Elfriede jelinek und der Sport – das ist eine ganz besondere Beziehung. Innig und voller Ablehnung. Und geprägt von einer distanzierten Faszination. Denn was Jelinek am Massenphänomen Sport kritisiert, das schreibt sie der Gesellschaft ins Buch. Ausgewählt hat Jelinek ein Motiv aus dem Sport, bei dem Masse das Grundprinzip ist. Der österreichische Bodybuilder Andreas Münzer starb Mitte der 90er Jahre an seinem Streben nach Muskelmasse. Von dieser individuellen Masse reflektiert Jelinek auf Zuschauermassen, dargestellt als Chöre. Damit vollzieht die Nobelpreisträgerin den Rückschluss auf den Ursprung des Sports – die Antike. Ist moderner Sport lediglich die per Chemie und Technologie pervertierte Zuspitzung des Grundgedankens von Wettkampf/Gewalt?
In dieser Arbeit wird nachgezeichnet, wie Jelinek das Thema Sport in der Moderne Stück für Stück seziert. Wortgewaltig und bildgewaltig. Bezüge auf Roland Barthes und Marieluise Fleißer zeigen unter anderem, dass Jelineks Kritik zwar nicht völlig neu, sehr wohl aber völlig neuartig formuliert ist.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Mythendestruktion: Jelinek und Barthes
2.1. Mythos Sport und Barthes’ Verhältnis zur Tour de France
2.2. „Ein Sportstück“ und der Mythos Sport
3. „Ein Sportstück“ im kulturellen und literarischen Kontext
3.1. „Ein Sportstück“ und das Thema Religion
3.1.1. Sport als Religionsersatz
3.1.2. „Info ohne Empfänger“
3.2. Verfall und Nabelschau: Jelinek, Kirchhoff, von Dueffel
3.3. Der Chemiebaukasten
3.3.1. Eine Geschichte des Dopings: „War Achill gedopt?“
3.3.2. Doping als Mythendestruktion
4. Männlichkeit vs. Weiblichkeit?
5. Schluß
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Nimmt man die Medien in ihrer Gesamtheit, dann ist der Sport wahrscheinlich das am intensivsten behandelte Thema unserer Zeit. Die angeblich schönste Nebensache der Welt scheint immer mehr zu einer Hauptsache zu werden und ihr Einfluß auf die Gesellschaft nimmt mittlerweile groteske Ausmaße an. So hat die deutsche Bevölkerung einen „Kaiser“ (Franz Beckenbauer), eine „Gräfin“ (Steffi Graf) und wenn von „Medienmogul“ Kirch die Rede ist, dann in erster Linie im Zusammenhang mit Übertragungsrechten von Sportereignissen (und wie die jüngste Diskussion zeigt spielt das Geld dort die Hauptrolle). Vorbei sind die Zeiten, in denen noch von einfacher Leibesertüchtigung gesprochen wurde und Sport mit Spiel gleichzusetzen war.
Daß dies in der Alpenrepublik Österreich nicht anders ist, bezeugt Elfriede Jelineks 1998 erschienenes Theaterstück „Ein Sportstück“, in dem sie den Sportfanatismus der heutigen Zeit thematisiert. Um die Figur des 1996 verstorbenen österreichischen Bodybuilders Andreas Münzer baut Jelinek eine Grundsatzkritik auf, indem sie vornehmlich Sportler aus dem eigenen Land als Beispiele heranzieht (etwa den Rennfahrer Gerhard Berger, den Tennisprofi Thomas Muster, den Ex-Bodybuilder Arnold Schwarzenegger oder den Skifahrer Hermann Meier). Sport wird hier in Bezug zu anderen Themen wie Krieg, Religion, Sexualität und Gesundheit (Thema Verfall) gesetzt. Interessant ist auch die Inszenierungsproblematik, insbesondere wenn man die monumental anmutende Aufführung am Wiener Burgtheater bedenkt, bei der Einar Schleef Regie führte. Elfriede Jelineks programmatischem Grundsatz „Ich will kein Theater – Ich will ein anderes Theater“[1] wurde mittels einer siebenstündigen Aufführung Rechnung getragen.
In seiner zentralen Rolle ist der Sport aber keineswegs nur Mittel zum Zweck einer allgemeinen Gesellschaftskritik. Er ermöglicht mit all seinen Assoziationsmöglichkeiten eine Bestandsaufnahme zur Situation, in der sich unsere Gesellschaft befindet, weil er nicht nur deren Symptome widerspiegelt, sondern in seiner heutigen Gestalt ein Produkt dieser Gesellschaftssituation ist.
