierung des Gehirns oder sogar durch Hinzufügen fehlender Sinne den Menschen zu ‚optimieren‘, ist zunehmend gegeben. Diese Interventionen, die eine Veränderung des menschlichen Lebens mit sich bringen, werden als ‚Human Enhancement‘ – Verbesserung des Menschen – bezeichnet.[6]
Im Gegensatz zur Therapie werden Eingriffe, die unter den Begriff ‚Enhancement‘ fallen, als nicht notwendige Veränderungen betrachtet. Ein Arzt ist demnach nicht dazu verpflichtet, einen Menschen nach Kriterien ästhetischer oder biogenetischer Optimierung zu operieren. Seine Absicht liegt außerhalb medizinischer Ziele. Grundsätzlich lässt sich der Begriff 'Human Enhancement‘ auf alle Bereiche des Lebens anwenden. Er beschreibt die Verbesserung der Lebenssituation eines Menschen durch körperliche oder geistige Veränderung. Eine Verbesserung kann auf verschiedenen Ebenen erzielt werden. Das Tragen einer Brille kann bereits als ‚Enhancement‘ verstanden werden, da dies eine Verbesserung der Sehkraft und dementsprechend der Lebenssituation des betreffenden Menschen beinhaltet. Auch Kaffee trinken und somit die Einnahme von Koffein ist eine Art Optimierung – wenn auch nur eine kurzweilige. Sie unterdrückt die natürliche Müdigkeit des Körpers und ermöglicht eine längere Wachphase. Jegliche Tabletteneinnahme, ob gegen Kopfschmerzen oder zum Beispiel die Einnahme von Blutverdünner, die das Risiko eines Herzinfarkts vorbeugen, zählen ebenso zu dem Begriff ‚Enhancement‘. Außerdem zählen alle Veränderungen, die durch Operationen oder Medikamente am Menschen vorgenommen werden, zu seiner Verbesserung – seien es Schrauben in Gelenken, künstliche Herzklappen oder das Anbringen von Cochlea-Implantaten. Solche Eingriffe verändern die natürlichen Funktionen des Menschen und greifen in die Natürlichkeit der Menschen ein. Das macht deutlich, dass jede Hilfe, die ein Mensch durch Technik oder Medizin erfährt, bereits zu ‚Enhancement‘ zählt.[7]
Eine Differenzierung zwischen den einzelnen Maßnahmen des ‚Enhancements‘ kann durch die Frage, was optimiert werden soll, erfolgen. Bei der Steigerung des natürlichen menschlichen Potentials bezieht sich ‚Enhancement‘ auf die Verbesserung der körperlich gegebenen Ausstattung des Individuums: “Human enhancement consists of a range of biomedical technologies that all promise to improve specific aspects of human functioning or the human body”.[8] Die physische Leistungssteigerung geschieht beispielsweise durch die Einnahme von Dopingmitteln beim Leistungssport oder die Schönheitschirurgie (physical enhancement). Die Medikation von Ritalin bei Menschen ohne Aufmerksamkeitsdefizitstörung erhöht angeblich die Leistung des Gedächtnisses und zählt zum intellectual enhancement. Die Einnahme von stimmungsaufhellenden Mitteln, wie beispielsweise Antidepressiva, verbessert das psychische Befinden und gehört zu den Mitteln des neuro enhancement. Außerdem gehört auch die Einflussnahme auf bestimmte Verhaltensweisen zum ‚Enhancement‘. Bei einer Veränderung des Verhaltens zum Positiven ist von moral enhancement die Rede.[9]
Das unterschiedliche Verständnis vom ‚perfekten Menschen‘ wirft die Frage auf, wann und in welchen Fällen es notwendig erscheint, eine Verbesserung vorzunehmen. Die Problematik des Begriffs ergibt sich daraus, dass es keine klare Abgrenzung zur Therapie gibt. Der Philosoph Bernward Gesang vertritt die Meinung, dass alles, was nicht ‚natürlich‘ ist, unter ‚Enhancement‘ fällt.[10] Er sagt weiter, „dass unter ‚Enhancement‘ Eingriffe in den gesunden Körper verstanden werden sollen, die unternommen werden, um Menschen zu verbessern. Begrenzt man den Begriff nicht auf Eingriffe in den Körper, wird er zu weit. Man könnte auch Sonnenbrillen, Staubsauger und letztlich jede Technik als ‚Enhancement‘ bezeichnen, ohne die spezifischen Probleme, die das Phänomen spannend machen, in den Blick zu bekommen.“[11] Des Weiteren gilt zu berücksichtigen, dass die Vorstellungen von der Verbesserung eines Menschen je nach Land und Kulturkreis variieren. Es gibt keine universelle Vorstellung vom perfekten Menschen mit den gewünschten Charakteristika oder Äußerlichkeiten. Schönheitsideale etwa sind nicht nur historisch wandelbar, sondern auch kulturell divergent.
