Kleopatra, eine bisher nicht in Vergessenheit geratene Persönlichkeit, wird in dieser Hausarbeit hinsichtlich ihres Verhältnisses und/ oder Nichtverhältnisses zu Kaiser Augustus beziehungsweise Octavian einer näheren Betrachtung unterzogen. Dabei wird kurz auf die Mittel eingegangen, mit welchen sie versucht hat, Augustus zu beeinflussen und auf die daraus resultierenden Folgen.
Zuerst wird anhand der antiken Geschichtsschreiber Cassius Dio und Plutarch versucht, Kleopatras und Augustus' gegenseitige Beeinflussung nachzuzeichnen und deren Verhalten zueinander zu verdeutlichen. Anschließend erfolgt der Nachvollzug des Beziehungsgefüges zwischen Kleopatra und Augustus gemäß den Ausführungen des modernen Historikers Michael Grant. Im weiteren Fortgang sollen außerdem die Ansichten obiger Historiker miteinander verglichen sowie deren besonderen Sichtweisen herausgearbeitet werden, das heißt, dass hierbei besonders auf das Hervorheben von Unterschieden Wert gelegt wird. Gemeinsamkeiten stehen weniger im Vordergrund. Abschließend wird in zusammenfassender Weise kritisch auf die Ausführungen oben benannter Historiker Bezug genommen, um einen Versuch zu unternehmen, potentielle Gründe für die teilweise verschiedenen Darstellungen, speziell von Kleopatra, herauszuarbeiten.
Verschiedene Standpunkte sind freilich andererseits auch sinnvoll, gerade wenn Subjektivität beziehungsweise Zu- oder Abneigung und/ oder Vorurteile eine möglichst objektive Anschauung und Begriffsbildung vermindern oder gar verhindern. Daher wird nun im Folgenden versucht, anhand der antiken und modernen Ausführungen möglichst unvoreingenommen nachzuvollziehen, ob und inwieweit Augustus und Kleopatra in irgendeiner Beziehung zueinander standen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Darstellungen antiker Geschichtsschreiber
1.1 nach Cassius Dio
1.2 nach Plutarch
2. Moderne Betrachtung nach dem Historiker Michael Grant
3. Vergleich der antiken und modernen Positionen
Zusammenfassung/ abschließende Betrachtungen
Literaturverzeichnis
Einleitung
Kleopatra, eine bisher nicht in Vergessenheit geratene Persönlichkeit, wird in dieser Hausarbeit hinsichtlich ihres Verhältnisses und/ oder Nichtverhältnisses zu Kaiser Augustus bzw. Octavian näheren Betrachtungen unterzogen. Dabei wird kurz auf die Mittel eingegangen, mit welchen sie versucht hat, Augustus zu beeinflussen und auf die daraus resultierenden Folgen.
Zuerst wird anhand der antiken Geschichtsschreiber Cassius Dio und Plutarch versucht, Kleopatras und Augustus' gegenseitige Beeinflussung nachzuskizzieren bzw. deren Verhalten zueinander zu verdeutlichen. Anschließend erfolgt der Nachvollzug des Beziehungsgefüges zwischen Kleopatra und Augustus gemäß den Ausführungen des modernen Historikers Michael Grant.
Im weiteren Fortgang sollen außerdem die Ansichten obiger Historiker miteinander verglichen sowie deren besonderen Sichtweisen herausgearbeitet werden, das heißt, dass hierbei besonders auf das Hervorheben von Unterschieden Wert gelegt wird. Gemeinsamkeiten stehen weniger im Vordergrund.
Abschließend wird in zusammenfassender Weise kritisch auf die Ausführungen oben benannter Historiker Bezug genommen, um einen Versuch zu unternehmen, potentielle Gründe für die teilweise verschiedenen Darstellungen, speziell von Kleopatra, herauszuarbeiten.
Verschiedene Standpunkte sind freilich andererseits auch sinnvoll, gerade wenn Subjektivität bzw. Zu- oder Abneigung und/ oder Vorurteile eine möglichst objektive Anschauung und Begriffsbildung vermindern oder gar verhindern. Daher wird nun im Folgenden versucht, anhand der antiken und modernen Ausführungen möglichst unvoreingenommen nachzuvollziehen, ob und inwieweit Augustus und Kleopatra in irgendeiner Beziehung zueinander standen.