Der Verweis auf Roland Barthes liegt nahe, der in der Mythisierung das Festhalten der „welt in ihrer unbeweglichkeit“[2] sah. Dies ist ein deutlicher Berührungspunkt der beiden Autoren, der in der Sekundärliteratur unter dem Thema „Mythendestruktion“ hervorgehoben wird. Auch der Sport wird zum Mythos, wobei er bei Jelinek durchweg negativ gesehen wird, bei Barthes jedoch auch positive Sichtweisen erkennbar sind.
Die Mythologie des Sports liegt im „Sportstück“ in eben jenem Themengeflecht aus Religion, Krieg, Sexualität und Körperverfall. Dieses Geflecht aufzulösen würde dem Sinn des Werks allerdings entgegenwirken, da zwischen den Themengebieten immer auch Querbeziehungen vorhanden sind. Man denke beispielsweise an Religionskriege, den körperlichen Verfall durch den Versuch der Annäherung an Schönheitsideale (um „sexy“ zu sein) oder sexuelle Gewalt. Verfall und Krieg oder Religion und Sexualität sind ohnehin nicht voneinander zu trennen. Da in der Realität keine klare Grenzziehung zwischen diesen Bereichen möglich ist, ist dies in seinem mythisierten Abbild ebenso wie in der literarischen Verarbeitung „Ein Sportstück“ nicht der Fall.
2. Mythendestruktion: Jelinek und Barthes
„Die Bedeutung der inhaltlichen Definitionen, die Roland Barthes dem Mythos gibt, für das gesamte Werk Jelineks und sein Verfahren der Mythendestruktion kann gar nicht überschätzt werden“[3] heißt es bei Marlies Janz. Die Nähe zu Barthes verwundert schon deshalb nicht, weil er mit Werken wie „Die Sprache der Mode“ und „Mythen des Alltags“ die gesellschaftliche Alltags-Realität thematisiert und ihre Mythisierung zu entlarven sucht. Der schon angesprochene Zweck des Mythos „die welt in ihrer unbeweglichkeit zu halten“ wird zunächst noch weitgehend wertfrei dargestellt. Die Definition seiner Gestaltung und seiner Inhalte beginnt mit einer Verallgemeinerung:
„da der Mythos eine Aussage ist, kann alles, wovon ein Diskurs Rechenschaft ablegen kann, Mythos werden. Der Mythos wird nicht durch das Objekt seiner Botschaft definiert, sondern durch die Art und Weise, wie er diese ausspricht. Es gibt formale Grenzen des Mythos, aber keine inhaltlichen.“[4]
Das Objekt der Botschaft bezeichnet das Mythisierte, das konkrete, ursprüngliche Ereignis, von dem berichtet wird. Barthes unterscheidet zwischen Objektsprache und Metasprache. Während sich die Objektsprache (der Diskurs bezüglich des ursprünglichen Ereignisses) noch im linguistischen Sinne in signifiant und signifié unterteilen läßt, also in ein Bezeichnendes, dem ein Bezeichnetes zugeordnet wird, stellt in der Metasprache dieses signifiant/signifié-Gebilde (das Zeichen) ein neues Bezeichnendes dar, dessen Bezeichnetes nicht mehr der Linguistik angehört. Diese neuentstandene signifiant/signifié-Einheit stellt dann das Zeichen in der Metasprache dar, die eigentliche Aussage des Mythos. Der Mythos bedient sich also der Linguistik als Grundlage, um ein eigenes semiologisches System zu errichten.
