Dem im Proseminar Goethes Faust gehaltenem Referat über die Szenen Hochgewölbtes, enges, gotisches Zimmer und Laboratorium soll mit der hier vorliegenden Hausarbeit eine nähere Untersuchung der Homunkulus-Figur folgen, die weniger allgemeinen Charakter als das oben genannte Referat haben soll. Zunächst soll mit einer kurzen Situationsbeschreibung der Szene Laboratorium und der sowohl metrischen als auch sprachlichen Analyse ein Einstieg in die Thematik gegeben werden. Daran anschließen wird sich eine Charakterisierung Homunkulus’, die in die Frage nach seiner Bedeutung übergeht.
Im letzten Teil der Arbeit soll der Versuch unternommen werden, zu zeigen, ob und in wie weit die Darstellung der Figur als solches satirisch-pointiert auf die idealistische Wissenschaft ist.
Es wird darum gebeten, zu berücksichtigen, dass Homunkulus „das Problem der Probleme in ,Faust II‘ [ist]“ und es bei „rund 100 Texte[n]“ sehr differenzierte, einander oft adversative Interpretationen gibt, die das Verfassen dieser Arbeit umso komplizierter gemacht haben.
Inhalt
1. Einleitung
2. Beschreibung der Szene Laboratorium
3. Metrische und sprachliche Analyse
4. Charakter und Bedeutung des Homunkulus
5. Homunkulus – eine Satire
6. Fazit
7. Literaturangabe
1. Einleitung
Dem im Proseminar Goethes Faust gehaltenem Referat über die Szenen Hochgewölbtes, enges, gotisches Zimmer und Laboratorium soll mit der hier vorliegenden Hausarbeit eine nähere Untersuchung der Homunkulus-Figur folgen, die weniger allgemeinen Charakter als das oben genannte Referat haben soll. Zunächst soll mit einer kurzen Situationsbeschreibung der Szene Laboratorium und der sowohl metrischen als auch sprachlichen Analyse ein Einstieg in die Thematik gegeben werden. Daran anschließen wird sich eine Charakterisierung Homunkulus’, die in die Frage nach seiner Bedeutung übergeht.
Im letzten Teil der Arbeit soll der Versuch unternommen werden, zu zeigen, ob und in wie weit die Darstellung der Figur als solches satirisch-pointiert auf die idealistische Wissenschaft ist.
Es wird darum gebeten, zu berücksichtigen, dass Homunkulus „das Problem der Probleme in ,Faust II‘ [ist]“[1] und es bei „rund 100 Texte[n]“[2] sehr differenzierte, einander oft adversative Interpretationen gibt, die das Verfassen dieser Arbeit umso komplizierter gemacht haben.
2. Beschreibung der Szene Laboratorium
Der Szene Hochgewölbtes, enges, gotisches Zimmer, die als „eine der spiegelbildlich angelegten Verstrebungen zwischen dem Ersten und Zweiten Teil“[3] gilt, folgt unmittelbar und chronologisch[4] die des Laboratoriums. Schon die Regieanweisungen im Sinne des Mittelalters, weitläufige, unbehülfliche Apparate, zu phantastischen Zwecken entwerten die Szene oder zumindest das Laboratorium stark, beschreiben es „als das eines Alchymisten“[5] und konnotieren es somit klar negativ. Mephistopheles, der sich schon in der vorherigen Szene dem Famulus in 6684 ankündigte, kommt ins Laboratorium, in dem Wagner im Begriff ist, einen künstlichen Menschen zu schaffen (6836) und „[rückt] Wagners Versuch in ein diabolisches Zwielicht.“[6] Auch wenn die Bedeutung Mephistopheles’ hier nicht näher untersucht werden soll, kann man sagen, dass er „als Katalysator seiner [Homunkulus’] Genese“[7] gilt. Als Beweis dafür lässt sich neben 7004 auch 6829 anführen, denn Wagners Worte implizieren, dass er schon mindestens einen Versuch durchgeführt hat, der (ohne Mephistopheles’ Hilfe) gescheitert ist. Nachdem nun alle Notwendigkeiten[8] vorhanden sind und der Stern der Stunde[9] erreicht worden ist, wird uns auf fast zwei Seiten, neben Wagners „tiefe[r] Verachtung der Natur“[10] und dessen Hymnus auf eine „extrakorporale“,[11] nicht tierische Art der Zeugung,
Behüte Gott! wie sonst das Zeugen Mode war
Erklären wir für eitel Possen.
[…]
So muß der Mensch mit seinen großen Gaben
Doch künftig höhern, höhern Ursprung haben.
von den Vorgängen innerhalb der Phiole berichtet, die darin enden, dass ein künstlich gezeugter, körperloser Mensch entsteht, der in 6879 Wagner direkt als Vater anspricht und dem auch das Verwandtschaftsverhältnis zu Mephistopheles (6885) nicht unbekannt ist. Von Beginn an seiner Existenz will dieser Homunkulus tätig sein und deutet – der Aufforderung Mephistopheles’ folgend (6902) – alsbald den faustschen Traum. Eine nähere Charakterisierung seines Wesens und auch die Frage nach seiner Bedeutung soll im Folgenden noch gegeben werden, sind aber vorerst für die Situationsbeschreibung nicht von Relevanz.
