Die vorliegende Arbeit ist ein problemorientierter Unterrichtsentwurf im Fach Geschichte für die Sekundarstufe II. Gegenstand ist die Rolle der Kirche in der DDR. Exemplarisch werden alle Punkte eines Langentwurfs durchgespielt. Didaktische Analyse inkl. didaktischer Reduktion, Begründung der Material- und Themenauswahl, Beschreibung der Lerngruppe, Einordnung der Stunde in die Gesamtreihe, methodische und fachwissenschaftliche Analyse.
Inhaltsverzeichnis
I. Reihenplanung
II. Stundenplanung
II.1. Arbeitsergebnisse
II.2. Tabellarischer Unterrichtsverlauf
II.3. Bemerkungen zur Lerngruppe
II.4. Didaktische und fachwissenschaftliche Analyse
II.5. Methodische Analyse
III. Literaturverzeichnis
Anhang (Materialien und Tafelbild)
I. Reihenplanung
Das Thema der Unterrichtsreihe lautet „Die DDR in den 1980er Jahren - Anpassung, Widerstand, Stasi“. Das Problemziel dieser Reihe soll sich auf „Das Alltagsleben der DDR-Anpassung oder Widerstand?“ konzentrieren.
Innerhalb des Lehrplans ist das Thema der Unterrichtsreihe dem Teilthema 3 „Die Durchsetzung der Demokratie in Deutschland“ des Pflichtbereiches zuzuordnen. Eine thematische Vertiefung innerhalb des Wahlpflichtbereiches bietet das Thema „40 Jahre DDR: Lebenswirklichkeit und Ideologie“. Zudem beinhaltet die Unterrichtsreihe die Kontroverse „Selbstbestimmungsrecht vs. Machtpolitik“.[1]
In den 1980er Jahren ging es in der DDR primär um die Aufrechterhaltung der Stabilität. Dazu wurde am fünften Parteitag der SED im April 1981 unter Führung Erich Honeckers ihre führende Rolle in Gesellschaft und Politik, die innenpolitische Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik und die außenpolitische Friedens- und Entspannungspolitik betont.[2] In der Realität zeigte sich jedoch vielmehr das Gegenteil der erhofften innenpolitischen Stabilität. 1982 kam es zu erstaunlichen Engpässen innerhalb der Versorgung, die auf die Reduzierung des Imports und gleichzeitiger Ausdehnung des Exports aufgrund der immensen Auslandsverschuldung zurückzuführen waren. Dies führte ab 1984 zu einer Ausreisewelle, welche die weit verbreitete Unzufriedenheit signalisierte.[3] Damit zusammenhängend fanden zunehmend Demonstrationen sowie Gründungen autonomer Organisationen als Ausdruck des Widerstandes statt.[4] Die Kirche hatte als letzte unabhängige Institution hier die Möglichkeit, kritische Umwelt- und Friedensgruppen zu unterstützen, vermied jedoch eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Staat. Die katholische Kirche hielt sich grundsätzlich zurück.[5] Die DDR- Führung versuchte dieser Entwicklung insgesamt entgegenzuwirken, indem sie die von ihr gewährleistete soziale Gerechtigkeit, Geborgenheit, Gesetzlichkeit und Sicherheit betonte. Als zentrales Instrument zur Gewährleistung sowohl der inneren, als auch der äußeren Sicherheit fungierte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Dieses zielte vor allem auf die Aufspürung und Unterdrückung „jeglicher Form politischer Gegnerschaft“[6] ab und griff in jegliche Gesellschaftsbereiche „kontrollierend und steuernd“[7] ein. Dies ist auch Grund dafür, dass sich ein Teil der DDR-Bürger scheinbar aufgrund der Vielzahl an Repressionen, welche „zur Verfolgung vermeintlicher oder tatsächlicher Gegner“[8] aufgebracht wurden, dem System nicht widersetzte. Parallel zu dieser Entwicklung konnten sich ein einige DDR-Bürger mit dem „politischen und wirtschaftlichen System des „real existierenden Sozialismus“[9] identifizieren und passte sich diesem an.
