Das Gedicht „Die eine Klage“, das 1804 veröffentlicht und von Karoline von Günderode verfasst wurde, beschreibt die Hochgefühle, die eine Beziehung zur großen Liebe auslöst, sowie den tiefen Schmerz, der mit einer Trennung von diesem geliebten Menschen verbunden ist.
Das zweite behandelte Gedicht mit dem Titel „Die Luft riecht schon nach Schnee“ wurde 1977 von Sarah Kirsch veröffentlicht und thematisiert eine flüchtige Liebschaft, die lediglich einen Winter lang besteht.
Dieses Gedicht handelt von der schnelllebigen Beziehung eines Paares, das sich durch Zweisamkeit den Winter versüßen möchte. Dabei werden die erotischen Gefühle des Paares, der anschließende Bruch der Beziehung und der einbrechende Winter im Märchenton beschrieben.
Im Folgenden werde ich einen Vergleich der beiden Gedichte „Der Schnee“ von Sarah Kirsch aus der Epoche der Postmoderne und „Die eine Klage“ von Karoline von Günderode aus der Epoche der Romantik vornehmen. Dabei hebe ich die Besonderheiten der Gedichte hervor und gehe auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ein.
Beide Gedichte schildern das Ende einer Beziehung, jedoch auf völlig andere Weise. Während das Gedicht von Günderode die Trennung von der großen Liebe thematisiert, beschreibt Kirschs Gedicht eine schnelllebige Beziehung, die hauptsächlich körperlich existiert und nur von kurzer Dauer ist.
Vergleich der Gedichte „Die eine Klage“ von Karoline von Günderode und „Der Schnee“ von Sarah Kirsch
Das Gedicht „Die eine Klage“, das 1804 veröffentlicht und von Karoline von Günderode verfasst wurde, beschreibt die Hochgefühle, die eine Beziehung zur großen Liebe auslöst, sowie den tiefen Schmerz, der mit einer Trennung zu diesem geliebten Menschen verbunden ist.
In der ersten Strophe wird eine Trennungserfahrung beschrieben und jeder angesprochen, der nach dem Zerbrechen einer Liebesbeziehung schon mal zu leiden hatte (V.1.-6.). Die zweite Strophe schildert die tiefe Sehnsucht zum Geliebten sowie den intensiven Trennungsschmerz, den nur diejenigen, die schon mal einen geliebten Menschen verloren haben, nachempfinden könnten. Zudem wird in dieser Strophe erläutert, was Liebe eigentlich bedeutet und wie sie sich kennzeichnet (V. 7-12). In der dritten Strophe wird weiter auf diesen Schmerz eingegangen und beteuert, dass eine Beziehung, die man einmal aus vollem Herzen eingegangen ist, durch nichts zu ersetzen und keine nachfolgende Liebe so stark und eindrucksvoll werden kann (V.13-18). In der letzten Strophe wird noch einmal das Glück der Liebe beschrieben, das nach der Trennung zum Geliebten nicht einmal von einem Gott zurückgebracht werden könnte (V.19-24).
Das Gedicht besteht aus vier Strophen, die alle sechs Verse umfassen und jeweils einen Schweifreim (aabccb) aufweisen. Das Versmaß wechselt zwischen einem vierhebigen Trochäus mit weiblicher Kadenz in den sich paarreimenden Versen und einem dreihebigen Trochäus mit männlicher Kadenz in den einzeln stehenden Versen.
Im Gedicht tritt weder ein lyrisches Ich noch ein lyrisches Du direkt in Erscheinung, es behält im gesamten Gedicht eine neutrale Stimme. Durch das Fürwort „Wer“ (V. 1 „Wer die tiefsten aller Wunden“ , V. 4 „ Wer geliebt, was er verloren“, V. 13 „Wer so ganz in Herz und Sinnen“) und durch den Akkusativ (V.25 „den“) spricht die Autorin indirekt die Leser an und erinnert sie auf diese Weise an die Erfahrungen, die jeder einzelne von ihnen selbst mit der Liebe gemacht hat. Dadurch fühlt sich jeder, der schon einmal die Liebe oder eine Trennung erlebt hat, angesprochen und in das schmerzliche Geschehen involviert.
