Nach Paul Watzlawick (Watzlawick, Beavin, Jackson 1996, Seite 51) kann man nicht nicht kommunizieren, aber es gibt Menschen, denen die Fähigkeit, mit anderen Menschen fühlend verbunden zu sein, auf besondere Art und Weise nicht möglich ist.
Sie leiden unter dem, was in der Alltagssprache als „autistisch“ bezeichnet wird. Ausgehend von dem Gedanken, dass eine solche auf den sozialen Kontakt und die Empathie mit anderen Menschen bezogene Auffälligkeit auf Ablehnung der Umwelt stößt, möchte ich die These aufstellen, dass Aufklärung und Kenntnis über die Krankheit ein Schritt zu mehr Verständnisse und Integration sein kann. Walther (1999) schreibt zum Wissenstand über diese Krankheit: "Die Früherkennung gestaltet sich für viele Eltern schwierig, da das autistische Phänomen aufgrund seiner Seltenheit in der Allgemeinbevölkerung noch relativ unbekannt ist" (Walther 1999, Seite 13).
Zusätzlicher Handlungsbedarf in bezug auf eine Aufklärung über das Symptommuster Autismus findet seine Begründung darin, dass Kinder bei zunehmenden Ein-Kind-
Familien häufig erst im Vorschulbereich im Kindergarten Kontakte zu anderen Kindern finden oder Eltern einen Vergleich zu anderen Kindern erleben. Leitende These meiner Arbeit ist, dass ein Wissen über die Symptommuster der „autistischen Störung“ für im pädagogischen Bereich arbeitende Menschen wichtig ist, um den autistisch Behinderten und ihrem familiären Umfeld gerade am Anfang eines Lebensweges zum Beispiel im Vorschulbereich eine heilpädagogische Hilfe zu geben, mögliche autistische Kontaktstörungen zu erkennen und Kinder mit autistischen Zügen in einer heilpädagogischen Betreuung zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Definitionen und Begriffsbestimmungen:
2.1 Kanner-Syndrom
2.2 Asperger-Syndrom
2.3 Zusammenfassender Vergleich von Kanner-Syndrom und Asperger-Syndrom
2.4. Weitere Ansätze
2.5 Zusammenfassung der Hauptsymptome autistischer Störung
3. Historiogenese der Erforschung
4. Diskussion der Ursachen. Unsicherheiten der Ursachen
5. Psychologische Erklärung:
5.1 Kognitive Theorie nach Baron-Cohen (1985)
5.1.1 Theory of Mind
5.1.2 Wahrnehmungsstörung
5. 2 Handlungstheoretisches Modell
6. Bedeutung für den Umgang mit autistischen Kindern
6.1 Kommunikationshilfen
6.3 Die Rolle der Beobachtung
6.4 Veränderungsangst
7. Bedeutung des Spielens
8. Ausblick
9.Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Nach Paul Watzlawick (Watzlawick, Beavin, Jackson 1996, Seite 51) kann man nicht nicht kommunizieren, aber es gibt Menschen, denen die Fähigkeit, mit anderen Menschen fühlend verbunden zu sein, auf besondere Art und Weise nicht möglich ist.
Sie leiden unter dem, was in der Alltagssprache als „autistisch“ bezeichnet wird.
Ausgehend von dem Gedanken, dass eine solche auf den sozialen Kontakt und die Empathie mit anderen Menschen bezogene Auffälligkeit auf Ablehnung der Umwelt stößt, möchte ich die These aufstellen, dass Aufklärung und Kenntnis über die Krankheit ein Schritt zu mehr Verständnisse und Integration sein kann.
Walther (1999) schreibt zum Wissenstand über diese Krankheit: "Die Früherkennung gestaltet sich für viele Eltern schwierig, da das autistische Phänomen aufgrund seiner Seltenheit in der Allgemeinbevölkerung noch relativ unbekannt ist" (Walther 1999, Seite 13).