1. Darstellungen antiker Geschichtsschreiber
1.1 nach Cassius Dio
Ein Nichtverhältnis bzw. eine Nichtbeziehung zwischen Kleopatra und Augustus kann zumindest deswegen nicht der Fall sein, weil Augustus gemäß Cassius Dio dem Wirken Kleopatras, ihrer Beziehung zu Antonius und den daraus resultierenden Kindern eine negative Bedeutung zukommen ließ. Für Augustus war dies insofern von negativer Bedeutung, dass ihn die Anerkennung dieser Kinder seitens Antonius störte und deren Einführung in die Familie Caesars, aufgrund des Beinamens Caesar bei einem der Kinder. Dies warf er Antonius vor.[1]
Ebenfalls als störend empfand Augustus Kleopatras und Antonius' Bestrebungen nach Gebietseinnahmen, worüber er sich in einer Ansprache empörte. Dabei wurde seine Abneigung gegen Kleopatra sehr deutlich offenbar, besonders bei folgenden abfälligen Formulierungen: „… und von einem ägyptischen Weib … .“, „… einem verwünschten Weibe … .„ [2]
Nach Cassius Dio hielt Augustus Kleopatra insoweit für verwünscht, als dass sich Augustus deswegen nicht von ihr abwendete, weil sie ihn verhext hätte.[3] Nach heutigem Sprachgebrauch könnte dies vielleicht so verstanden werden, dass Kleopatra großen Einfluss auf Antonius ausübte.
Groß war auch, wie Cassius Dio beschreibt, Augustus' Interesse an Kleopatras Schatz, weil die Kosten für die Bezahlung seiner Kriegsveteranen sehr hoch waren. Auch deswegen war Augustus bestrebt gegen Kleopatra Krieg zu führen, um sich ihres Schatzes zu bemächtigen und um damit diese hohen finanziellen Aufwendungen bestreiten zu können.[4]
Für Antonius und Kleopatra war es gemäß Cassius Dio wichtig, Krieg gegen Augustus aufrecht zu erhalten. Deshalb erklärten sie, falls ihnen etwas schlimmes geschehen sollte und keiner von beiden mehr den Krieg fortzuführen imstande wäre, vorsichtshalber ihre beiden Söhne, Caesarion (Nachkomme von Kleopatra und Caesar) und Antyllus (Abkömmling von Fulvia und Antonius), für waffenfähig, sodass diese den Krieg fortführen würden.[5]
Andererseits wollte Kleopatra, wie Cassius Dio weiter ausführt, dass Augustus ihr Mitleid entgegenbringt. Um dies zu erreichen, bot sie ihm ihr Reich an, indem sie ihre Insignien an Augustus schickte. Antonius wurde darüber in Unkenntnis gehalten.[6]
Daran anknüpfend entwickelten sich zwischen Kleopatra und Augustus gegen Antonius gerichtete Verhandlungen, welche Kleopatra zum Vorteil gereichen sollten, gemäß den Absichten, die Augustus ihr in Aussicht stellte, wenn sie auf seine Forderungen, Antonius zu beseitigen, die Waffen niederzulegen und ihrer Königswürde zu entsagen, einginge. Kleopatra sollte bei Erfüllung dieser Forderungen insofern Vorteile für sich gewinnen können, dass sie begnadigt werde und ihr Reich in vollem Umfang behalten dürfe.[7]
Diese strategischen Verhandlungen zwischen Kleopatra und Augustus bestanden nach Cassius Dio einerseits aus öffentlichen Drohungen seitens Augustus sowie gleichzeitig aus Wohlwollen ausdrückenden Versprechungen gegenüber Kleopatra, und andererseits aus an Augustus gerichtete Forderungen ihrerseits. Beide hatten dabei die Absicht, ihre Macht, finanziellen Mittel und Land zu sichern. Dies erforderte freilich beiderseits Täuschung des jeweils anderen. Um zum Beispiel möglichst von Augustus unbehelligt Kriegsvorbereitungen treffen zu können und vorsichtshalber eine Fluchtmöglichkeit vorzubereiten, sandten Kleopatra und Antonius zur Vortäuschung von Friedensabsichten Gesandte an ihn.[8]