Durch die Sprache gelingt es der Autorin besonders gut, den Lesern die verschiedenen Emotionen, die mit der Liebe verbunden sind, nahezubringen. Die Parallelismen in der ersten Strophe (V.4-5 „Wer geliebt, was er verloren, Lassen muss, was er erkoren“), in der zweiten Strophe (V. 9-10 „Ein in zwei zu sein, Eins im andern sich zu finden“ ) und in der letzten Strophe (V. 22-23 „Dieses Suchen und dies Finden, Dieses Denken und Empfinden“) verdeutlichen die Gegensätze der Liebe und zeigen auf, dass die Liebe sowohl mit positiven, als auch mit negativen Gefühle verbunden ist.
Die Häufung von Verben der Empfindung (V. 2 empfunden, V. 6 geliebt, V.5 erkoren, V.9 Sehnen, V.14 lieb gewinnen, V.15 trösten), sowie des Denkens (V.7 verstehen, V.23 Denke) weisen auf die Absolutheit der Liebe hin, sie wird nämlich nicht nur mit den Sinnen wahrgenommen, sondern auch mit dem Geist. Es taucht zudem eine Aufzählung auf, die ebenfalls aufzeigt, dass die große Liebe ein allumfassendes Erleben ist (V. 21 „Wort und Sinn und Blick“). Darüber hinaus werden die Emotionen der Liebe durch Kontraste (V. 4, 5, 16), einen Superlativ (V. 1 „tiefsten“) und einen Ausruf (V. 15 „O' den tröstet's nicht“) weiter verdeutlicht. Außerdem tauchen „bestimmte Artikel“ auf, die die Einzigartigkeit der großen Liebe deutlich machen. So wird „Die“ (Titel, V. 1 u. 6) und das Wort „Dieses“ (V. 20, 22 und 23) wiederholt. Günderode arbeitet darüber hinaus mit zwei auffälligen Metaphern. Zum einen sticht die Metapher (V. 11 „Dass der Zweiheit Grenzen schwinden“) ins Auge, die die starke Verbindung der Liebenden deutlich macht und ein typisches Motiv der Romantik darstellt. Zum anderen lässt sich die Metapher (V. 1 „...tiefste aller Wunden“) finden, die den intensiven Trennungsschmerz des lyrischen Ich symbolisiert. Insgesamt dominiert im Gedicht vor allem der Gegensatz zwischen dem Schmerz einer Trennung und der erfüllenden Liebe. So ist die gesamte erste Strophe, die einen tiefen Trennungsschmerz beschreibt, der erfüllenden Liebe, die in der zweiten Strophe thematisiert wird, gegenübergestellt. Durch diesen Gegensatz, der zugleich durch das strophenübergreifende Enjambement verbunden ist, wird dem Leser direkt vor Augen geführt, welch Freuden man durch die Trennung verliert und warum der Schmerz so groß ist.
In der ersten Strophe wird der Liebesschmerz des lyrischen Ich demonstriert, indem die Trennung zum geliebten Partner im Superlativ als (V.1 „die tiefste aller Wunden“) beschrieben wird, die den Menschen als Ganzes trifft (V.2 „Geist und Sinn“). Auf diese Weise wird dem Gedicht bereits hier eine melancholische Stimmung verliehen. Im vierten und fünften Vers tauchen zudem Parallelismen auf, die durch die Gegenüberstellung von „geliebt“ und „verlohren“ (V. 4), sowie „Lassen“ und „erkohren“ (V. 5) den Verlust des Liebesglücks besonders deutlich machen.
Die zweite Strophe ist mit der ersten Strophe eng verbunden und stellt die Folgen der Trennung für den zurückgebliebenen Liebenden dar. All diejenigen, die schon mal einen geliebten Menschen verloren haben, wüssten um die tiefe Trauer des Verlustes, die sich in Tränen entlädt (V. 7), sowie um das ewige Verlangen nach dieser Liebe (V. 8). Wie stark diese Liebe jedoch tatsächlich ist, wird erst in den folgenden vier Versen dargebracht. So sei man in einer derart intensiven Liebesbeziehung eins mit dem Partner geworden, habe sich selbst in seinem Partner wiedergefunden und das Zusammenwachsen so durchdringend empfunden, dass die Grenze des Einzelnen nicht mehr zu spüren sei. Auf diese Weise erreiche man einen Zustand, der das Leben lebenswert macht, während ein Einzeldasein „Pein“(V. 12) erzeuge. Hier steht der Totalität der Liebe also der Totalität des Schmerzes gegenüber.