Zusätzlicher Handlungsbedarf in bezug auf eine Aufklärung über das Symptommuster Autismus findet seine Begründung darin, dass Kinder bei zunehmenden Ein-Kind-Familien häufig erst im Vorschulbereich im Kindergarten Kontakte zu anderen Kindern finden oder Eltern einen Vergleich zu anderen Kindern erleben.
Leitende These meiner Arbeit ist, dass ein Wissen über die Symptommuster der „autistischen Störung“ für im pädagogischen Bereich arbeitende Menschen wichtig ist, um den autistisch Behinderten und ihrem familiären Umfeld gerade am Anfang eines Lebensweges zum Beispiel im Vorschulbereich eine heilpädagogische Hilfe zu geben, mögliche autistische Kontaktstörungen zu erkennen und Kinder mit autistischen Zügen in einer heilpädagogischen Betreuung zu fördern.
Die Vorschuleinrichtung ist dabei ein wichtiger Bereich und eine Chance zur wohnortnahen Hilfe für Betroffene. Dabei ist es von Anfang an auch wichtig, die Grenzen zu erkennen: Wilker (1989) schreibt dazu: "Das Therapieziel bei der Behandlung des frühkindlichen Autismus ist nicht "Heilung", denn man kann derzeit nicht erwarten, daß durch irgendeine wie auch immer geartete Therapieform der "Frühkindliche Autismus" geheilt werden kann" (Wilker 1989, Seite 34).
Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt deshalb darauf, neben der Beschreibung der Symptommuster den Umgang mit autistischen Störungen zu beschreiben, um daraus heilpädagogische Handlungsmuster abzuleiten.
Die Zielsetzung meiner Arbeit ist es, die sozialen Schwierigkeiten von Kindern mit Autismus zu beschreiben und wie sie in soziales Geschehen integriert werden können.
1.1. Aufbau der Arbeit
Der Aufbau meiner Arbeit setzt sich nach der Einleitung mit den Definitionen und Begriffsbestimmungen auseinander. Dabei ist es mir wichtig, auch die verschiedenen Arten von „Autismus“ zu beschreiben, da es verschiedene Ausprägungsformen gibt.
Die Abgrenzungen der verschiedenen Zustände von „Autismus“ führen in die Geschichte der Erforschung dieses Krankheitsbildes. Deshalb beschreibe ich anschließend die wichtigsten Schritte der Historiogenese.
Im darauffolgenden Gliederungspunkt greife ich die Frage nach der Epidemiologie, den Ursachen dieser rätselhaften Krankheit auf. Aus der Vielzahl von Erklärungsmodellen über Autismus werde ich die “Theory of Mind“ von Baron-Cohen (1985) darstellen, da sie entsprechend der oben beschriebenen Zielsetzung Verständnisshilfe für autistische Kinder bietet.
Nach dieser Darstellung werde ich Hilfsangebote für den Vorschulbereich beschreiben.
Dabei werde ich im Schwerpunkt auf die Bedeutung des Spielens von autistischen Kindern eingehen.
Beyer und Gammeltoft (2002) haben die Spielfähigkeit von autistischen Kindern untersucht und festgestellt: "Die Entwicklung des Spielens hat viele Verbindungen zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit autistischer Kinder, um die wir uns viele Jahre bemüht haben" (Beyer, Gammeltoft 2002, Seite 12).
Mir ist der Aspekt der Problemstellung wichtig, in wie weit das Wissen von Ursachen auch Möglichkeiten zur Behandlung einschließen kann. Es geht mir dabei um die Frage, ob bei einem rechtzeitigen Erkennen autistischer Störungen den Betroffenen bei ihrer Behinderung besser geholfen werden kann. Meine Arbeit schließt mit einem Ausblick auf ein verändertes Miteinander durch eine neue, ökosystemische Sicht von Menschen mit autistischer „Behinderung“.
2. Definitionen und Begriffsbestimmungen:
Autismus ist ein Sammelbegriff für verschiedene Ausprägungen einer schweren Behinderung.
