,,My problem [...] is to take away from the state the superior morality with which we have invested its activities and give them back to the individual conscience..."
Dies schrieb Harold Joseph Laski im Sommer 1916 an seinen Freund, den Richter Oliver Wendell Holmes. Der junge Mann sollte zur Armee, hatte aber körperliche Beschwerden und konnte keinen Wehrdienst leisten. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten mit staatlichen Stellen ließen ihn darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn er aus Gewissensgründen nicht in den Krieg hätte ziehen wollen. Er sah die Macht, die der Staat über seine Bürger hatte und er zweifelte an ihr. Was gab den Interessen des Staates eine höhere moralische Rechtfertigung als den Interessen des einzelnen Menschen?
Die Menschen, welche am Anfang des 20. Jahrhunderts am Bild eines allumfassenden Staates zweifelten, werden als Pluralisten bezeichnet. Der Politikwissenschaftler, Lehrer und spätere Führer der Labour Party Harold J. Laski war unter ihnen der radikalste. In der vorliegenden Arbeit sollen zunächst zentrale Begriffe seiner Theorien geklärt und darauf aufbauend seine Konzeption eines pluralistischen Staates beleuchtet werden. Da er 1938 die Unhaltbarkeit seiner Thesen eingestand und sich dem Marxismus zuwandte, beschränkt sich diese Arbeit auf sein Wirken bis zu dieser Zeit.
An geeigneten Stellen werden Laskis Gedanken der Kritik des konservativen deutschen Staatsrechtlers Carl Schmitt gegenüber gestellt. Dieser hatte zu Zeiten der Weimarer Republik den Pluralismus Laskis als die pluralistische Konzeption schlechthin dargestellt und diese als staatszersetzend gebrandmarkt.
Um Verbindungen zwischen Leben und Werk ziehen zu können, fließt auch Laskis Biografie in diese Arbeit ein. Die im oben angeführten Brief von 1916 niedergeschriebenen Aussagen seien an dieser Stelle noch einmal als Beispiel angeführt. Abschließend wird versucht zu klären ob Laskis Vorstellungen einer pluralistischen Realität in späterer Zeit rundweg als Utopie abgetan wurden oder ob seine Ideen in der deutschen Pluralismusdiskussion noch heute Relevanz besitzen. Schließlich wird Laski von manchem als der einflussreichste britische Autor, der Neuzeit betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Harold J. Laski - zur Person
- England, Harvard, und wieder zurück - 1893 bis 30er Jahre
- Buchclub und Labour Party - 30er Jahre bis 1950
- Laskis radikaler Pluralismus
- Pluralismus der Souveränitäten oder das Gemeinwohl -Begriffsklärungen
- Wider die monistische Staatstheorie
- Bedeutet Laski Bürgerkrieg? der Anarchievorwurf
- Der Staat als Spielball der Kartelle - die konservative Kritik Carl Schmitts
- Was nun, Harold Laski? - Laski in der deutschen Pluralismusdiskussion
- Zu feige für Laski? - Schlussbemerkung
- Literaturliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem radikalen Pluralismus von Harold J. Laski, einem einflussreichen britischen Politikwissenschaftler und späteren Führer der Labour Party. Die Arbeit analysiert Laskis Konzeption eines pluralistischen Staates und stellt sie der Kritik des deutschen Staatsrechtlers Carl Schmitt gegenüber. Ziel ist es, Laskis Theorien zu beleuchten, zentrale Begriffe zu klären und die Verbindung zwischen Leben und Werk aufzuzeigen.
- Laskis radikale Kritik an der monistischen Staatstheorie
- Die Pluralität der Souveränitäten und die Abwesenheit eines übergeordneten Gemeinwohls
- Der Staat als eine Interessengruppe unter vielen, ohne moralische Überlegenheit
- Der Wettbewerb der Interessen und Ideen zwischen verschiedenen Gruppen
- Der Anarchievorwurf und die Frage nach der Stabilität eines pluralistischen Staates
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Harold J. Laski und seine Gedanken zum Pluralismus vor. Sie erläutert den Hintergrund seiner Kritik am allumfassenden Staat und die Bedeutung seiner Theorien für die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts.
Das zweite Kapitel behandelt Laskis Biographie und zeichnet seinen Werdegang nach. Es beleuchtet seine frühen Jahre, seine akademische Laufbahn in England und den USA, seine politische Aktivität in der Labour Party und seine Hinwendung zum Marxismus.
Das dritte Kapitel analysiert Laskis radikale pluralistische Theorie. Es werden zentrale Begriffe wie Souveränität, Gemeinwohl und Freiheit geklärt und die Kritik an der monistischen Staatstheorie dargelegt. Laski argumentiert, dass der Staat nur eine Interessengruppe unter vielen ist, die im Wettbewerb mit anderen Gruppen um Zustimmung und Einfluss steht. Er stellt die Frage nach der Rolle des Einzelnen in einem solchen System und betont die Bedeutung des individuellen Gewissens.
Das vierte Kapitel präsentiert die Kritik Carl Schmitts an Laskis Pluralismus. Schmitt sieht im Pluralismus eine Gefahr für die staatliche Einheit und Handlungsfähigkeit. Er argumentiert, dass die Weimarer Republik ein Beispiel für die Folgen eines unkontrollierten Interessenvettbewerbs war und dass die pluralistische Gesellschaft zu einem "Kampf aller gegen alle" führt.
Das fünfte Kapitel untersucht die Rezeption von Laskis Theorien in der deutschen Pluralismusdiskussion. Es wird deutlich, dass Laskis Ideen in der Bundesrepublik Deutschland kontrovers diskutiert wurden und dass seine Theorie der Pluralität der Souveränitäten als unhaltbar angesehen wurde.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den radikalen Pluralismus, die monistische Staatstheorie, die Pluralität der Souveränitäten, das Gemeinwohl, die Interessengruppen, den Wettbewerb der Interessen, den Anarchievorwurf, die konservative Kritik Carl Schmitts, die deutsche Pluralismusdiskussion und die Rezeption von Laskis Theorien in der Bundesrepublik Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Daniel Schulz (Autor:in), 2000, Früher Pluralismus und konservative Kritik. Der radikale Pluralismus Harold J. Laskis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3511
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