Weiterhin heißt es in den „Mythen des Alltags“: „Der Mythos ist ein Wert, er hat nicht die Wahrheit als Sicherung; nichts hindert ihn, ein fortwährendes Alibi zu sein.“[5] Sinn (Aussage des Mythos) und Form (Art und Weise der Äußerung oder Gestalt des Mythos) machen den Mythos zu einem doppelten System, dessen Alibi-Charakter (die Möglichkeit eines Anderswo[6] ) das Zusammenfallen der Objektebene mit der Metaebene verhindert. Daher ist die Werthaftigkeit des Mythos von vornherein über die Erwägung seiner Wahrheit erhaben. Was auf der Formebene zum Ausdruck gebracht wird, findet seinen Wert auf der Sinnebene. Die beiden Seiten des Mythos belegen seine Gültigkeit, nicht die Frage nach der Wahrheit einer der beiden Seiten:
„der Sinn ist immer da, um die Form präsent zu machen, die Form ist immer da, um den Sinn zu entfernen. Es gibt niemals einen Widerspruch, einen Konflikt, einen Riß zwischen dem Sinn und der Form, sie befinden sich niemals an demselben Punkt.“[7]
An dieser Stelle kommt nach allgemeinen Wertvorstellungen erstmals die Annahme auf, daß die Mythisierung der Welt nicht notwendigerweise etwas „Gutes“ bedeuten muß. Wenn die Frage nach der Wahrheit einer Aussage durch ein inneres Bezugssystem zweier Teile eines Ganzen umgangen wird, meldet sich das alltägliche Rechtsbewußtsein und der Mythos wird fortan kritisch betrachtet. Roland Barthes enthält sich einer moralischen Betrachtungsweise zunächst noch, aber spätestens in den Abschnitten „Der linke Mythos“ und „Der rechte Mythos“ (S. 134-147) wird auch bei ihm eine kritische Haltung deutlich.
Der anscheinend willkürliche Übergang von der Objekt- zur Metasprache wird sowohl bei Jelinek als auch bei Barthes als Übergang vom Sinn zur Form (der dann ein anderer Sinn zugeordnet wird) verstanden „bei dem das Bild jedes Wissen um gesellschaftliche und politische Zusammenhänge verliert“.[8] Jelinek schreibt die Objektsprache den „Unterdrückten“ zu und die Metasprache den „Unterdrückern“[9]. Dementsprechend sind es die Unterdrücker, die die Welt in ihrem Zustand verharren lassen wollen, indem sie Mythen erschaffen. Dies geht aus einer Theorie Roland Barthes’ hervor, die sie in ihrem Essay „Die endlose Unschuldigkeit“ (1970) so beschrieb:
„der unterdrückte macht die welt er besitzt die aktiv politische sprache (transitiv) der unterdrücker konserviert sie seine aussage ist der mütos (gestenhaft allgemein intransitiv)“[10]
Die Aufgabe der Mythendestruktion besteht darin, die Metasprache auf ihren Ursprung, die Objektsprache, zurückzuführen und damit die politische, historische und gesellschaftliche Bedeutung quasi zu re-injizieren, um den Stillstand aufzuheben. „Die zum Klischee und Stereotyp erstarrte Wirklichkeit“[11] soll wieder geöffnet werden. Besonders wichtig ist dabei, die Sinnentleerung durch die Mythisierung umzukehren, wodurch sie laut Marlies Janz
„einen neuen, nun aber nicht mehr ‚natürlichen’, sondern einen „künstlichen“ Mythos (Barthes, 1964, S. 121); das heißt ein artifizielles Bild, in dem das Leben des Mythos zum Stillstand gebracht worden ist“[12]
Gleiches wird also mit Gleichem vergolten und so wie die Metasprache die Realität erstarren lassen sollte wird durch die Umkehr dieses Prozesses die Realität des Mythos zum Erstarren gebracht. Es kommt so allerdings nicht zur Erklärung einer ultimativen Lebensweisheit. Der artifizielle Mythos deckt die Erstarrung der Realität zwar auf, er ist seinerseits aber auch wieder nur Mythos und kann eher als „schlechtes Beispiel“ dienen.
2.1. Mythos Sport und Barthes’ Verhältnis zur Tour de France
Neben den Übereinstimmenden Sichtweisen der Mythendestruktion ist ein weiterer Berührungspunkt zwischen Barthes und Jelinek die Thematisierung des Sports. Für Jelinek ist er so etwas wie der liebste Feind und auch bei Roland Barthes weisen Titel wie „Die Welt in der man Catcht“ (In: Sport-Eros-Tod“), „Billy Graham im Velodrome d’Hiver“ (In: „Mythen des Alltags“) und „Die Tour de France als Epos“ (In: „Sport-Eros-Tod“) auf den Stellenwert hin, den die Auseinandersetzung mit diesem Gebiet für ihn hatte.