Insgesamt gelang es nicht, die Spannungen zwischen DDR-Führung und Volk abzubauen, welche nicht zuletzt auf das Beharren auf Hegemonie seitens der SED zurückging.[10] Diese Krise wurde letztendlich durch die von Michail Gorbatschows betriebene Innenpolitik, welche grundlegende Reformen vorsah, und der Isolierung beziehungsweise dem unbeirrten Festhalten der Macht auf Seiten der SED intensiviert. Dazu kamen enorme wirtschaftliche Probleme aufgrund der prekären finanziellen Lage und einer Umweltkatastrophe, welche diese Entwicklung schließlich in eine friedliche Revolution 1989, geprägt von Flucht und Demonstrationen, münden ließ.[11]
Die Unterrichtsreihe, welche aus fünf Unterrichtsstunden besteht, stellt das Alltagsleben der DDR-Bürger und den darin enthaltenen Widerspruch zwischen Lebenswirklichkeit und Ideologie in den 1980er Jahren dar. Die Schülerinnen und Schüler[12] erkennen anhand der behandelten Thematiken, dass das System der DDR einerseits akzeptiert und sich diesem (scheinbar) angepasst wurde, andererseits zunehmenden Widerstand hervorrief. Nach einer einführenden Unterrichtsstunde, welche sich auf die Alltagswelt der DDR-Bürger konzentriert, bezieht sich die Folgestunde auf das Ministerium für Staatssicherheit und leitet folglich zur Anpassung der Bevölkerung über. Im Gegensatz dazu präsentiert die dritte Reihenunterrichtsstunde anhand zweier gewählter oppositioneller Gruppen exemplarisch den Widerstand zur damaligen Zeit. Die vierte Unterrichtsstunde widmet sich der Rolle der Kirche in der DDR. Dabei soll untersucht werden, welche Haltung die Kirche als einzige unabhängige Institution im Spannungsverhältnis zwischen Anpassung und Widerstand einnahm. Die Unterrichtsreihe wird mit der Darstellung eines erfolgreichen Leistungssportlers der DDR abgeschlossen, wodurch sowohl Aspekte der Anpassung als auch des Widerstandes thematisiert werden und die Schüler somit in der Lage sind, die Inhalte der Unterrichtsreihe zu resümieren und zu bewerten.
Eine Alternative zur dritten Unterrichtsstunde stellt eine weitere Vertiefung des Widerstandes am Beispiel des „Neuen Forums“ dar. Diese wurde jedoch verworfen, da der Wissensertrag zu dieser Thematik in der vierten Stunde hinreichend ausgeschöpft wird. Die Schüler erkennen den Gegensatz zwischen scheinbarer Normalität und Lebenswirklichkeit und können die gesellschaftlichen Entwicklungen der 1980er Jahre, welche durch Widerstand aufgrund zunehmender Unzufriedenheit und Anpassung geprägt waren, nachvollziehen. Sie werden für den Anspruch auf systemkonformes Handeln im Hinblick auf eingeschränkte Freiheitsrechte sensibilisiert. Dies wird anhand der Vorgehensweise der Stasi, welche den Alltag und das Privatleben der DDR-Bürger bestimmte, verdeutlicht. In Anbetracht dessen, dass für die heutige Schülergeneration die Verankerung der Menschenrechte innerhalb der Verfassung selbstverständlich erscheint, ist es notwendig, den SuS die Entwicklung unserer gegenwärtigen Grund- und Bürgerrechte hervorzuheben. Aufgrund der Fächerkombination Geschichte und Sport wurde für die abschließende Reihenunterrichtsstunde das Thema Leistungssport einbezogen.
Insgesamt werden für den Unterrichtseinstieg primär auditive und visuelle Methoden gewählt, um die Problematisierung der einzelnen Unterrichtsstunden für die Schüler zugängig zu machen. Die Erarbeitungsphasen erfolgen bewusst in Form von Gruppenarbeiten, da der Leistungsstand der Lerngruppe leicht variiert und somit insgesamt ausgeglichen werden kann. Die Vertiefungsphase wird durch Kontroversen bestimmt, wobei die Schüler ihr erworbenes Wissen reflektiert anwenden.
Verlaufsplan:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
II. Stundenplanung
Lemgruppe: Leistungskurs 12 Geschichte
Thema der Unterrichtsreihe: Die DDR in den 1980er Jahren - Anpassung, Widerstand, Stasi
Problemorientierung der Reihe: Alltagsleben in der DDR - Anpassung oder Widerstand?
Thema der Stunde: Die Kirche in der DDR in den 1980er Jahren
Problemziel der Stunde: Anpassung an den Staat oder Solidarität mit der Friedensbewegung?
II. 1. Arbeitsergebnisse:
1) Anfang der 1980er Jahre kamen im Zuge der atomaren Aufrüstungspolitik und der staatlichen Wehrerziehung Friedensbewegungen in der DDR auf, die gegen diese Politik protestierten.
2) Ein Beispiel für eine solche Gruppe stellten Johanna Kalex und ihre Freunde da, die am 37. Jahrestag der Zerstörung Dresdens, in einer Gedenkfeier, ihren Wunsch nach Frieden kundtun wollten.