Eines der größten Probleme des ‚Enhancement-Begriffs‘ und seiner Anwendung ist die fehlende Unterscheidung zwischen einer medizinischen Behandlung und einer Verbesserung, die über den Heilungsprozess hinausgeht und damit den Menschen optimiert. “Dem allgemeinen Sprachgebrauch zufolge handelt es sich bei ‚Enhancement‘ um die Verstärkung einer Eigenschaft in qualitativer oder quantitativer Hinsicht.“[12] Julian Savulescu beschreibt dafür folgendes Beispiel: Die Korrektur eines niedrigen IQs könnte als therapeutisch angesehen werden; jedoch ist die Person auch ohne diesen Eingriff in der Lage, ein normales Leben zu führen. Sie ist demnach nicht auf die Steigerung normierter ‚Intelligenz‘ angewiesen.[13] „Die Therapie beschränkt sich darauf, den Menschen zu einer durchschnittlichen Funktionsfähigkeit zu bringen und nicht darüber hinaus. Die Verbesserung hingegen kennt keine Grenzen.“[14] Kosmetische Eingriffe sind ähnlich zu bewerten wie das vorangegangene Beispiel. Körperliche Entstellungen nach einem Unfall zu korrigieren, gelten als therapeutische Eingriffe. Denn die Entstellungen können psychische Probleme bei der betroffenen Person hervorrufen. Erfolgt jedoch dadurch eine zusätzliche Korrektur eines bereits vor dem Unfall vorhandenen Schönheitsfehlers, wie z.B. eine krumme Nase, kann der Eingriff als ‚Enhancement‘ betrachtet werden.[15]
Definiert man ‚Enhancement‘ mithilfe des Wohlfahrtsgedankens wird klar, dass jede Veränderung, ob psychisch oder physisch, die zu einer Verbesserung des Lebens führt, als gut klassifiziert werden kann Damit wäre auch der Unterschied zwischen der Korrektur einer Benachteiligung bzw. der Heilung einer Krankheit einerseits und dem Eingriff in die natürlichen Grundlagen eines Menschen zum Zwecke seiner Überhöhung (Heiligmachung) aufgehoben. Dann zählte jede Verbesserung des IQ zum ‚Enhancement‘. Solange eine medizinische Veränderung zu einer psychischen oder physischen Heilung führt, sollte laut Savulescu ‚Enhancement‘ durchgeführt werden. Führt das jedoch zu einer Verschlechterung des Lebens eines Menschen, obwohl seine wie auch immer geartete Verbesserung ursprüngliches Ziel war, wird dies von ihm nicht mehr als ‚Enhancement‘ angesehen.[16] “[A]lthough some treatment is an enhancement […], it might nevertheless be bad overall, because its employment in the current social context will lead to far greater injustice.”[17]
‚Enhancement‘ lässt sich auf drei Ebenen durchführen; durch einen genetischen Eingriff, durch die Verabreichung von Medikamenten oder durch eine chirurgische Intervention. Im Falle des genetischen Eingriffs unterscheidet sich das Ausmaß der Folgen der Manipulation je nach Zellart. Es können sowohl Soma- als auch Keimzellen manipuliert werden. Zu den Keimzellen zählen Samen- und Eizellen. Mit der Veränderung der Keimzellen erfolgt eine langfristige Veränderung für die darauffolgenden Generationen. Die genetische Veränderung der Somazellen, dazu gehören jene Zellen, die das restliche Körpergewebe umfassen, ist zwar irreversibel für die betroffene Person, die genveränderten Zellen werden jedoch nicht weitervererbt und wirken sich deshalb nicht auf die nachfolgenden Generationen aus.[18] Die Modifizierung von Somazellen hat bisher zu großen Durchbrüchen in der Forschung gegen Krankheiten wie Krebs oder der Bluterkrankheit geführt.