Vom Mythos Sport kann man ohne weiteres sprechen, allein wenn man seine Rolle für das Nationalverständnis vieler Menschen bedenkt. Es ist nicht nur die deutsche Nationalmannschaft, die spielt, es sind „unsere“ und genauso gewinnt nicht nur Jan Ullrich die Tour de France, er ist „der Deutsche bei der Tour“. Diese von der Medienwelt inszenierte Projektion der „Nation“ auf ein triviales Sportereignis wie ein Fußball-Länderspiel, ein Radrennen oder die Formel 1 (man denke nur an die Bedeutung der Schumacher-Brüder und der „Silberpfeile“) bedeutet den Übergang von der Objektsprache (der Berichterstattung von den Ereignissen) zur Metasprache, der den Mythos entstehen läßt. Der Stillstand der Realität liegt dementsprechend in der Tatsache, daß nicht der Sport allein zählt, sondern daß eine ganze Bedeutungskette an das eigentlich Triviale geknüpft wird, so wie bei der Ein Beispiel für den Mythos Sport ist die Berichterstattung von Fußballspielen zwischen Deutschland und Frankreich. Dabei wird immer wieder die Thematik der politisch-historischen Beziehungen beider Länder zitiert, die mit dem Geschehen auf dem Platz jedoch herzlich wenig zu tun hat. Bedeutungsüberfrachtung wird so zur Sinnentleerung, die der Transfer vom Sinn (Objektsprache, hier also ein Fußballspiel) zur Form (Metasprache, hier dem Aufeinandertreffen der historischen Nationen Frankreich und Deutschland) erzeugt. In diesem Zusammenhang ist es jedoch gerade das Wissen um politische Zusammenhänge, daß zur Mythisierung führt, allerdings wird es Zweckentfremdet und so zu einer Art „Pseudowissen“.
An dieser Stelle setzt der Mythologe (Barthes’ Bezeichnung des „Mythendestrukteurs“) an um den Mythos eines Sportereignisses zu Zerlegen und die Objekt- von der Metasprache zu trennen. Dem Fußballspiel soll der ursprüngliche Sinn zurückgegeben werden oder es soll dieser Sinn zumindest erkennbar werden unter der Decke der Stereotype und Klischees. Dies erinnert an Gumbrechts Theorie von der „Produktion von Präsenz“[13]. Darin behauptet Gumbrecht, daß der Sport in einer Art Epiphanie selbst Bedeutung erzeugt und eben nicht auf etwas anderes verweist. Er führt das Beispiel des Abendmahls der katholischen Kirche an, bei dem durch ein Ritual Christus tatsächlich präsent wird. Im Unterschied zum signifiant/signifié-Prinzip, in dem durch ein Zeichen ein Bezeichnendes (Brot und Wein) einem Bezeichneten (Jesu Leib und Blut) zugeordnet wird, beschreibt der Christliche Glaube hier ein tatsächliches Präsentwerden Christi. Bleibt man bei dieser Theorie, dann ist der Sport Bedeutung seiner selbst. Alles, was darüber hinausgeht, ist Mythos.
Bei Roland Barthes stellt der Text „Die Tour de France als Epos“ nur scheinbar eine Ausnahme dar. Was zunächst nach Heroisierung und vor allem Mythisierung der Radrennfahrer klingt löst Barthes zum Schluß des Aufsatzes auf: „Was in der Tour verdorben ist, ist die Basis, die ökonomischen Motive, der letztliche Profit der Prüfung, der Generator ideologischer Alibis.“[14] Nachdem Barthes zuvor anscheinend die Rundfahrt und ihre Fahrer mit Assoziationen überfrachtet hatte, entlarvt er eben diesen Vorgang, der auf der öffentlichen Meinung basierte, als Sinnentleerung. Der „Profit der Prüfung“ fehlt und damit kann sich auch die Tour de France letztlich nicht aus der Masse der Mythen abheben und nur auf sich selbst reflektiert überhaupt einen Sinn ergeben.
So beeindruckend dieses Spektakel auch sein mag („Dennoch ist die Tour ein faszinierendes nationales Ereignis“[15] ), sie ist doch nur ein triviales Schauspiel, daß zwar einem Epos gleichkommt, aber eben nur im sportlichen Sinn. Darüber hinaus bedeutet sie nicht oder sollte zumindest nichts bedeuten. Mythendestruktion zielt darauf hin, dies dem Leser zu vermitteln und dementsprechend ein Bewußtsein dafür zu schaffen, einem Ereignis den es zustehenden Rahmen zuzuordnen.