3. Metrische und sprachliche Analyse
Die Szene umfasst einhundertfünfundachtzig Verse, die alle mit Auftakt beginnen und deren „Grundton […] wieder das alte, vertraute madrigalische Faustversmaß“[12] ist. Neben diesen Madrigalversen gibt es einige sechshebige Verse (6946), die die Freiheiten und Flexibilitäten dieses Verstypus deutlich machen. In den dabei permanent auftretenden Vierhebern sieht Kurt May die Abgrenzungen, die gegenüber den in Madrigalversen stehenden, wichtigeren Teilen notwendig sind, um eben genau diesen, zu größerem Nachdruck zu verhelfen. Beispiele dafür sind der bereits oben angesprochene Hymnus Wagners (6840-47) oder die traumdeutenden Worte des Homunkulus (6903-20).[13]
Mehr Aufschluss über die drei Protagonisten der Szene gibt uns die sprachliche Analyse. Mit klaren wissenschaftlichen Termini und Redewendungen wie verlutieren, kohobieren oder den Menschenstoff gemächlich komponieren, wird zum einen deutlich, wie besessen, Wagner vom Gedanken einer abstrakten, künstlichen Zeugung ist und wie wenig Gefühl, umso mehr aber Pedanterie seinen Worten innewohnt. Zum anderen pointiert und karikiert Goethe dessen Werk gerade durch diese, einem Alchymisten zugehörige, Wortwahl, die dessen (geglückten) Versuch als Phantasmagorie darstellt und somit denselben und seinen Urheber lächerlich erscheinen lassen. Nicht zu letzt die Vermischung kühler, akademischer (6849-53) und emphatisch, ergriffener (6840-47) Äußerungen bekräftigen diese Lächerlichkeit zusätzlich.
In Mephistopheles’ Worten hingegen ist „nirgends eine Spur von Pathos.“[14] Er scheint die Sprache hier als ein System von Zeichen klar definitorisch und funktional zu verstehen, was beispielsweise durch zahlreiche Antagonismen (z.B. So klein du bist, so groß bist du Phantast) deutlich wird. Er weiß, dass er sich mit ihr berechnend artikulieren kann. Dennoch erwecken gerade die Wendungen an das Publikum (ad Spectatores), die den Anschein machen, als ob er nach Bestätigung suchen müsste und ebenso die im Verhältnis zu Homunkulus eher dürftig erscheinende Redeweise, den „Eindruck der Wesensschwäche, der Substanzlosigkeit dieser Figur.“[15]
Warum Homunkulus als eine bis dato, der Literatur völlig fremde und unbekannte Figur[16] metrisch nicht besonders – beispielsweise durch freie Rhythmen oder freie Verse – gekennzeichnet wurde, muss unbeantwortet bleiben. Ob Goethe dessen Fähigkeit, sich „mit […] Leichtigkeit, ja Selbstverständlichkeit“[17] in die Szene einzupassen darstellen oder der ohnehin schon starken Aufmerksamkeit für dieses Wesen vorerst nicht noch mehr Nährboden geben wollte, bleibt letztlich spekulativ.
[...]
[1] Arens, Hans: Kommentar zu Goethes Faust II. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1989 (=Beiträge zur neueren Literaturgeschichte. Dritte Folge. Band. 86). S. 372.
[2] Ebd.
[3] Schöne, Albrecht: Johann Wolfgang Goethe, Faust, Kommentare. Frankfurt a. M.:
Insel Verlag 2003. S. 495.
[4] Was für den 2. Teil des Fausts durchaus nicht selbstverständlich ist.
[5] Schöne, Albrecht: Johann Wolfgang Goethe, Faust, Kommentare. S. 504.
[6] Ebd. S. 506.
[7] Hesse-Belasi, Gabriele: Signifikationsprozesse in Goethes "Faust", zweiter Teil: mythologische Figur und poetisches Verfahren. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1992 (=Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur). S. 99.
[8] Gemeint ist neben den notwendigen Chemikalien die Anwesenheit des Mephistopheles.
[9] Ist nicht nur im metaphorischen Sinne zu verstehen, sondern durchaus auch auf die Konstellation der Gestirne zu beziehen, die Alchymisten, wie Wagner einer ist, in ihre Berechnungen mit einbezogen haben.
[10] Arens, Hans: Kommentar zu Goethes Faust II. S. 370.
[11] Schöne, Albrecht: Johann Wolfgang Goethe, Faust, Kommentare. S. 504.
[12] May, Kurt: Faust II. Teil: in der Sprachform gedeutet. München: Hanser 1962 (=Literatur als
Kunst). S. 93.
[13] Vgl. ebd. S. 94.
[14] Ebd. S. 101.
[15] Ebd. S. 102.
[16] Vgl. Arens, Hans: Kommentar zu Goethes Faust II. S. 375.
[17] May, Kurt: Faust II. Teil: in der Sprachform gedeutet. S. 96 - 97.
- Citar trabajo
- Marc Partetzke (Autor), 2004, Bedeutung und Funktion von Homunkulus in Faust II, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35167
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