Nach dem Klinischen Wörterbuch „Pschyrembel“ (1994) ist Autismus „eine Kontaktstörung mit Rückzug auf die eigene Vorstellungs- und Gedankenwelt u.Isolation von der Umwelt“ (Pschyrembel 1994, Seite 142). Autismus ist etymologisch ein Wort mit seinen Wurzeln aus dem Griechischen. Es bedeutet in der Übersetzung „auf sich bezogen sein“. Walther (Walther 1999) weist auf die Begriffsverwirrung in der Fachwelt hin. So schreibt er: „Auf internationaler Ebene gibt es bis heute kein begriffliches Einvernehmen“ (Walther 1999, Seite 24). Das heißt, dass es ein weltweit unterschiedliches Begriffsverständnis darüber gibt, was Autismus ist.
Der Begriff des Autismus hat jedenfalls schon in seiner über 50 jährigen Geschichte viele Veränderungen erfahren. Darauf weist ebenfalls Walther hin. Er bemerkt dazu kritisch: „Seit der Entdeckung von Bleuler, der mit Autismus die Selbstbezogenheit bei schizophrenen Patienten bezeichnete, hat sich der Begriff gewandelt und ausgeweitet, dass er sein Existenzrecht zu verlieren droht“ (Walther 1999, Seite 290). Bleuler selbst charakterisiert Autismus im Jahre 1911 wie folgt: „Diese Loslösung von der Wirklichkeit zusammen mit dem relativen Überwiegen des Innenlebens nennen wir Autismus“ (Bosch, 1962, Seite 45, in Walther 1999, Seite 19).
2.1 Kanner-Syndrom
Zu den klassischen Darstellungen des Symptommuster Autismus im klinischen-medizinischen Bereich gehören die Beschreibungen von Kanner (1943) und Asperger ( 1944). Das Kanner Syndrom, erstmals beschrieben von L. Kanner 1943, beschreibt das Klinische Wörterbuch „Pschyrembel“ (Pschyrembel 1994) als synonym mit dem, was als „frühkindlicher Autismus“ diagnostiziert wird (Pschyrembel 1994, Seite 142). Dort steht als Erklärung: “Form des Autismus, die sich meist vor dem 3.Lj. u. a. mit Entwicklungsrückstand, Stereotypien, Kontaktstörungen u. verzögerter Sprachentwicklung * manifestiert u. evtl. mit e. Intelligenzdefekt einhergeht;...“.
Nach dem Klassifikationssystem ICD 10 und dem DSM –IV gibt es „vier Kernmerkmale“ des frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom), (Remschmidt 2002, Seite 16).
Diese Kernmerkmale sind die „Beeinträchtigungen wechselseitiger sozialer Aktionen“, die „qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation“, dann „eingeschränkte Interessen und stereotype Verhaltensmuster“ und „Beginn vor dem dritten Lebensalter“ ( Remschmidt 2002 Seite 16). Theunissen (2003) fasst die allgemeinen Besonderheiten des autistischen Syndroms nach Kanner zusammen, indem er vier Kennzeichen aufzählt: "Als charakteristische Merkmale aller von Kanner beschriebenen Kinder gelten das Fehlen eines sozialen Kontaktes, das Festhalten an immer gleichen Handlungen und Handlungsabläufen, die Faszination an Objekten und Mutismus bzw. Sprachauffälligkeiten, die vermuten lassen, dass diese Form der Sprache nicht der sozialen Interaktion dient(...)" (Theunissen 2003, Seite 124). In der Diskussion, in wie weit Autismus im Sinne Kanners eine Form frühkindlicher Schizophrenie darstellt, grenzt Rödler (1983) die diagnostische Zuordnung gegen die von Bleuler (s.o.) ab. Rödler (1983) schreibt zum frühkindlichen Autismus: "Während Bleuler diesen Begriff noch adjektivistisch für die Beschreibung eines bei der Schizophreniediagnose wichtigen Verhaltens beschreibt, führt Kanner mit dem ´early infantile Autism´ ein psychosenahes Krankheitsbild, wenn nicht eine Form frühkindlicher Schizophrenie ein (220)“ (Rödler 1983, Seite 147).