2.2. „Ein Sportstück“ und der Mythos Sport
Auch Elfriede Jelinek gebraucht den Sport als ein „auf etwas anderes Verweisendes“. Aber es handelt sich im „Sportstück“ gerade um die Destruktion des Mythos und somit um die oben beschriebene „artifizielle“ Mythisierung.
Daher ist Sport auch nicht Mittel zum Zweck, sondern das konkret zu behandelnde Thema; er existiert auf der Ebene der Objektsprache, da er von der Metasprache des natürlichen Mythos zurückgeführt worden ist. Der Analogie zufolge handelt es sich dabei natürlich wiederum um die Metasprache des „artifiziellen Mythos“. Wenn also Elfriede Jelinek Sport auf Krieg, Religion etc. bezieht, tut sie dies nicht um des Mythos willen, sondern um gerade die unkritische Bezugnahme auf solche Themen durch die Medien zu beleuchten, da dadurch der „natürliche“ Mythos Sport erst entstehen konnte.
Der Vorgang der Mythisierung wird in den zahlreichen Wortspielen im „Sportstück“ karikiert. So heißt es etwa:
„wie in einer einförmigen olympischen Flamme, die den Geist nicht finden kann, weil es immer noch finster ist und die Scheinwerfer vom Fernsehn noch nicht aufgebaut worden sind. Moment, das Fernsehn kommt aber gleich.“[16]
An dieser Stelle wird der olympische Geist in Abhängigkeit zur Fernsehübertragung gesetzt, also zum Profit, der dadurch gewährleistet ist. Dies entlarvt den modernen Sport als ein riesiges Wirtschaftsunternehmen, daß Sportler, Funktionäre, Sponsoren und Medien miteinander verbindet. Erst wenn alle Teilhaber dieses Unternehmens gleichsam am Tisch sitzen, wird man aktiv. Solange also das „Fernsehn“ noch nicht da ist, wird auch das Wirtschaftsprojekt Olympische Spiele nicht abgewickelt werden.
Wenn Jelinek von „Gail Pallas Athene Devers“[17] spricht, setzte sie den modernen Sport auf geradezu groteske Weise in Verbindung zum antiken Griechenland, der Geburtsstätte des olympischen Gedankens. Daß diese Sportlerin aufgrund ihrer Hormonkonstellation „schon fast gar keine Frau“[18] mehr ist, richtet den Blick auf einen weiteren Aspekt des „Sportstücks“: das Thema Doping. Dieses Phänomen hängt natürlich auch wieder mit dem Medieneinfluß zusammen, denn durch ihn gibt es im Sport erst viel Geld zu verdienen, wodurch sich wiederum der Betrug mit Leistungssteigernden Mitteln rentiert.
[...]
[1] Haß, Ulrike. „Grausige Bilder. Große Musik“. In: Arnold, Heinz Ludwig. „Text+Kritik. Elfriede Jelinek“. München, 1993. S. 21
[2] Janz, Marlies. „Sammlung Metzler. Elfirede Jelinek“. Stuttgart, 1995. S. 9
[3] Janz, Marlies. „Sammlung Metzler. Elfriede Jelinek“. Stuttgart, 1995. S. 9
[4] Barthes, Roland. „Mythen des Alltags“. Frankfurt a.M., 1964. S. 85
[5] ebenda. S. 104
[6] ebenda. S. 104
[7] ebenda. S.104/105
[8] Janz, Marlies. „Sammlung Metzler. Elfriede Jelinek.“ Stuttgart, 1995. S. 12
[9] ebenda. S. 10/11
[10] ebenda. S. 11
[11] ebenda. S. 13
[12] ebenda. S.14
[13] Gumbrecht, Hans-Ullrich. „Die Schönheit des Mannschaftssports“. In: Vattimo, Gianni und Wolfgang Welsch (Hrsg.). „Medien-Welten Wirklichkeiten.“ München, 1998. S. 208-211
[14] Barthes, Roland. „Die Tour de France als Epos“. In: „Sport-Eros-Tod.“. S. 33
[15] ebenda. S. 33
[16] Jelinek, Elfriede. „Ein Sportstück“. Hamburg, 1998. S. 34
[17] ebenda. S. 35
[18] ebenda. S. 35
- Citation du texte
- Guido Scholl (Auteur), 2002, Mythos Sport in Elfriede Jelineks 'Ein Sportstück', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34934
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