2.2 Historische Verbindung zwischen Enhancement und Eugenik
Als Eugenik (griechisch eũ: gut, schön, wohl; griechisch génesis: Zeugung, Schöpfung, Entstehung) wird die Absicht bezeichnet, die genetische Ausstattung der Menschen zu verbessern. Der Begriff Eugenik wurde 1883 von Sir Francis Galton, dem Cousin von Charles Darwin, im Rahmen seiner statistischen Untersuchungen zur genetischen Vererbung geprägt.[19] Er war der Meinung, dass Talente und Charakter vererbt werden. Die Vorstellung etwa, dass Intellektuelle nur untereinander heiraten sollten, verfolgte laut Sandel das Ziel, “a highly gifted race of men”[20] zu produzieren. “[Galton] called for eugenics to be ’introduced into the national conscience, like a new religion,’ encouraging the talented to choose their mates with eugenic aims in mind.”[21]
Überdies wurden in den USA durch die American Eugenics Society auf Volksfesten die sogenannten ‘Fitter Families’ gekürt. Die Feste wurden genutzt, um mehr über die Gesundheit der Menschen zu erfahren und sie für die Preisgabe ihrer gesundheitlichen Daten zu belohnen. Für gewöhnlich musste dazu jedes Familienmitglied psychologische und physiologische Tests von Ärzten durchführen lassen. Die Bewertung erfolgte mithilfe einer Notenskala, die am Ende dazu verhalf, die ‚gesündeste Familie‘ zu küren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts radikalisierte sich die eugenische Bewegung in den USA, sodass Menschen mit “undesirable genes” einer Sterilisierung unterzogen wurden, um die Weitergabe von Gendefekten und schlechten Genen an nachfolgende Generationen zu vermeiden.[22] Im Jahr 1907 setzte Indiana als erster Bundesstaat der USA das Gesetz um, dass eine Zwangssterilisation für sozial Schwache, Gefangene und für Menschen mit geistiger Behinderung vorsah. Insgesamt wurde das Gesetz von 29 weiteren Staaten eingeführt. Daraufhin wurden mehr als 60.000 als ‘fehlerhaft’ bezeichnete Amerikaner sterilisiert.[23]
Das Nazi-Regime unter Hitler entwickelte basierend auf dem Begriff der negativen Eugenik eine Rassenlehre, der zufolge der Fortbestand der eigenen ‘Herrenrasse’ – der Arier –mit der Auslöschung aller ‚Untermenschen‘ – der Juden – einherging. Unter dem zentralen Begriff der Rassenhygiene wurden Menschen mit Behinderung nicht mehr nur wie zuvor in den USA an der Fortpflanzung gehindert, sondern verfolgt, inhaftiert oder getötet.[24] Aufgrund dieses historischen Bedeutungs- und Wirkungskontextes ist der Begriff Eugenik bis heute negativ konnotiert. „Eugenics literally means wellborn, it means selecting genes that are better for your children. So too is genetic testing for Down Syndrome, Cystic Fibrosis, Thalassemia, and in fact all of the genetic tests that are allowed already under current legislation.”[25] Diese Definition bezieht sich, laut Savulescu, nicht auf Kategorien der Rasse oder des Geschlechts, sie zielt auf die Erhaltung und Erschaffung gesunder Gene ab und soll verdeutlichen, dass heutige Tests, die nachweisen sollen, ob ein Gendefekt besteht oder nicht, noch immer Teil positiver Eugenik sind.