Augustus schickte ebenfalls Gesandte, allerdings nur an Kleopatra, mit der Absicht, sie fälschlicherweise in den Glauben zu versetzen, dass sie von allen geliebt werden müsse, weil Augustus sie liebe, was nicht stimmte. Damit wollte er Kleopatra insoweit beeinflussen, dass sie seinen Forderungen nachkommt und ihrem Schatz sowie sich selbst nichts antut.[9]
Ihren Schatz nutzte Kleopatra als Druckmittel gegen Augustus, um sich dadurch ihre „ ... Begnadigung und Königswürde zu erkaufen.“ [10] Wie Cassius Dio beschreibt, blieb sie damit in ihrem Mausoleum und drohte, ihren Schatz zu vernichten sowie sich selbst zu töten, falls er auf ihre Forderungen nicht eingehen würde.[11]
Cassius Dio führt weiter aus, dass Augustus Kleopatra weiterhin täuschen wollte, indem er sie immer noch glauben ließ, sie hätte sein Wohlwollen. In Wirklichkeit aber plante er ihre Festnahme, Vorführung im Triumphzug sowie die Sicherung ihres Schatzes. Um sie zu unterwerfen, schickte er Gesandte an Kleopatra, welche diese erfolgreich festnahmen. Sie durfte aber vorerst noch mit ihrer gesamten Dienerschaft im Palast verbleiben, weil bei ihr der Eindruck bzw. die Hoffnung entstehen sollte, dass ihre Forderungen erfüllt werden und sie vom Selbstmord absieht.[12]
Daher wurde Kleopatras Forderung nach einem persönlichen Treffen mit Augustus entsprochen. Cassius Dios Schilderungen vermitteln hinsichtlich des Zusammentreffens dieser beiden den Eindruck, dass Kleopatra versuchte, besonders viel Mitleid bei Augustus zu erregen, damit er ihr den Selbstmord bewillige. Ihm war es aber wichtig, sie im Triumphzug mitzuführen. Daher ging er nur insofern auf sie ein, dass er ihr Mut zusprach und widerstand aber ihren lieblichen Worten, Reizen sowie Schluchzen, insofern, dass er Distanz zu ihr hielt. Der Versuch Kleopatras, Augustus zu umschmeicheln bzw. zu verführen und Mitleid zu erregen, war somit gescheitert.[13]
Um sich doch das Leben nehmen zu können, täuschte sie, gemäß Cassius Dios Erläuterungen, einen Sinneswandel vor und wurde daraufhin weniger bewacht. Nachdem ihr dies gelang, schien Augustus ihren Tod ziemlich reserviert aufgenommen zu haben. Er war lediglich um seinen verlustigen Triumphzug sehr betrübt und bewunderte Kleopatra aber gleichzeitig.[14]
Ein wenig Genugtuung erfuhr Augustus allerdings im Rahmen der Siegesfeier über Ägypten, indem er ein Bild der Kleopatra sowie ihre Kinder, Alexander und Selene, als Siegestrophäe mit sich führte.[15] Aus dem von Cassius Dio beschriebenen Verhalten des Augustus nach Kleopatras Tod könnte geschlossen werden, dass ihm das abschließende Vorführen Kleopatras, somit seine Darstellung als Sieger, von immenser Bedeutung war.
Im nachfolgenden wird nun anhand von Plutarchs Überlieferungen analysierend untersucht, inwiefern Augustus und Kleopatra miteinander in Beziehung bzw. Wechselwirkung standen.