3) Da diese Gruppen staatlicher Repression ausgesetzt waren (z.B. Androhung von Haft), nutzte die evangelische Kirche ihre Stellung als einzige unabhängige Institution, um der Friedensbewegung in den 1980er Jahren einen Schutzraum zu bieten. Die Gruppen konnten auf diese Weise, meist durch kirchliche Moderation, ihre Gedanken frei äußern und austauschen.
4) Häufig musste evangelische die Kirche dafür aber auch mit staatlichen Organen verhandeln und sich auf Kompromisse mit diesen einlassen (z.B. das Versprechen für Ruhe und Ordnung zu sorgen).
5) Die evangelische Kirche setzte sich für die Belange der Friedensaktivisten gegenüber dem Staat ein und erkämpfte so den „Schutzraum Kirche“ als Forum für einen freien Meinungsaustausch ohne Strafverfolgung. Auf diese Weise leistete die Kirche einen großen Beitrag zur Etablierung einer gesellschaftspolitischen Bewegung in den 1980er Jahren. Dabei suchte sie jedoch auch immer wieder Gespräche mit dem Staat, ging Kompromisse ein und vermied offene Konfrontationen.
II. 2. Tabellarischer Unterrichtsverlauf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
II. 3. Bemerkungen zur Lerngruppe:
Der Geschichtsleistungskurs 12 setzt sich aus insgesamt 14 Schülerinnen und Schülern[13] zusammen, wobei sich Jungen und Mädchen etwa gleich aufteilen. Dementsprechend ist der Kurs klein und übersichtlich, was die individuelle Förderung und Integration erleichtert.
Das Kursklima, und somit auch das Lernklima, sind bemerkenswert angenehm und produktiv, auch ist die Lernmotivation als überdurchschnittlich zu bezeichnen.
[...]
[1] Vgl. MINISTERIUM FÜR BILDUNG, WISSENSCHAFT, WEITERBILDUNG UND KULTUR RHEINLND-PFALZ (Hg.): Lehrplananpassung Gesellschaftliches Aufgabenfeld. Grundfach Geschichte Grundfach Erdkunde|Sozialkunde. Leistungsfach Geschichte Leistungsfach Sozialkunde Leistungsfach Erdkunde in den Jahrgangsstufen 11 bis 13 der gymnasialen Oberstufe (Mainzer Studienstufe). Mainz 2011, S. 50.
[2] Vgl. WEBER, Hermann: Die DDR 1945 - 1990. Oldenbourg Grundriss der Geschichte. München 420 06 (Oldenbourg Grundriss der Geschichten, Bd. 20), S. 96.
[3] Vgl. MALYCHA, Andreas: Auf dem Weg in den Zusammenbruch (1982 bis 1990). In: Informationen zur politischen Bildung 312 (3/2011), S.66 - 80, S. 66/67.
[4] Vgl. HEYDEMANN, Günther: Entwicklung der DDR bis Ende der achtziger Jahre. In: Informationen zur politischen Bildung 270 (2001), S. 19 - 33, S. 28/29; Vgl. MALYCHA, Auf dem Weg in den Zusammenbruch, S. 68-70.
[5] Vgl. RICHTER, Hedwig: Die DDR. Paderborn 2009, S. 84; Vgl. Heydemann, Entwicklung der DDR bis Ende der achtziger Jahre, S. 27/28.
[6] MALYCHA, Andreas: Der Schein der Normalität (1971 bis 1982). In: Informationen zur politischen Bildung 312 (3/2011), S. 49 - 65, S. 61.
[7] Ebenda.
[8] MALYCHA, Auf dem Weg in den Zusammenbruch, S. 66.
[9] HEYDEMANN, Günther: Gesellschaft und Alltag in der DDR. In: Informationen zur politischen Bildung 270 (2001), S. 43 - 48, S. 43.
[10] Vgl. WEBER, Die DDR 1945 - 1990, S. 98/99.
[11] Vgl. WEBER, Die DDR 1945 - 1990, S. 103-105, 107-108; Vgl. Heydemann, Entwicklung der DDR bis Ende der achtziger Jahre, S. 30-32; Vgl. MALYCHA, Auf dem Weg in den Zusammenbruch, S. 70-72.
[12] Im Folgenden wird im Hinblick auf die Verständlichkeit nur die männliche Form verwendet.
[13] Im Folgenden wird der Übersicht halber lediglich die männliche Form benutzt.
- Arbeit zitieren
- Christian Hüsch (Autor:in), 2014, Die Kirche in der DDR in den 1980er Jahren. Anpassung an den Staat oder Solidarität mit der Friedensbewegung? (Geschichte, Sek. II), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351511
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