Die heutige Eugenik wird deshalb als ‚liberale Eugenik‘ bezeichnet. Der wesentliche Unterschied zwischen der Eugenik im Nationalsozialismus und der heutigen Eugenik liegt, laut Savulescu, darin, dass die Eltern selbst entscheiden können, ob genetische Tests während der Schwangerschaft durchgeführt werden sollen oder ob sie abgelehnt werden. Des Weiteren beziehen sich diese Tests im Gegensatz zu dem Programm der Nationalsozialisten nicht auf eine bestimmte Rasse oder sind darauf ausgelegt, Embryos mit möglicher Behinderung abzutreiben.[26] „We even allow in some cases to intentionally select a disabled child.”[27]
Zudem wird befürchtet, dass jede Epoche seine eigenen wichtigen Werte hat, die derzeit vertreten werden. Heute empfinden wir Werte die in einem anderen Zeitalter für wichtig gehalten wurden, als unwichtig. „Based on this view that values are relative to different times.“[28] Savulescu argumentiert dagegen und sagt, dass wir universale Werte haben. Als Beispiel dafür führt er die Menschenrechte an, die seit dem zweiten Weltkrieg aufrechterhalten werden. Ferner ist er der Meinung, dass uns bewusst ist, dass die Nationalsozialisten Rassisten waren, die völlig falsche Ansichten vertraten.[29] Der Fokus der liberalen Eugenik liegt somit darauf, den bestmöglichen Menschen zu kreieren und im Zuge dessen zur Verbesserung der Menschheit beizutragen.[30]
Die negative Assoziation, die der Begriff Eugenik hervorruft, ist nichtsdestotrotz ein ständiger Begleiter der Debatte über genetische Modifikationen. “Critics of genetic engineering argue that human cloning, enhancement, and the quest for designer children are nothing more than ‘privatized’ or ‘free-market’ eugenics.”[31] Befürworter von genetic engineering argumentieren dagegen, dass die Entscheidung, ob eine genetische Veränderung vorgenommen werden soll oder nicht, im Gegensatz zu vorher, heute von den Eltern frei getroffen werden kann. „To remove the coercion, […] is to remove the very thing that makes eugenic policies repugnant.“[32] Sandel meint, dass die Verfechter der Genmodifikation mit Abschaffung des Zwangs versuchen den Begriff von seiner historisch negativen Konnotation zu entlasten und zu neutralisieren.[33] Wird der gesellschaftliche Druck jedoch zu groß, die Normvorstellung größtmöglicher Leistung zu einnehmend, kann man nicht mehr von einer freien Entscheidung der Eltern, über die Durchführung genetischer Tests, sprechen.
2.3 Gründe für die Nutzung der Genmanipulation
Es gibt aktuell zwei Hauptgründe für die gentechnische Manipulation am Menschen. Der erste resultiert aus dem Bedürfnis nach Heilung und folgt dem zeitgenössischen Paradigma der Therapeutisierung des Individuums und der Gesellschaft. Die Genomeditierung bietet viele Möglichkeiten. Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) könnte beispielsweise bekämpft werden, indem die HI-Viren zerstört und immune Zellen eingesetzt würden. Auch das Fortschreiten der Blindheit durch Retinitis pigmentosa könnte durch Inaktivierung der mutierten Zellen der Netzhaut, die zu einer Netzhautentzündung und damit im Endstadium zur Blindheit führen, gestoppt werden.[34]
Der zweite Grund für die Genmanipulation am Menschen bezieht sich auf die Verbesserung der Lebenssituation. Die Genomeditierung, die zu Therapiezwecken verwendet wird, wird als wünschenswert angesehen, wobei eine wie auch immer geartete Optimierung des Menschen als eher kritisch betrachtet wird. Diese zwei Arten der Manipulation werden auch als positive und negative Eugenik bezeichnet. Eine gänzliche Abgrenzung zwischen den Begriffen Therapie und Verbesserung ist nicht möglich.[35]
3 Biologische Grundlagen
Die biologischen Grundlagen stellen die Basis für die Diskussion über die Kreation von Designer Babies dar. Um die genetischen Veränderungen zu verstehen, die mittels verschiedener Methoden hervorgerufen werden, muss die Funktionen der Gene und der Desoxyribonukleinsäure (DNS) klar sein. Das Wissen über die Existenz verschiedener Stammzelltypen und die Konsequenzen ihrer Manipulation dienen der Grundinformation zur vorgegebenen Debatte.