2.2 Asperger-Syndrom
In Abgrenzung zu diesem „Frühkindlichen Autismus“ muss davon das „Asperger-Syndrom“ (frühkindliche Persönlichkeitsstörung) unterschieden werden. Die Unterschiede liegen vor allem in vier Bereichen. Diese sind unterschiedlicher Krankheitsbeginn, Unterschiede im sprachlichen und im intellektuellen Bereich und Auftreten motorischer Besonderheiten ( Remschmidt 2002, Seite 22). So entwickelt sich das Asperger –Syndrom erst ab dem dritten Lebensjahr, auffällig ist der sehr frühe Sprachbeginn. Es entwickelt sich auch eine grammatikalisch und stilistisch anspruchsvolle Sprache. Jedoch ist dabei die kommunikative Ausrichtung der Sprachbenutzung gestört und die Kinder benutzen ihre sprachlichen Fähigkeiten hauptsächlich in einer Art „Spontanrede“ (Remschmidt 2002, Seite 23).
Die auffällige Motorik ist meist durch grob- und feinmotorische Störungen gekennzeichnet (Remschmidt 2002, Seite 23).
Zur Abgrenzung des autistischen Symptommusters von Kanner gegen das zeitgleich von Asperger beschriebene autistische Asperger-Syndrom weist Rödler (Rödler 1983) auf die breite Unterschiedlichkeit zwischen beiden Formen hin: "Beachtet man den Unterschied zwischen den von Kanner und Asperger beschriebenen Autismusformen, wird deutlich, wie sehr die Diagnostik ausgeweitet werden muß, um diese beiden Gruppen zusammenzufassen(221)" (Rödler 1983, Seite 148). Sind hier die Unterschiede angesprochen, so weist Walther (Walther 1999) auf das hin, was beide Ausprägungen gemeinsam ist. So ist sowohl bei dem Kanner-Syndrom als auch bei dem Asperger-Syndrom die Beziehungs- und Kontaktgestaltung zur Außenwelt betroffen: "Bei beiden Zustandsbildern ist die soziale Interaktion in gleicher Form qualitativ beeinträchtigt" (Walther 1999, Seite 27). Theunissen (2003) betont die eingeschränkten sozialen Fähigkeiten, die besonders bei Asperger zu beobachten sind: "Die Beschreibungen von Asperger beziehen sich vor allem auf die Beeinträchtigung des sozialen Austauschs (...) ..." (Theunissen 2003, Seite 124). In der ontogenetischen Entwicklung der autistischen Kinder entwickeln und verändern sich beide klassischen autistischen Symptommuster bis in das Erwachsenenalter. Wilker (Wilker 1989) merkt dazu an: "Die mit dem ersten Symptombereich-dem KANNERschen Symptom des Beharrens auf Unveränderlichkeit, Widerstand gegen Wechsel und zwanghafte, rituelle Phänomene- verbundenen Kennzeichen sind Veränderungen innerhalb der Entwicklung der jeweiligen Kinder unterworfen". (Wilker 1989, Seite 8).
2.3 Zusammenfassender Vergleich von Kanner-Syndrom und Asperger-Syndrom
Zum Vergleich von frühkindlichem Autismus und Autistischer Psychopathie im Sinne Aspergers findet sich eine Zusammenfassung in Remschmidt (1984) Seite 267:Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus dieser Zusammenstellung wir deutlich, dass dem Vorschulbereich mit den Kindern ab dem 3.Lebensjahr beim Erkennen eines Kindes mit autistischen Zügen nach dem Asperger-Syndrom eine wichtige Verantwortung zukommt.
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- Citation du texte
- Katharina Tiedeken (Auteur), 2004, Autismus unter differentialätiologischer Betrachtung: Erklärungsmodelle des Symptommusters 'Autistische Störung'., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34773
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