Die dritte Strophe geht wieder auf den Trennungsschmerz ein, der hier noch gesteigert wird, da nun nicht mehr nur von der tiefsten aller Wunden die Rede ist, sondern auch betont wird, dass selbst die Aussicht auf neue und andere Freuden keinen Trost spenden kann (V. 18 „Jene sind's doch nicht“). Es wird die Chance auf eine neue Liebe und auf Freude strikt abgelehnt. Der Trennungsschmerz wird als absolut und nicht heilbar dargestellt, genauso wie die vorherige Liebesbeziehung als absolut vernommen wurde. Wer durch die Trennung seine große Liebe verliert, der ist nicht mehr in der Lage Lebensfreude oder gar einen neuen Partner zu finden. Die Liebe wird als etwas Vollkommenes dargestellt, die nur mit einem einzigen Partner erlebt werden kann und nach dessen Verschwinden nie wieder möglich ist.
In der vierten Strophe wird das vorherige Liebesglück noch detaillierter beschrieben. Der Vers geht weiter auf die in der zweiten Strophe erwähnte Einheit der Liebenden ein, die aus „Geben“ „Nehmen“ (V. 20), „Suchen“ und „Finden“ (V. 22) und „Denken“ und „Empfinden“ (V. 23) besteht. Die Liebesbeziehung hat scheinbar wunderbar harmoniert, sodass sich die Liebenden gegenseitig ergänzen konnten. Jedoch bekommt der einsame Zurückgebliebene diese vergangenen Liebesfreuden nie wieder zurück (V. 24) und selbst ein Gott könnte daran nichts ändern (V.24).
Der Titel des Gedichts „Die eine Klage“ passt wunderbar zum vorliegenden Gedicht, da das gesamte Gedicht eine einzige Klage über den schmerzlichen Verlust eines geliebten Menschen darstellt.
Das vorliegende Gedicht „Die eine Klage“ kann der Epoche der Romantik zugeordnet werden, da es ein Bild der „romantischen Liebe“ zeichnet. Die Liebe wird als einzigartig und absolut dargestellt, sie alleine scheint dem lyrischen Ich ein Höchstmaß an persönlicher Erfüllung und Glück zu bieten. Die Vorstellung einer gar überirdischen Liebe, die eine Trennung überdauert und ein Leben lang anhält, ist typisch für die Epoche der Romantik. Hinzu kommt, dass die Romantik grundsätzlich von der Sehnsucht nach seelischer Erfüllung und dem Übernatürlichen geprägt war, was sich ebenfalls in dem hier dargestellten Bild von Liebe widerspiegelt.
In ihrem Gedicht „Die eine Klage“ beschreibt die Autorin die Hochgefühle, die mit einer glücklichen Liebe verbundenen sind, sowie den tiefen Schmerz, der mit einer Trennung zu dieser Liebe einhergeht. Auf diese Weise möchte die Autorin deutlich machen, dass die Liebe zwar wunderbar und erfüllend sein kann, doch nach einer Trennung zum Geliebten der Schmerz dagegen um so tiefer und belastender ist, sodass man es ein Leben lang nicht schafft, ihn ganz zu überwinden. Die Handlung des Gedichtes lässt sich durchaus auf die persönliche Situation von Günderrode übertragen. Es scheint, als habe sie im vorliegenden Gedicht ihre eigene Gefühlswelt beschrieben. Auch im realen Leben dominierten bei ihr vor allem Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Trauer. Nach der Trennung von ihrem Geliebten Creuzer rutschte sie in eine Depression und nahm sich schließlich auf theatralische Weise das Leben.
Mir gefällt das Gedicht persönlich sehr gut, da die Aussage des Gedichts dauerhaft aktuell und relevant bleibt. Auch heute gibt es noch Menschen, die zunächst Hochgefühle aufgrund einer starken Liebe empfinden, denen jedoch ganz plötzlich, aufgrund einer Trennung, wie dem lyrischen Ich der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Zwar hat sich heutzutage das Bild der Liebe etwas geändert, da es Menschen heute leichter haben einen neuen Partner zu finden, dennoch bleibt die Liebe die Liebe, die immer noch mit Schmerzen und Sehnsucht verbunden ist.