1.2 nach Plutarch
Auch bei Plutarch wird deutlich, dass zwischen Kleopatra und Augustus, in Plutarchs Schilderungen Caesar genannt, kein gutes Verhältnis bestand, mindestens schon wegen ihrer Beziehung zu seinem Schwager Antonius. Daher war es Augustus von vornherein klar, als er seiner Schwester Octavia gestattete, zu Antonius zu fahren, dass diese von ihm wieder zurückgeschickt werden würde. Diese einkalkulierte Zurückweisung nutzte Augustus insofern zu seinem Vorteil, dass er diese als Grund verwandte, gegen Kleopatra Krieg zu führen.[16]
Aber es fanden zwischen beiden Kriegsparteien dennoch Verhandlungen statt. Plutarchs Beschreibungen lassen hier vermuten, dass es Augustus wichtig zu sein schien, Kleopatra befriedet bzw. günstig gestimmt zu halten, damit sie sich und ihrem Schatz nicht schadet. Zumindest spricht für diese Vermutung, dass Augustus ihr zusicherte, ihr entgegenzukommen, wenn sie veranlasst, dass Antonius getötet oder weggeschickt wird. Außerdem schickte er einen wortgewandten Gesandten zur ihr, scheinbar um Kleopatra zu beeinflussen.[17]
Ferner könnten Plutarchs Ausführungen so gedeutet werden, dass auch Kleopatra Augustus zu beeinflussen bzw. zu erpressen versuchte, indem sie ihren Schatz, inklusive Brennmaterial, in ihr Mausoleum brachte und ihn damit in Sorge darum versetzte, sodass dieser mit wohlwollenden Botschaften Hoffnungen in Kleopatra wecken wollte, um die Vernichtung des Schatzes zu verhindern, wobei er gleichzeitig hinterrücks zur Stadt vorrückte.[18]
Heimtückisch war es gegenüber Kleopatra auch, wie Augustus, Plutarchs Erzählungen zufolge, versuchte, sie gefangen zu nehmen, weil es ihm wichtig war, sie vom Selbstmord abzuhalten, sie somit in seinem Triumphzug aufführen zu können und ihren Schatz zu sichern.[19]
Daher könnte Plutarch in seinen weiteren Schilderungen so verstanden werden, dass Augustus sie nach ihrer Festnahme nur deshalb streng bewachen ließ, um sich seinen Triumph mit ihr sicher zu stellen und um als milder, edelmütiger, zuverlässiger und versöhnlicher Feldherr zu erscheinen. Dieser Eindruck wird umso deutlicher, indem Augustus' Gesandter Proculeius der Kleopatra vorwarf, im Falle ihres gelingenden Selbstmordes Augustus die Gelegenheit zu nehmen, diese vorbenannten Eigenschaften unter Beweis zu stellen. Zumindest erfüllte er diese schonmal ansatzweise dadurch, dass er ihr gestattete, Antonius zu bestatten.[20]
Augustus verhielt sich aber entgegen dieser Eigenschaften, als er Kleopatras Sohn Kaisarion zwecks eigener Machtsicherung hinrichten ließ, allerdings erst nach ihrem Tod. Vor ihrem Tod nutzte Augustus ihre Kinder als Druckmittel dafür, dass sie sich nicht schadet bzw. keinen Selbstmord durch Nahrungsentzug begeht und zwang sie, sich aus gesundheitlichen Gründen Untersuchungen zu unterziehen.[21]
Um Kleopatra weiterhin von Selbstmordversuchen abzuhalten, stattete er ihr sogar einen Besuch ab. Gemäß der Überlieferung Plutarchs widersteht Augustus jedoch, wie auch in Cassius Dios Schilderungen, Kleopatras selbst in ihrem kläglichen Zustand vorhandenen Reizen, spricht ihr lediglich gut zu und versucht sie zu trösten, freilich mit dem eigennützigen Ziel, sie für seinen Triumph vom Selbstmord abzuhalten. Augustus glaubte nach seinem Besuch, Kleopatra mit seinen wohlwollenden Worten getäuscht zu haben.[22]
[...]
[1] Vgl. Cassius Dio, Römische Geschichte, Bd. III, S. 310.
[2] Cassius Dio, Römische Geschichte, Bd. III, S. 335, 336.
[3] Vgl. Cassius Dio, Römische Geschichte, Bd. III, S. 337.
[4] Ebd., Bd. IV, S. 13, 30.
[5] Vgl. Cassius Dio, Römische Geschichte, Bd. IV, S. 14, 15.
[6] Ebd., S. 15.
[7] Ebd., S. 15, 16.
[8] Ebd., S. 15.
[9] Ebd., S. 18.
[10] Cassius Dio, Römische Geschichte, Bd. IV, S. 21.
[11] Vgl. Cassius Dio, Römische Geschichte, Bd. IV, S. 21.
[12] Ebd., S. 22.
[13] Ebd., S. 22, 23, 24.
[14] Ebd., S. 24 – 26.
[15] Ebd., S. 36.
[16] Vgl. Plutarch, Große Griechen und Römer. Alexander und Caesar, Bd. 5, S. 353, 355.
[17] Ebd., S. 374, 375.
[18] Ebd., S. 375, 376.
[19] Ebd., S. 379, 380.
[20] Vgl. Plutarch, Große Griechen und Römer. Alexander und Caesar, Bd. 5, S. 380, 382.
[21] Ebd., S. 381, 382.
[22] Ebd., S. 382, 383.
- Quote paper
- Doreen Simon (Author), 2015, Augustus und Kleopatra. Die Beschreibung ihrer Beziehung in der antiken und modernen Geschichtsschreibung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351312
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.