3.1 Gene und ihre Funktion
Seit der Biologe Gregor Mendel im Jahr 1865 mit der Publikation 'Entdeckung der Gene' die heutige Gentechnik begründete hat sich die Genetik enorm weiterentwickelt. Der Biomedizinier Hansjakob Müller ist davon überzeugt, dass „Gene […] die strukturellen und funktionellen Grundeinheiten der Vererbung [sind].“[36] Die Gene werden aus zusammenhängenden Abschnitten der DNS gebildet. Sie enthalten die Informationen für die Entwicklung von zahlreichen Proteinen. Die Totalität aller Gene eines Organismus wird als Genom bezeichnet. Der Umfang des menschlichen Genoms ist bislang nicht erschlossen. Forscher gehen davon aus, dass der Mensch zwischen 21.000 und 32.000 Gene besitzt. Dass sich die Gene auf den Chromosomen befinden, ist bereits bewiesen, ihre Funktionen sind jedoch noch nicht vollständig bekannt.[37] Dem Gen kommt bei der Vererbung eine besondere Schlüsselfunktion zu. Sie sind die Informationsträger für alle Lebewesen mit einem Zellkern, der die DNS beinhaltet.[38]
Eine Veränderung des Erbguts wird als Mutation bezeichnet. Von der Mutation können sowohl Keimzellen, die die Ei- und Samenzellen darstellen und Somazellen, die Körperzellen, betroffen sein. Mutationen können einerseits natürlich stattfinden. Diese sind bedingt durch Veränderungen der Umwelt und ermöglichen die Anpassung des Menschen an neue Gegebenheiten – sie gehören zur biologischen Evolution. Andererseits können Mutationen auch künstlich durch eine Genmanipulation hervorgerufen werden. Mit der Veränderung der Keimzelle geschieht ein irreversibler Eingriff, dessen Veränderung auch nachfolgende Generationen betrifft.[39]
3.2 Genmanipulation an Stammzellen
Aus den Stammzellen können sich differenzierte Zelltypen entwickeln. Allgemein kann zwischen toti-, pluri-, multi- und unipotenten Stammzellen unterschieden werden, aus denen sich verschiedene Gewebe zusammensetzen.[40] Der Embryo besteht in einem sehr frühen Entwicklungsstadium aus gleichen totipotenten Stammzellen. Diese können sowohl in der inneren Zellmasse der Blastocyste – die Zellmasse der befruchteten Eizelle – als auch in Teilen der Plazenta, also in extraembryonales Geweben, vorkommen. Aufgrund dessen ist es ihnen möglich, einen neuen Organismus zu entwickeln. In vitro – im Reagenzglas – können die Zellen nur beschränkt weiterkultiviert werden; hier tritt die beschriebene Spezialisierung der Zellen in einem früheren Stadium ein als es bei einer natürlichen Befruchtung der Fall wäre.[41]
Die pluripotenten Stammzellen werden aus der Blastocyste gewonnen und sind in der Lage, alle Zellarten der unterschiedlichen Gewebearten eines Menschen zu bilden. Aus diesen werden embryonale Stammzellen abgeleitet. Die multipotenten Stammzellen, zu denen neuronale und Blutstammzellen gehören, können sich in verschiedene jedoch nicht in alle Zellarten entwickeln. Unipotente Stammzellen sind nur in der Lage, einen Zelltyp zu produzieren.[42]
Bei der Durchführung der Stammzelltherapie werden Stammzellen in vitro vermehrt und nach der erfolgreichen Vermehrung auf den Patienten übertragen. Sie sollen geschädigte oder zerstörte Zellen ersetzen. Bei der ‚Züchtung‘ der Stammzellen geschieht kein genetischer Eingriff, um die Stammzellen zu verändern. Damit weisen die Stammzelltherapie und die Gentherapie keinen gemeinsamen Schnittpunkt auf. Es könnte jedoch in der Zukunft möglich sein, dass diese Zellen in vitro verändert und auf den Menschen zurückübertragen werden.[43]
4 Medizinische Möglichkeiten des ‚Human Enhancement‘ und ihre moralische Bewertung
"Gentechnik beschreibt die Gesamtheit der Verfahren zur Charakterisierung, Isolierung und Neukombination von Erbinformation sowie zur Vermehrung des neukombinierten Materials und seine Übertragung auf andere Organismen.“[44]
Eines der Hauptziele der Genforschung am Menschen ist die Bekämpfung von bisher unheilbaren Krankheiten, wie zum Beispiel bestimmte Krebsarten oder HIV. Darüber hinaus können neue Techniken wie die Genschere CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) Risiken von Krankheiten oder Beschädigungen im embryonalen Entwicklungsstadium in Zukunft eingedämmt oder ganz vermieden werden.[45]