Im Folgenden werde ich das Gedicht „Die Luft riecht schon nach Schnee“ von Sarah Kirsch interpretieren, das ich im Anschluss mit dem Gedicht „Die eine Klage“ von Karoline von Günderode gegenüberstellen werde.
Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Die Luft riecht schon nach Schnee“ wurde 1977 von Sarah Kirsch veröffentlicht und thematisiert eine flüchtige Liebschaft, die lediglich einen Winter lang besteht.
Das Gedicht handelt von der schnelllebigen Beziehung eines Paares, das sich durch Zweisamkeit den Winter versüßen möchte. Dabei werden die erotischen Gefühle des Paares, der anschließende Bruch der Beziehung und der einbrechende Winter in Märchenton beschrieben.
Zunächst fallen viele Begriffe auf, die auf den Wintereinbruch hinweisen (V.1 „Schnee“, V.2 „Winter“ V.3 „steht vor der Tür“ usw.). Dieser wird nicht nur visuell, sondern auch mit dem Geruchssinn wahrgenommen (V.1 „Die Luft riecht schon nach Schnee“). Darüber hinaus lassen sich im Gedicht zahlreiche Enjambements finden, welche die Sinneinheiten der Sätze durch einen Zeilensprung brechen, wie z.B. (V.1 „... mein Geliebter“...V.2 „..Trägt langes Haar...“). Es tauchen zudem einige Personifikationen auf, wie z.B. der Winter, der vor der Tür steht (V.3), mit dem Windhundgespann eintrifft (V.4) und Eisblumen ans Fenster streut (V. 4). Auf diese Weise wirkt der Winter lebendig und geradezu märchenhaft. Die Autorin arbeitet außerdem mit verschiedenen Symbolen, die beim Leser Assoziationen hervorrufen. Bei den „Kohlen im Herd“, die im 5. Vers beschrieben werden, denkt man zum Beispiel automatisch an Gemütlichkeit und Wärme, während man mit dem „Windhundgespann“ aus Vers 4, Schnelligkeit, Kälte und etwas Winterliches assoziiert. Die anschließend auftauchende Hyperbel (V.6 „Du Schönster Schneeweißer“), weist im Märchenton auf eine irreale, von Gefühlen übermannte und rauschende Situation hin. Zwei Verse weiter sticht vor allem eine Metapher ins Auge (V.8 „Der Schlitten der nicht mehr hält“), die wie das Oxymoron in (V. 8-9 „Schnee fällt uns Mitten ins Herz, er glüht“) bei der anschließenden Analyse genauerer Betrachtung bedarf. Insgesamt fällt auf, dass dem Gedicht ein hypotaktischer Satzbau zu Grunde liegt, der das Lesen des Gedichtes etwas schwierig gestaltet. Dem aber nicht genug, lassen sich auch noch zahlreiche Inversionen finden, die ebenfalls für Irritation sorgen.
Das Gedicht weist zehn Verse unterschiedlicher Länge auf. Es sind weder ein Reimschema noch eine regelmäßiges Metrum zu erkennen, was einen einheitlichen Sprechrhythmus verhindert. Die Sätze des Gedichts erstrecken sich dabei über mehrere Verse und sind auf den ersten Blick in scheinbar unlogische Teile zerlegt. Bei genauer Betrachtung fällt allerdings auf, dass bestimmte Wörter am Ende und am Anfang jedes Verses auf diese Weise besondere Aufmerksamkeit bekommen.
Das lyrische Ich tritt gleich zu Beginn des Gedichtes in Erscheinung, indem es den Geliebten direkt anspricht (V.1 „Mein Geliebter“, V.2 „wirft uns“, V.6 „du Schönster Schneeweißer“). Beim lyrischen Ich handelt es sich vermutlich um eine Dame, die den Winter nicht alleine verbringen möchte und sich deshalb einer leidenschaftlichen Liebschaft hingibt.
Im ersten Vers wird zunächst der Titel wiederholt, der den Winter ankündigt und damit in die Situation einführt. Noch im gleichen Vers wird daraufhin beschrieben, wie sich das lyrische Ich leidenschaftlich an seinen Partner wendet (V.1-2 „mein Geliebter“).
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- Jacqueline van Straelen (Autor:in), 2016, Vergleich der Gedichte „Die eine Klage“ von Karoline von Günderode und „Der Schnee“ von Sarah Kirsch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/349778
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