Zudem bietet das Verfahren Möglichkeiten der Einflussnahme auf Charakteristika, Aussehen und Intelligenz.[46] Im Fokus des ‚Human Enhancements‘ steht generell die Verbesserung der gegebenen Lebenssituation eines Individuums. Diese gilt es – biologisch oder psychologisch – zu optimieren, um die Chance auf ein ‚gutes Leben‘ zu erhöhen.[47] „[T]o enhance is to increase the value of a person’s life. This notion is best captured by the welfarist account.“[48]
4.1 Pränataldiagnostik
In der Pränataldiagnostik gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Gesundheit und die Entwicklung des Embryos zu untersuchen. Generell wird abgewogen, ob der Embryo sich normal entwickelt oder Abnormitäten aufweist. Werden Fehlbildungen festgestellt, hat die Mutter die Möglichkeit, das Kind abzutreiben. Die Mutter kann somit über Leben und Tod des Embryos entscheiden. Treibt die Mutter das Kind aufgrund einer möglichen Behinderung ab, kann dieser Handlung ein ‚Enhancement‘-Gedanke zugeschrieben werden. Die Mutter behält das Kind nicht, da sie ein möglichst perfektes, fehlerfreies Kind zur Welt bringen möchte. Deshalb geschieht „Pränataldiagnostik […] üblicherweise mit der Absicht, das kranke Kind zu identifizieren, um es 'rechtzeitig' - gemessen am im § 218a ausgewiesenen Zeitraum - abtreiben zu können.“[49]
Bezüglich der Pränataldiagnostik wird zwischen nicht-invasiven und invasiven Methoden unterschieden. Zu den nicht-invasiven Methoden zählen alle Untersuchungen, die außerhalb des Körpers der Mutter stattfinden. Dazu gehören u. a. die Sonographie (Ultraschall) und die Untersuchung des Bluts der Mutter. Bei letzterer Untersuchung können Chromosomen-Abweichungen nachgewiesen werden. Zu den invasiven Untersuchungen, bei denen in den Körper der Schwangeren eingedrungen wird, gehören beispielsweise die Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) oder die Nabelschnurpunktion. Diese Untersuchungen sind keine Routineuntersuchungen und werden deshalb nur auf Verdacht einer Fehlbildung oder auf den ausdrücklichen Wunsch der Eltern durchgeführt. Bei der Amniozentese wird der Mutter Fruchtwasser durch die Bauchdecke entnommen. Die Nadel wird dafür in die Bauchdecke und weiter bis in die Fruchtblase eingeführt. Die entnommenen Zellen enthalten abgestoßene Zellen des Kindes. Diese werden auf chromosomale Anomalien geprüft. Im Falle der Nabelschnurpunktion wird durch die Bauchdecke der Mutter die Nabelschnur des Embryos punktiert. Das entnommene Blut wird ebenfalls auf Anomalien untersucht. Diese Untersuchung erfolgt meist dann, wenn das Blut der Mutter auffällige Werte aufweist und die Möglichkeit in Betracht gezogen wird, dass das ungeborene Kind an Blutarmut leidet oder an anderen Infektionen erkrankt.[50]
Im Gegensatz zu den nicht-invasiven Verfahren, die für die Mutter unbedenklich sind, weisen die invasiven Methoden der Pränataldiagnostik moralische oder ethisch abzuwägende Vor- und Nachteile für die Gesundheit der Mutter und das Ungeborene auf. Die Vorteile betreffen die Gesundheit oder Heilung des Kindes. Durch vorbeugende Maßnahmen können Krankheiten, die teilweise bereits im Mutterleib entstehen, behandelt oder gar geheilt werden. Bei einem Kind mit Behinderung haben die Eltern zusätzlich die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie das Kind zur Welt bringen möchten oder nicht. Ein Risiko der invasiven Methode besteht in der Gefahr, aufgrund dieser Untersuchungen eine Fehlgeburt zu erleiden. Das Risiko beträgt allerdings nur ein Prozent. Des Weiteren kann es zu Fruchtwasserverlust, Verletzungen und Blutungen der Gebärmutter oder auch zu Infektionen kommen.[51]
In vielen Ländern sind die invasiven Untersuchungen der Pränatalidagnostik bereits zu einer gängigen Methode geworden, um Krankheiten und Behinderungen früh zu erkennen, sodass den Eltern die Entscheidung überlassen bleibt, sie zu behandeln oder das Kind abzutreiben. Die Pränataldiagnostik muss aus ethischer Sicht differenziert bewertet werden. Im Falle einer Behinderung des Kindes, die den sicheren Tod nach der Geburt oder im frühen Kindesalter erwarten lässt, können Eltern wie Kinder vor einer traumatischen Erfahrung bewahrt werden. Andererseits folgen diese Untersuchungen dem Mechanismus der Selektion und dem Streben nach Perfektion, ohne dass dem betroffenen Subjekt ein Anteil an seinem eigenen Schicksal zugestanden wird.[52] Mütter, die sich den invasiven Untersuchungen der Pränataldiagnostik nicht unterzogen haben, werden häufig von großen Teilen der Gesellschaft verurteilt, sollte das Kind unter einer sichtbaren Behinderung leiden. Ihnen wird ein verantwortungsloses Verhalten gegenüber dem Kind und der Gesellschaft vorgeworfen. Die Schwangerschaft wird somit zu einer Schwangerschaft auf Probe, die nur fortgeführt wird, wenn Untersuchungen bestätigen, dass das Kind ohne Abnormitäten zur Welt kommt.[53] „Somit wird die Pränataldiagnostik zum ‚Selektionsinstrument.‘“[54] Die Pränataldiagnostik zeigt ihre Wirkung in Studien, die besagen, dass „[j]ede zwanzigste Frau [in Deutschland] und jede fünfzehnte Humangenetikerin […] auch ein Kind mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte abtreiben [würde]', obwohl derartige Fehlbildungen sich heute problemlos korrigieren lassen.“[55]
4.2 Präimplantationsdiagnostik
Die Präimplantationsdiagnostik ist ein Verfahren, das bei der in-vitro-Fertilisation, der künstlichen Befruchtung, angewendet wird.[56] In der Zeit des 8-Zell-Stadiums wird der Embryo auf bestimmte Mutationen oder Chromosomanomalien untersucht. Das Verfahren dient hauptsächlich der Erkennung von Krankheiten des erzeugten Embryos. Ist der Embryo gesund, wird er in den Mutterleib eingesetzt. Weist er Anomalien auf, wird der Embryo verworfen.[57] Seit Verabschiedung des Präimplantationsdiagnostikgesetzes (PräimpG) im Jahr 2011 durch den Deutschen Bundestag, ist die Durchführung dieser Untersuchung mit Einschränkungen auf Verdacht auf schwere, genetisch bedingte Erbkrankheiten erlaubt.[58] Seither herrscht eine Debatte um die Frage, ob der Embryo als Objekt oder Subjekt betrachtet werden soll. Der Theologe und Ethiker Wolfgang Huber vertritt die Position, dass durch die Anwendung der Präimplantationsdiagnostik der Mensch zum Objekt menschlichen Handelns degradiert wird. Der Debatte liegt noch immer der Streit um die Frage zugrunde, bis zu welchem Entwicklungsstadium und unter welchen Bedingungen der Mensch als Subjekt, als ein selbstständiges, freies und handelndes Wesen angesehen werden kann.[59]
Nach Angabe der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) werden rund 60 Prozent der künstlichen Befruchtungen einer präimplantationsdiagnostischen Untersuchung unterzogen. Die ESHRE -Studie wertet Daten aus, die aus 31 Länder in Europa – u.a. aus Belgien, Finnland, Frankreich und Deutschland – Australien und den USA stammen und auf freiwilliger Basis zusammengetragen wurden.[60] Des Weiteren kann die Präimplantationsdiagnostik auch zur Geschlechtserkennung dem sogenannten ‚social sexing‘ oder ‚family balancing‘ genutzt werden. Dabei geht es darum, in Familien ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen zu schaffen.[61] Auch in Europa findet die Geschlechtsselektion immer häufiger Anklang. Laut der ESHRE -Studie von 2006, die nach eigenen Angaben Aufschluss über rund zwei Drittel der in Europa durchgeführten Präimplantationsdiagnostiken gibt, wurde das Verfahren insgesamt in 334 Fällen zur Selektion des Geschlechts durchgeführt. Besonders ambivalent erscheint, dass es in 292 Fällen fruchtbare Paare waren, die von der Methode Gebrauch machten. Damit widerlegt die Studie zugleich die Behauptung, dass die künstliche Befruchtung nur von unfruchtbaren Paaren nachgefragt werde. Denn durch die Möglichkeiten der Präimplantationsdiagnostik wird die künstliche Befruchtung auch für zeugungsfähige Paare interessant.[62]
[...]
[1] Huxley 2007, S. 25.
[2] Heilinger 2010, S. 1.
[3] Eine nähere Erklärung des Begriffs und des Verfahrens erfolgt in Kapitel 3.5.
[4] Oxford Dictionary of English, Eintrag „enhancement“: „an increase or improvement in quality, value, or extent“.
[5] Vgl. Juengst 1998, S 29, S. 44.
[6] Vgl. Heilinger 2010, S. 1.
[7] Vgl. Heilinger 2010, S. 31.
[8] Dijkstra und Schuijff 2015, S. 1.
[9] Vgl. Fuchs 2002, S. 15.
[10] Vgl. Gesang 2007, S. 28.
[11] Gesang 2007, S. 37.
[12] Juengst 1998, S. 7.
[13] Savulescu, Meulen et al.2011, S. 25.
[14] Baumann-Hölzle 1990, S. 367–368.
[15] Vgl. Baumann-Hölzle 1990, S. 367f.
[16] Vgl. Savulescu, Meulen et al. 2011, S. 27f.
[17] Savulescu, Meulen et al. 2011, S. 29.
[18] Vgl. Baumann-Hölzle 1990, S. 11.
[19] Vgl. Sandel 2007, S. 63.
[20] Sandel 2007, S. 63.
[21] Sandel, 2007, S. 63.
[22] Vgl. Sandel 2007, S. 65.
[23] Vgl. Sandel 2007, S. 66f.
[24] Vgl. Sandel 2007, S. 67.
[25] Savulescu und Sparrow 2013, S. 41.
[26] Vgl. Savulescu und Sparrow 2013, S. 41f.
[27] Savulescu und Sparrow 2013, S. 41.
[28] Savulescu und Sparrow 2013, S. 42.
[29] Vgl. (Savulescu und Sparrow 2013, S. 41f.
[30] Vgl. Savulescu 2001, S. 424
[31] Sandel 2007, S. 68.
[32] Sandel 2007, S. 68.
[33] Vgl. Sandel 2007, S. 68.
[34] Vgl. Lander 2015, S. 5-8.
[35] Vgl. Lander 2015, S. 5-8.
[36] Müller 2003, S. 41.
[37] Vgl. Wagner 2007, S. 21.
[38] Vgl. Müller 2003, S. 41.
[39] Vgl. Wagner 2007, S. 22f.
[40] Vgl. Lexikon der Biolgogie, Eintrag „Stammzellen“.
[41] Vgl. Müller 2003, S. 48f.
[42] Vgl. Müller 2003, S. 48f.
[43] Vgl. Müller 2003, S. 48f.
[44] Caesar 1990, S. 15.
[45] Vgl. Dijkstra und Schuijff 2015, S. 1f.
[46] Vgl. Dijkstra und Schuijff 2015, S. 1f.
[47] Vgl. Savulescu, Meulen et al. 2011, S. 27.
[48] Savulescu, Meulen et al. 2011, S. 29.
[49] Zwierlein 1993, S. 70.
[50] Vgl. Propping 2014, S. 34.
[51] Vgl. Propping 2014, S. 34f.
[52] Vgl. Huber 2001, S. 11f.
[53] Vgl. Huber 2001, S. 12.
[54] Huber 2001, S. 12.
[55] Rehder 2007, S. 192.
[56] Vgl. Propping 2014, S. 34.
[57] Vgl. Mc Carthy 2013, S. 1.
[58] Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 13.12.1990, § 3a PräimpG.
[59] Vgl. Huber 2001, S. 29.
[60] Kupka et al. 2014, S. 2100.
[61] Vgl. Rehder 2007, S. 187.
[62] Vgl. Rehder 2007, S. 187f.
- Arbeit zitieren
- Michelle Klein (Autor:in), 2016, "Designer Babies"? Biotechnologische Möglichkeiten und moralische Bewertung von Genmanipulation an Embryos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352093
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